Mittwoch, 28. Dezember 2016

DIMDI veröffentlicht amtliche ATC-Klassifikation mit DDD für 2017

Die Anatomisch-therapeutisch chemische Klassi kation mit Tagesdosen (ATC-Klassifikatin mit DDD) in der amtlichen Fassung für Deutschland für das Jahr 2017 kann bei DIMDI heruntergeladen werden: http://www.dimdi.de/dynamic/de/klassi/downloadcenter/atcddd/version2017/

Grundlage für die amtliche Fassung ist die internationale ATC/DDD-Klassifikation der WHO. Diese wird ebenfalls einmal jährlich aktualisiert. Um dem deutschen Arzneimittelmarkt gerecht zu werden, wird sie jährlich an die Besonderheiten der Versorgungssituation in Deutschland angepasst. Dazu dient ein transparentes, regelgebundenes Verfahren. Das DIMDI gibt die ATC-Klassifikation im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit heraus.

Die Klassifikation erlaubt es, Tagestherapiekosten von Arzneimitteln anzugeben und zu vergleichen. Das ermöglichen die DDD-Angaben, die einzelnen Wirkstoffen zugeordnet werden. Gesetzliche Grundlage hierfür bildet § 73 Abs. 8 Satz 5 im Fünften Buch Sozialgesetzbuch (SGB V). Die DDD-Angaben beruhen auf der angenommenen mittleren täglichen Erhaltungsdosis für die Hauptindikation eines Wirkstoffes bei Erwachsenen. Sie entsprechen daher nicht zwangsläufig der im Einzelfall angewendeten Dosierung eines Arzneimittels. Gleiches gilt für die auf dieser Basis errechneten Tagestherapiekosten.
Die aktuelle amtliche deutsche ATC/DDD-Klassifikation mit DDD und ihre Vorversionen sind online beim DIMDI als PDF-Datei zugänglich. Eine maschinenlesbare Fassung im Excel-Format gibt es auf den Webseiten des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

Quelle:
Pressemitteilung des DIMDI vom 28. Dezember 2016

Dienstag, 27. Dezember 2016

Wie eine negative Studie plötzlich positiv wird

"Hilfe nach Zeckenbiss: Neues Antibiotika-Gel gegen Borreliose", so der Titel einer Pressemeldung des Centrums für Reisemedizin (CRM). Weiter heißt es: "Eine internationale Studie hat nun gezeigt, dass ein Antibiotika-Gel auf Basis von Azithromycin, einem Antibiotikum mit antibakteriellen Eigenschaften, die Entwicklung einer Lyme-Borreliose verhindern kann.".
Die Studie wurde in Lancet Infectious Diseases online am 19. Dezember publiziert. Guckt man sich die Originalarbeit an, sieht die Sache jedoch ganz anders aus. Die österreichisch-deutsche Studie musste wegen Wirkungslosigkeit des Antibiotika-Gels vorzeitig abgebrochen werden!
"The trial was stopped early because an improvement in the primary endpoint in the group receiving azithromycin was not reached. At 8 weeks, 11 (2%) of 505 in the azithromycin group and 11 (2%) of 490 in the placebo group had treatment failure (odds ratio 0·97, 95% CI 0·42–2·26, p=0·47)." (Zitat aus dem Studien-Abstract)
Nur in einer Post-hoc-Subgruppenanalyse konnte ein Effekt von Azithromycin-Gel gesehen werden. Aber das ist nicht beweisend, wie die Autoren selbst schreiben:
" Although the results of this analysis suggested some preventive efficacy with topical azithromycin, it was not sufficiently powered to prove superiority over placebo in preventing Lyme borreliosis, and residual bias cannot be excluded. Therefore, our data are deemed to be exploratory and need to be confirmed in sufficiently powered future studies with restricted clinical primary outcome measures.
Topical treatment with 10% azithromycin did not lead to prevention of erythema migrans,  seroconversion, or both, 8 weeks after a tick bite when compared with placebo"

In der CRM-Pressemitteilung liest sich das so: "Bei den Patienten, die mit dem Gel behandelt wurden, entwickelte keiner eine Lyme-Borreliose. In der Kontrollgruppe traten hingegen sieben Borreliose-Fälle auf", fasst Professor Jelinek die Ergebnisse zusammen. "Das Antibiotika-Gel scheint die Borreliose-Bakterien abzutöten."
Nur der Satz "Für einen möglichen klinischen Einsatz des Gels müsse aber noch eine Belegstudie folgen", weist den sehr aufmerksamen Leser der Pressemitteilung darauf hin, dass diese Aussagen möglicherweise mit Vorsicht zu genießen sind.

Meine Meinung hierzu: Die Pressemeldung des CRM führt den Leser dreist in die Irre. Unklar ist, warum sich das CRM für so eine Falschmeldung hergibt.

Quelle:
Schwameis, M., Kündig, TM. , Huber, G., et al. Topical azithromycin treatment for the prevention of Lyme disease: Results from randomised, placebo-controlled clinical trials. Lancet Infect Dis. 2016. online first, doi: http://dx.doi.org/10.1016/S1473-3099(16)30529-1
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Mittwoch, 21. Dezember 2016

Bulletin zur Arzneimittelsicherheit Ausgabe 4/2016 erschienen

Das "Bulletin zur Arzneimittelsicherheit – Informationen aus BfArM und PEI" informiert aus beiden Bundesoberbehörden über aktuelle Aspekte der Risikobewertung von Arzneimitteln.
Themen der Ausgabe vom Dezember 2016 sind u. a.:

  •     Weißdorn – neue Bewertung durch den Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel
  •     Der wissenschaftliche Kenntnisstand zu Ginkgoblättern (Ginkgo biloba L., folium) und Zubereitungen
  •     Verdachtsfälle unerwünschter Reaktionen nach Checkpoint-Inhibitoren aus Deutschland
  •     Kein Zusammenhang zwischen HPV-Impfung und dem Auftreten von multipler Sklerose
  •     Liefer- und Versorgungsengpässe bei Humanarzneimitteln
  •     Lieferengpässe bei Impfstoffen – Meldungen, Gründe und Auswirkungen
  •     Sicherheit für First-in-Man-Studien – In-vitro- und In-vivo-Forschung zur immunologischen Wirkung von TGN1412 und anderen monoklonalen Superagonisten

Das aktuelle Bulletin und alle bisherigen Ausgaben finden Sie unter folgendem Link: www.pei.de/bulletin-sicherheit

Quelle:
AkDÄ News 40/2016

Bezlotoxumab von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in in einem schriftlichen Verfahren am 22. November 2016 empfohlen, Bezlotoxumab (Zinplava, MSD) als Infusion für die Prävention einer erneuten Clostridium-difficile-Infektion zuzulassen.

Bezlotoxumab ist ein monoklonaler Antikörper, der mit hoher Affinität an das C.-difficile-Toxin B bindet und es neutralisiert.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 22. November 2016

Obeticholsäure von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 15. Dezember 2016 Obeticholsäure (Ocaliva, Intercept Pharma) als Orphan Drug in Form von Filmtabletten für die orale Behandlung der primären biliären Cholangitis in Kombination mit Ursodeoxycholsäure bei Erwachsenen mit inadäquater Reaktion auf Ursodeoxycholsäure oder als Monotherapie bei Intoleranz von Ursodeoxycholsäure zugelassen.


Obeticholsäure, ein Derivat der körpereigenen Chenodeoxycholsäure, ist ein selektiver Agonist am Farnesoid-X-Rezeptor (FXR), der im Zellkern als Transkriptionsfaktor die Aktivität der Cholesterol-7-alpha-Hydroxylase hemmt, die ein Schlüsselenzym bei Synthese, Konjugation und Transport der Gallensäuren ist. Bei Aktivierung von FXR werden Gallensäuren vermehrt abgebaut und weniger synthetisiert. Hierdurch werden die Hepatozyten vor den Gallensäuren geschützt. Darüber hinaus wirkt FXR auf weitere Stoffwechselwege mit direkten antientzündlichen und antifibrotischen Wirkungen. Wirksamkeit und Verträglichkeit von Obeticholsäure wurden in der Phase-III-Studie Poise nachgewiesen.

Quelle:
EPAR der EMA

5-Aminolävulinsäure, C1-Esterase-Inhibitor, Canakinumab, Dolutegravir, Empagliflozin, Everolimus, Linagliptin, Linagliptin/Metformin, Pembrolizumab: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Dezember 2016 empfohlen, die Zulassung von 5-Aminolävulinsäure, C1-Esterase-Inhibitor, Canakinumab, Dolutegravir, Empagliflozin, Everolimus, Linagliptin, Linagliptin/Metformin, Pembrolizumab zu erweitern.

  • 5-Aminolävulinsäure (Ameluz, Biofrontera) soll künftig für die Behandlung von oberflächlichen und/oder nodulären Basalzellkarzinomen eingesetzt werden können, die aus kosmetischen oder Morbiditätsgründen nicht operiert werden können.
  • C1-Esterase-Inhibitor (Cinryze, Shire) soll künftig zur Therapie und präprozeduralen Prophylaxe eines akuten Angioödems ab einem Alter von 2 Jahren eingesetzt werden können, zur allgemeinen Prophylaxe ab einem Alter von 6 Jahren.
  • Canakinumab (Ilaris, Novartis) soll für die Behandlung der drei periodischen Fiebersyndrome TRAPS (Tumornekrosefaktor-Rezeptor-assoziiertes periodisches Syndroms), HIDS/MKD (Hyperimmunoglobulin-D-Syndrom/Mevalonatkinase-Defizienz) und FMF (familiäres Mittelmeerfieber) eingesetzt werden können.
  • Dolutegravir (Tivicay, ViiV) soll künftig in Kombinationstherapie zur HIV-Behandlung bei Kindern ab 6 Jahren eingesetzt werden können
  • Empagliflozin (Jardiance, Boehringer Ingelheim) soll für die Behandlung von Erwachsenen mit nicht ausreichend kontrolliertem Diabetes mellitus Typ 2 zusätzlich zur Diät und körperlicher Aktivität eingesetzt werden können, in Monotherapie, wenn Metformin wegen Unverträglichkeit nicht geeignet ist oder in Kombination mit anderen Antidiabetika 
  • Everolimus (Votubia, Novartis) soll künftig zur Behandlung von refraktären Anfällen assoziiert mit tuberöser Sklerose (TSC), als zusätzliche Therapie bei Patienten ab 2 Jahren mit refraktären fokalen Anfällen mit und ohne sekundäre Generalisierung assoziiiert mit TSC sowie bei subependymalem Riesenzell-Astrozytom (SEGA) bei TSC eingesetzt werden können.
  • Linagliptin (Trajenta, Boehringer Ingelheim) kann in Monotherapie eingesetzt werden, wenn Metformin wegen Intoleranz oder Kontrainidikationen nicht angewendet werden kann, sowie in Kombination mit anderen Antidiabetika, einschließlich Insulin, wenn mit diesen keine ausreichende glykämische Kontrolle erreicht werden kann. 
  • Linagliptin/Metformin (Jentadueto, Boehringer Ingelheim) kann bei Patienten eingesetzt, deren Blutzuckerspiegel mit einer maximalen Metformin-Dosis nicht ausreichend kontrolliert werden kann. Es kann in Kombination mit anderen Antidiabetika, einschließlich Insulin,eingesetzt werden, wenn mit diesen und mit Metformin keine ausreichende glykämische Kontrolle erreicht werden kann. Außerdem ist es bei Patienten angezeigt, die bisher gleichzeitig mit Linagliptin und Metformin als getrennte Tabletten behandelt werden.
  • Pembrolizumab (Keytruda, MSD) ist als Monotherapie für die Erstlinienbehandlung von Patienten mit metastasiertem NSCLC indiziert, deren Tumoren PD-L1 mit einem TPS von mindestens 50 % exprimieren und die keine EGFR- oder ALK-positiven Tumoren haben. Zudem ist es als Monotherapie indiziert für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC, deren Tumoren PD-L1 mit einem Tumor-Proportion-Score (TPS) ≥ 1 % exprimieren und die mit mindestens einer Chemotherapie vorbehandelt worden sind. Patienten mit EGFR- oder ALK-positiven Tumoren sollten auch eine gezielte Therapie erhalten haben.


