Mittwoch, 13. April 2016

Afatinib: EU-Kommission erweitert Zulassung

Die EU-Kommission hat die Zulassung von Afatinib (Giotrif, Boehringer Ingelheim) erweitert, es kann nun auch für die Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC mit Plattenepithelhistologie eingesetzt werden, das bei oder nach Platin-basierter Chemotherapie fortschreitet.

Die Zulassungserweiterung basiert auf den Ergebnissen der Head-to-Head-Studie LUX-Lung 8 bei Patienten mit fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinom nach Erstlinienchemotherapie. Dabei zeigte Afatinib im Vergleich zu Erlotinib eine signifikante Verbesserung des PFS (primärer Endpunkt), eine Reduktion des Risikos einer Krankheitsprogression um 19%, eine signifikante Verlängerung des OS (wichtiger sekundärer Endpunkt) mit Reduktion des Sterberisikos um 19%, signifikant verbesserte Krankheitskontrollraten (51% vs. 40%; p=0,002) sowie signifikant verbesserte Lebensqualität und Kontrolle der Leitsymptome.
Unerwünschter Ereignisse war zwischen beiden Behandlungsarmen ähnlich häufig; Beobachtet wurden Unterschiede in der Häufigkeit bestimmter Nebenwirkungen: Während unter Afatinib häufiger Diarrhoe Grad 3 (10% vs. 2%) und Stomatitis Grad 3 (4% vs. 0%) beobachtet wurden, kam es unter Erlotinib häufiger zu Hautausschlag/Akne Grad 3 (10% vs. 6%).

Freitag, 8. April 2016

Pitolisant von der EU-Kommission zugelassen

Die  EU-Kommission hat am 4. April 2016 Pitolisant (Wakix, Bioprojet Pharma) als Filmtabletten für die Behandlung von Erwachsenen mit Narkolepsie mit oder ohne Kataplexie zugelassen.


Pitolisant ist ein starker, oral wirksamer Histamin-H3-Rezeptor-Antagonist/inverser Agonist des Histamin-H3-Rezeptors, der mittels Blockierung der Histamin-Autorezeptoren die Aktivität von histaminergen Neuronen im Gehirn, einem wichtigen Erregungssystem mit weitläufigen Projektionen in das gesamte Gehirn, verstärkt. Darüber hinaus moduliert Pitolisant verschiedene Neurotransmittersysteme und erhöht dadurch die Ausschüttung von Acetylcholin, Noradrenalin und Dopamin im Gehirn. Eine erhöhte Ausschüttung von Dopamin im Striatum, einschließlich des Nucleus accumbens, wurde im Zusammenhang mit Pitolisant hingegen nicht nachgewiesen. Bei Patienten mit Narkolepsie mit oder ohne Kataplexie verbessert Pitolisant den Grad und die Dauer der Wachheit und die Aufmerksamkeit tagsüber, bewertet anhand objektiver Messgrößen hinsichtlich der Fähigkeit, Wachheit (z. B. Multipler Wachbleibetest, MWT) und Aufmerksamkeit (Sustained Attention to Response Task, SART) aufrecht zu erhalten.
Die Wirksamkeit von Pitolisant bei einer Dosierung von bis zu 36 mg einmal täglich zur Behandlung von Narkolepsie mit oder ohne Kataplexie wurde in zwei 8-wöchigen Hauptstudien, nämlich in den multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Parallelgruppenstudien Harmony I und Harmony CTP, nachgewiesen.

