Freitag, 28. Juni 2019

Atezolizumab, Ceftarolin Fosamil, Dupilumab, Ibrutinib, Immunglobulin, Liraglutid, Insulin aspart, Ramucirumab: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juni 2019 empfohlen, die Zulassung von Atezolizumab, Ceftarolin Fosamil,   Dupilumab, Ibrutinib, Immunglobulin, Liraglutid, Insulin aspart und  Ramucirumab zu erweitern.

  • Atezolizumab (Tecentriq,Roche) soll künftig in Kombination mit nab-Paclitaxel (Abraxane) zur Behandlung von Patienten mit nicht resezierbarem lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem dreifach negativem Mammakarzinom eingesetzt werden können, wenn der Tumor eine PD-L1-Expression ≥ 1 % aufweist und wenn die Patienten zuvor keine Chemotherapie erhalten haben.
  • Ceftarolin Fosamil (Zinforo, Pfizer) soll künftig bei allen Altersstufen - auch bei Neugeborenen - eingesetzt werden können.
  • Dupilumab (Duxipent, Sanofi Aventis) soll künftig bei Patienten ab einem Alter von 12 Jahren eingesetzt werden können.
  • Ibrutinib (Imbruvica, Janssen) soll künftig auch in Kombination mit Obinutuzumab bei bislang unbehandelter CLL und in Kombination mit Rituximab bei Patienten mit Morbus Waldenström eingesetzt werden können.
  • Immunglobulin, human (Flebogamma DIF, Grifols) soll künftig bei sekundären Immundefizienzen eingesetzt werden können bei Patienten, die an schweren oder rezidivierenden Infektionen leiden, bei denen eine antimikrobielle Therapie unwirksam ist und die einen nachgewiesenen Antikörpermangel oder einen Serum-IgG-Spiegel unter 4g/l aufweisen.
  • Liraglutid (Victoza, Novo Nordisk) soll künftig bei Patienten ab einem Alter von 10 Jahren eingesetzt werden können
  • Insulin aspart (Fiasp, Novo Nordisk) soll künftig bei Patienten ab einem Alter von 1 Jahr eingesetzt werden können.
  • Ramucirumab (Cyramza, Lilly) soll künftig in Monotherapie zur Behandlung von Erwachsenen mit fortgeschrittenem oder nicht resektablen hepatozellulären Karzinom eingesetzt werden können, die einen Serum-Alpha-Fetoprotein-Spiegel von ≥ 400 ng/ml aufweisen und mit Sorafenib vorbehandelt worden sind.


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 28.Juni 2019

Angiotensin II von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juni 2019 empfohlen, Angiotensin II (Giapreza, La Jolla) zur parenteralen Behandlung einer refraktären Hypotonie bei Erwachsenen mit septischem oder anderem Schockgeschehen zuzulassen, die trotz adäquater Volumensubstitution, Applikation von Catecholaminen und anderen Vasopressoren hypoton bleiben.
Angiotensin II ist ein aus acht Aminosäuren bestehendes Gewebshormon, dass eine Schlüsselstellung in der Regulation des Blutdrucks einnimmt.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 27. Juni 2019

Donnerstag, 27. Juni 2019

Febuxostat: Rote-Hand-Brief wegen erhöhter kardiovaskulärer und Gesamtsterblichkeit

In einem Rote-Hand-Brief informieren die Zulassungsinhaber von Febuxostat-haltigen Arzneimitteln  über ein erhöhtes Risiko für kardiovaskulär bedingte und Gesamtsterblichkeit bei mit Febuxostat behandelten Patienten in der CARES-Studie.
In der doppelblinden, randomisierten Phase-IV-Studie CARES wurde die kardiovaskuläre Sicherheit von Febuxostat und Allopurinol bei Patienten mit Gicht und schweren kardiovaskulären Komorbiditäten untersucht. Der primäre MACE-Endpunkt (major adverse cardiac event) trat mit vergleichbarer Häufigkeit auf. Allerdings waren unter Febuxostat die kardiovaskuläre Letalität (4,3 vs. 3,2 %; HR 1,34; 95 % Konfidenzintervall [CI] 1,03–1,73) und die Gesamtmortalität (7,8 vs. 6,4 %; HR 1,22; 95 % CI 1,01–1,47) signifikant höher als bei Allopurinol. Die Ergebnisse einer weiteren Phase-IV-Studie (FAST) werden bis zum zweiten Quartal 2020 erwartet.
Bei Patienten mit bestehender schwerer kardiovaskulärer Erkrankung (z. B. Myokardinfarkt, Schlaganfall oder instabile Angina Pectoris) sollte die Behandlung mit Febuxostat vermieden werden, es sei denn, es bestehen keine anderen Therapiemöglichkeiten.
Die Produktinformationen werden aktualisiert.