Quelle:
Mitteilungen der EMA vom 15. Dezember 2016

Alectinib von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Dezember 2016 empfohlen, Alectinib (Alecensa, Roche) als oral einzunehmende Kapseln für die Monotherapie von erwachsenen Patienten mit ALK-positivem NSCLC zuzulassen, die mit Crizotinib vorbehandelt sind.


Alectinib ist wie Crizotinib ein oral applizierbarer ALK-Hemmer. Er wirkt jedoch  auch bei Crizotinib-vorbehandelten Patienten, bei denen Ansprechraten von 50,8 und 52,2 % in zwei Phase-2-Studien erzielt wurden. Das Ansprechen hielt im Median 15,2 und 14,9 Monate an, das PFS lag bei 8,9 und 8,2 Monaten.
Mögliche schwere Nebenwirkungen sind Leberprobleme, Lungenprobleme, verlangsamte Herzfrequenz, Muskelschmerzen, Druckschmerz und Schwäche. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Müdigkeit, Verstopfung sowie Ödeme an den Händen, Füssen, Knöcheln und Augenlider.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 15. Dezember 2016

Baricitinib von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Dezember 2016 empfohlen, Baricitinib (Olumiant, Lilly) als Filmtabletten für die Behandlung von Patienten mit mäßig schwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis zuzulassen, die auf mindestens ein Krankheits-modifizierendes Medikament (DMARD) nicht ausreichend angesprochen oder dieses nicht vertragen haben. Baricitinib kann als Monotherapie oder in Kombination mit Methotrexat eingesetzt werden.

Baricitinib ist der erste für die Therapie der rheumatoiden Arthritis verfügbare Januskinasehemmer in der EU, es hemmt selektiv und reversibel JAK1 und JAK2. JAKs spielen eine wichtige Rolle bei immunologischen und entzündlichen Prozessen.
Die Zulassungsempfehlung basiert u.a. auf den Ergebnissen von vier randomisierten kontrollierten Studien mit 3.100 erwachsenen Patienten, in denen Baricitinib geben Methotrexat, Adalimumab oder Placebo verglichen wurde. Der JAK-Hemmer erwies sich im Vergleich zu Methotrexat und Adalimumab als wirksamer in der Verringerung der Krankheitsaktivität bei mäßig schwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis. Die Wirkung hielt bis zu 52 Wochen an.
Baricitinib war bei vorbehandelten und bei therapienaiven Patienten wirksam. Häufigste Nebenwirkungen in den klinischen Studien waren Erhöhung der Fettstoffwechselparameter, Infektionen der oberen Atemwege und Übelkeit.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 15. Dezember 2016
Pressemitteilung der EMA vom 16. Dezember 2016

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Venetoclax von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 7. Dezember 2016 Venetoclax (Venclyxto, Abbvie) als Filmtabletten mit 10, 50 und 100 mg für die Behandlung von Patienten mit CLL bei Erwachsenen zugelassen, bei denen eine 17p-Deletion oder TP-53-Mutation vorliegt, und bei denen Antagonisten des B-Zell-Rezeptor-Signalwegs oder eine Chemoimmuntherapie nicht wirksam waren.


Venetoclax ist ein oral applizierbarer, selektiver Inhibitor des antiapoptotischen B-Zell-Lymphom
(BCL2-Protein, der in den CLL-Zellen direkt und unabhängig von p53 eine Apoptose induziert. Eine konstitutiv verstärkte Expression des antiapoptotisch wirkenden Proteins BCL2 macht CLL-Zellen Apoptose-resistent, was zur Akkumulation von langlebigen, klonalen Lymphozyten führt, die für die CLL charakteristisch sind.
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Venetoclax wurden bei 107 Patienten mit vorbehandelter CLL und 17p-Deletion in einer einarmigen, offenen, multizentrischen Studie (M13-982) untersucht. In dieser Studie wurde eine Ansprechrate von 79 % erreicht.
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Venetoclax bei Patienten mit CLL, die auf eine Vortherapie mit Ibrutinib oder Idelalisib nicht angesprochen haben, wurden in einer offenen, multizentrischen, nicht randomisierten Studie der Phase 2 (M14-032) untersucht. Hier wurde eine Ansprechrate von 67 % bei den Ibrutinib-Versagern und von 57 % bei den Idelalisib-Versagern erreicht.
Häufigste Nebenwirkungen bei der Behandlung sind Neutropenie, Diarrhö, Übelkeit, Anämie, Infektionen der oberen Atemwege, Hyperphosphatämie, Erbrechen und Verstopfung. Die Verträglichkeit kann durch eine sorgfältige Aufdosierung verbessert werden.

Quelle:
EPAR der EMA

Freitag, 2. Dezember 2016

Direkt wirkende Virostatika gegen Hepatitis C: Warnung vor Hepatitis-B-Reaktivierung

Das Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC)  der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) warnt vor einem erhöhten Risiko einer Hepatitis-B-Reaktivierung bei Therapie mit direkt wirkenden Virostatika gegen eine Hepatitis C wie Daklinza (Daclatasvir), Exviera (Dasabuvir), Harvoni (Sofosbuvir/Ledipasvir), Olysio (Simeprevir), Sovaldi (Sofosbuvir) und Viekirax (Ombitasvir/Paritaprevir/Ritonavir). Nach dem Beginn des PRAC-Reviews waren noch Epclusa (Sofosbuvir/Velpatasvir) und Zepatier (Elbasvir/Grazoprevir) zugelassen worden.

Bei einigen Patienten, die mit einer dieser Substanzen behandelt worden sind, kam es zur Reaktivierung einer vorher inaktiven Hepatitis-B-Infektion. Man vermutet, dass dies auf einer raschen, therapieinduzierten Abnahme der Hepatitis-C-Viren beruht, die Hepatitis-B-Viren supprimieren können. Die gegen Hepatitis-C-Viren gerichteten Substanzen wirken nicht gegen Hepatitis-B-Viren.
Eine Reaktivierung ist zwar selten, dennoch empfiehlt das PRAC, dass eine entsprechende Warnung in die Gebrauchsinformation aufgenommen wird. Das Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) hat in seiner Dezember-Sitzung diese Warnung bestätigt. Die endgültige Entscheidung trifft die EU-Kommission

Quelle
Mitteilung der EMA vom 2. Dezember 2016
Mitteilung der EMA vom 15. Dezember 2016

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Blaue Hand für behördlich genehmigtes Schulungsmaterial

Eine blaue Hand - ein neues, der roten Hand nachempfundenes Logo - kennzeichnet künftig sogenanntes angeordnetes und behördlich genehmigtes Schulungsmaterial. Mit solchem Schulungsmaterial werden Arzneimittel versehen, bei denen die Informationen in der Packungsbeilage allein nicht ausreichen, um das Risiko bei der Anwendung zu minimieren. Die blaue Hand Es ist außerdem mit der Aufschrift „behördlich genehmigtes Schulungsmaterial“ versehen und wird auf das Schulungsmaterial selbst aufgedruckt.

Das angeordnete und behördlich genehmigte Schulungsmaterial wird u.a. auf den Internetseiten von BfArM und PEI bereitgestellt:


Das neue Logo soll es den Adressaten des Schulungsmaterials, also Ärzten, Apothekern und Patienten, erleichtern, das Schulungsmaterial zu erkennen. Anlass für die neue Kennzeichnung von angeordnetem, behördlich genehmigtem Schulungsmaterial waren Hinweise der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), dass dieses Schulungsmaterial beim Empfänger offenbar leicht mit Werbung verwechselt und entsorgt wird. Wichtiges Schulungsmaterial wird dann nicht beachtet und kann seinen Zweck nicht erfüllen. Informationsverluste und -defizite zur sicheren, bestimmungsgemäßen Anwendung der betroffenen Arzneimittel sind so vorprogrammiert.
BfArM oder PEI erteilen den pharmazeutischen Unternehmen die Auflage zur Erstellung dieser ergänzenden Schulungsmaterialien. Bei den Materialen kann es sich beispielsweise um einen Patientenpass zur Verlaufskontrolle oder eine Patientenbroschüre handeln. Bei den betroffenen Arzneimitteln sind diese Materialien wichtiger Bestandteil für die Sicherheit in der Anwendung. Es ist damit eine Voraussetzung für eine positive Beurteilung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses, ohne die ein Arzneimittel keine Zulassung erhält.

Quelle:
Pressemitteilung des BfArM vom 1. Dezember 2016


Freitag, 25. November 2016

Ixazomib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 23. November 2016 Ixazomib (Ninlaro, Takeda) bedingt als Orphan Drug in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason für die orale Behandlung von Patienten mit vorbehandeltem multiplem Myelom zugelassen.

