Freitag, 28. November 2008

Anglizismen-Unsinn 2: Finalisierte Fassung

Referenten und Marketingexperten, die besonders fortschrittlich und aktuell sein möchten, reden bei Texten oft von einer "finalisierten" Fassung - ein unüberlegte Übernahme des englischen Wortes finalised. Das erinnert irgendwie an den finalen Rettungsschuss. Dabei ist es so einfach: die "endgültige" Fassung ist doch mindestens so eindeutig. .

Anglizismen-Unsinn: Rezente Publikation

Referenten und Marketingexperten, die besonders fortschrittlich und aktuell sein möchten, beziehen sich auf "rezente" Publikationen oder "rezente" Daten - ein unüberlegte Übernahme des englischen Wortes recent. Rezent hat bei uns eine ganz andere Bedeutung - im Sinne eines rezenten Geschmacks. Warum kann man nicht einfach sagen "neue" Daten, oder "gerade publizierte" Daten und "vor kurzem" veröffentliche Daten, oder, oder....?

Mittwoch, 26. November 2008

Depressive haben höheres Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko

Eine Depression erhöht das Risiko für Krankheiten wie Herzinfarkt und Schlaganfall.
Mehr als 1 000 Patienten mit koronarer Herzerkrankung wurden durchschnittlich fünf Jahre lang beobachtet. Patienten, die initial depressiv waren, wiesen nach fünf Jahren ein um 50 % erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und eine höhere Sterblichkeit auf. Dies war vor allem auf die geringere körperliche Aktivität der depressiven Patienten zurückzuführen. Daher könnten Interventionen, die die körperliche Aktivität depressiver Herzpatienten verbessern, geeignet sein, dem erhöhten kardiovaskulären Risiko und der höheren Sterblichkeit entgegenzuwirken.

Quelle:
Whooley MA, et al. Depressive Symptoms, Health Behaviors, and Risk of Cardiovascular Events in Patients With Coronary Heart Disease JAMA. 2008;300[20]:2379-2388

Neubewertung der Empfehlung für die HPV-Impfung gefordert

Die Wirksamkeit der stark beworbenen Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV-Impfung) ist nach Aussagen von dreizehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener deutscher Forschungseinrichtungen nicht angemessen geprüft worden. In einer gemeinsamen Stellungnahme fordern sie eine Neubewertung der HPV-Impfung durch die Ständige Impfkommission der Bundesrepublik Deutschland (STIKO) und das sofortige Ende der irreführenden Informationen. Mit der HPV-Impfung soll die Zahl an Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen gesenkt werden. Im März 2007 hatte die STIKO die HPV-Impfung empfohlen, seit Juli 2007 müssen die Krankenkassen sie erstatten. Seit dieser Zeit haben sich eine Vielzahl von Mädchen und jungen Frauen impfen lassen.
Die Prüfung durch die STIKO erfolgte zu einem Zeitpunkt als die Daten aus den entscheidenden Studien noch gar nicht vorlagen. Besonders relevante Daten sind bis heute nicht veröffentlicht worden. In eigenen Recherchen fanden die unterzeichnenden Wissenschaftler Hinweise darauf, dass die Wirksamkeit deutlich niedriger liegen kann als bisher angenommen. Einige der Zahlen, welche die STIKO ihrer Entscheidung zu Grunde gelegt hatte, seien zudem überhaupt nicht nachvollziehbar. Die Wissenschaftler fordern eine Überprüfung der Empfehlung der STIKO unter Berücksichtigung der aktuellen Daten. Der neuen Bewertung sollte explizit zu entnehmen sein, auf Grundlage welcher Daten die STIKO die Wirksamkeit der Impfung beurteilt.

