Montag, 25. Mai 2015

Golimumab, Ibrutinib, Perampanel, Sapropterin, Ustekinumab, Insulin decludec/Liraglutid: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Mai 2015 empfohlen, die Indikationen von Golimumab, Ibrutinib, Perampanel, Sapropterin, Ustekinumab und Insulin decludec/Liraglutid zu erweitern.

Golimumab (Simponi, Janssen) soll für die Behandlung der nicht-radiologisch nachweisbaren axialen Spondylarthritis (nr-axial SpA) eingesetzt werden bei Patienten mit objektiv nachweisbaren Entzündungszeichen wie erhöhten CRP-Spiegel oder Nachweis im MRT, die nicht ausreichend auf NSAR ansprechen oder diese nicht vertragen.

Ibrutinib (Imbruvica, Janssen) soll für die Behandlung von Erwachsenen mit Waldenström-Makroglobulinämie eingesetzt werden können, die mindestens eine vorausgehende Therapie erhalten haben oder als Erstlinientherapie bei Patienten, für die eine Chemo-Immuntherapie nicht in Frage kommt.

Insulin degludec/Liraglutid (Xultophy, Novo Nordisk) soll nun auch bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes eingesetzt werden können, deren Blutzuckerspiegel durch andere zuckersenkende Medikamente in Kombination mit einem GLP-1-Agonist nicht ausreichend gesenkt werden konnte.

Perampanel (Fycompa, Eisa) soll für die zusätzliche Therapie von primären generalisierten tonisch-klonischen Kräömpfen bei Erwachsenen und Kindern ab 12 Jahren mit idiopathischer generalisierter Epilepsie eingesetzt werden können.

Sapropterin (Kuvan, Merck Serono) soll nun bei Kindern jeden Alters (nicht mehr erst ab 4 Jahren) für die Behandlung der Phenylketonurie eingesetzt werden können.

Ustekinumab (Stelara, Janssen) soll für die Behandlung der mäßig starken bis schweren Plaque-Psoriasis bei Kindern ab einem Alter von 12 Jahren eingesetzt werden können, bei denen andere systemische Therapien oder Phototherapie nicht ausreichend wirken und nicht verträglich sind.


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 21. Mai 2015

Dinutuximab von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Mai 2015 empfohlen, Dinutuximab (Unituxin, United Therapeutics Europe Ltd.) für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 Monaten bis 17 Jahren zuzulassen, die an einem Hochrisiko-Neuroblastom leiden, das zuvor mit einer Induktions-Chemotherapie behandelt worden war. Hierbei musste zumindest eine partielle Remission erreicht worden sein und anschließend eine myoablative Therapie und eine autologe Stammzelltransplantation durchgeführt worden sein. Dinutuximab wird in Kombination mit GM-CSF, Interleukin-2 (IL-2) und Isotretinoin angewendet.

Dinutuximab ist ein monoklonaler Antikörper, der an Disialogangliosid (GD2) bindet, das sich in hoher Konzentration auf der Oberfläche von Neuroblastomzellen befindet. Die Bindung von Dinutuximab an die Neuroblastomzellen markiert diese so, dass sie vom körpereigenen Immunsystem als fremd erkannt werden können.
Die Zulassungempfehlung beruht u.a. auf den Ergebnissen einer multizentrischen, offenen, randomisierten Studie mit 230 Patienten, in der der Antikörper im Vergleich zu alleiniger Retinoid-Therapie zu einem besseren Ereignis-freien Überleben und zu einem besseren Gesamtüberleben führte.
Die FDA hat Dinutuximab im März 2015 als Orphan Drug zugelassen.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 21. Mai 2015

Evolocumab von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Mai 2015 empfohlen, Evolocumab (Repatha, Amgen) für Erwachsene für die Behandlung einer Hypercholesterolämie oder gemischten Dyslipidämie sowie für Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren mit homozygoter familiärer Hypercholesterolämie zuzulassen. Evolocumab soll in Kombination mit einem CSE-Hemmer und/oder anderen Lipidsenkern bei Patienten eingesetzt werden, bei denen der erforderliche LDL-Cholesterolzielwert mit der maximalen CSE-Hemmer-Dosis nicht erreicht werden konnte. Allein oder in Kombination mit einem CSE-Hemmer kann Evolocumab bei solchen Patienten angewendet werden, die einen CSE-Hemmer nicht vertragen oder bei denen er kontraindiziert ist.
Evolocumab blockiert das Enzym PCSK9 (Proprotein-Convertase-Subtilisin/Kexin Typ 9). PCSK9 regulierte in der Leber das Recycling von LDL-Rezeptoren und vermindert die Fähigkeit der Leber, LDL-Cholesterol aus dem Blut aufzunehmen. Der Antikörper Evolocumab blockiert die Bindung von PCSK9 am LDL-Cholesterol-Rezeptor. Dadurch sinkt die LDL-Cholesterolkonzentration im Blut.
Evolocumab wurde in den Phase-III-Studien subkutan in einer Dosis von 140 mg alle zwei Wochen oder von 420 mg einmal im Monat appliziert.
Häufigste unerwünschte Wirkungen waren Nasopharyngitis, obere Atemwegsinfektionen und Rückenschmerzen. Die Anwendung von Evolocumab kann zu sehr niedrigen LDL-Konzentrationen führen, zu deren Langzeitsicherheit noch nichts bekannt ist.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 21. Mai 2015

