Sonntag, 25. Mai 2008

Frühe intensivierte Insulintherapie erhält Beta-Zell-Funktion

Eine frühe intensivierte Insulintherapie begünstigt die Erholung und Aufrechterhaltung der Beta-Zell-Funktion bei Patienten mit neu diagnostiziertem Diabetes mellitus Typ 2 besser als die Behandlung mit oralen Blutzuckersenkern. Dies ergab eine multizentrische randomisierte Studie in neun Zentren in China mit 382 Patienten.
Die Ergebnisse der Studie legen nahe, auch Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 möglichst früh zumindest eine gewisse Zeit mit einer intensivierten Insulin-Therapie zu behandeln
Quelle
Wenig J, Li Y, Xu W, et al.
Effect of intensive insulin therapy on ß-cell function and glycaemic control in patients with newly diagnosed type 1 diabetes: a multicentre randomised parallel group trial. Lancet 2008;371:1753-60.

Montag, 19. Mai 2008

FACE-Studie: Letrozol versus Anastrozol

In der FACE-Studie (Femara vs Anastrozol clinical evaluation) werden zwei Aromatase-Hemmer direkt verglichen. In der offenen Phase-IIIb-Studie sollen rund 4000 postmenopausale, Rezeptor-positive Frauen mit Brustkrebs im frühen Stadium mit intermediärem oder hohem Rezidivrisiko randomisiert über fünf Jahre mit Letrozol 2,5 mg/Tag oder Anastrozol 1 mg/Tag behandelt werden. Primärer Endpunkt ist das krankheitsfreie Überleben. Weitere Endpunkte sind die Zeit bis zur Fernmetastasierung, die Zeit bis zum Auftreten eines kontralateralen Mammakarzinoms, das krankheitsspezifische Überleben und das Gesamtüberleben. Die Rekrutierung der Studie ist abgeschlossen.

Quelle
Pressegespräch „Aromatasehemmer-Therapie im Blick“, Basel, 15. Mai 2008, Veranstalter: Novartis Pharma GmbH

Samstag, 17. Mai 2008

Neuer Pneumokokken-Impfstoff mit dualer Wirkung

Mit SynflorixTM befindet sich ein Pneumokokken-Impfstoff in der Zulassung, der auf die beiden Haupterreger der akuten Otitis media zielt, nämlich Streptococcus pneumoniae und nicht typisierbare, kapsellose Haemophilus influenzae (NTHi). Die gegen bekapselte Haemophilus-influenzae-Typ-B-Stämme erfolgreich eingesetzten Impfstoffe wirken nicht auf NTHi.
Beim neuen Konjugat-Impfstoff sind die Pneumokokken-Antigene an Protein D von Haemophilus influenzae als Trägerprotein gekoppelt. Die 10-valente Vakzine enthält neu die Serotypen 1, 5 und 7 F, dazu die bislang schon in der 7-valenten Vakzine verfügbaren Serotypen. Zur weiteren Verstärkung der Immunantwort enthält der neue Impfstoff als Adjuvans Aluminiumsalze. Der neue Impfstoff wird intramuskulär injiziert. Geplant sind im ersten Lebensjahr drei Impfdosen, gefolgt von einer Boosterimpfung im zweiten Lebensjahr.

Quelle
Symposium „Current public health vaccination challenges: Ways to make a difference", Pressekonferenz „Preventing preventabel diseases“veranstaltet von GlaxoSmithKline bei der ESPID, Graz (Österreich), 13. Mai 2008.

Montag, 12. Mai 2008

Kürzere Verweildauer auf der Intensivstation mit Anidulafungin

In einer Subgruppenanalyse der Phase-III-Studie zu Anidulafungin und Fluconazol bei Patienten mit invasiver Candidämie (Reboli et al.) wurde untersucht, wie sich die beiden Therapieformen auf die Verweildauer der Patienten auf Intensivstationen auswirkten. Retrospektiv konnten die Daten von 35 Patienten der Anidulafungin- und von 28 Patienten der Fluconazol-Gruppe analysiert werden. Die Patienten der Anidulafungin-Gruppe waren weniger Tage auf der Intensivstation (15,0 versus 21,8) und im Krankenhaus (24,0 versus 33,0), die Unterschiede waren jedoch statistisch nicht signifikant. Dennoch dürfte der 6 Tage kürzere Aufenthalt auf der Intensivsta­tion finanzielle Auswirkungen auf die Krankheitskosten haben .

Quellen
Reboli A, Rotstein C, Pappas PG, Chapman SW, et al. Anidulafungin versus fluconazole for invasive candidiasis. N Engl J Med 2007;356:2472-2482.
Kett DH, Reboli AC, Rotstein C, Shorr AF, et al. An evaluation of hospital length of stay in intensive care patients with invasive candidiasis treated with anidulafungin versus fluconazole. 18. ECCMID, Barcelona, 19. bis 22. April 2008, Poster 1026.