Die Wissenschaftler wenden sich entschieden dagegen, dass bei Mädchen und Frauen mit falschen Informationen zum Risiko des Gebärmutterhalskrebs Angst und Schuldgefühle erzeugt werden. Ebenso wenig sei es hinzunehmen, dass mit unrealistischen Hochrechnungen falsche Erwartungen an den Impfstoff geweckt werden.
Die Stellungnahme wurde von den folgenden Wissenschaftlern unterzeichnet:
  • Prof. Martina Dören, Prof. Wolf-Dieter Ludwig (Charité, Berlin)
  • Prof. Rolf Rosenbrock (WZB, Berlin)
  • Dr. Ansgar Gerhardus, Prof. Claudia Hornberg, Prof. Oliver Razum (Universität Bielefeld)
  • Prof. Petra Kolip, Corinna Schach, Prof. Norbert Schmacke (Universität Bremen)
  • Prof. Jürgen Windeler (MDS, Essen)
  • Prof. Ferdinand M. Gerlach (Universität Frankfurt)
  • Prof. Michael M. Kochen (Universität Göttingen)
  • Prof. Ingrid Mühlhauser (Universität Hamburg)
Der vollständige Text kann unter
http://www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag3/downloads.html heruntergeladen werden.

Quelle:
http://idw-online.de/pages/de/news290934

Dienstag, 25. November 2008

Telcagepant: Phase-III-Studie zeigt Wirksamkeit und Verträglichkeit

Der CGRP-Antagonist Telcagepant (300 mg) ist zur Behandlung der akuten Migräne vergleichbar gut wirksam wie 5 mg Zolmitriptan, hat jedoch weniger Nebenwirkungen. Dies ergab eine randomisierte, kontrollierte Phase-III-Studie mit 1.380 Patienten in den USA und Europa. Die Patienten litten alle an mittelschwerer bis schwerer Migräne und wurden mit Telcagepant 150 mg (n = 333), 300 mg (n = 354), Zolmitriptan (n = 354) oder Plazebo (n = 348) behandelt.
Telcagepant 300 mg war wirksamer als Plazebo und vergleichbar wirksam wie Zolmitriptan.
Telcagepant wirkt im Gegensatz zu den Triptanen nicht vasokonstriktorisch. Der genaue Mechanismus seiner Wirkung ist jedoch noch nicht bekannt.


Quellen:
Ho T, Ferrari M, Dodick DW, Galet V, et al. Efficacy and tolerability of MK-0974 (telcagepant), a new oral antagonist of calcitonin gene-related peptide receptor, compared with zolmitriptan for acute migraine: a randomised, placebo-controlled, parallel-treatment trial. Lancet Published Online November 25, 2008, DOI:10.1016/S0140-6736(08)61626-8.
Edvinsson L. CGRP-receptor antagonism in migraine treatment. Lancet. Published Online
November 25, 2008 DOI:10.1016/S0140-6736(08)61710-9

Montag, 24. November 2008

Tapentadol von FDA zugelassen

Die amerikanische Zulassungsbehörde hat Tapentadol (Johnson und Johnson) zur Behandlung von mittelschweren bis schweren akuten Schmerzen zugelassen.


Es ist ein Agonist am µ-Opioid-Rezeptor und ein Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, der in der analgetischen Wirkung Oxycodon oder Morphin vergleichbar sein soll, jedoch weniger gastrointestinale Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Obstipation auslösen soll. Als Nebenwirkungen angegeben werden Übelkeit, Benommenheit, Erbrechen, Schlafstörungen und Kopfschmerzen. Ausserdem wird auf das Risiko einer Atemdepression und das Missbrauchspotential hingewiesen.

Quelle:
http://www.fda.gov/bbs/topics/NEWS/2008/NEW01916.html

Zunehmende Bedrohung durch Acinetobacter baumannii

Acinetobacter gehört zur Familie der Moraxellaceae und ist ein aerobes, gramnegatives Bakterium. Erkrankungen beim Menschen werden hauptsächliche durch Acinetobacter baumannii ausgelöst. Dieser Erreger taucht immer häufiger als Auslöser von Krankheiten auf. Da er häufig multiresistent auf Antibiotika ist, wird er zunehmend zu einer Bedrohung. Strikte Hygienemaßnahmen und sorgfältige Antibiotikaauswahl sind zur Vermeidung von Ausbrüchen unabdingbar.
A. baumannii kann in der Umgebung gefunden werden, im Erdboden, in Nahrungsmitteln und in Fisch. Er kann auch die Haut von Gesunden kolonisieren. Die Infektionen treten in der Regel bei hospitalisierten Patienten auf, er kann aber auch ambulante Infektionen auslösen. Häufig sind A.-baumannii-Infektionen bei Katastrophen- und Kriegsopfern, also immer dann, wenn eine hohe Zahl von Verletzten anfällt und bei deren Versorgung Hygienemaßnahmen vernachlässigt werden.