Quelle:
EPAR der EMA

Adalimumab: Fulminante Myokarditis mit akuter kardialer Dekompensation

Der AkdÄ wurde der Fall eines 22 Jahre alten Patienten mit akutem Schub einer Colitis ulcerosa berichtet, der eine Woche nach Erstgabe von 160 mg Adalimumab eine fulminante lymphozytäre Myokarditis mit biventrikulärer kardialer Dekompensation entwickelt hat. Ein Fall mit auffällig ähnlicher Konstellation ist vor einigen Jahren publiziert worden. In der Fachinformation von Adalimumab wird „dekompensierte Herzinsuffizienz“ als gelegentlich auftretende Nebenwirkung aufgeführt. Untersuchungen zum Auftreten einer Herzinsuffizienz unter TNF-alpha-Inhibitoren zeigen jedoch keinen eindeutigen Zusammenhang. Der aktuell gemeldete und der publizierte Fall werfen die Frage auf, ob die bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen empfohlene hohe Initialdosis von Adalimumab mit einem erhöhten Risiko für kardiale Nebenwirkungen bei vorher Herzgesunden einhergeht. Fälle von akuter Herzinsuffizienz unter Behandlung mit TNF-alpha-Inhibitoren sollten der AkdÄ gemeldet werden, vor allem, wenn sie bei zuvor herzgesunden Patienten auftreten.

Quelle:
AkDÄ Drug Safety Mail vom 8. April 2016

BCR-ABL-Tyrosinkinaseinhibitoren: Rote-Hand-Brief wegen Risiko einer Hepatitis-B-Reaktivierung

Die Hersteller der  BCR-ABL-Tyrosinkinaseinhibitoren (Glivec® [Imatinib], Sprycel® [Dasatinib], Tasigna® [Nilotinib], Bosulif® [Bosutinib] und Iclusig® [Ponatinib]) informieren in einem Rote-Hand-Brief darüber, dass bei Patienten, die chronische Träger des Hepatitis-B-Virus (HBV) sind und die BCR-ABL-Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) angewendet haben, Fälle von Reaktivierung des HBV aufgetreten sind. Einige dieser Fälle haben ein akutes Leberversagen oder eine fulminante Hepatitis verursacht, die zu einer Lebertransplantation oder zum Tod führten. Diese Fallberichte deuten darauf hin, dass eine HBV-Reaktivierung zu jedem Zeitpunkt während der Behandlung mit einem TKI auftreten kann. Die HBV-Reaktivierung wird als Klasseneffekt von BCR-ABL-TKI eingestuft.
Vor Beginn einer Behandlung mit BCR-ABL-TKI sollten Patienten auf eine HBV-Infektion untersucht werden. Bei Patienten mit positiver HBV-Serologie – einschließlich solcher Patienten mit aktiver Erkrankung – sind vor Behandlungsbeginn Fachärzte für Lebererkrankungen mit Erfahrung in der Behandlung von HBV-Infektionen zu konsultieren; dies gilt auch bei Patienten, die während der Behandlung positiv auf eine HBV-Infektion getestet werden. Träger von HBV, die eine Behandlung mit BCR-ABL-TKI benötigen, sollten während und einige Monate nach der Behandlung engmaschig auf Zeichen und Symptome einer aktiven HBV-Infektion überwacht werden.
Die Fachinformationen und die Packungsbeilagen werden aktualisiert.

Quelle:
AkdÄ Drug Safety Mail vom 8.4.2016

Montag, 4. April 2016

Nivolumab: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom März 2016 empfohlen, die Zulassung von Nivolumab (Opdivo, BMS) beim Melanom zu erweitern. Es kann nun auch in Kombination mit Ipilimumab bei Patienten mit fortgeschrittenem Melanom eingesetzt werden. Im Vergleich zur Monotherapie ist ein Anstieg des progressionsfreien Überlebens in Kombination mit Ipilimumab nur bei Patienten mit niedriger PD-L1-Expression etabliert.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 1. April 2016

Eribulin: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom März 2016 empfohlen, die Zulassung von Eribulin (Halaven, Eisai) zu erweitern.
Eribulin soll nun auch für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit nicht resezierbarem Liposarkom eingesetzt werden können, die zuvor eine Anthracyclin-haltige Therapie für ihre fortgeschrittene oder metastasierte Erkrankung erhalten haben.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 1. April 2016


Adalimumab: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom März 2016 empfohlen, die Zulassung von Adalimumabzu erweitern:
Adalimumab (Humira, Abbvie) soll nun bei Kindern mit Morbus Crohn wie folgt eingesetzt werden können:
Indiziert für die Behandlung von mittelschwerer bis schwerer aktiver Crohn-Krankheit bei Kindern ab einem Alter von 6 Jahren, die inadäquat auf eine konventionelle Therapie reagiert haben, einschlißlich Ernährungstherapie und Glucocorticoiden und/oder einem Immunmodulator oder die diese Therapien nicht vertragen oder Kontraindikationen aufweisen.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 1. April 2016