Quelle:


Dienstag, 25. Juni 2019

Tocilizumab: Rote-Hand-Brief wegen Leberschäden

Die Firma Roche informiert mit einem Rote-Hand-Brief  über das Risiko von schweren arzneimittelinduzierten Leberschäden bei der Behandlung mit Tocilizumab (Roactemra).
Eine kumulative Bewertung von Berichten zu aufgetretenen Leberschäden bei mit Tocilizumab behandelten Patienten zeigt, dass diese in seltenen Fällen schwerwiegend sein können. Die Schädigungen umfassten Hepatitis, Gelbsucht und akutes Leberversagen, welches in einigen Fällen eine Lebertransplantation erforderlich machte.
Folgende Maßnahmen werden daher empfohlen:

  • Patienten, die Anzeichen einer Leberschädigung zeigen, sollten sofort an einen Arzt verwiesen werden.
  • Die Alaninaminotransferase (ALT) und Aspartataminotransferase (AST) sollten bei Patienten mit rheumatologischen Indikationen in den ersten sechs Monaten der Behandlung alle vier bis acht Wochen und anschließend alle zwölf Wochen kontrolliert werden.
  • Sollten die ALT oder die AST bei Behandlungsbeginn oberhalb des 1,5-fachen Normwertes liegen, ist besondere Vorsicht geboten.

Die Empfehlungen der Fachinformation zu Dosisanpassungen (Reduktion, Unterbrechung oder Absetzen) aufgrund von Leberwertveränderungen bleiben unverändert.

Quelle
Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker

Talazoparib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 20. Juni 2019 Talazoparib (Talzenna, Pfizer) für die orale Behandlung von Frauen mit Keimbahn-BRCA1/2-Mutation und HER2-negativem lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem  Mammakarzinom zugelassen. Die Frauen sollten mit einem Anthracyclin oder Taxan im (neo)adjuvanten, lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Setting behandelt worden sein, es sei denn, sie waren für diese Behandlungen nicht geeignet. Patienten mit Hormonrezeptor (HR)-positivem Brustkrebs sollten außerdem bereits eine endokrin-basierte Therapie erhalten haben oder für diese als nicht geeignet eingestuft sein.

Talazoparib ist ein hochpotenter dual wirkender Inhibitor, der PARP-Enzyme (Poly-ADP-Ribose-Polymerase) hemmt und durch die Hemmung von PARP auch bei Einstrang-DNA-Brüchen die Reparatur von DNA-Schäden hemmt. So verhindern PARP-Inhibitoren, dass Tumorzellen einen durch Zytostatika induzierten DNA-Schaden reparieren.
Wirksamkeit und Verträglichkeit von Talazoparib wurden in er Phase-III-Studie EMBRACA nachgewiesen.

Quelle

Turoctocog alfa pegol von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat amt 20. Juni 2019 Turoctocog alfa pegol  (Esperoct, Novonordisk) für die Prophylaxe und Therapie von Blutungen bei Patienten ab einem Alter von 12 Jahren mit Hämophilie A zugelassen.

Turoctocog alfa pegol ist die pegylierte From von Turoctocog alfa (Novo Eight, Novonordisk), einem rekombinant hergestellter humaner Faktor VIII, der die vorübergehende Substitution von endogenem Faktor VIII bei Patienten mit Hämophilie A ermöglicht.
Das PEG ist an das O-gebundene Glykan in der verkürzten B-Domäne von rFVIII (Turoctocog alfa) gebunden.Der Wirkungsmechanismus von Turoctocog alfa pegol basiert darauf, den mangelnden oder fehlenden Faktor VIII bei Patienten mit Hämophilie A zu ersetzen.