Ixazomib ist ein oraler, hochgradig selektiver und reversibler Proteasom-Inhibitor. Ixazomib bindet und hemmt vorzugsweise die Chymotrypsin-ähnliche Aktivität der Beta-5-Untereinheit des 20S-Proteasoms.
Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden u. a. in einer internationalen randomisierten doppelblinden Studie mit 722 Patienten untersucht, der multiples Myelom auf eine vorhergehende Therapie rezidiviert war oder nicht angesprochen hatte. Randomisiert erhielten die Patienten Ixazomib, Lenalidomid und Dexamethason oder Lenalidomid und Dexamethason. In der Ixazomib-Gruppe war das progressionsfreie Überleben mit 20,6 Monaten länger als in der Vergleichsgruppe mit 14,7 Monaten.
Häufigste Nebenwirkungen waren Durchfall, Verstopfung, Thrombozytopenie, periphere Neuropathie, Übelkeit, periphere Ödeme, Erbrechen und Rückenschmerzen.
Von der FDA war Ixazomib im November 2015 zugelassen worden.

Quelle:

Samstag, 19. November 2016

Etelcalcetid von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 15. November 2016 Etelcalcetid (Parsabiv, Amgen) zur Injektion für die Behandlung eines sekundärem Hyperparathyreoidismus bei hämodialysierten Patienten mit chronischer Nierenerkrankung zugelassen.

Etelcalcetid ist ein synthetisches Peptid, das als Calcimimetikum wirkt und die Sekretion von Parathormon aus der Nebenschilddrüse durch Aktivierung von Calcium-sensitiven Rezeptoren vermindert.  Die Verringerung des PTH-Spiegels korreliert mit einer gleichzeitigen
Verringerung der Serumcalcium- und -phosphatspiegel.
Zwei sechsmonatige, doppelblinde, placebokontrollierte klinische Studien wurden bei sHPT-Patienten mit CKD, die dreimal pro Woche eine Dialysebehandlung erhielten, durchgeführt (n = 1.023). Beide Studien belegten, dass Etecalcetid die PTH-Spiegel verringerte und gleichzeitig Calcium, Phosphat und Ca x P gesenkt wurden. Die Ergebnisse aller primären und sekundären Endpunkte waren statistisch signifikant.

Quelle
EPAR der EMA

Olaratumab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 11. November 2016 Olaratumab (Lartruvo, Lilly) zur Infusion in Kombination mit Doxorubicin für die Behandlung von Erwachsenen mit Weichteilsarkomen bedingt zugelassen, bei denen keine kurative Therapie mit Operation oder Radiotherapie möglich ist und die zuvor nicht mit Doxorubicin behandelt worden waren.

Olaratumab ist ein monoklonaler Antikörper, der den Platelet-derived growth factor receptor alpha (PDGFRα) hemmt. PDGFRα wird in Weichteilsarkomen vermehrt exprimiert. Durch Bindung von Olaratumab wird das Wachstum der Weichteilsarkome verlangsamt.
Die beschleunigte Zulassungsempfehlung basiert auf den Ergebnissen einer Phase-II-Studie, die einen Vorteil der Kombination aus Olarutumab plus Doxorubicin im Vergleich zu Doxorubicin allein ergab.
Olaratumab war 2015 als Orphan Drug anerkannt worden

Quelle:
EPAR der EMA

Levetiracetam - Rote-Hand-Brief wegen Risiko der Überdosierung

Die Hersteller und Vertreiber von Levetiracetam informieren in einem Rote-Hand-Brief über Fälle von akzidenteller, bis zu zehnfacher Überdosierung im Zusammenhang mit Levetiracetam-Lösung zum Einnehmen. Hauptsächlich waren Kinder im Alter von sechs Monaten bis elf Jahren betroffen. Als wichtige Ursache wurde die Verwendung einer falschen Dosiervorrichtung identifiziert. Überdosierung von Levetiracetam kann zu herabgesetztem Bewusstsein, Atemdepression und Koma führen.

  •     Ärzte sollten die gemäß Alter und Gewicht empfohlene Packungsgröße mit der dafür vorgesehenen Applikationshilfe verordnen. Ärzte sollten die dem Alter entsprechende Dosis immer in Milligramm und unter Angabe der äquivalenten Milliliter-Menge verordnen.
  •     Apotheker sollten sicherstellen, dass die geeignete Packungsgröße und die richtige Applikationsspritze abgegeben werden.
  •     Ärzte und Apotheker sollten den Patienten und/oder den Betreuern bei jeder Verordnung das korrekte Abmessen der Dosis erklären und die Patienten und/oder Betreuer daran erinnern, dass ausschließlich die mitgelieferte Applikationsspritze verwendet werden soll. Diese sollte entsorgt werden, sobald die Arzneimittelflasche leer ist.

Die Gebrauchsinformationen und die äußere Verpackung der Arzneimittel werden überarbeitet, um die Verständlichkeit der Dosierungsempfehlungen zu verbessern.
Siehe auch entsprechende Meldung der EMA unter med|pharm|text

Quelle:
AkDÄ Drug Safety Mail vom 8. November 2016

Montag, 14. November 2016

Adalimumab, Lacosamid, Meningokokken-Vakzine, Ofatumumab, Vandetanib: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom November 2016 empfohlen, die Zulassung von Adalimumab, Lacosamid, Meningokokken-Vakzine, Ofatumumab, Vandetanib zu erweitern:

  • Adalimumab (Humira, Abbvie) soll künftig bei Patienten mit Hidradenitis suppurativa ab einem Alter von 12 Jahren eingesetzt werden können
  • Lacosamid (Vimpat, UCB) soll künftig auch in Monotherapie bei Patienten ab 16 Jahren mit Epilepsie eingesetzt werden können
  • Meningokokken-Vakzine (Nimenrix, Pfizer) kann künftig ab einem Alter von 6 Wochen angewendet werden.
  • Ofatumumab (Arzerra, Novartis) soll künftig in Kombination mit Fludarabin und Cyclophosphamid auch bei Patienten mit rezidivierter CLL eingesetzt werden können.
  • Vandetanib (Caprelsa, Genzyme) soll bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab einem Alter von 5 Jahren angewendet werden können.


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 11. November 2016

Lonoctocog alfa von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom November 2016 empfohlen, Lonoctocog alfa (Aftyla, CSL Behring) für die parenterale Prophylaxe und Therapie von Blutungen bei Patienten mit Hämophilie A zuzulassen.
Lonoctocog alfa ist rekombinanter Faktor VIII.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 10. November 2016

Tenofoviralafenamid zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom November 2016 empfohlen,  Tenofoviralafenamid (Vemlidy, Gilead) als Filmtabletten für die Behandlung von Patienten ab 12 Jahren mit chronischer Hepatitis B zuzulassen.
In verschiedenen Kombinationspräparaten wird der Nucleotid reverse Transcriptasehemmer schon bei HIV-Infektion eingesetzt.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 10. November 2016

Emtricitabin/Tenofovirdisoxopril von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 11. November 2016 die Kombination aus Emtricitabin/Tenofovirdisoxopril (Zentiva 200 mg/245 mg) in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln zur Behandlung HIV-1-infizierter Erwachsener zugelassen.



Quelle:
EPAR der EMA

Sonntag, 13. November 2016

Palbociclib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 11. November 2016 Palbociclib (Ibrance, Pfizer) zur oralen Einnahme in Kombination mit einem Aromatasehemmer oder in Kombination mit Fulvestrant für die Behandlung von Frauen mit fortgeschrittenem (metastasiertem) ER-positivem und HER2-negativem Mammakarzinom zuzulassen. Bei prä- oder perimenopausalen Frauen sollte die Therapie mit einem LH-RH-Agonist kombiniert werden.

Palbociclib hemmt selektiv die Cyclin-abhängigen Kinasen 4 und 6 (CDK4/6). Diese Enzyme sind häufig beim Estrogenrezeptor-positiven Mammakarzinom sowie bei einer Vielzahl anderer Krebserkrankungen übermäßig aktiv, was zum Verlust der Kontrolle über den Zellzyklus führt. CDK4/6 lösen die Progression von der G1-Phase in die S-Phase aus, in der die DNS repliziert wird. Durch Hemmung der CDK4/6 stellt Palbociclib die zelluläre Kontrolle des Zellzyklus wieder her und blockiert so die Proliferation der Tumorzellen.
In präklinischen Studien konnte gezeigt werden, dass ein luminaler ER-Subtyp, gesteigerte Expression von Cyclin D1 und des Rb-Proteins sowie eine verminderte p16-Expression mit einer Sensitivität für Palbociclib assoziiert sind.
Die Zulassungsempfehlung basiert auf den Ergebnissen der Paloma-Studien 1, 2 und 3. In der Phase-III-Studie Paloma-2 wurde Palbociclib plus Letrozol (n = 444) mit Letrozol allein (n = 222) in der Erstlinientherapie des HR-positiven/HER2-negativen metastasierten Brustkrebses verglichen. Das PFS mit zusätzlicher Gabe von Palbociclib betrug im Mittel 24,8 Monate, mit Letrozol allein 14,5 Monate. In der Phase-III-Studie Paloma-3 wurde Palbociclib plus Fulvestrant (n = 347) mit Fulvestrant allein (n = 174) in der Zweitlinientherapie verglichen. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass das PFS in der Palbociclib-Gruppe bei 11,2 Monaten, in der Fulvestrant-Gruppe bei 4,6 Monaten lag.
Die FDA hat Palbociclib im Februar 2015 beschleunigt bei postmenopausalen Frauen zugelassen.

Quelle:
Pressemitteilung von Pfizer vom 11.11.2016
EPAR der EMA

Mittwoch, 9. November 2016

Lenalidomid: Rote-Hand-Brief wegen Reaktivierung von Virusinfektionen

Der Hersteller von Lenalidomid (Revlimid, Celgene) informiert in einem Rote-Hand-Brief über Fälle von Virusreaktivierung unter Behandlung mit Lenalidomid, darunter Fälle von disseminiertem Herpes Zoster, Herpes-Zoster-Meningitis oder Zoster ophthalmicus sowie Hepatitis-B-Virus(HBV)-Reaktivierung mit Fortschreiten bis zum Leberversagen mit Todesfolge. In der Regel weisen die Patienten Risikofaktoren für eine Virusreaktivierung auf (z. B. Alter, Grunderkrankung, Vorbehandlung). Die immunsuppressive Wirkung von Lenalidomid kann das Risiko einer Virusreaktivierung erhöhen.
Der HBV-Status ist vor Beginn der Behandlung mit Lenalidomid abzuklären. Bei positivem Testergebnis sollte ein Arzt mit Erfahrung in der Behandlung der Hepatitis B herangezogen werden. Zuvor infizierte Patienten müssen während der Behandlung engmaschig auf Anzeichen und Symptome einer Virusreaktivierung, einschließlich einer aktiven Hepatitis-B-Infektion, überwacht werden.