Quelle:
Karageorgopoulos DE, Falagas ME. Current control and treatment of multidrug-resistant Acinetobacter baumannii infections. Lancet Infect Dis 2008; 8: 751–62.

Samstag, 22. November 2008

Fentanyl-Pflaster: EMEA empfiehlt Ruhen der Zulassung

Bei der Überprüfung einer Charge des iontophoretischen transdermalen Systems im September 2008 waren im Schaltkreis Korrosionen beobachtet worden, die zu einer Selbst-Aktivierung von Ionsys hätten führen können. Da diese Komplikation für andere Chargen nicht ausgeschlossen werden konnte, rief der Hersteller Ende September über 13.000 Systeme aus Kliniken und Apotheken zurück. Seither stand Ionsys nicht mehr zur Verfügung.
Da die Ursache für den Defekt bisher nicht gefunden wurde, empfiehlt die EMEA jetzt, die Zulassung ruhen zu lassen. Bis zum September 2008 waren dem Hersteller 13 Fälle von Überdosierungen oder Atemwegsdepressionen gemeldet worden, die alle ohne große Folgen verliefen.

Quelle:
http://www.emea.europa.eu/humandocs/PDFs/EPAR/ionsys/61385208en.pdf

Kardiovaskuläre Erkrankungen: Kein Nutzen von Vitamin C und Vitamin E

Erneut ergab sich für die Zugabe von Vitamin C und E kein Nutzen für kardiovaskuläre Erkrankungen. Dies ergab nun eine randomisierte, kontrollierte Studie mit 14641 männlichen Ärzten im mittleren Alter von 64 Jahren, die täglich 400 I.E. und/oder 500 mg Vitamin C oder keines der beiden Vitamine einnahmen. Die Probanden hatten ein relativ niedriges kardiovaskuläres Risiko. Während einer Nachbeobachtungszeit von 8 Jahren wurden 1.245 kardiovaskuläre Ereignisse beobachtet. Die Häufigkeit zwischen den drei Gruppen unterschied sich nicht. In der Vitamin-E-Gruppe kam es allerdings zur einer Verdopplung des Risiko für einen hämorrhagischen Schlaganfall, die absoluten Zahlen waren allerdings mit 39 vs. 23 Fälle gering.

Quelle:

Sesso HD, et al. Vitamins E and C in the prevention of cardiovascular disease in men: The Physicians’ Health Study II randomized controlled trial. JAMA 2008 300:2123-2133.

Freitag, 21. November 2008

Neue Zulassungsempfehlungen der EMEA - November 2008

Das Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) der EMEA hat in seinem Treffen im November 2008 u. a. für folgende Substanzen eine Zulassung empfohlen:
  • Romiplostim (Nplate) von Amgen zur Behandlung der chronischen idiopathischen thrombozytopenischen Purpura (ITP) bei Erwachsenen als Orphan Drug.
  • Aliskiren/Hydrochlorothiazid (Rasilez HCT) von Novartis zur Behandlung der Hypertonie bei Erwachsenen.
  • Tocilizumab (RoActemra), Interleukin-6-Hemmer von Roche, in Kombination mit Methotrexat zur Behandlung von Erwachsenen mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis, die auf eine vorhergehende Therapie mit mindestens einem DMARD oder TNF-Hemmer unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben. Tocilizumab kann bei Patienten, die Methotrexat nicht vertragen oder bei denen eine weitere Behandlung nicht sinnvoll ist, auch als Monotherapie gegeben werden.
  • Ustekinumab (Stelara)von Janssen-Cilag zur Behandlung der schweren Plaque-Psoriasis, die auf andere systemische Therapien nicht angesprochen hat.
  • Agomelatin (Valdoxan/Thymanax) von Servier zur Behandlung der Major Depression bei Erwachsenenen.
  • Ceftobiprolmedocaril (Zevtera), Breitspektrum-Cephalosporin von Janssen-Cilag zur Behandlung von komplizierten Haut- und Weichgewebeinfektionen.

