Montag, 29. Juli 2019

Änderung von Fach- und Gebrauchsinformationen wegen neuer Risikosignale

Das Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat eine Änderung des Wortlauts in den Produktinformationen verschiedener Arzneimittel wegen bekannt gewordenen unerwünschten Ereignissen (Risikosignalen) empfohlen:

  • Loperamid: Brugada-Syndrom im Zusammenhang mit Missbrauch
  • Propylthiouracil: Risiko angeborener Anomalien
  • Rivaroxaban: Vorzeitige Beendigung der GALILEO-Studie bei Patienten nach TAVI
  • Secukinumab: Generalisierte exfoliative Dermatitis
  • Sulfasalazin: Beeinflussung von Labortests mit NADH/NADP
  • Temozolomid: Arzneimittelreaktion mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS)
  • Topiramat: Uveitis
  • Clopidogrel, Clopidogrel/ASS: Wechselwirkungen mit einer geboosterten antiviralen Therapie des humanen Immundefizienzvirus (HIV), die zu einer unzureichenden Hemmung der Thrombozytenaggregation führen
  • Pantoprazol: Mikroskopische Kolitis
  • Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI); selektive Serotonin- Wiederaufnahmehemmer (SSRI): Persistierende sexuelle Funktionsstörung nach Absetzen von Arzneimitteln


Quelle
AkdÄ Drug Safety Mail Nr. 43/2019 vom 29.7.2019
AkdÄ Drug Safety Mail Nr. 41/2019 vom 15.7.2019

Freitag, 26. Juli 2019

Atezolizumab, Ceftolozan/Tazobactam, Eculizumab, Elotuzumab, Pembrolizumab, Ranibizumab, Trifluridin/Tipiracil, Ustekinumab: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juli 2019 empfohlen, die Zulassung von Atezolizumab, Ceftolozan/Tazobactam, Eculizumab, Elotuzumab, Pembrolizumab, Ranibizumab, Trifluridin/Tipiracil und Ustekinumab zu erweitern.

  • Atezolizumab (Tecentriq, Roche) soll künftig bei zwei weiteren Indikationen eingesetzt werden können:
    - in Kombination mit nab-Paclitaxel und Carboplatin zur Erstlinientherapie Erwachsener mit metastasiertem NSCLCL mit Nicht-Plattenepithelhistologie ohne EGFR- oder ALK-Mutation.
    - in Kombination mit Carboplatin und Etoposid für die Erstlinienbehandlung von Erwachsenen mit kleinzelligem Lungenkarzinom im extensiven Stadium
  • Ceftolozan/Tazobactam (Zerbaxa, MSD) soll künftig zur Behandlung der nosokomial erworbenen Pneumonie inklusive der Beatmungs-assoziierten Pneumonie eingesetzt werden können.
  • Eculizumab (Soliris, Alexion) soll künftig bei Anti-Aquaporin-4-positiven Patienten mit Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen eingesetzt werden können, bei denen die Erkrankung mit Rezidiven verläuft
  • Elotuzumab (Empliciti, BMS) soll künftig in Kombination mit Pomalidomid und Dexamethason bei Erwachsenen mit rezidiviertem oder refraktärem multiplen Myelom eingesetzt werden können, die mindestens zwei vorherige Therapien inklusive Lenalidomid und einem Proteasominhibitor erhalten haben und deren Erkrankung nach der letzten Therapie fortgeschritten ist.
  • Pembrolizumab (Keytruda, MSD) soll künftig in Kombination mit Axitinib für die Erstlinientherapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms eingesetzt werden können.
  • Ranibizumab (Lucentis, Novartis) soll künftig bei zur Behandlung der Frühgeborenen-Retinopathie eingesetzt werden können. 
  • Trifluridin/Tipiracil (Lonsurf, Servier) soll künftig als Monotherapie beim metastasiertem Kolorektalkarzinom und als Monotherapie beim metastasierten Magenkarzinom einschließlich des Adenokarzinoms der gastroösophagealen Junktion bei Erwachsenen eingesetzt werden, die zuvor mindestens zwei systemische Therapien erhalten haben.
  • Ustekinumab (Stelara, Janssen) soll künftig zur Behandlung von Erwachsenen mit mäßig schwerer bis schwerer Colitis ulcerosa eingesetzt werden können, die nicht ausreichend oder nicht mehr auf konventionelle Therapien und Biologika ansprechen, diese nicht vertragen oder Kontraindikationen aufweisen. 