Quelle:

Apremilast: Rote-Hand-Brief wegen Suizidgedanken

Der Hersteller von Apremilast (Otezla, Celgene) informiert in einem Rote-Hand-Brief über Fälle von Suizidgedanken und suizidalem Verhalten (mit oder ohne Depression in der Anamnese) in klinischen Studien und nach Markteinführung (Häufigkeit ≥1/1000 bis ≤1/100). Auch Fälle von vollendetem Suizid wurden nach Markteinführung bei Patienten berichtet, die mit Apremilast behandelt wurden.

Bei Patienten mit anamnestisch bekannten psychiatrischen Symptomen oder bei Einnahme von Arzneimitteln, die psychiatrische Symptome verursachen können, ist der Nutzen von Apremilast sorgfältig gegen die Risiken abzuwägen. Die Behandlung mit Apremilast sollte abgebrochen werden, wenn neue psychiatrische Symptome oder eine Verschlechterung bestehender Symptome auftreten oder Suizidgedanken oder ein Suizidversuch festgestellt werden. Patienten und Pflegekräfte sollten angewiesen werden, den verschreibenden Arzt über jegliche Verhaltens- oder Stimmungsänderungen oder Anzeichen von Suizidgedanken zu informieren.

Apremilast ist allein oder in Kombination mit krankheitsmodifizierenden antirheumatischen Arzneimitteln (DMARDs) indiziert zur Behandlung der aktiven Psoriasis-Arthritis (PsA) bei erwachsenen Patienten, die auf eine DMARD-Therapie unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben. Es ist ebenfalls indiziert bei mittelschwerer bis schwerer chronischer Plaque-Psoriasis, wenn andere systemische Therapien wie Ciclosporin, Methotrexat oder Psoralen in Kombination mit UVA-Licht (PUVA) nicht wirksam waren, kontraindiziert sind oder nicht vertragen wurden.

Quelle:
AkdÄ Drug Safety Mail vom 8. November 2016

Dienstag, 1. November 2016

Cabozantinib: EU erweitert Indikation auf fortgeschrittenes Nierenzellkarzinom

Die EU-Kommission hat Cabozantinib (Cabometyx, Ipsen Pharma) für die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom zugelassen, die bereits mit einem VEGF-Hemmer behandelt worden sind. Cabozantinib war bereits im März 2014 von der EU-Kommission als Cometriq (TMC Pharma Services) als Orphan Drug bedingt für die Behandlung von Patienten mit Schilddrüsenkarzinom zugelassen worden.


Cabozantinib hemmt mehrere Rezeptortyrosinkinasen (RTK) hemmt, die an Tumorwachstum und Angiogenese, am pathologischen Knochenumbau, an Arzneimittelresistenz und der Entwicklung von Metastasen bei der Krebserkrankung beteiligt sind. Cabozantinib erwies sich als Inhibitor von MET (Hepatozyten-Wachstumsfaktor-Rezeptorprotein)- und VEGF (vaskulärer endothelialer Wachtumsfaktor)-Rezeptoren identifiziert. Darüber hinaus hemmt Cabozantinib auch andere Tyrosinkinasen wie den GAS6-Rezeptor (AXL), RET, ROS1, TYRO3, MER, den StammzellfaktorRezeptor (KIT), TRKB, Fms-artige Tyrosinkinase-3 (FLT3) und TIE-2.
Sicherheit und Wirksamkeit wurden in einer randomisierten, offenen, multizentrischen Phase-3-Studie gezeigt. Patienten (N=658), die ein fortgeschrittenes RCC mit einer Klarzellkomponente aufwiesen und die zuvor mindestens einen VEGF-Rezeptor-TyrosinKinase-Inhibitor (VEGFR TKI) erhalten hatten, wurden randomisiert (1:1) mit Cabozantinib  (N=330) oder Everolimus (N= 328) behandelt. Cabozantinib verlängerte das PFSD im Median von 3,8 auf 7,4 Monate.

Quelle:
EPAR der EMA

Montag, 24. Oktober 2016

EMA ermöglicht Zugang zu klinischen Daten für in der EU zugelassene Arzneimittel

Als erste Zulassungsbehörde weltweit ermöglicht die EMA einen Zugang zu den klinischen Daten von in der EU neu zugelassenen Arzneimitteln: https://clinicaldata.ema.europa.eu/. Wer den Service nutzen will, muss sich registrieren.
Die EMA möchte die Transparenz verbessern und die Daten zur Verfügung stellen, die Grundlage ihrer Entscheidungen sind und waren.


Quelle:
Pressemitteilung der EMA vom 20. Oktober 2016

Freitag, 14. Oktober 2016

Levetiracetam: EMA empfiehlt Dosierungsspritze zur oralen Gabe

Die EMA hat verschiedene Maßnahmen empfohlen, um die korrekte Dosierung von Levetiracetam (Keppra, UCB) sicher zu stellen. Um Medikations- und Dosierungsfehler zu vermeiden, sollte Levetiracetam ausschließlich mit Hilfe der beigepackten Dosierungsspritze dosiert werden.

Quelle
Mitteilung der EMA vom 13. Oktober 2016

Metformin nun bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen einsetzbar

Die EMA hat aufgrund einer intensiven Überprüfung der wissenschaftlichen Daten beschlossen, dass Metformin zur Behandlung von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 nun auch bei gleichzeitiger Nierenfunktionsstörung (GFR 30-59 ml/min) eingsetzt werden kann.
Die Produktinformationen werden entsprechend aktualisiert.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 13. Oktober 2016

Arsentrioxid, Eslicarbazepinacetat, Nivolumab, Ranibizumab: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Oktober 2016 empfohlen, die Zulassung von Arsentrioxid, Eslicarbazepinacetat, Nivolumab und Ranibizumab zu erweitern.


  • Arsentrioxid (Trisenox, Teva) soll künftig bei neu diagnostizierter Promyelozyten-Leukämie (APL) mit niedrigem bis intermediären Risiko in Kombination mit all-trans-Retinsäure eingesetzt werden können. Zudem soll es bei rezidivierter/refraktärer APL eingesetzt werden, wenn in die Vorbehandlung ein Retinoid und Chemotherapie eingeschlossen war. 
  • Eslicarbazepinacetat (Zebinix, Bial-Portela & C) soll künftig auch bei Kindern ab einem Alter von von 6 Jahren und Jugendlichen mit partiellen Anfällen mit und ohne sekundäre Generalisierung eingesetzt werden können.
  • Nivolumab (Opdivo, BMS) soll künftig auch bei Erwachsenen mit rezidiviertem/refraktärem klassischem Hodgkin-Lymphom nach autologer Stammzelltransplantation und Behandlung mit Brentuximab Vedotin eingesetzt werden können.
  • Ranibizumab (Lucentis, Novartis) soll künftig auch bei Sehstörungen aufgrund einer choriodalen Neovaskularisation eingesetzt werden können.


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 13. Oktober 2016

Mercaptamin: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Oktober 2016 empfohlen, die Zulassung von Mercaptamin zu erweitern. Neben seiner Anwendung als Procysbi (Raptor) zur Behandlung von Patienten mit nephropathischer Zystinose soll es nun in Form von Augentropfen als Cystadrops (Orphan Europe) für die Behandlung von kristallinen Cystinablagerungen im Auge bei Patienten mit Cystinose ab einem Alter von 2 Jahren eingesetzt werden können.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 13. Oktober 2016

Venetoclax von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Oktober 2016 empfohlen, Venetoclax (Venclyxto, Abbvie) für die Behandlung von Patienten mit CLL bei Erwachsenen zuzulassen, bei denen eine 17p-Deletion oder TP-53-Mutation vorliegt, und bei denen Antagonisten des B-Zell-Rezeptor-Signalwegs oder eine Chemoimmuntherapie nicht wirksam war.


Venetoclax ist ein oral applizierbarer, selektiver BCL2-Inhibitor, der in den CLL-Zellen direkt und unabhängig von p53 eine Apoptose induziert. Eine konstitutiv verstärkte Expression des antiapoptotisch wirkenden Proteins BCL2 macht CLL-Zellen Apoptose-resistent, was zur Akkumulation von langlebigen, klonalen Lymphozyten führt, die für die CLL charakteristisch sind.
Häufigste Nebenwirkungen bei der Behandlung sind Neutropenie, Diarrhö, Übelkeit, Anämie, Infektionen der oberen Atemwege, Hyperphosphatämie, Erbrechen und Verstopfung.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 13. Oktober 2016

Obeticholsäure von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Oktober 2016 empfohlen, Obeticholsäure (Ocaliva, Intercept Pharma) für die orale Behandlung der primären biliären Cholangitis in Kombination mit Ursodeoxycholsäure bei Erwachsenen mit inadäquater Reaktion auf Ursodeoxycholsäure oder als Monotherapie bei Intoleranz von Ursodeoxycholsäure zuzulassen.


Obeticholsäure, ein Derivat der körpereigenen Chenodeoxycholsäure, ist ein selektiver Agonist am Farnesoid-X-Rezeptor (FXR), der im Zellkern als Transkriptionsfaktor die Aktivität der Cholesterol-7-alpha-Hydroxylase hemmt, die ein Schlüsselenzym bei Synthese, Konjugation und Transport der Gallensäuren ist. Bei Aktivierung von FXR werden Gallensäuren vermehrt abgebaut und weniger synthetisiert. Hierdurch werden die Hepatozyten vor den Gallensäuren geschützt. Darüber hinaus wirkt FXR auf weitere Stoffwechselwege mit direkten antientzündlichen und antifibrotischen Wirkungen. Wirksamkeit und Verträglichkeit von Obeticholsäure wurden in der Phase-III-Studie Poise nachgewiesen.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 13. Oktober 2016
Pressemitteilung der EMA vom 14. Oktober 2016


Mittwoch, 5. Oktober 2016

Glycopyrroniumbromid von der EU-Kommission bei Sialorrhö ab 3 Jahren zugelassen

Die EU-Kommission hat am 19. September 2016 Glycopyrroniumbromid (Sianalar, Proveca) als orale Lösung zur Behandlung von schwerer Sialorrhö bei Patienten ab einem Alter von 3 Jahren mit chronischen neurologischen Erkrankungen zugelassen.