Nicht empfohlen wurde:
  • Ixabepilon (Ixempra), Epothilon von Bristol-Myers Squibb, das zur Behandlung von metastasiertem oder lokal fortgeschrittenem Mammakarzinom vorgesehen war.

Quelle:
http://list.emea.europa.eu/mailman/listinfo/press


Gefitinib bei NSCLC vergleichbar wirksam wie Docetaxel

Der oral applizierbare Tyrosinkinasehemmer Gefitinib ist als Zweitlinientherapie bei Patienten mit NSCLC vergleichbar wirksam wie Docetaxel. Dies ergab die INTEREST-Studie, eine randomisierte Phase-III-Studie, in der 1466 Patienten in 24 Ländern in 149 Zentren aufgenommen wurden, die bereits vorher eine Platin-basierte Therapie erhalten hatten. 733 Patienten wurden mit Gefitinib 250 mg/Tag, 733 mit Docetaxel (75 mg/qm alle 3 Wochen) behandelt. Das Gesamtüberleben war in beiden Gruppen ähnlich: Gefitinib 7,6 Monate, Docetaxel 8,0 Monate. In der Gefitinib-Gruppe kam es häufiger zu Hautausschlag, Akne und Durchfall, in der Docetaxel-Gruppe zu Neutropenie, Asthenie und Alopezie.

Quelle:
Kim ES, Hirsh V, Mok T, Sodniski MA, et al. Gefitinib versus docetaxel in previously treated non-small-cell lung cancer (INTEREST): a randomised phase III trial. Lancet 2008;372:1809-18.

Dienstag, 18. November 2008

Thromboembolien durch Bevacizumab

Eine Analyse 15 randomisierter Studien mit 7956 Patienten mit unterschiedlichen Tumoren ergab, dass die Therapie mit dem Angiogenesehemmer Bevacizumab (Avastin) mit einem erhöhten Thromboembolierisiko einhergeht. Bei Patienten, die Bevacizumab erhielten, betrug die Inzidenz aller Thromboembolien 11,9 Prozent, von schweren Thromboembolien 6,3 Prozent. Das Risiko für eine Thromboembolie war mit Bevacizumab 33 Prozent höher als in der Kontrollgruppe.
Das Risiko war bei Patienten mit Kolorektalkarzinom mit 19,1 Prozent am höchsten, bei Patienten mit Nierenkarzinom mit 3,0 Prozent am niedrigsten.
Quelle:
Wu, S, et al. JAMA. 2008;300[19]:2277-2285.

Montag, 17. November 2008

DART: Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie

Das Bundeskabinett hat Mitte November 2008 der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) zugestimmt. Es handelt sich um eine gemeinsame Strategie des Bundesministeriums für Gesundheit, des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft
und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Zentrales Ziel der Strategie ist, Resistenzen gegen Antibiotika zu reduzieren.
Insbesondere der nicht sachgerechte Einsatz von Antibiotika und die inkonsequente Anwendung von Empfehlungen zur Prävention von Infektionen sind für die zunehmende Resistenzentwicklungverantwortlich. DART definiert im Gesundheitssektor 10 Ziele und 42 Aktionen. Die Maßnahmen zur Eindämmung von Antibiotika-Resistenzen sollen zukünftig auf eine verbesserte wissenschaftliche Grundlage gestellt werden.

http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2008/11/2008-11-12-antibiotika-resistenzen-eindaemmen.html

Antibiotika-Resistenzstrategie zum Runterladen

Freitag, 14. November 2008

Dronedaron senkt Dauer des Krankenhausaufenthalts

Eine neue Post-hoc-Analyse der Daten der ATHENA-Studie zeigt, dass Dronedaron (Mutaq) zusätzlich zur Standardtherapie gegeben bei Patienten mit Vorhofflimmern oder -flattern die Zahl der Krankenhaustage um signifikant 28 % im Vergleich zu Plazebo verringert.

