Samstag, 26. Februar 2022

Tepotinib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 16. Februar 2022 Tepotinib (Tepmetko, Merck) als orale Monotherapie bei erwachsenen Patienten mit einem fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) mit Veränderungen zugelassen, die zu METex14-Skipping (Exon-14-Skipping im mesenchymal-epithelialen Transitionsfaktor-Gen) führen, und die eine systemische Therapie nach Platin-basierter Chemotherapie und/oder einer Behandlung mit Immuntherapie benötigen. 


Tepotinib ist ein reversibler kleinmolekularer Adenosintriphosphat-(ATP-)kompetitiver MET-Inhibitor des  Typs I. Tepotinib hemmt dosisabhängig die MET-Phosphorylierung und die MET-abhängige  nachgelagerte Signaltransduktion über Signalwege der Phosphatidylinositol3-Kinase/Proteinkinase B (PI3K/Akt) und der mitogenaktivierten Proteinkinase/extrazellulären signalregulierten Kinase (MAPK/ERK). 

Tepotinib zeigte eine ausgeprägte antitumorale Aktivität in Tumoren mit onkogener Aktivierung von MET, wie METex14-Skipping-Veränderungen. 

Die Wirksamkeit von Tepotinib wurde in einer einarmigen, offenen, multizentrischen Studie (VISION) an erwachsenen Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen oder metastasierten nicht-kleinzelligen  Bronchialkarzinom (NSCLC) mit METex14-Skipping-Veränderungen beurteilt (n = 275). 

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EPAR der EMA

Finerenon von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 16. Februar 2022 Finerenon (Kerendia, Bayer) zur oralen Behandlung einer chronischen Nierenerkrankung (Stadium 3 und 4 mit Albuminurie) in Verbindung mit Typ-2-Diabetes bei Erwachsenen zugelassen.


Finerenon ist ein nichtsteroidaler Aldosteronantagonist, es ist ein selektiver Antagonist des Mineralokortikoid-Rezeptors (MR), welcher durch Aldosteron und Cortisol aktiviert wird und die Gentranskription reguliert. Durch seine Bindung an den MR entsteht ein spezifischer Rezeptor-Ligand-Komplex, der die Rekrutierung transkriptioneller Coaktivatoren blockiert, welche an der Expression  proinflammatorischer und profibrotischer Mediatoren beteiligt sind.

In FIDELIO-DKD, einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten, multizentrischen Phase-III-Studie an erwachsenen Patienten mit CKD und T2D, betrug die placebokorrigierte relative Reduktion des Albumin-Kreatinin-Quotienten im Urin (UACR) in Monat 4 bei den auf Finerenon randomisierten Patienten 31 %. 
In ARTS-DN, einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten, multizentrischen Phase-IIb-Studie an erwachsenen Patienten mit CKD und T2D, betrug die placebokorrigierte relative Reduktion des UACR an Tag 90 bei den mit Finerenon 10 mg bzw. 20 mg einmal täglich behandelten Patienten 25 % bzw. 38 %.

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Pneumokokken-Konjugat-Impfstoff 20-valent von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 14. Februar 2022 den 20-valenten Pneumokokken-Konjugat-Impfstoff Apexxnar (Pfizer) zur aktiven Immunisierung zur Prävention von invasiven Erkrankungen und  Pneumonie, die durch Streptococcus pneumoniae verursacht werden, bei Personen ab einem Alter von 18 Jahren zugelassen.

Apexxnar enthält 20 Pneumokokken-Kapselpolysaccharide, die alle an ein CRM197-Trägerprotein konjugiert sind, das die Immunantwort auf das Polysaccharid von einer T-Zell-unabhängigen zu einer T-Zell-abhängigen Antwort modifiziert. Die T-Zell-abhängige Antwort führt sowohl zu einer verstärkten Antikörperantwort als auch zur Bildung von B-Gedächtniszellen, wodurch eine anamnestische (Booster-)Antwort bei erneuter Exposition gegenüber dem Bakterium ermöglicht wird.

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Mittwoch, 16. Februar 2022

Voxelotor von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 14. Februar 2022 Voxelotor (Oxbryta, Global Blood Ther.) für  die orale Behandlung von Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen ab dem Alter von 12 Jahren mit hämolytischer  Anämie infolge Sichelzellkrankheit als Monotherapie oder in Kombination mit Hydroxycarbamid zugelassen. 