Glycopyrroniumbromid ist ein uraltes Parasympatholytikum, das seit langem in Deutschland vor Operationen zur Herabsetzung des Speichelflusses, der Sekretion im Pharynx, in der Trachea und im Bronchialsystem, zur Reduzierung der Magensaftmenge und der freien Säure, zur Blockade des Verzögerungsreflexes des Vagus auf das Herz während der Narkoseeinleitung und der Intubation, zum Schutz vor Nebenwirkungen der Cholinergika (z. B. Neostigmin), die zur Aufhebung der neuromuskulären Blockade nicht depolarisierender Muskelrelaxanzien gegeben werden, zugelassen ist. Im Oktober 2012 wurde es in Form von Hartkapseln mit Pulver zur Inhalation für die bronchialerweiternde Erhaltungstherapie zur Symptomlinderung bei erwachsenen Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) von der EU-Kommission zugelassen.

Quelle:
EPAR der EMA

Virostatika gegen Hepatitis C: FDA warnt vor dem Risiko einer Hepatitis-B-Reaktivierung

Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA warnt vor dem Risiko einer Hepatitis-B(HBV)-Reaktivierung im Zusammenhang mit bestimmten DAA bei Patienten mit aktueller oder früherer HBV-Infektion.
Direkt wirkende antivirale Mittel (direct-acting antivirals, DAA) wie Daklinza® (Daclatasvir), Exviera® (Dasabuvir), Harvoni® (Sofosbuvir/Ledipasvir), Olysio® (Simeprivir), Sovaldi® (Sofosbuvir) und Viekirax® (Ombitasvir/Paritaprevir/Ritonavir) sind zugelassen zur Behandlung einer chronischen Hepatitis-C(HCV)-Infektion und können ohne Interferon angewendet werden.

 Es liegen einige Fallberichte vor, die teilweise tödlich verliefen. Dieses Risiko wurde beobachtet bei Anwendung von DAA ohne Interferon. Der Mechanismus ist nicht bekannt. In der Regel trat die HBV-Reaktivierung innerhalb von vier bis acht Wochen nach Behandlungsbeginn auf. In Zulassungsstudien wurde nicht über HBV-Reaktivierung als unerwünschtes Ereignis berichtet, da eine HBV-Koinfektion ein Ausschlusskriterium war.
Die FDA empfiehlt unter anderem, vor Beginn der Behandlung mit DAA alle Patienten auf eine aktuelle oder zurückliegende HBV-Infektion zu screenen und gegebenenfalls während und nach einer Behandlung mit DAA zu überwachen hinsichtlich klinischer oder laborchemischer Zeichen einer Hepatitis oder HBV-Reaktivierung. Patienten sollten aufgefordert werden, unverzüglich einen Arzt zu kontaktieren, wenn sie Zeichen einer schweren Leberschädigung entwickeln.
Die Europäische Arzneimittelagentur EMA untersucht derzeit dieses Risiko sowie das Risiko des Wiederauftretens von hepatozellulären Karzinomen. Eine Empfehlung der EMA wird gegen Ende des Jahres erwartet.

Quellen:
FDA Drug Safety Communication vom 4. Oktober 2016
AkDÄ Drug Safety Mail vom 5. Oktober 2016
Risikobewertungsverfahren der EMA

Donnerstag, 22. September 2016

Eluxadolin von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 21. September 2016 Eluxadolin (Truberzi, Aptalis Pharma) für die orale Behandlung von Erwachsenen mit Reizdarmsyndrom und Durchfall zugelassen.


Eluxadolin ist ein lokal wirkender gemischter Agonist am μ-Opioidrezeptor- (μOR) und delta-Opioidrezeptor-(δOR) Antagonist. Eluxadolin ist auch ein Agonist am kappa-Opioidrezeptor (κOR).
In verschiedenen Tiermodellen einer stressinduziert veränderten oder nach gastrointestinaler Entzündung veränderten GI-Funktion hat Eluxadolin sich als wirksam bei der Normalisierung des GI-Transits und der Defäkation erwiesen.Eluxadolin hat eine sehr geringe orale Bioverfügbarkeit.
Deswegen beruht die pharmakodynamische Aktivität von Eluxadolin vorwiegend auf einer lokalen Wirkung innerhalb des GI-Trakts. Die Annahme fehlender systemischer pharmakodynamischer Effekte wird gestützt durch Ergebnisse aus einer Studie zum Missbrauchspotenzial bei oraler Gabe an Personen, die gelegentlich Opioide konsumieren. Die Ergebnisse zeigten, dass orale Gaben bis zu 1.000 mg keine signifikante Pupillenkonstriktion oder signifikantes Drug-Liking („Mögen“) verursachten.
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Eluxadolin bei Patienten mit RDS-D wurde in zwei randomisierten, multizentrischen, multinationalen placebokontrollierten Doppelblindstudien festgestellt.

Quelle
EPAR der EMA

Freitag, 16. September 2016

Insulin aspart, Ustekinumab: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom September 2016 empfohlen, die Zulassung von Insulin aspart und Ustekinumab zu erweitern.


  • Insulin aspart (NovoRapid, Novo) soll künftig bei Kindern ab einem Alter von 1 Jahr eingesetzt werden können.
  • Ustekinumab (Stelara, Janssen-Cilag) soll künftig bei Erwachsenen mit mittelschwerem bis schwerem Morbus Crohn eingesetzt werden können, die nicht ausreichend auf eine konventionelle Therapie oder einen TNF-alpha-Blocker ansprechen oder diese nicht vertragen.


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 15. September 2016

Etelcalcetid von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom September 2016 empfohlen, Etelcalcetid (Parsabiv, Amgen) zur Injektion für die Behandlung eines sekundärem Hyperparathyreoidismus bei hämodialysierten Patienten mit chronischer Nierenerkrankung zuzulassen.

Etelcalcetid ist ein synthetisches Peptid, das als Calcimimetikum wirkt und die Sekretion von Parathormon aus der Nebenschilddrüse durch Aktivierung von Calcium-sensitierenden Rezeptoren vermindert.


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 15. September 2016

Ixazomib von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom September 2016 empfohlen,  Ixazomib (Ninlaro, Takeda) bedingt als Orphan Drug in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason für die Behandlung von Patienten mit vorbehandeltem multiplem Myelom zugelassen.


Ixazomib ist wie z. B. Bortezomib ein Proteasomenhemmer, Als erster Proteasomenhemmer kann es oral appliziert werden.
Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden u. a. in einer internationalen randomisierten doppelblinden Studie mit 722 Patienten untersucht, der multiples Myelom auf eine vorhergehende Therapie rezidiviert war oder nicht angesprochen hatte. Randomisiert erhielten die Patienten Ixazomib, Lenalidomid und Dexamethason oder Lenalidomid und Dexamethason. In der Ixazomib-Gruppe war das progressionsfreie Überleben mit 20,6 Monaten länger als in der Vergleichsgruppe mit 14,7 Monaten.
Häufigste Nebenwirkungen waren Durchfall, Verstopfung, Thrombozytopenie, periphere Neuropathie, Übelkeit, periphere Ödeme, Erbrechen und Rückenschmerzen.
Von der FDA war Ixazomib im November 2015 zugelassen worden.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 15. September 2016


Olaratumab von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom September 2016 empfohlen, Olaratumab (Lartruvo, Lilly) zur Infusion in Kombination mit Doxorubicin für die Behandlung von Erwachsenen mit Weichteilsarkomen bedingt zuzulassen, bei denen keine kurative Therapie mit Operation oder Radiotherapie möglich ist und die zuvor nicht mit Doxorubicin behandelt worden waren.

Olaratumab ist ein monoklonaler Antikörper, der den Platelet-derived growth factor receptor alpha (PDGFRα) hemmt. PDGFRα wird in Weichteilsarkomen vermehrt exprimiert. Durch Bindung von Olaratumab wird das Wachstum der Weichteilsarkome verlangsamt.
Die beschleunigte Zulassungsempfehlung basiert auf den Ergebnissen einer Phase-II-Studie, die einen Vorteil der Kombination aus Olarutumab plus Doxorubicin im Vergleich zu Doxorubicin allein ergab.
Olaratumab war 2015 als Orphan Drug anerkannt worden.


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 15. September 2016
Pressemitteilung der EMA vom 16. September 2016

Palbociclib von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom September 2016 empfohlen, Palbociclib (Ibrance, Pfizer) zur oralen Einnahme in Kombination mit einem Aromatasehemmer oder in Kombination mit Fulvestrant für die Behandlung von Frauen mit fortgeschrittenem (metastasiertem) ER-positivem und HER2-negativem Mammakarzinom zuzulassen. Bei prä- oder perimenopausalen Frauen sollte die Therapie mit einem LH-RH-Agonist kombiniert werden.

Palbociclib hemmt selektiv die Cyclin-abhängigen Kinasen 4 und 6 (CDK4/6). Diese Enzyme sind häufig beim Estrogenrezeptor-positiven Mammakarzinom sowie bei einer Vielzahl anderer Krebserkrankungen übermäßig aktiv, was zum Verlust der Kontrolle über den Zellzyklus führt. CDK4/6 lösen die Progression von der G1-Phase in die S-Phase aus, in der die DNS repliziert wird. Durch Hemmung der CDK4/6 stellt Palbociclib die zelluläre Kontrolle des Zellzyklus wieder her und blockiert so die Proliferation der Tumorzellen.
In präklinischen Studien konnte gezeigt werden, dass ein luminaler ER-Subtyp, gesteigerte Expression von Cyclin D1 und des Rb-Proteins sowie eine verminderte p16-Expression mit einer Sensitivität für Palbociclib assoziiert sind.
Die Zulassungsempfehlung basiert auf den Ergebnissen zweier großer Phase-III-Studien. In einer Studie wurde Palbociclib plus Letrozol (n = 444) mit Letrozol allein (n = 222) verglichen. Das PFS mit zusätzlicher Gabe von Palbociclib betrug im Mittel 24,8 Monate, mit Letrozol allein 14,5 Monate.
In der zweiten Phase-III-Studie wurde Palbociclib plus Fulvestrant (n = 347) mit Fulvestrant allein (n = 174) verglichen. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass das PFS in der Palbociclib-Gruppe bei 11,2 Monaten, in der Fulvestrant-Gruppe bei 4,6 Monaten lag.