Quelle:
Pressemitteilung sanofi-aventis

Donnerstag, 13. November 2008

EPIC: Körpergewicht, Taillenumfang und Sterblichkeitsrisiko in Europa

Starkes Übergewicht, ein großer Taillenumfang aber auch ein Körpergewicht am unteren Ende des Normalbereichs sind bei Menschen um die Fünfzig mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko verbunden. Das geringste Risiko haben Frauen mit einem Body-Mass-Index* (BMI) von 24,3 und Männer mit einem BMI von 25,3. Dies ergab die European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC), eine der größten europäischen Langzeitstudien weltweit. Die Daten belegen, dass neben dem Körpergewicht auch die Fettverteilung für das Sterblichkeitsrisiko von Bedeutung ist.
Das Bauchfett ist nicht nur ein Energiespeicher, es produziert auch Botenstoffe, die die Entwicklung chronischer Erkrankungen fördern. Dies erklärt zum Teil, warum auch schlanke Menschen mit einem niedrigen BMI, aber großem Taillenumfang ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko haben. In der EPIC-Studie hatten Schlanke mit viel Körperfett im Bauchraum ein ebenso großes Risiko wie stark Übergewichtige. Als Ursache für den beobachteten Zusammenhang zwischen niedrigerem BMI und erhöhtem Sterblichkeitsrisiko kommt auch ein durch Alterungsprozesse oder unerkannte Krankheiten bedingter Verlust der Muskelmasse in Frage, die im Vergleich zum Fettgewebe schwerer ist. Menschen, die Gewicht verlieren, bauen oft mehr Muskeln ab als Fett.
Grundlage der Untersuchung bilden die Daten von 359.387 Teilnehmern der prospektiven EPIC-Studie aus 9 europäischen Ländern. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer zum Zeitpunkt der ersten Datenerhebung lag bei 51,5 Jahren. 65,4 Prozent der Teilnehmer waren Frauen. Während der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 9,7 Jahren starben 14.723 Studienteilnehmer. Teilnehmer mit einem hohen BMI starben im Vergleich zu Teilnehmern mit mittlerem BMI häufiger an Krebs- oder Herz-Kreislauf- Erkrankungen. Studienteilnehmer mit einem niedrigen BMI starben hingegen häufiger an Erkrankungen der Atmungsorgane.

Quelle:
Pischon T, H. Boeing H, et al. General and abdominal adiposity and risk of death in europe. N Engl J Med 2008;359:2105-20. "*"

Mittwoch, 12. November 2008

Amgen Foundation startet Forschungsprogramm in Höhe von 2,5 Mio. USD für Studierende in Europa

Die Amgen Foundation und die University of Cambridge gaben am 10. November 2008 bekannt, dass sie in Kooperation mit zwei weiteren renommierten europäischen Universitäten das zweijährige, mit 2,5 Mio. USD dotierte Programm Amgen Scholars Europe starten werden. Dieses Programm wird mehr als 100 sorgfältig ausgewählten Studierenden in ganz Europa die Gelegenheit bieten, ein praxisorientiertes Sommerforschungsprogramm an drei Spitzenuniversitäten und unter der Leitung hochkarätiger Wissenschaftler zu absolvieren.