Voxelotor ist ein Hämoglobin-S(HbS)-Polymerisationshemmer, der an HbS bindet und eine erhöhte Verteilung in die Erythrozyten zeigt. Durch die Erhöhung der Affinität von Hb zu Sauerstoff hemmt Voxelotor dosisabhängig die HbS-Polymerisation. Voxelotor hemmt die Sichelbildung der Erythrozyten und verbessert die Deformierbarkeit der Erythrozyten. 

Wirksamkeit und Sicherheit von Voxelotor bei Patienten mit Sichelzellkrankheit wurden in einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten, multizentrischen Studie (EudraCT2016-003370-40) untersucht.

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Anifrolumab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 14. Februar 2022 Anifrolumab (Saphnelo, AstraZeneca) ist als Add-on-Therapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit moderatem bis schwerem, aktivem  Autoantikörper-positivem systemischem Lupus erythematodes (SLE) zugelassen, die bereits eine Standardtherapie erhalten.

Anifrolumab ist ein humaner monoklonaler Antikörper, der mit hoher Spezifität und Affinität an die Untereinheit 1 des Typ-I-Interferonrezeptors (IFNAR1) bindet. Diese Bindung hemmt die Typ-I-IFN-Signaltransduktion und blockiert so die biologische Aktivität von Typ-I-Interferonen. 

Anifrolumab induziert außerdem die Internalisierung von IFNAR1 und reduziert so die IFNAR1-Anzahl auf der Zelloberfläche, die für die Rezeptorbindung zur Verfügung steht. 

Die Blockade der  rezeptorvermittelten Typ-I-IFN-Signaltransduktion hemmt die Expression des Interferon-stimulierten Gens sowie die nachgelagerten inflammatorischen und immunologischen Prozesse. Die Hemmung des Typ-I-IFN blockiert die Plasmazelldifferenzierung und normalisiert die Untergruppen der peripheren T-Zellen, wodurch das Gleichgewicht zwischen adaptiver und angeborener Immunität, das bei SLE fehlreguliert ist, wiederhergestellt wird.

Sicherheit und Wirksamkeit von Anifrolumab wurde in zwei multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studien über einen Behandlungszeitraum von jeweils 52 Wochen untersucht (TULIP 1und TULIP 2). 

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EPAR der EMA


Somatrogon von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 14. Februar 2022 Somatrogon (Ngenla, Pfizer) als Orphan Drug für die subkutane Behandlung von Kindern und Jugendlichen ab einem Alter von 3 Jahren mit Wachstumsstörung durch unzureichende Ausschüttung von Wachstumshormon zugelassen.

Somatrogon ist ein Glykoprotein, das aus der Aminosäurensequenz des hGH mit einer Kopie des  C-terminalen Peptids (CTP) aus der β-Kette des humanen Choriongonadotropins (hCG) am N-Terminus und zwei Kopien des CTP (Tandemkopien) am C-Terminus besteht. Die Glykosylierung und CTP-Domänen  sind für die Halbwertszeit von Somatrogon verantwortlich, wodurch eine wöchentliche Gabe ermöglicht wird.

Somatrogon bindet an den Rezeptor des Wachstumshormons (GH) und initiiert eine Signaltransduktionskaskade, die zu Veränderungen von Wachstum und Stoffwechsel führt. In Übereinstimmung mit der GH-Signalgebung führt die Bindung von Somatrogon zur Aktivierung des STAT5b-Signalwegs und erhöht die Serumkonzentration von IGF-1. 

IGF-1 steigt während der Behandlung mit Somatrogon dosisabhängig an und hat so seinen Anteil an der klinischen Wirkung. Als Ergebnis werden durch GH und IGF-1 Stoffwechselveränderungen und Längenwachstum stimuliert und die Wachstumsgeschwindigkeit bei Kindern mit GHD gesteigert. 

Sicherheit und Wirksamkeit von Somatrogon für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen ab einem Alter von 3 Jahren mit GHD wurden in zwei multizentrischen, randomisierten, unverblindeten,  kontrollierten klinischen Studien untersucht.

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EPAR der EMA

Freitag, 11. Februar 2022

Nirmatrelvir/Ritonavir von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 28. Januar 2022 Nirmatrelvir/Ritonavir (Paxlovid, Pfizer) für die orale Behandlung von COVID‑19 bei Erwachsenen zugelassen, die keine zusätzliche Sauerstoffzufuhr benötigen und ein erhöhtes Risiko haben, einen schweren COVID-19-Verlauf zu entwickeln. 