Die FDA hat Palbociclib im Februar 2015 beschleunigt bei postmenopausalen Frauen zugelassen.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 15. September 2016
Pressemitteilung der EMA vom 16. September 2016

Montag, 5. September 2016

Lenvatinib: EU-Kommission erweitert Zulassung für RCC

Die EU-Kommission hat Ende August 2016 die Zulassung von Lenvatinib erweitert: Es kann nun als Kisplyx (Eisai) oral in Kombination mit Everolimus zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom (renal cell carcinoma, RCC) nach einer vorhergehenden, gegen den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF) gerichteten Behandlung eingesetzt werden.

Quelle:

Crizotinib: EU-Kommission erweitert Zulassung

Die EU-Kommission hat die Zulassung für Crizotinib (Xalkori® Pfizer)  erweitert: Es kann nun auch zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenem ROS1-positiven nichtkleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) eingesetzt werden. 

Dieser Zulassungserweiterung liegen die Daten der multizentrischen einarmigen Phase-I-Studie 1001 zugrunde, die eine deutliche Antitumorwirksamkeit von Crizotinib zeigten.

Dienstag, 30. August 2016

STIKO: Neue Impfempfehlungen veröffentlicht

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) hat ihre neuen Empfehlungen im Epidemiologischen Bulletin 34/2016 veröffentlicht. Im Mittelpunkt steht die Überarbeitung der Empfehlungen zur Pneumokokken-Schutzimpfung für Senioren und andere gefährdete Risikogruppen. Außerdem gibt die STIKO erstmals Hinweise zur Verringerung von Schmerz- und Stressreaktionen beim Impfen.

Pneumokokken stellen in Europa die Hauptursache von bakteriellen Lungenentzündungen dar. Die STIKO schätzt, dass jedes Jahr mehr als 5.000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Pneumokokken-Erkrankung sterben. Besonders gefährdet sind Kinder unter 2 Jahren, Menschen ab 60 Jahren sowie Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit bestimmten Grundkrankheiten, z. B. Personen mit einer Immunschwäche oder mit chronischen Krankheiten des Herzens oder der Lunge.

Neben dem bereits seit 1983 zugelassenen 23-valenten Pneumokokken-Polysaccharid-impfstoff (PPSV23) steht seit einigen Jahren mit dem 13-valenten Pneumokokken-Konjugatimpfstoff (PCV13) ein zweiter Impfstoff für die Impfung von Erwachsenen zur Verfügung. Dies hat die STIKO veranlasst, ihre Empfehlungen zur Pneumokokken-Impfung für Erwachsene zu überarbeiten. Nach gründlicher Analyse aller verfügbaren Studien empfiehlt die STIKO auch weiterhin für alle Personen ab dem Alter von 60 Jahren eine alleinige Impfung mit PPSV23. PPSV23 hat gegenüber PCV13 den Vorteil, gegen ein deutlich breiteres Spektrum (nämlich 23 statt 13) der insgesamt über 90 Pneumokokken-Serotypen zu schützen. Nur für Personen mit einer Immunschwäche und einige wenige weitere Risikogruppen ist  eine zusätzliche Impfung mit PCV13 sinnvoll. Für Kinder unter 2 Jahren gilt weiterhin die Empfehlung der routinemäßigen Impfung mit Konjugatimpfstoff, weil sie nach Impfung mit PPSV23 keine ausreichende Immunantwort entw!
 ickeln.

Eine bessere Umsetzung der Impf-Empfehlungen ist dringend wünschenswert: bislang sind nur 31 Prozent der Senioren (im Alter von 65 bis 79 J.) gegen Pneumokokken geimpft. Das zeigen Daten der Deutschen Erwachsenengesundheitsstudie DEGS des Robert Koch-Instituts. Die Pneumokokken-Impfung kann beim gleichen Impftermin durchgeführt werden wie die Grippeschutzimpfung, die ebenfalls für Ältere und für chronisch Kranke aller Altersstufen empfohlen ist. 

Schmerzen und Stressreaktionen können bei jeder Impfung und in jedem Alter auftreten. Die Sorge davor kann die Einstellung gegenüber dem Arztbesuch, dem Impfen und die Akzeptanz von Impfungen ein Leben lang beeinträchtigen. Die STIKO gibt erstmals generelle Hinweise zur Verringerung von Schmerz- und Stressreaktionen beim Impfen. Zu den Empfehlungen gehören Hinweise auf bestimmte Injektionstechniken, schmerzstillende Medikamente und altersabhängige Ablenkungsmethoden. 

Eine ausführliche Darstellung aller Neuerungen und die wissenschaftlichen Begründungen werden in den Ausgaben 35 bis 37 des Epidemiologischen Bulletins veröffentlicht. 

Quelle:
Pressemitteilung des RKI vom 29. August 2016

Nächtlicher Besuch durch Fledermäuse

Ein Filmchen dazu unter Google plus

Dienstag, 23. August 2016

Idelalisib: Rote-Hand-Brief zu Schlussfolgerungen aus der EMA-Überprüfung

Der Hersteller von Idelalisib (Zydelig, Gilead) informiert in einem Rote-Hand-Brief über die aktualisierten Empfehlungen nach Abschluss der Überprüfung der Sicherheitsdaten .

In klinischen Studien zu Idelalisib als Zusatztherapie zur standardmäßigen Erstlinientherapie der CLL bzw. frühen Therapielinie des indolenten Non-Hodgkin-Lymphoms/kleinzelligen lymphozytischen Lymphoms (iNHL/SLL) hatten sich mehr infektionsbedingte Todesfälle unter Idelalisib gezeigt. Diese waren hauptsächlich auf Pneumocystis-Jirovecii-Pneumonien (PJP) und Infektionen mit Cytomegalie-Virus (CMV) zurückzuführen. Diese Studien umfassten Patientenpopulationen oder Behandlungskombinationen, die in der EU nicht zugelassen sind.
Im März 2016 hatte die Europäische Arzneimittelagentur EMA zunächst vorläufig von einer Erstlinienbehandlung mit Idelalisib bei CLL und 17p-Deletion oder TP53-Mutation abgeraten (siehe med|pharm|text-Blog). Nach Abschluss der Überprüfung kam nun die EMA zu dem Ergebnis, dass Idelalisib in Kombination mit Rituximab als Erstlinientherapie bei Patienten mit CLL und 17p-Deletion oder TP53-Mutation angewendet werden kann, wenn keine anderen Therapien geeignet sind.
Die risikominimierenden Maßnahmen zur Vorbeugung von Infektionen in allen Anwendungsgebieten wurden aktualisiert und um konkrete Empfehlungen zur Prophylaxe der PJP und einer Infektion mit CMV ergänzt.

Quelle:
 AkdÄ Drug Safety Mail vom 23.8.2016

Reslizumab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 18. August 2016 Reslizumab (Cinqaero, Teva) für die Add-on-Erhaltungstherapie bei Erwachsenen mit schwerem eosinophilem Asthma bronchiale zugelassen, deren Erkrankung durch hochdosiert inhalierte Glucocorticoide plus einem anderen Arzneimitteln nicht ausreichend kontrolliert werden kann. Der monoklonale Antikörper wird einmal alle vier Wochen parenteral verabreicht.
Reslizumab ist ein  humanisierter monoklonaler Antikörper (IgG4, κ), der gegen das humane
Interleukin-5 (IL-5) gerichtet ist. Reslizumab bindet spezifisch an IL-5 und stört die Bindung von IL-5 an dessen Zelloberflächenrezeptor. IL-5 ist ein wichtiges Zytokin für die Differenzierung, Reifung, Rekrutierung und Aktivierung von humanen Eosinophilen. Reslizumab bindet mit pikomolarer Affinität an humanes IL-5 und hemmt dadurch dessen biologische Funktion; somit werden die Überlebensrate und Aktivität der Eosinophilen verringert.
Wirksamkeit und Verträglichkeit von Reslizumab wurden in vier doppelblinden, randomisierten, plazebokontrollierten Studien bei Patienten mit schwerem Asthma bronchiale zusätzlich zur üblichen Therapie untersucht. Reslizumab reduzierte im Vergleich zu Plazebo die Zahl der Exazerbationen und verlängerte die Zeit bis zur ersten Exazerbation. Zudem verbesserte es die Lungenfunktion. Allerdings können schwere unerwünschte Wirkungen auftreten einschließlich allergischer Reaktionen, die lebensbedrohlich sein können.
Die FDA hat Reslizumab im März 2l016 zugelassen (siehe med|pharm|text-Blog)

Quelle:
Epar der EMA

Dienstag, 9. August 2016

Pembrolizumab von der FDA beschleunigt für HNSCC zugelassen

Die Food and Drug Administration (FDA) hat die Zulassung von Pembrolizumab beschleunigt erweitert: es kann nun auch für die Behandlung von Patienten mit metastasiertem  Plattenepithelkarzinom von Kopf und Hals (HNSCC) eingesetzt werden.

Quelle:
Mitteilung der FDA vom 5. August 2016

Bfarm veröffentlicht Liste von Medikamenten, deren Zulassung in Kürze ruhen wird.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat eine Liste der Medikamente veröffentlicht, deren Zulassung wegen schwerer Mängel in der Durchführung von für die Zulassung
relevanten Studien, einschließlich Manipulation von Probandenproben, in Kürze ruhen wird. Die in dieser Liste aufgeführten Arzneimittel dürfen ab dem 11. August nicht mehr von Apotheken abgegeben werden:


  • Atovaquon/Proguanilhydrochlorid 1 A Pharma 62,5 mg/25 mg Filmtabletten 87388.00.00 1 A Pharma GmbH 
  • Atovaquon/Proguanilhydrochlorid 1 A Pharma 250 mg/100 mg Filmtabletten 87389.00.00 1 A Pharma GmbH
  •  Atovaquon/Proguanilhydrochlorid-ratiopharm 250 mg/100 mg Filmtabletten 87350.00.00 ratiopharm GmbH
  • Atovaquon/Proguanilhydrochlorid-ratiopharm 62,5 mg/25 mg Filmtabletten 87351.00.00 ratiopharm GmbH 
  • Celecoxib Glenmark 100 mg Hartkapseln 90427.00.00 Glenmark Arzneimittel GmbH 
  • Celecoxib Glenmark 200 mg Hartkapseln 90428.00.00 Glenmark Arzneimittel GmbH 
  • Eprosartan Aristo 600 mg Filmtabletten 86781.00.00 Aristo Pharma GmbH 
  • Malacomp HEXAL, Filmtablette 87377.00.00 Hexal Aktiengesellschaft 
  • Malacomp HEXAL junior, Filmtablette 87376.00.00 Hexal Aktiengesellschaft 
  • Pregabalin-Hormosan 25 mg Hartkapseln 93565.00.00 Hormosan Pharma GmbH 
  • Saquinavir HEXAL 500 mg Filmtabletten 88549.00.00 Hexal Aktiengesellschaft


Quelle
BfArm 9.8.2016. Arzneimittelzulassungen unter Verwendung von Studien der Firma Semler Research Center (SRC) Private Ltd. in Indien: Ruhen der Zulassungen. 