Neben Cambridge nehmen auch das "Karolinska Institutet" in Schweden sowie die Ludwig-Maximilians-Universität München in Deutschland an dem Programm teil. Für die erste Programmphase, die bis 2010 läuft, werden alle drei Universitätspartner Fördermittel für die Veranstaltung des Sommerforschungsprogramms erhalten. Die Auswahl der Studierenden von
Hochschulen und Universitäten erfolgt in ganz Europa. Cambridge übernimmt zudem die Funktion als Koordinationszentrum für Europa und wird eine wichtige Rolle als Programmkoordinator, technische Aufsicht und Anlaufstelle für Studierende spielen. Darüber hinaus wird diese Universität Gastgeber des ersten Amgen Scholars European Symposiums im September 2009 sein.

Nähere Informationen über Amgen Scholars, u.a. zu den Aufnahmekriterien und dem Bewerbungsverfahren unter
http://www.amgenscholars.eu

Losartan: Indikationserweiterung zur Reduktion des Schlaganfallrisikos

Die Zulassung für den Angiotensin-Rezeptorblocker Losartan wurde erweitert, und zwar ist er nun zugelassen zur Reduktion des Schlaganfallsrisikos bei Patienten mit Hypertonie und im EKG nachgewiesener linksventrikulärer Hypertrophie.

Rote-Hand-Brief zu MabThera® (Rituximab)]

Rituximab ist ein gentechnisch hergestellter monoklonaler Antikörperrper, der spezifisch an das transmembrane Antigen CD20 bindet. Er ist zugelassen für die Therapie von CD20-positiven B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen (B-NHL) sowie in Kombination mit Methotrexat bei der schweren rheumatoiden Arthritis. Die Firma Roche weist in einem Rote-Hand-Brief auf Fälle von progressiver multifokaler Leukenzephalopathie (PML) hin, die im Zusammenhang mit Anwendung von Rituximab bei Autoimmunerkrankungen einschließlich der rheumatoiden Arthritis aufgetreten sind.

http://www.akdae.de/20/40/Archiv/2008/20081106.pdf

Montag, 10. November 2008

SEARCH: Kein Nutzen von Folsäure

Folsäure hat keinen kardiovaskulären Nutzen. Dies ergab die bei der diesjährigen AHA-Tagung in New Orleans von Jane Armitage präsentierte SEARCH-Studie (Study of the Effectiveness of Additional Reductions in Cholesterol and Homocysteine, in die 12.064 Patienten mit Herzinfarkt aufgenommen worden waren.
Randomisiert erhielten sie täglich 2 mg Folsäure und 1 mg Vitamin B12 über 6,7 Jahre. Primärer Endpunkt war die Zahl von schweren kardiovaskulären Ereignissen (nichttödlicher Herzinfarkt, Revaskularisation oder kardiovaskulärer Tod). Es kam zwar zur Senkung des Homocystein-Spiegels um etwa 30 %, eine Wirkung auf kardiovaskuläre Ereignisse konnte jedoch nicht gesehen werden.
Darüber hinaus wurden auch keine erhöhten Raten von Krebs oder anderen Nebenwirkungen gesehen. Dies ist für einige Länder wichtig, in denen Lebensmittel mit Folsäure angereichert werden, um Neuralrohrdefekten vorzubeugen.

Rory Collins präsentierte den anderen Teil der SEARCH-Studie, in dem die Wirkung von 80 mg (n = 6031) versus 20 mg Simvastatin (n = 6033) bei den Patienten untersucht wurde. Durch die höhere Simvastatin-Dosis wurde die LDL-Cholesterol-Konzentration um 14 mg/dl stärker verringert. Hieraus lässt sich im Kontext mit anderen Studiendaten ableiten, dass es zu einer um 6 bis 7 % stärkeren Reduktion des Risikos für schwere kardiovaskuläre Ereignisse kommt.
Unter der höheren Simvastatin-Dosis wurden mehr Myopathie-Fälle beobachtet als unter 20 mg (53 vs. 3).