Nivolumab von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Mai 2015 empfohlen, Nivolumab (Nivolumab BMS) nun auch für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit lokal fortgeschrittenen oder metastasiertem nichtkleinzelligen Plattenepithelkarzinom der Lunge nach vorhergehender Chemotherapie zuzulassen. Bereits im April 2015 hatte der CHMP die Zulassung von Nivolumab als Opdivo für die Behandlung des fortgeschrittenen Melanoms empfohlen.
Die FDA hat Nivolumab im Dezember 2014 für die Melanomtherapie und im März 2015 für die Behandlung des Lungenkarzinoms zugelassen.
Die Indikationserweiterung soll - wie in letzter Zeit häufiger geschehen - als eigenständige Neuzulassung unter anderem Handelsnamen der Substanz erfolgen. Dies dürfte nicht unbedingt zur Übersichtlichkeit und Transparenz des Arzneimittelmarktes beitragen.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 21. Mai 2015

Samstag, 23. Mai 2015

Pembrolizumab von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Mai 2015 empfohlen, Pembrolizumab (Keytruda, MSD), für die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem, nicht-resezierbarem oder bereits metastasiertem malignem Melanom sowohl als erste Therapieoption als auch nach Vorbehandlung mit einem anderen Wirkstoff zuzulassen.
Pembrolizumab ist ein humanisierter Antikörper, der gegen PD-1 (Programmed Death) gerichtet ist. Er blockiert die Interaktion von PD-1 auf T-Zellen mit seinen Liganden PD-L1 und PD-L2. Hierdurch kann das körpereigene Abwehrsystem gegen Tumoren reaktiviert werden. Pembrolizumab wird derzeit bei mehr als 30 Krebsformen untersucht.
Die Zulassungsempfehlung basierte auf den den Daten von mehr als 1.500 Patienten mit fortgeschrittenem Melanom, die in der großen Phase-1b-Studie KEYNOTE-001, der randomisierten Phase-II-Studie KEYNOTE-002 und der Phase-III-Studie KEYNOTE-006 behandelt worden waren. Interimsergebnisse aus KEYNOTE-006 zigten, dass Pembrolizumab das Gesamtüberleben, das progressionsfreie Überleben und die Gesamtansprechrate im Vergleich zu Ipilimumab signifikant verbesserte. Deshalb war die Studie im März 2015 vorzeitig gestoppt worden.
Die Behörde empfiehlt die Zulassung in einer Dosierung von 2 mg/kg Körpergewicht alle drei Wochen, dies ist auch die derzeit zugelassene Dosierung in den USA für die Therapie des Melanoms.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 21. Mai 2015



Dienstag, 12. Mai 2015

Rote-Hand-Brief: Hepatitis-C-Präparate und Amiodaron

Rote-Hand-Brief zu Harvoni® (Sofosbuvir + Ledipasvir), Sovaldi® (Sofosbuvir) und Daklinza® (Daclatasvir): Risiko von klinisch signifikanten Herzrhythmusstörungen bei gleichzeitiger Therapie mit Amiodaron.

Die Hersteller informieren in einem Rote-Hand-Brief über das Risiko schwerer Bradykardien oder Herzblock bei Patienten, die neben Amiodaron mit Sofosbuvir + Ledipasvir oder mit Sofosbuvir in Kombination mit Daclatasvir behandelt wurden und geben Empfehlungen:

  •     Die Bradykardie wurde innerhalb von Stunden bis zu zwei Wochen nach Beginn der HCV-Behandlung beobachtet. Die Inzidenz dieser Ereignisse ist nicht bekannt.
  •     Wenn unter einer Amiodaron-Therapie die gleichzeitige Anwendung von Sofosbuvir + Ledipasvir oder Sofosbuvir in Kombination mit Daclatasvir nicht vermieden werden kann, sollten die Patienten insbesondere in den ersten Wochen engmaschig überwacht werden.
  •     Patienten, die mit Sofosbuvir + Ledipasvir oder Sofosbuvir in Kombination mit Daclatasvir behandelt werden, sollten nur dann auf Amiodaron eingestellt werden, wenn andere Optionen zur Behandlung der Herzrhythmusstörung nicht vertragen werden oder kontraindiziert sind. Auch hier ist eine engmaschige Überwachung erforderlich.
  •     Aufgrund der langen Halbwertszeit von Amiodaron ist eine angemessene Überwachung auch durchzuführen, wenn Amiodaron innerhalb der vorangegangenen Monate abgesetzt wurde und nun die antivirale Behandlung begonnen werden soll.
  •     Bei hohem Risiko für Bradyarrhythmien müssen Patienten nach Beginn der gleichzeitigen Amiodaron- und antiviralen Therapie zusätzlich kontinuierlich über 48 Stunden in einem geeigneten klinischen Umfeld überwacht werden.
  •     Betroffene Patienten müssen über Symptome von Bradykardie und Herzblock aufgeklärt und angewiesen werden, ggf. sofort medizinischen Rat einzuholen.

