Dienstag, 27. Juni 2017

Sarilumab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 27. Juni 2017 Sarilumab (Kevzara, Sanofi-Aventis) zur parenteralen Behandlung von Patienten mit mittelschwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis in Kombination mit Methotrexat zugelassen, die auf eines oder mehrere DMARDs nicht ausreichend ansprechen oder diese nicht vertragen. Bei Patienten, die Methotrexat nicht vertragen oder für die Methotrexat nicht geeignet ist, kann Sarilumab in Monotherapie gegeben werden.

Sarilumab ist wie Tocilizumab ein gegen Interleukin-6 (IL-6) gerichteter monoklonaler Antikörper, der über IL-6-Rezeptoren vermittelte Signale hemmt. Neben dem IL-6-Rezeptor sind das ubiquitär vorkommende Glykoprotein 130 (gp130) sowie STAT-3 (Signal Transducer and Activator of Transcription 3) an der Signalweiterleitung beteiligt.
Wirksamkeit und Sicherheit von Sarilumab wurden in drei randomisierten, doppelblinden, kontrollierten multizentrischen Studien (MOBILITY und TARGET waren Placebo-kontrollierte Studien, MONARCH eine aktiv kontrollierte Studie) bei Patienten über 18 Jahren untersucht, bei denen eine mittelschwere bis schwere aktive rheumatoide Arthritis auf Basis der Kriterien des American College of Rheumatology (ACR) diagnostiziert wurde. Zur Baseline hatten die Patienten mindestens acht Gelenke mit Druckschmerz sowie mindestens sechs geschwollene Gelenke.
In den Phase-3-Studien verringerte Sarilumab die Symptome der RA und besserte die körperlichen Funktionen. Häufigste Nebenwirkungen sind Neutropenie, erhöhte ALT, Erythem an der Injektionsstelle, Infektionen der oberen Atemwege und Harnwegsinfektionen.

Quelle:
EPAR der EMA

Montag, 26. Juni 2017

Abatacept, Cinacalcet, Eculizumab, Fulvestrant, Ledispavir/Sofosbuvir, Liraglutid, Lopinar/Ritonavir, Regorafenib, : EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juni 2017 empfohlen, für folgende Substanzen die Zulassung zu erweitern: Abatacept, Cinacalcet, Eculizumab, Fulvestrant, Ledispavir/Sofosbuvir, Liraglutid, Lopinar/Ritonavir, Regorafenib
  • Abatacept (Orencia, BMS): Der T-Zell-Costimulationsblocker soll künftig allein oder in Kombination mit Methotrexat bei Patienten mit Psoriasisarthritis eingesetzt werden können, die auf eine vorausgegangene DMARD-Behandlung einschließlich Methotrexat nicht ausreichend angesprochen haben und für die keine zusätzliche systemische Behandlung der psoriatischen Hautläsionen erforderlich ist.
  • Cinacalcet (Mimpara, Amgen) soll künftig bei Kindern mit sekundärem Hyperparathyreoidismus ab einem Alter von 3 Jahren eingesetzt werden können, mit ESDR und Erhaltungsdialyse, bei denen die Erkrankung mit Standardtherapie nicht adäquat kontrolliert werden kann. 
  • Eculizumab (Soliris, Alexion) soll künftig bei refraktärer generalisiserter Myasthenia gravis bei Patienten mit Antikörpern gegen Acetylcholin eingesetzt werden können.
  • Fulvestrant (Faslodex, AstraZeneca) soll künftig für die Behandlung von postmenopausalen Frauen mit HR+ fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom eingesetzt werden können, die bisher noch keine endokrine Therapie erhalten haben 
  • Ledispavir/Sofosbuvir (Harvni, Gilead). soll künftig bei Patienten ab einem Alter von 12 Jahren eingesetzt werden können.
  • Liraglutid (Victoza, Novo Nordisk) soll künftig zusätzlich zu anderen antidiabetischen Medikamenten für die Behandlung von Diabetikern eingesetzt werden können.
  • Lopinar/Ritonavir (Kaletra, Abbvie) soll künftig bei Patienten ab einem Alter von 14 Tagen eingesetzt werden können
  • Regorafenib (Stivarga, Bayer) soll künftig bei Patienten mit Leberkarzinom (HCC) eingesetzt werden können, die vorher mit Sorafenib behandelt worden sind.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 22. Juni 2017

Sofosbuvir/Velpatasvir/Voxilaprevir von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juni 2017 empfohlen, Sofosbuvir/Velpatasvir/Voxilaprevir (Vosevi, Gilead) zur oralen Behandlung von Erwachsenen mit chronischer Hepatitis-C-Infektion zuzulassen.

Sofosbuvir ist seit 2014 im Handel verfügbar. Es ist ein pangenotypischer Inhibitor der RNA-abhängigen RNA-Polymerase NS5B des HCV, die für die Virusreplikation erforderlich ist. Sofosbuvir ist ein Nukleotid-Prodrug, das nach intrazellulärer Metabolisierung in das pharmakologisch wirksame Uridin-Analogon-Triphosphat 17 (GS-461203) mit Hilfe der NS5B-Polymerase in die HCV-RNA eingebaut wird und zum Kettenabbruch führt. GS-461203 (der aktive Metabolit von Sofosbuvir) hemmt weder humane DNA- oder RNA-Polymerasen noch die mitochondriale RNA-Polymerase.
Velpatasvir, seit Juli 2016 in Kombination mit Sofosbuvir im Handel, ist ein HCV-Inhibitor, der auf das HCV-NS5A-Protein gerichtet ist, das sowohl für die RNA-Replikation als auch den Zusammenbau von HCV-Virionen erforderlich ist. In-vitro-Studien zur Resistenzselektion und Kreuzresistenz deuten darauf hin, dass NS5A die Zielstruktur für den Wirkungsmechanismus von Velpatasvir darstellt.