Quelle
EPAR der EMA

Avatrombopag von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 20. Juni 2019 Avatrombopag (Doptelet, Dova) zur oralen Behandlung der schweren Thrombozytopenie bei Erwachsenen mit chronischer Lebererkrankung und geplanten invasiven Maßnahmen zugelassen.

Avatrombopag ist ein oral wirksamer kleinmolekularer Thrombopoetin(TPO)-Rezeptoragonist, der die Proliferation und Differenzierung von Megakaryozyten aus Knochenmark-Progenitorzellen stimuliert, was zu vermehrter Thrombozytenbildung führt. Avatrombopag konkurriert nicht mit TPO um die Bindung an den TPO-Rezeptor und hat mit TPO einen additiven Effekt auf die Thrombozytenbildung.
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Avatrombopag zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit
chronischer Lebererkrankung und Thrombozytenwerten von ˂ 50 x 109/l, die sich einem Eingriff  unterziehen müssen, wurde in zwei identisch aufgebauten, multizentrischen, randomisierten,
doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studien untersucht (Studie 1 und Studie 2).

Quelle:
EPAR der EMA

Montag, 24. Juni 2019

Bremelanotid von der FDA zugelassen

Die Food and Drug Administration (FDA) hat am 21. Juni 2019 Bremelanotid (Vyleesi, AMAG Pharmaceuticals) zur parenteralen Behandlung einer hypoaktiven Sexualfunktionsstörung (Hypoactive Sexual Desire Disorder, HSDD) bei prämenopausalen Frauen zugelassen.


Bremelanotid ist ein synthetisches, zyklisches Peptidanalogon des α-Melanozyten-stimulierenden Hormons (α-MSH). Es besteht aus7 Aminosäuren (Heptapeptid) und ist ein aktiver Metabolit von Melanotan-II. Bremelanotid aktiviert Melanocortin-Rezeptoren, allerdings ist noch nicht bekannt, wie es die sexuelle Funktion verbessert. 
Es wird etwa 45 Minuten vor der sexuellen Aktivität subkutan injiziert, innerhalb von 24 Stunden sollte nicht mehr als eine Dosis injiziert werden. Pro Monat sollten maximal 8 Dosen appliziert werden.
Die Therapie sollte nach acht Wochen abgebrochen werden, wenn sich keine Besserung der Beschwerden einstellt.
Die FDA hatte für diese Indikation im August 2015 bereits Flibanserin zugelassen (siehe med|pharm|text-Blog).

Quelle




Pembrolizumab: FDA erweitert Zulassung auf SCLC

Die Food and Drug Administration (FDA) hat die Zulassung von Pembrolizumab (Keytruda, MSD) erweitert. Es kann nun auch zur Behandlung von Patienten mit metastasiertem kleinzelligem Lungenkarzinom (SCLC) eingesetzt, deren Erkrankung während oder nach einer Platin-basierten Chemotherapie und mindestens einer weiteren Vortherapie fortgeschritten ist.

Die Wirksamkeit von Pembrolizumab beim SCLC war bei 83 Patienten mit Progression während oder nach mindestens zwei Vortherapien in Kohorte G der Keynote-158- und in Kohorte C1 der Keynote-028-Studie untersucht worden. Mit Pembrolizumab wurde eine Ansprechrate von 19 % erreicht, 2 % der Patienten sprachen kompett an. Bei 94 % der Patienten hielt das Ansprechen mindesstens 6 Monate, bei 63 % 12 Monate und bei 56 % 18 Monate an.