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 25. Juli 2019

Larotrectinib von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juli 2019 empfohlen, Larotrectinib (Vitrakvi, Bayer AG) für die  orale Behandlung von Erwachsenen und Kindern mit soliden Tumoren zuzulassen, die eine NTRK-Genfusion (neurotrophe Tyrosin-Rezeptor-Kinase) aufweisen und deren Tumoren lokal fortgeschrittenen oder metastasiert sind oder die chirurgisch nicht entfernt werden können und für deren Behandlung keine zufriedenstellenden Therapieoptionen zur Verfügung stehen. Larotrectinib wäre das erste Medikament in der EU mit einer tumorunabhängigen Indikation.


TRK-Fusionstumoren sind insgesamt selten, sie können überall im Körper vorkommen, weil die zugrundeliegenden NTRK-Genfusionen unabhängig von bestimmten Zell- oder Gewebearten auftreten können. In klinischen Studien wurde Larotrectinib in 29 verschiedenen Histologien untersucht.
Larotrectinib ist ein hoch-selektiver TRK-Inhibitor, der die durch die NTRK-Genfusion anomalen und kontinuierlich aktiven TRK-Fusionsproteine hemmt. In Studien zeigte der Wirkstoff Wirksamkeit bei Patienten mit TRK-Fusionstumoren unabhängig von Tumortyp und Alter, auch bei Patienten mit Hirnmetastasen oder primären ZNS-Tumoren.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 25. Juli 2019

Ibalizumab von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juli 2019 empfohlen, Ibalizumab (Trogarzo, Theratechnologies International Ltd.) in Kombination mit anderen antiretroviralen Substanzen zur parenteralen Behandlung von Erwachsenen mit multiresistenter HIV-Infektion zuzulassen, für die kein anderes antivirales Regime verfügbar ist.

Ibalizumab bindet selektiv an die Domäne 2 (D2) des CD4-T-Zellrezeptors. Dies hat eine Konformationsänderung des Rezeptor-gp120-Komplexes zur Folge. Dadurch wird die Fusion und das Eindringen des HI-Virus verhindert. Ibalizumab gehört damit ebenso wie der Fusionsinhibitor Enfuvirtid (Fuzeon®) und der CCR5-Antagonist Maraviroc (Celsentri®) zur Klasse der Entry-Inhibitoren.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 25. Juli 2019

Cannabidiol von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juli 2019 empfohlen, Cannibidiol (Epidyolex, GW Pharma) für die orale Behandlung von Krämpfen assoziiert mit einem Lennox-Gastaut-Syndrom (LGS) oder einem Dravet-Syndrom (DS) zusammen mit Clobazam bei Patienten ab einem Alter von zwei Jahren zuzulassen.

Cannabidiol verringert die Hyperaktivität von Neuronen über verschiedene Mechanismen, wobei der exakte Wirkungsmechanismus nicht bekannt ist.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 25. Juli 2019

Donnerstag, 18. Juli 2019

Relebactam in Kombination mit Imipenem/Cilastatin von der FDA zugelassen

Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat am 17. Juli 2019 den neuen Beta-Lactamase-Inhibitor Relebactam in Kombination mit Imipenem/Cilastatin (Recarbrio, MSD) für die parenterale Behandlung von erwachsenen Patienten mit komplizierten Harnwegsinfektionen und komplizierten intraabdominalen Infektionen zugelassen. Relebactam ist ein Inhibitor von Beta-Laktamasen der Klassen A und C.