Die empfohlene Dosierung beträgt 300 mg Nirmatrelvir (zwei 150-mg-Tabletten) und 100 mg Ritonavir (eine 100-mg-Tablette) zur gleichzeitigen Einnahme alle 12 Stunden über einen Zeitraum von 5 Tagen. Paxlovid sollte so schnell wie möglich nach der Diagnose von COVID‑19 und innerhalb von 5 Tagen nach Symptombeginn angewendet werden. Es wird empfohlen, die 5-tägige Behandlung abzuschließen, auch wenn der Patient nach Beginn der Behandlung mit Paxlovid aufgrund einer schweren oder kritischen COVID‑19-Erkrankung hospitalisiert werden muss.

Nirmatrelvir ist eine Proteasehemmer, der die SARS-CoV-2-Hauptprotease inhibiert, die auch als 3C-ähnliche Protease (3CLpro) oder nsp5-Protease bezeichnet wird. Die Proteasehemmunng verhindert die Verarbeitung von Polyproteinvorläufern und verhindert so die Virusreplikation.

Ritonavir dient wie in zahlreichen anderen Kombinationen mit Virustatika als Booster, es hemmt den CYP3A-vermittelten Metabolismus von Nirmatrelvir und sorgt so für eine höhere Plasmakonzentration. 

Quelle:
Info der EMA


Eptinezumab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 24. Januar 2022 Eptinezumab (Vyepti, Lundbeck) als Infusion zur  Migräneprophylaxe bei Erwachsenen mit mindestens 4 Migränetagen pro Monat zugelassen.

Eptinezumab ist wie Erenumab, Galcanezumab und Fremanezumab einen monoklonaler Antikörper, der an das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) bindet. Während dies bislang verfügbaren Substanzen subkutan per Fertigpen oder -spritze appliziert werden können, wird Eptinezumab infundiert. Die Applikation erfolgt alle drei Monate und dauert etwa 30 Minuten. 

Eptinezumab wurde in zwei placebokontrollierten Studien zur präventiven Behandlung von Migräne untersucht: PROMISE 1 wurde an Patienten mit episodischer Migräne (n = 888) und PROMISE 2 an Patienten mit chronischer Migräne (n = 1 072) durchgeführt. 

Quelle

Info der EMA


Avacopan von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 11. Januar 2022 Avacopan (Tavneos) in Kombination mit einem Rituximab- oder Cyclophosphamid-Dosierungsschema zur Behandlung erwachsener Patienten mit  schwerer aktiver Granulomatose mit Polyangiitis (GPA) oder mikroskopischer Polyangiitis (MPA) als Orphan Drug zugelassen.


Avacopan ist ein selektiver Komplement-5a-Rezeptor-Antagonist (C5aR1 oder CD88), der die Interaktion zwischen C5aR1 und dem Anaphylatoxin C5a kompetitiv hemmt. Die spezifische und selektive Blockierung von C5aR1 durch Avacopan reduziert die proinflammatorischen Wirkungen von C5a, zu  denen die Aktivierung, Migration und Adhärenz der Neutrophilen an die Entzündungsherde in kleinen Blutgefäßen, Retraktion der vaskulären Endothelzellen und Permeabilität gehören.

Avacopan blockiert die durch C5a induzierte CD11b-Aktivierung (Integrin α-M) auf den Neutrophilen, die aus Proben von Avacopan-Patienten stammen. CD11b erleichtert die Adhärenz der Neutrophilen an die Oberflächen der vaskulären Endothelzellen, eine der Phasen des vaskulitischen Prozesses.

Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden in der Phase-3-Studie ADVOCATE untersucht.

Quelle:
Info der EMA


Lonapegsomatropin von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 11. Januar 2022  Lonapegsomatropin (Lonapegsomatropin Ascendis Pharma) als Orphan Drug zur parenteralen Behandlung von Wachstumsstörungen bei Kindern und Jugendlichen von 3 bis 18 Jahren aufgrund unzureichender Sekretion des endogenen Wachstumshormons (Wachstumshormonmangel [GHD]) zugelassen.

Lonapegsomatropin ist ein lang wirkendes Prodrug von Somatropin. Lonapegsomatropin besteht aus Somatropin, das über einen patentierten TransCon-Linker vorübergehend mit einem  Methoxypolyethylenglykol-Träger (4 x 10 kDa mPEG) konjugiert ist. Der Träger verzögert die renale Ausscheidung und die rezeptorvermittelte Elimination. 

Nach subkutaner Gabe setzt Lonapegsomatropin durch selbsttätige Spaltung des TransCon-Linkers das vollständig wirksame Somatropin frei. Dieses Somatropin (191 Aminosäuren) hat bei einmal wöchentlicher subkutaner Injektion dieselbe Wirkungsweise und Verteilung wie täglich verabreichtes Somatropin.

Quelle:

Info der EMA