Samstag, 10. Mai 2008

Linezolid bei schweren Haut- und Weichgewebeinfektionen durch MRSA

Das Oxazolidinon Linezolid ist zur Behandlung von schweren Haut- und Weichgewebeinfektionen durch MRSA mindestens so gut wirksam wie Vancomycin. Dies ergab eine offene, randomisierte, kontrollierte, multizentrische Phase-IV-Studie mit 1.077 Patienten.

544 Patienten erhielten Linezolid (6oo mg i. v. oder oral alle 12 h), 533 Patienten wurden mit Vancomycin 15 mg/kg KG i.v. alle 12 h behandelt. Die Vancomycin-Dosis wurde anhand der Talspiegel an die Creatinin-Clearance angepasst. Die Behandlung dauerte in beiden Gruppen 7 bis 14 Tage, Aztreonam oder andere Antibiotika, die nicht gegen MRSA wirkten, konnten zusätzlich gegeben werden. Primärer Endpunkt war die klinische Wirksamkeit bei der Per-Protokoll-Analyse am Ende der Studie. Sekundäre Endpunkte waren klinische und mikrobiologische Wirksamkeit am Ende der Therapie, Verträglichkeit, Dauer des Krankenhausaufenthalts und der intravenösen Therapie sowie Ressourcen-Verbrauch.

Beim primären Endpunkt ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Die Behandlung mit Linezolid war bei 84,4 % der Patienten, mit Vancomycin bei 79,5 % der Patienten erfolgreich. Signifikant besser wirksam war Linezolid in der modifizierten Intention-to-treat-Analyse am Ende der Studie. Bei Abzsessen, diabetischem Fuß und Hautulzera war Linezolid häufiger wirksam als Vancomycin.

Die Patienten der Linezolid-Gruppe waren kürzer im Krankenhaus und konnten kürzer intravenös behandelt werden.

Bei Linezolid kam es häufiger zu Übelkeit und Durchfall und seltener zu schweren Nebenwirkungen als in der Vancomycin-Gruppe

Quelle:
Itani K, Weigelt J, Stevens D, Dryden M, et al. Efficacy and safety of linezolid versus vancomycin for the treatment of complicated skin and soft-tissue infections proven to be due to methicillin-resistant Staphylococcus aureus. 18th European Congress of Clinical Microbiology and Infectious Diseases, Barcelona
, 18. April 2008.

Donnerstag, 8. Mai 2008

Micafungin von der EMEA zugelassen

Die europäische Zulassungsbehörde EMEA hat am 7. Mai 2008 das Echinocandin-Antimykotikum Micafungin (Mycamine®, Astellas Pharma - München) zugelassen für Erwachsene, Jugendliche und Kinder

  • für die Behandlung von invasiver und von Ösophagus-Candidiasis sowie zur
  • Prophylaxe von Candidainfektionen bei Patienten mit allogener Stammzelltransplantation oder mit zu erwartender Neutropenie über zehn Tage.

Damit steht nach Caspofungin und Anidulafungin in Deutschland das dritte Echinocandin zur Therapie schwerer Pilzinfektionen zu Verfügung. Die drei Echinocandine sind jedoch unterschiedlich breit einsetzbar. Caspofungin ist das Echinocandin mit der breitesten Zulassung. Es ist indiziert zur

  • Behandlung von invasiver Candidiasis bei erwachsenen Patienten
  • Behandlung von invasiver Aspergillose bei erwachsenen Patienten, die auf Therapien mit Amphotericin B, Lipidformulierungen von Amphotericin B und/oder Itraconazol nicht ansprechen oder diese nicht vertragen. Ein Nichtansprechen ist definiert als ein Fortschreiten der Infektion oder wenn nach vorangegangener mindestens siebentägiger antimykotischer Therapie in therapeutischen Dosierungen keine Besserung eintritt.
  • Empirischen Therapie bei Verdacht auf Infektionen durch Pilze (wie Candida oder Aspergillus) bei erwachsenen Patienten mit Fieber und Neutropenie

Anidulafungin ist zur Behandlung von erwachsenen Patienten ohne Neutropenie zugelassen, die an invasiver Candidose erkrankt sind.

Alle Echinocandine sind gut verträglich und haben im Vergleich zu Azol-Antimykotika deutlich weniger Interaktionen mit anderen, gleichzeitig gegebenen Arzneimitteln.

Quellen:
http://www.emea.europa.eu/humandocs/PDFs/EPAR/mycamine/H-734-en6.pdf

http://www.emea.europa.eu/humandocs/PDFs/EPAR/mycamine/H-734-de1.pdf

Dienstag, 6. Mai 2008

Osteoporose-Prävention: gibt es Unterschiede?