Die Fach- und Gebrauchsinformationen dieser Arzneimittel werden aktualisiert.

Quelle:
AkdÄ Drug Safety Mail vom 12. Mai 2015

Ceritinib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 6. Mai 2015 Ceritinib (Zykadia, Novartis) für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit  fortgeschrittenem, Anaplastische-Lymphomkinase (ALK)-positiven, nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms (NSCLC), die mit Crizotinib vorbehandelt worden waren, zugelassen.

Ceritinib ist ein oraler, selektiver Inhibitor der Anaplastischen Lymphomkinase (ALK), einem Gen, welches zusammen mit anderen Genen ein pathologisches Fusionsprotein hervorbringen kann, das für die Entwicklung und das Wachstum bestimmter Tumoren wie beispielsweise NSCLC verantwortlich ist.
Die Zulassung von Ceritinib basiert auf den Ergebnissen der zwei globalen, offenen, einarmigen Multicenterstudien ASCEND-1 und ASCEND-2.
ASCEND-1 ist eine Phase-I-Studie, in der unter anderem eine Dosiseskalations- und Extensionsphase bis zur empfohlenen Dosierung von 750 mg untersucht wurden. In die Studie waren 246 ALK-positive NSCLC-Patienten eingeschlossen, die mit 750 mg Ceritinib behandelt worden waren: 163 hatten eine vorherige Behandlung mit einem ALK-Inhibitor erhalten, bei 83 Patienten war dies nicht der Fall. Patienten, die zuvor mit einem ALK-Inhibitor behandelt worden waren, zeigten eine ORR von 56,4% (95%-KI: 48,5-64,2%), eine mediane DOR von 8,3 Monaten (95%-KI: 5,6-9,7 Monaten) und ein medianes PFS von 6,9 Monaten (95%-KI: 5,6-8,7 Monaten).

ASCEND-2 war eine Phase-II-Studie zur Beurteilung der Wirksamkeit und Sicherheit einer Behandlung mit Ceritinib (750 mg einmal täglich) bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC. Sie umfasste 140 Patienten, die zuvor ein bis drei Zyklen Chemotherapie erhalten hatten, gefolgt von einer Behandlung mit Crizotinib, unter der es dann zu einem Fortschreiten der Erkrankung gekommen war.

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen waren in den Studien – mit einer Inzidenz von ≥ 10% – Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, chronische Müdigkeit (Fatigue), pathologische Leberwerte (die Laborkontrollen erforderlich machten), abdominale Beschwerden, reduzierter Appetit, Obstipation, Hautausschlag, pathologische Nierenwerte (die Laborkontrollen erforderlich machten), Sodbrennen und Anämie. Unerwünschte Wirkungen vom Grad 3 bis 4 mit einer Inzidenz von ≥ 5% waren pathologische Leberwerte, chronische Müdigkeit (Fatigue), Durchfall, Übelkeit und Hyperglykämie (die Laborkontrollen erforderlich machten).


Montag, 4. Mai 2015

Fingolimod: Rote-Hand-Brief wegen PML

Der Hersteller informiert in einem Rote-Hand-Brief über einen ersten Fallbericht einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML) bei einem Multiple-Sklerose(MS)-Patienten, der mehr als vier Jahre lang mit Fingolimod (Gilenya, Novartis) behandelt wurde und vorher nicht mit Natalizumab oder anderen immunsuppressiven Arzneimitteln behandelt worden war. Die PML wurde nach einer MRT-Routineuntersuchung vermutet und durch einen positiven Nachweis von JC-Virus-DNA im Liquor durch eine quantitative PCR bestätigt. Die Behandlung mit Fingolimod wurde sofort gestoppt. Bisher zeigt der Patient keine klinischen Anzeichen oder Symptome einer PML.
Ärzte sollten aufmerksam hinsichtlich des Risikos einer PML bei Patienten sein, die mit Fingolimod behandelt werden. Die Behandlung sollte im Falle einer PML dauerhaft abgesetzt werden.

Quelle
AkdÄ Drug Safety Mail vom 4. Mai 2015