Montag, 1. August 2016

Elbasvir/Grazoprevir von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 22. Juli 2016 die Fixkombination Elbasvir 50mg/Grazoprevir 100mg (Zepatier. MSD Sharp und Dohme) für die Behandlung erwachsener Patienten mit einer chronischen Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) der Genotypen 1 oder 4 in Kombination mit oder ohne Ribavirin zugelassen.

Die einmal täglich einzunehmende Kombinationstablette enthält den NS5A-Inhibitor Elbasvir (50 mg) und den NS3/4A-Protease-Inhibitor Grazoprevir (100 mg).


Elbasvir ist ein Inhibitor von HCV-NS5A, das für die virale RNA-Replikation und den Zusammenbau
des Virions essentiell ist.

Grazoprevir ist ein Inhibitor der HCV-NS3/4A-Protease, die für die proteolytische Spaltung des HCVkodierten Polyproteins (in reife Formen der NS3-, NS4A-, NS4B-, NS5A- und NS5B-Proteine)
notwendig und für die Virusreplikation essentiell ist.

Basis für Zulassung waren die Ergebnisse aus acht klinischen Studien, in die etwa 2000 Patienten mit chronischer HCV-Infektion eingeschlossen wurden. In diesen Studien wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Elbasvir/Grazoprevir bei verschiedenen Patientengruppen untersucht, darunter Patienten unter Opioid-Agonist-Therapie, Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz und Patienten mit HIV-Koinfektion. Es zeigten sich hohe virologische Heilungsraten 12 Wochen nach Ende der Therapie (SVR 12, primärer Endpunkt).
Für Patienten mit einer chronischen HCV-Infektion vom Genotyp 1 oder 4 mit bzw. ohne kompensierte Zirrhose (Child-Pugh A) wird eine 12wöchige Therapie mit Elbasvir/Grazoprevir empfohlen. Für bestimmte Patienten sollte eine Therapie über 16 Wochen plus Ribavirin in Betracht gezogen werden.

Quelle:
EPAR der EMA
Pressemitteilung von MSD

Mittwoch, 27. Juli 2016

Fluorchinolone: FDA aktualisiert Warnhinweise wegen Nebenwirkungen

Die Food and Drug Administration (FDA) hat Warnhinweise für systemisch (oral oder per Injektion) verabreichte Fluorchinolone aktualisiert, da diese zu schwerwiegenden Nebenwirkungen mit potenziell bleibenden Schäden führen können, u. a. am Bewegungsapparat sowie am peripheren und zentralen Nervensystem.

Hierzu zählen Sehnenentzündung und -ruptur, periphere Neuropathie, Psychose, Depression, Halluzinationen, Suizidgedanken und Verwirrtheit. Weitere potenzielle Nebenwirkungen von Fluorchinolonen sind u. a. Exazerbation einer Myasthenia gravis, QT-Verlängerung, anaphylaktische Reaktionen, Störungen des Blutzuckerspiegels und Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhö. Es ist auch möglich, dass mehrere Nebenwirkungen gleichzeitig bei einem Patienten auftreten.
Nach Empfehlung der FDA sollen Ärzte Fluorchinolone bei Patienten mit akuter bakterieller Sinusitis, akuter bakterieller Exazerbation einer chronischen Bronchitis oder unkomplizierten Harnwegsinfektionen nur dann verschreiben, wenn keine anderen Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Nach Auffassung der FDA überwiegt in diesen Indikationen das Risiko schwerer Nebenwirkungen den Nutzen von Fluorchinolonen. Für einige schwere Infektionen durch Fluorchinolon-sensible Bakterien, wie Pneumonien oder intraabdominelle Infektionen, wird das Nutzen-Risiko-Verhältnis aber weiterhin positiv eingeschätzt. Die Behandlung mit Fluorchinolonen ist sofort abzubrechen, wenn erste Anzeichen oder Symptome einer schwerwiegenden Nebenwirkung auftreten. Die Behandlung sollte dann mit einem Antibiotikum aus einer anderen Gruppe fortgeführt werden. Patienten, die bereits eine schwerwiegende Nebenwirkung unter Fluorchinolonen erlitten haben, sollten keine Fluorchinolone mehr erhalten.

Quellen:
AkDÄ Drug Safety Mail vom 27. Juli 2016
FDA Drug Safety Communication vom 26. Juli 2016

Montag, 25. Juli 2016

Idelalisib: EMA empfiehlt Infektionskontrolle und Antibiotikaprophylaxe

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juli 2016 empfohlen, bei der Behandlung mit Idelalisib (Zydelig) entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu treffen, um das Risiko schwerer Infektionen, insbesondere von Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie, zu vermindern.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 21. Juli 2016

Abatacept, 5-Aminolävulinsäure, Crizotinib, Emtricitabin/Tenofovirdisoxopril, Ibrutinib: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juli 2016 empfohlen,  die Zulassung von Abatacept, 5-Aminolävulinsäure, Crizotinib, Emtricitabin/Tenofovirdisoxopril und Ibrutinib zu erweitern.

  • Abatacept (Orencia, Abbvie) sollt nun in Kombination mit Methotrexat zur Behandlung von Patienten mit hoch aktiver und progressiver rheumatoider Arthritis eingesetzt werden können, die nicht mit Methotrexat vorbehandelt wurden
  • 5-Aminolävulinsäure (Ameluz, Biofrontera) soll nun bei aktinischer Keratose von leichter bis mäßig schwerer Ausprägung und bei flächigen karzinogenen Veränderungen eingesetzt werden können.
  • Crizotinib (Xalkori, Pfizer) soll künftig für die Behandlung von Erwachsenen mit ROS1-positivem fortgeschrittenem NSCLC eingesetzt werden können.
  • Emtricitabin/Tenofovirdisoxopril (Truvada; Gilead) soll nun in Kombination mit Safer-Sex-Praktiken zur Präexpositionspropylaxe eingesetzt werden können, um bei Personen mit hohem Risiko das Risiko einer sexuell akquirierten HIV-Infektion zu verringern.
  • Ibrutinib (Imbruvia, Janssen-Cilag): soll nun in Monotherapie bei Patienten mit r/r CLL oder als Monotherapie und in Kombination mit Bendamustin und Rituximab bei CLL-Patienten mit einer Vortherapie oder als Monotherapie bei Waldenström-Patienten eingesetzt werden können.


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 21.7.2016





Eluxadolin von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juli 2016 empfohlen, Eluxadolin (Truberzi, Aptalis Pharma) für die orale Behandlung von Erwachsenen mit Reizdarmsyndrom und Durchfall zuzulassen.

Eluxadolin ist ein lang wirkender gemischter Agonist an μ-Opioid-Rezeptoren und Antagonist an δ-Opioid-Rezeptoren. Er kann so Darmbewegungen reduzieren. Es muss zweimal täglich mit den Mahlzeiten eingenommen werden.
Bei Patienten mit Reizdarmsyndrom kann Eluxadolin die Zahl der Tage ohne Durchfall erhöhen und Schmerzen verringern.
Als häufigste Nebenwirkung traten Verstopfung, Übelkeit und Bauchschmerzen auf. Ernstere Nebenwirkungen sind Pankreas und Krämpfe des Sphincter Oddi.

Quelle
Mitteilung der EMA vom 21. Juli 2016

Glycopyrroniumbromid: EMA empfiehlt schwere Sialorrhö als weiteres Einsatzgebiet

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juli 2016 empfohlen,  Glycopyrroniumbromid (Sianalar, Proveca) als orale Lösung zur Behandlung von schwerer Sialorrhö bei Patienten ab einem Alter von 3 Jahren mit chronischen neurologischen Erkrankungen zuzulassen.

Glycopyrroniumbromid ist ein uraltes Parasympatholytikum, das seit langem in Deutschland vor Operationen zur Herabsetzung des Speichelflusses, der Sekretion im Pharynx, in der Trachea und im Bronchialsystem, zur Reduzierung der Magensaftmenge und der freien Säure, zur Blockade des Verzögerungsreflexes des Vagus auf das Herz während der Narkoseeinleitung und der Intubation, zum Schutz vor Nebenwirkungen der Cholinergika (z. B. Neostigmin), die zur Aufhebung der neuromuskulären Blockade nicht depolarisierender Muskelrelaxanzien gegeben werden, zugelassen ist. Im Oktober 2012 wurde es in Form von Hartkapseln mit Pulver zur Inhalation für die bronchialerweiternde Erhaltungstherapie zur Symptomlinderung bei erwachsenen Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) von der EU-Kommission zugelassen.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 21. Juli 2016

Pegyliertes liposomolas Irinotecan von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juli 2016 empfohlen, pegyliertes liposomales Irinotecan (Onivyde, Baxalta) als Orphan Drug zur Behandlung von Patienten mit metastasiertem Adenokarzinom des Pankreas in Kombination mit Fluorouracil und Leucovorin zuzulassen, das nach einer Gemcitabin-basierten Therapie fortgeschritten ist.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 21. Juli 2016

Lenvatinib von der EMA zur Zulassung bei Nierenzellkarzinom empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juli 2016 empfohlen, Lenvatinib (Kisplyx, Eisai) zur oralen Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom in Kombination mit Everolimus zuzulassen, die mit einer gegen VEGF-gerichteten Therapie behandelt worden sind.
Lenvatinib war im Juni 2015 von der EU-Kommission als Lenvima (Eisa) als Oprhan Drug für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit progressivem, lokal fortgeschrittenen oder metastasiertem differenziertem (papillärem/follikulärem/Hürthle-Zell-)Schilddrüsenkarzinom (DTC) zugelassen worden, das nicht auf eine Radioiodtherapie angesprochen hatte.