Anhand der Daten von über 43.000 Patienten wurde die Wirksamkeit von oralen Bisphosphonaten, nasalem Calcitonin und Raloxifen auf nicht vertebrale Frakturen in den ersten 12 Monaten nach Beginn der Behandlung verglichen. 1051 Frakturen traten in diesem Zeitraum auf. Zwischen den Patienten, die Risedronsäure, Alendronsäure und Raloxifen einnahmen, bestanden keine Unterschiede in der Frakturrate. Bei den Patienten mit einer Fraktur in der Anamnese war die Frakturrate ind der Raloxifen-Gruppe höher als in der Alendronsäure-Gruppe. Auch die Patienten, die nasal Calcitonin anwendeten, hatten eine höhere Frakturrate als die die Patienten der Alendronsäure-Gruppe. Die Aussagen der Studie sind dadurch etwas eingeschränkt, weil die Compliance der Patienten und die Verträglichkeit der unterschiedlichen Therapieformen nicht erfasst wurden. Da insgesamt nur wenig Frakturen auftraten, kann nicht ausgeschlossen werden, dass dennoch Unterschiede bestehen.

Quelle:
Cadaratte SM. et al. Relative effectiveness of osteoporisis drugs for preventing nonvertebral fracture. Ann Intern Med 2008;148:637-46.
http://www.annals.org/cgi/content/abstract/148/9/637?etoc

Hydroxyurea bei Sichelzellenkrankheit

Die amerikanischen NIH haben in einer Consensus-Konferenz den Einsatz von Hydroyurea bei Sichelzellenkrankheit positiv bewertet. Hydroxyurea ist bislang die einzige zugelassene Therapie, die für die Behandlung dieser Erbkrankheit zur Verfügung steht.
Die Zusammenfassung der Konferenz ist verfügbar unter
http://www.annals.org/cgi/content/full/0000605-200806170-00220v1?papetoc
Ergebnisse des Reviews unter:
http://www.annals.org/cgi/content/abstract/0000605-200806170-00221v1?papetoc

Samstag, 3. Mai 2008

Tocilizumab bei rheumatoider Arthritis

Tocilizumab ist ein humanisierter Antikörper, der das Zytokin Interleukin 6 (IL-6) blockiert. IL-6 ist an der Entstehung und Aufrechterhaltung der systemischen und der Gelenksymptome bei rheumatoider Arthritis beteiligt. Es ist ein kleines Polypeptid, das aus vier alpha-helikalen Bereichen besteht, die durch Disulfid-Brücken stabilisiert werden. Seine Wirkungen vermittelt es durch Bindung an membrangebundene und lösliche IL-6-Rezeptoren, die Glykoprotein (gp)130 als signalübertragende Einheit verwenden. IL-6 kann Zellen ohne membranständige Rezeptoren durch Bindung an lösliche Rezeptoren über gp130 aktivieren. Es hat vielfältige Funktionen, so wirkt es unter anderem auf B-Zellen, T- Zellen, Chondrozyten, Makrophagen und auch Osteoklasten. Es spielt eine Rolle bei Entzündungsvorgängen, beim Überleben von Krebszellen, bei der Differenzierung von Nervenzellen und bei der Blutbildung.
Tocilizumab bindet sowohl an membranständige als auch an lösliche IL-6-Rezeptoren.
In der OPTION-Studie und in der TOWARD-Studie über je 24 Wochen wurde eine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit von Tocilizumab bei Patienten mit rheumatoider Arthritis gezeigt. CRP-Werte besserten sich rasch und die Fatigue der Patienten nahm ab.
Es wurden keine vermehrten Infektionen beobachtet, es kommt jedoch zu Veränderungen im Fettstoffwechsel, die beobachtet werden müssen.

Im April 2008 hat Chugai in Japan die Zulassung für Actemra (Tocilizumab) bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) erhalten. Actemra wurde von den japanischen Behörden für die Indikation der rheumatoiden Arthritis, einschliesslich der Vorbeugung von strukturellen Gelenkschädigungen zugelassen. Mit dieser Zulassung ist auch die Behandlung der juvenilen idiopathischen Arthritis möglich.
Japan ist weltweit der erste Markt, in dem Tocilizumab für die Behandlung der RA ist. In der EU wird die Zulassung zum Jahreswechsel 2008/2009 erwartet. Welchen Handelsnamen Tocilizumab in Europa erhalten wird, ist noch offen.

Quellen:
Pressekonferenz der Roche Pharma AG und der Chugai Pharma Marketing Ltd., Berlin, 29. April 2008
http://www.roche.com/de/med-cor-2008-04-16b

Donnerstag, 1. Mai 2008

FDA lehnt Zulassung von Niacin/Laropiprant ab

Während die europäische Zulassungsbehörde EMEA die Zulassung von Niacin/Laropiprant vor einigen Tagen empfohlen hat (http://medpharmtext.blogspot.com/2008/04/neue-zulassungsempfehlungen-der-emea.html),
lehnte nun die amerikanische FDA die Zulassung ab. Die Gründe sind nicht bekannt. Lipid-Experten spekulieren, dass es möglicherweise Sicherheitsbedenken sind und die Behörde weitere Daten für erforderlich hält.
Laropiprant soll den durch Niacin induzierten Flush verringern: siehe http://medpharmtext.blogspot.com/2008/01/laropiprant-verhindert-flush-bei-niacin.html

Quelle:
http://www.theheart.org/article/860399.do