Quelle
Mitteilung der FDA vom 17. Juni 2019

Freitag, 21. Juni 2019

Olaparib: EU-Kommission erweitert Zulassung

Die EU-Kommission hat am 12. Juni 2019  die Zulassung von Olaparib zu erweitert: Der PARP-Hemmer kann künftig als Erhaltungstherapie nach einer Primärtherapie beim BRCA-mutierten fortgeschrittenen Ovarialkarzinom eingesetzt werden können. Die Empfehlung gilt für die Erhaltungstherapie von erwachsenen Patientinnen mit einem fortgeschrittenen (FIGO Stadium III und IV) BRCA 1/2-mutierten (Keimbahn und/oder somatisch) high-grade epithelialen Ovarial-, Eileiter- oder Peritonealkarzinom nach Ansprechen auf eine Erstlinientherapie mit einer Platin-basierten Chemotherapie.

Quelle:
EPAR der EMA

Montag, 17. Juni 2019

Daratumumab: Rote-Hand-Brief wegen Reaktivierung von Hepatitis B

In einem Rote-Hand-Brief informiert der Hersteller (Janssen-Cilag) von Daratumumab (Darzalex) zu einem erhöhten Risiko der Reaktivierung einer Hepatitis B, und zwar liegen Berichte aus klinischen Studien sowie Spontanmeldungen über eine Reaktivierung von Hepatits-B-Virus vor. Einige Fälle verliefen tödlich.

  • Vor Beginn der Behandlung mit Daratumumab soll bei allen Patienten der HBV-Status bestimmt werden. Dies gilt auch unter laufender Behandlung, wenn der HBV-Status nicht bekannt ist.
  • Bei positiver HBV-Serologie sollen Patienten während der Behandlung sowie mindestens sechs Monate nach Beendigung auf klinische Anzeichen und Laborparameter für eine HBV-Reaktivierung kontrolliert werden.
  • Im Falle einer HBV-Reaktivierung soll die Behandlung mit Daratumumab unterbrochen und Experten für die Behandlung der HBV-Infektion konsultiert werden.

Die meisten Fälle von HBV-Reaktivierung wurden in den ersten sechs Monaten der Behandlung beobachtet. Mögliche Risikofaktoren sind: frühere autologe Stammzelltransplantation; gleichzeitige und/oder frühere immunsuppressive Therapien; Patienten, die in Regionen mit hoher HBV-Prävalenz leben oder aus diesen eingewandert sind. Die Produktinformation wird aktualisiert.

Quelle:
AkdÄ Drug Safety Mail Nr. 34 vom 17. Juni 2019

Dienstag, 11. Juni 2019

Polatuzumab Vedotin von der FDA beschleunigt zugelassen

Die Food and Drug Administration (FDA) hat am 10. Juni 2019 beschleunigt Polatuzumab vedotin piiq (Polivy, Roche) in Kombination mit Bendamustin und Rituximab für die Behandlung von Erwachsenen mit diffusem großen B-Zell-Lymphom (DLBCL) zugelassen, die mit mindestens zwei Vortherapien behandelt wordensind.
Polatuzumab Vedotin ist ein Antikörper-Arzneistoff-Konjugat, das spezifisch an das CD79b-Protein auf der Oberfläche von B-Zellen bindet und dann das Zytostatikum Monomethylauristatin E (Vedotin) in die Zellen freisetzt. Vedotin verhindert  die Polymerisation von Tubulin.

Quelle:
Pressemitteilung der FDA vom 10. Juni 2019

Donnerstag, 6. Juni 2019

Betibeglogen autotemcel als Gentherapie für transfusionsabhängige Beta-Thalassämie (TDT) von der EU-Kommission bedingt zugelassen

Die EU-Kommission hat am 4. Juni 2019 eine bedingte Marktzulassung für Betibeglogen autotemcel (Zynteglo) (autologe CD34+-Zellen, die das Beta A-T87Q-Globin-Gen kodieren) erteilt. Dabei handelt es sich um eine Gentherapie für Patienten ab einem Alter von 12 Jahren mit transfusionsabhängiger Beta-Thalassämie (TDT) und einem Nicht-Beta0/Beta0-Genotyp, für die eine hämatopoetische Stammzellen-Transplantation (HSZT) in Frage kommt, aber kein verwandter Spender mit passendem humanen Leukozytenantigen (HLA) verfügbar ist.

Quelle:
EPAR der EMA