Quelle
Pressemitteilung der FDA vom17. Juli 2019

Pentosanpolysulfat-Natrium: Rote-Hand-Brief wegen pigmentärer Makulopathie

In einem Rote-Hand-Brief informiert der Hersteller von Pentosanpolysulfat-Natrium (elmiron, bene) über das Risiko einer pigmentären Makulopathie.
Unter Anwendung von Pentosanpolysulfat-Natrium wurden seltene Fälle von pigmentärer Makulopathie berichtet, die vor allem nach Langzeitanwendung aufgetreten sind. Es handelt sich um eine spezifische Form der Makulopathie, die bisher nur im Zusammenhang mit Pentosanpolysulfat-Natrium beobachtet wurde. Es ist nicht bekannt, ob das Absetzen des Medikamentes den Verlauf dieser Netzhauterkrankung stoppt oder verändert.
Zur Früherkennung einer pigmentären Makulopathie sollten die Patienten während der Behandlung mit Pentosanpolysulfat-Natrium regelmäßig augenärztlich untersucht werden. Patienten sollten unverzüglich einen Arzt aufsuchen, wenn sie Veränderungen des Sehens bemerken wie Leseschwierigkeiten und langsame Adaption an schlechte oder reduzierte Lichtverhältnisse.
Elmiron® ist zugelassen zur Behandlung von durch Glomerulationen oder Hunner-Läsionen charakterisierten chronischen Blasenschmerzen bei Erwachsenen mit mittelstarken bis starken  Schmerzen sowie Harndrang und Miktionshäufigkeit.

Quelle
AkdÄ Drug Safety Mail Nr. 42-2019 vom 18. 7. 2019

Montag, 15. Juli 2019

Selinexor von der FDA zugelassen

Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat am 3. Juli 2019 Selinexor (XPovio, Karyopharm) beschleunigt und als Orphan Drug für die orale Behandlung von erwachsenen Patienten mit rezidiviertem refraktärem multiplem Myelom in Kombination mit Dexamethason zugelassen, die mindestens vier Vortherapien erhalten haben und deren Erkrankung resistent auf verschiedene Behandlungsformen einschließlich mindestens zwei Proteasominhibitoren und einem CD38-Antikörper ist.

Selinexor ist ein selektiver Inhibitor nukleärer Exportproteine (SINE) wie XP01. Die Wirksamkeit wurde in einer Studie mit 83 Patienten mit RRMM in Kombination mit Dexamethason untersucht. Die Gesamtansprechrate lag bei 25,3%.

Quelle
Pressemitteilung der FDA vom 3. Juli 2019

Freitag, 12. Juli 2019

Ravulizumab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 2. Juli 2019 Ravulizumab (Ultomiris, Alexion) als parenterale Behandlung für Patienten mit paroxysmaler nokturnaler Hämoglobinurie (PNH) zugelassen, bei denen eine Hämolyse zusammen mit einem oder mehreren klinischen Symptomen auf eine hohe Krankheitsaktivität hinweist, oder bei Patienten, die klinisch stabil sind, nachdem sie mindestens während der vergangenen 6 Monate mit Eculizumab behandelt worden sind.

Ravulizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der spezifisch an Komplementprotein C5 bindet und dessen Spaltung in C5a (das proinflammatorische Anaphylatoxin) und C5b (die initiierende Untereinheit des terminalen Komplementkomplexes [C5b-9]) hemmt und die Bildung des C5b-9  verhindert. Ravulizumab erhält die frühen Komponenten der Komplementaktivierung, die von wesentlicher Bedeutung für die Opsonisierung von Mikroorganismen und die Elimination (Clearance) von Immunkomplexen sind.

Quelle
EPAR der EMA

Dienstag, 9. Juli 2019

Dolutegravir/Lamivudin von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 1. Juli 2019 die Kombination aus Dolutegravir und Lamivudin (Dovato, ViiV) für die orale Behandlung von Infektionen mit dem humanen Immundefizienz-Virus Typ 1 (HIV-1) bei Erwachsenen und Jugendlichen ab einem Alter von 12 Jahren mit einem Körpergewicht von mindestens 40 kg zugelassen, die keine bekannten oder vermuteten Resistenzen gegenüber der Klasse der Integrase-Inhibitoren oder Lamivudin aufweisen.

Der Integrasehemmer Dolutegravir und der reverse-Transkriptase-Hemmer Lamivudin sind nun als fixe Kombination verfügbar.

Quelle
EPAR der EMA

Cemiplimab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 28. Juni 2019 Cemiplimab (Libtayo, Regeneron) für die parenterale Monotherapie von Erwachsenen mit metastasiertem oder lokal fortgeschrittenem kutanen Plattenepithelkarzinom bedingt zugelassen, die für eine kurative Operation oder kurative Strahlentherapie nicht in Betracht kommen.
Cemiplimab ist ein monoklonaler Antikörper, der an den PD1-Rezeptor bindet und die Wechselwirkung zwischen PD1-Rezeptor und PD-L1 und PD-L2 hemmt. Cemiplimab verstärkt so die  T-ZellAntwort einschließlich der Anti-Tumor-Antwort.

Quelle
EPAR der EMA