Lenvatinib hemmt selektiv die Kinaseaktivitäten der Rezeptoren VEGFR1 (FLT1), VEGFR2 (KDR) und VEGFR3 (FLT4) des vaskulären Endothelwachstumsfaktors (VEGF) sowie andere, mit dem proangiogenen und onkogenen Signalweg in Zusammenhang stehende RTKs, einschließlich der Rezeptoren FGFR1, 2, 3 und 4 des FibroblastenWachstumsfaktors (FGF) und die Rezeptoren PDGFRα, KIT und RET des BlutplättchenWachstumsfaktors (PDGF).
Im randomisierten Teil einer Phase-IB/II-Studie zeigte Lenvatinib in Kombination mit Everolimus im Vergleich zu Everolimus allein bei Patienten mit RCC eine Verlängerung des PFS von 5,5 auf 14,6 Monate. Häufigste Nebenwirkungen sind Durchfall, verminderter Appetit, Erbrechen, Übelkeit und Hypertonie.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 21. Juli 2016

Cabozantinib von der EMA zur Zulassung bei Nierenzellkarzinom empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juli 2016 empfohlen, Cabozantinib (Cabometyx, Ipsen Pharma) für die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom zuzulassen, die bereits mit einem VEGF-Hemmer behandelt worden sind. Cabozantinib war bereits im März 2014 von der EU-Kommission als Cometriq (TMC Pharma Services) als Orphan Drug bedingt für die Behandlung von Patienten mit Schilddrüsenkarzinom zugelassen worden.

Cabozantinib ist ein Multikinase-Inhhibitor, der unter anderem RET, MET und VEGF-Rezeptor 2 hemmt. Er kann oral appliziert werden.


Im Vergleich zu Everolimus verlängerte Cabozantinib bei Patienten mit fortgeschrittenem RCC das PFS von 3,8 auf 7,4 Monate. Häufigste Nebenwirkungen sind Durchfall, Fatigue, Übelkeit, verminderter Appetit, Hand-Fuß-Syndrom, Hypertonie, Errechen, Gewichtsabnahme und Verstopfung.

Quelle:



Samstag, 9. Juli 2016

Sofosbuvir/Velpatasvir von der EU-Kommission und der FDA zugelassen

Die EU-Kommission hat am 8.7.2016 und die FDA Ende Juni Sofosbuvir/Velpatasvir (Epclusa, Gilead) für die Behandlung von Patienten mit chronischer Hepatitis C ohne und mit Leberzirrhose zugelassen. Bei schweren Formen ist es in den USA in Kombination mit Ribavirin zugelassen.


Das seit 2014 im Handel verfügbare Sofosbuvir ist ein pangenotypischer Inhibitor der RNA-abhängigen RNA-Polymerase NS5B des HCV, die für die Virusreplikation erforderlich ist. Sofosbuvir ist ein Nukleotid-Prodrug, das nach intrazellulärer Metabolisierung in das pharmakologisch wirksame Uridin-Analogon-Triphosphat 17 (GS-461203) mit Hilfe der NS5B-Polymerase in die HCV-RNA eingebaut wird und zum Kettenabbruch führt. GS-461203 (der aktive Metabolit von Sofosbuvir) hemmt weder humane DNA- oder RNA-Polymerasen noch die mitochondriale RNA-Polymerase.

Velpatasvir ist ein HCV-Inhibitor, der auf das HCV-NS5A-Protein gerichtet ist, das sowohl für die RNA-Replikation als auch den Zusammenbau von HCV-Virionen erforderlich ist. In-vitro-Studien zur Resistenzselektion und Kreuzresistenz deuten darauf hin, dass NS5A die Zielstruktur für den Wirkungsmechanismus von Velpatasvir darstellt

Quelle:
Pressemitteilung der FDA vom 28. Juni 2016
EPAR der EMA

Daclizumab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 5. Juli 2016 Daclizumab (Zinbryta, Biogen) zur Injektion bei erwachsenen Patienten mit schubförmiger multipler Sklerose zugelassen. Es wird in einer Dosierung von 150 mg einmal pro Monat s.c. injiziert.

Daclizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der bereits 1999 unter dem Handelsnamen Zenapax® zur Prophylaxe von Abstoßungsreaktionen nach Nierentransplantation zugelassen war. Zum 1. 1.2009 wurde auf Antrag von Roche die Zulassung von der EMA zurück genommen.
Daclizumab bindet an CD25 (Interleukin-2R-alpha) und hemmt damit die Bindung von Interleukin-2 an CD25.  Daclizumab moduliert die IL-2-Signalübertragung, indem es CD25-abhängige, hoch affine IL-2-Rezeptorsignale blockiert; dies führt zu höheren IL-2-Spiegeln, die dann für die Signalübertragung durch den intermediär affinen IL-2-Rezeptor zur Verfügung stehen. Die Haupteffekte dieser Modulation des IL-2-Signalwegs, die potenziell im Zusammenhang mit der therapeutischen Wirkungen von Daclizumab bei MS stehen, umfassen den selektiven Antagonismus von aktivierten T-Zell-Antworten und die Expansion der immunregulatorischen natürlichen Killerzellen (NK) CD56bright, die nachweislich aktivierte T-Zellen selektiv reduzieren. Zugleich wird angenommen, dass diese immunmodulatorischen Effekte von Daclizumab die ZNS-Pathologie bei MS verringert und dadurch das Auftreten von Schüben und das Fortschreiten der Behinderung senken
Die Wirksamkeit von Daclizumab wurde in zwei Studien (SELECT und DECIDE) an Patienten mit RMS nachgewiesen. Die SELECT-Studie war eine doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studie, in der die Patienten für eine Dauer von 52 Wochen alle 4 Wochen entweder Daclizumab 150 mg (n=208) oder 300 mg (n=209) versus Placebo (n=204) erhielten. Die DECIDE-Studie war eine doppelblinde, randomisierte, aktiv-kontrollierte Parallelgruppen-Studie für eine Dauer von mindestens 2 bis maximal 3 Jahren (96 bis 144 Wochen) mit Daclizumab 150 mg alle 4 Wochen (n=919) versus Interferon beta-1a (intramuskulär) 30 Mikrogramm wöchentlich (n=922).
Die FDA hat Daclizumab am 27. Mai 2016 für die Behandlung der schubförmigen MS zugelassen.

Quelle:
EPAR der EMA

Opicapon von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat Ende Juni 2016 Opicapon (Ongentys, Bial-Portela)  als Zusatztherapie zu Levodopa/DOPA-Decarboxylase-Hemmern (DDCI) bei erwachsenen Patienten mit Morbus Parkinson mit motorischen „End-of-dose“-Fluktuationen zugelassen, bei denen unter diesen Kombinationen keine Stabilisierung erreicht werden kann.

Opicapon ist wie zum Beispiel Entacapon ein peripherer, selektiver und reversibler Hemmer der Catechol-O-Methyltransferase-Hemmer (COMT), der dadurch bei gleichzeitiger Gabe von DDCI die Levodopa-Plasmaspiegel erhöht. Während Entacapon kurz wirkt, ist die Wirkung von Opicapon lang anhaltend.

Quelle:
EPAR der EMA

Ceftazidim/Avibactam von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat Ende Juni 2016 Ceftazidim/Avibactam (Zavicefta, AstraZeneca) für die Behandlung von komplizierten intraabdominalen und Harnwegsinfektionen einschließlich Pyelonephritis, nosokomialen Pneumonien einschließlich Beatmungspneumonien zugelassen. Das Antibiotikum ist auch für Infektionen durch gramnegative Erreger, bei denen die therapeutischen Möglichkeiten begrenzt sind, zugelassen.

Das schon sehr lange im Handel verfügbare Cephalosporin Ceftazidim wird in Zavicefta mit dem neuem Beta-Lactamase-Hemmer Avibactam kombiniert.

Avibactam hemmt sowohl ß-Lactamasen der Ambler-Klassifizierung A und C und einige Enzyme der Klasse D, einschließlich die Extended-Spectrum-ß-lactamasen (ESBLs), KPC und OXA-48 Carbapenemasen als auch AmpC-Enzyme. Avibactam inhibiert keine Enzyme der Klasse B (Metallo-β-Lactamasen) und kann nicht viele Enzyme der Klasse D inhibieren. Es verhindert damit die Hydrolyse von Ceftazidim. Dadurch wird die Ceftazidim-Aktivität gegen viele Carbapenem-resistente Enterobacteriaceae wieder hergestellt.

Quelle:
EPAR der EMA

Idelalisib: Nutzen überwiegt Risiken laut PRAC

Das Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC)  der Europäische Zulassungsbehörde (EMA) kommt nach einem Review der Daten zu Idelalisib (Zydelig, Gilead) zum Ergebnis, dass der Nutzen der Substanz in der Behandlung von CLL und FL ihre Risiken überwiegt. Das PRAC bestätigte jedoch das höhere Risiko für schwerwiegende Infektionen unter der Therapie, einschließlich einer Pneumocystis-jirovecii-Pneumone und empfiehlt daher aktualisierte Handlungsanweisungen.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 8. Juli 2016

Canakinumab, HPV-Vakzine, Insulin degludec/Insulin aspart, Nepafenac, Pembrolizumab, Tocilizumab, Voraxapar: Erweiterung der Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juni 2016 empfohlen, die Zulassung von Canakinumab, HPV-Vakzine, Insulin degludec/Insulin aspart, Nepafenac, Pembrolizumab, Tocilizumab und Voraxapar zu erweitern.


  • Canakinumab (Ilaris, Novartis) soll künftig auch bei Erwachsenen mit Still-Krankheit eingesetzt werden können.
  • HPV-Vakzine (Cervarix, GSK) soll künftig auch zur Prävention prämaligner analer Läsionen eingesetzt werden können.
  • Insulin degludec/Insulin aspart (Ryzodeg, Novo Nordisk) soll künftig auch bei Jugendlichen und Kindern ab 2 Jahren eingesetzt werden können.
  • Nepafenac (Nevanac, Alcon) soll künftig auch zur Verringerung des Risikos eine postoperativen Makulaödems bei Kataraktoperation an Diabetikern eingesetzt werden können
  • Pembrolizumab (Keytruda, MSD) soll künftig bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC eingesetzt werden können, deren Tumor PD-L1 exprimiert und die mindestens eine Vortherapie erhalten haben. Patienten mit EGFR- oder ALK-positiven Tumoren sollten mindestens eine dafür zugelassene Therapie erhalten haben bevor sie mit Pembrolizumab behandelt werden.
  • Tocilizumab (Roactemra, Roche) soll künftig auch für die Behandlung der schweren, aktiven und progressiven rheumatoiden Arthritis  bei den Erwachsenen eingesetzt werden können, die nicht mit Methotrexat vorbehandelt wurden
  • Voraxapar (Zontivity, MSD) soll künftig auch zusammen mit Acetylsalicylsäure oder Clopdidogrel bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit zur Reduktion atherothrombotischer Ereignisse eingesetzt werden können.


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 23. Juni 2016