Rosuvastatin verringert kardiovaskuläre Ereignisse bei normalem LDL

Weitgehend gesunde Patienten mit einem LDL-Cholesterol-Spielgel unter 130 mg/dl, aber einem erhöhten CRP-Wert (hs-CRP ab 2 mg/dl) erhielten täglich 20 mg Rosuvastatin oder Plazebo. Die klinischen Ergebnisse der beiden Gruppen wurden nach 1,9 Jahren verglichen:
Der CSE-Hemmer Rosuvastatin verringerte das relative Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (Herzinfarkt, Schlaganfall, instabile Angina pectoris, Revaskularisation oder kardiovaskulären Tod) signifikant um 44 % /HR 0,56, (0,46-0,69, p < 0,00001). Dies bedeutet eine NNT für Rosuvastatin von 95 Patients über 2 Jahre und 31 Patienten über 4 Jahre, um einen primären Endpunkt zu vermeiden.
Auch die Einzelendpunkte wurden signifikant reduziert:
  • Nichttödlicher Herzinfarkt (0,12 vs. 0,33 Ereignisse pro 100 Patientenjahre, HR 0,35, 95% KI 0,22-0.,8, p <>
  • Nichttödlicher Schlaganfall (0,16 vs. 0,31 Ereignisse pro 100 Patientenjahre, HR 0,52, 95% KI 0,33-0,80, p = 0,003)
  • Revaskularisation (0,38 vs. 0,71 Ereignisse pro 100 Patientenjahre, HR 0,54, 95% KI 0,41-0,72, p <>
  • Gesamtsterblichkeit (1,0 vs. 1,25 Ereignisse pro 100 Patientenjahre, HR 0,80, 95% KI 0,67-0,97, p = 0,02).
Schwere Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen vergleichbar häufig.

Dies ergab die JUPITER-Studie (Justification for the Use of Statins in Prevention: An Intervention Trial Evaluating Rosuvastatin, in der 17802 Patienten randomisiert mit Rosuvastatin (n = 8901) oder Plazebo (n = 8901) behandelt wurden. Etwa 41 % der Patienten litten an einem metabolischen Syndrom.
Die Studie wird als "Meilenstein-Studie" angesehen, die zu einer Änderung von entsprechenden Leitlinien führen könnte.

Quellen:
Ridker PM, Danielson E, Fonseca FA, et al., on behalf of the JUPITER Study Group. Rosuvastatin to prevent vascular events in men and women with elevated C-reactive protein. N Engl J Med 2008;359:2195-207.

Donnerstag, 6. November 2008

Rimonabant: klinische Studien eingestellt

Sanofi-aventis gab am 5. November 2008 bekannt, dass das laufende klinische Studienprogramm mit Rimonabant für alle Indikationen eingestellt wird.
Diese Entscheidung wurde vor dem Hintergrund kürzlicher Aufforderungen verschiedener nationaler Gesundheitsbehörden getroffen. Infolgedessen ist die Durchführbarkeit des globalen, klinischen Studienprogramms gefährdet.

Quelle:
Pressemitteilung Sanofi-aventis vom 5. November 2008

Mittwoch, 5. November 2008

Asthma: Kein Zusatznutzen für feste Kombinationen - sagt das IQWiG

Kombinationspräparate haben bei der Therapie des Asthma bronchiale mit Glucocorticoiden und lang wirkenden Beta-2-Sympathomimetika keinen Vorteil im Vergleich zur Gabe als Einzelsubstanzen. Dieser Bericht des IQWigG bestätigt die Ergebnisse einer bereits 2007 vorgelegten Nutzenbewertung, die nun aktualisiert wurde, in dem jetzt auch die Kombination aus Beclometasondipropionat und Formoterol (Foster, Inuvair) einbezogen wurde.

http://www.iqwig.de/download/A07-01_Abschlussbericht_ICS_LABA_Fixkombinationen_bei_Asthma_bronchiale_Ergaenzungsauftrag.pdf

Efalizumab (Raptiva) und progressive multifokale Leukenzephalopathie

Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzte teilt mit: Der Hersteller von Raptiva® (Efalizumab) informiert in einer Mitteilung über den Fall einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML) bei einem Patienten, der Raptiva® etwa vier Jahre lang als Monotherapie erhalten hat.

http://www.akdae.de/20/55/Archiv/2008/20081105.pdf