Gentherapie für ADA-SCID zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom März 2016 empfohlen, eine neue Gentherapie (Strimvelis, GSK) als Orphan Drug zur Behandlung von Kindern mit ADA-SCID zuzulassen.
ADA-SCID ist eine angeborene schwere Immunschwäche aufgrund eines Adenosin-Deaminase-Mangels, es handelt sich um eine sehr seltene Immunkranheit. Ohne ADA kann der Körper toxisches Deoxyadenosin nicht abbauen, welches sich anreichert und die für die Immunabwehr essenziellen Lymphozyten zerstört.
Neben der eingeschränkten Immunabwehr können Wachstumsstörungen, Hörverlust, Leber- und Nierenprobleme auftreten. Meist sterben die betroffenen Kinder in den ersten zwei Lebensjahren, wenn die Funktionen des Immunsystems nicht wiederhergestellt werden können.
Bislang gibt es keine zugelassene Behandlungsmöglichkeit.
Strimvelis wird aus den unreifen Knochenmarkzellen des Patienten produziert, in die das normale Adenosin-Deaminase-Gen eingebaut wird. Wenn diese Zellen dem Patienten wieder injiziert werden, können sie sich in die verschiedenen Blut- und Immunzellen entwickeln. Man hofft, dass der Patient so die lebenslang anhaltende Fähigkeit erhält, Lymphozyten zu produzieren, die Infektionen abwehren können.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 1. April 2016

Migalastat von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom März 2016 empfohlen, Migalastat (Galafold, Amicus Therapeutics) als orale Therapie für die Behandlung der Fabry-Krankheit zuzulassen.

Migalastat wirkt als pharmakologisches Chaperon, Es bindet an das fehlerhaft gefaltete Enzym, wodurch die Proteinfaltung in Richtung der richtigen Konformation verschoben wird. Das Enzym kann so an seinen Bestimmungsort gelangen und seine Funktion ausüben. Geeignet ist der neue Wirkstoff bei Vorliegen bestimmter Mutationen, die bei 35 bis 50 % der Patienten mit Morbus Fabry nachzuweisen sind.

Quelle:
Pressemitteilung der EMA vom 1. April 2016

Daratumumab von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom März 2016 empfohlen, Daratumumab (Darzalex, Janssen-Cilag) zur Infusion als Monotherapie für die Behandlung von Erwachsenen mit rezidiviertem oder refraktärem multiplen Myelom zuzulassen, die zuvor mit einem Proteasomen-Inhibitor und einem Immunmodulator behandelt worden waren und deren Erkrankung nach der letzten Therapie fortgeschritten war.
Mitte November 2015 war Daratumumab bereits von der FDA zugelassen worden.

Daratumumab ist ein an CD38 angreifender Antikörper. In zwei Phase-II-Studien (GEN501 und SIRIUS) hatte er sich bei sehr stark vorbehandelten Patienten als aktiv und gut verträglich erwiesen. Eine kombinierte Analyse der Ergebnisse mit den Daten von 148 Patienten aus diesen beiden Studien ergab eine Gesamtansprechrate von 31 %. Die Einjahres-Überlebensrate lag bei 69 %, die Responder überlebten im Median 19,9 Monate. In der Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason induzierte Daratumumab ebenfalls ein rasches, tiefes und anhaltendes Ansprechen. Ein beim ASH-Kongress 2015 präsentiertes Update der Phase-II-Studie GEN503 zeigte mit der Kombinationstherapie nach einer medianen Beobachtungszeit von 15,6 Monaten eine Gesamtansprechrate von 81 %. Nach 18 Monaten überlebten progressionsfrei 72 % und insgesamt 90 % der Patienten. Derzeit werden Wirksamkeit und Verträglichkeit von Daratumumab in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason in den beiden Phase-III-Studien POLLUX bei rezidivierten/refraktären Patienten und MAIA bei neu diagnostizierten Patienten untersucht.

Quellen:
Mitteilung der EMA vom 1. April 2016
Vorträge beim Deutschen Krebskongress, Berlin, Februar 2016