Voxilaprevir ist ein neuer pangenotypischer HCV-NS3/4A-Proteasehemmer.
Vosevi wurd bei über 1.700 Patienten klinisch geprüft. Das Virus konnte bei mehr als 90 % der Patienten 12 Wochen nach dem Ende der Behandlung nicht mehr nachgewiesen werden, was als klinische Heilung gilt. Nebenwirkungen waren Übelkeit, Kopfschmerzen und Diarrhö.

Quellen:
Mitteilung der EMA vom 22. Juni 2017
Pressemitteilung der EMA vom 23. Juni 2017

Glecaprevir/Pibrentasvir von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juni 2017 empfohlen, Glecaprevir/Pibrentasvir (Maviret, Abbvie) zur oralen Behandlung von erwachsenen Patienten mit chronischer Hepatitis-C-Infektion zuzulassen.



Glecaprevir ist ein direkt wirkendes Virostatikum, es hemmt die NS3/4A-Proteasen des HCV. 



Pibrentasvir ist ein direkt wirkendes Virostatikum, es hemmt die NS5A-Proteasen des HCV. 
Beide Substanzen wirken bei allen Genotypen.
Die Kombination wurde bei 2.376 Patienten untersucht. Bei mehr als 90 % der Patienten konnte das Virus 12 Wochen nach der Therapie nicht mehr nachgewiesen werden. Ist dies der Fall, gelten die Patienten als geheilt.
Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen, Fatigue, Diarrhö, Übelkeit und Bauchschmerzen.


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 22. Juni 2017
Pressemitteilung der EMA vom 23. Juni 2017

Cladribin oral von der EMA zur Zulassung bei MS empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juni 2017 empfohlen, Cladribin (Mavenclad, Merck Serono) für die orale Behandlung von erwachsenen Patienten mit hochaktiver schubförmiger Multipler Sklerose (MS) definiert nach klinischen oder bildgebenden Kriterien zuzulassen.
Cladribin ist ein chloriertes Purin-Nukleosid-Analogon. Das Prodrug – es wird als inaktive Form (2-CdA) eingenommen, die dann in den Zellen durch Phosphorylierung in die aktive Form 2-Chlorodesoxy-Adenosin-5‘-Triphosphat (2-CdATP) überführt wird.
2-CdATP wirkt als falscher Baustein in die DNA bzw. RNA eingebaut, was die Doppelhelix-Struktur stört und die DNA-Reparatur und –Synthese hemmt. Dies führt letztendlich zur gezielten Reduktion der Lymphozyten. Cladribin wirkt sowohl in proliferierenden als auch in ruhenden Zellen.
Parenteral applizierbares Cladribin (Litak) ist seit 2004 für die Behandlung der Haarzell-Leukämie zugelassen.
Bei der MS wird Cladribin als krankheits-modifizierendes Arzneimittel (Disease-modifying Drug- DMD) eingesetzt. Die Behandlung mit Cladribin-Tabletten reduziert die T- und B-Lymphozyten, mit nachhaltigem Effekt auf die T-Lymphozyten und deutlichem, aber eher vorüber gehenden Effekt auf die B-Zellen. Man geht davon aus, dass dies zur Linderung der Entzündungen im zentralen Nervensystem beiträgt und damit Symptomatik und den Verlauf der Erkrankung verbessert.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 22. Juni 2017

Ribociclib von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juni 2017 empfohlen, Ribociclib (Kisqali, Novartis) für die orale Therapie von  postmenopausalen Frauen mit einem hormonrezeptorpositiven, HER2-negativen lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom als initiale endokrin basierte Therapie in Kombination mit einem Aromatasehemmer zuzulassen.


Ribociblib hemmt wie Palbociclib (Ibrance) selektiv die Cyclin-abhängigen Kinasen 4 und 6 (CDK4/6). Diese Enzyme sind häufig beim Estrogenrezeptor-positiven Mammakarzinom sowie bei einer Vielzahl anderer Krebserkrankungen übermäßig aktiv, was zum Verlust der Kontrolle über den Zellzyklus führt. CDK4/6 lösen die Progression von der G1-Phase in die S-Phase aus, in der die DNS repliziert wird. Durch Hemmung der CDK4/6 stellt Ribociclib die zelluläre Kontrolle des Zellzyklus wieder her und blockiert so die Proliferation der Tumorzellen.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 22. Juni 2017

Tivozanib von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juni 2017 empfohlen, Tivozanibhydrochlorid (Fotivda, Eusa Pharma) für die orale First-Line-Therapie von erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom sowie für die Second-Line-Therapie von mit Zytokinen vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom, die keine VEGFR- und mTOR-Inhibitoren erhalten haben, zuzulassen.

Tivozanib ist ein VEGFR-Inhibitor. Durch Hemmung des Vascular Endothelial Growth Factor Receptors wird die Angiogenese gehemmt, was das Tumorwachstum verringert.


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 22. Juni 2017

Montag, 12. Juni 2017

Nusinersen von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat Anfang Juni 2017 Nusinersen (Spinraza, Biogen) zur Behandlung von 5q-spinaler Muskelatrophie zugelassen.
Patienten mit spinaler Muskelatrophie fehlt das Protein Survival Motor Neuron (SMN), welches essentiell für die normale Funktion sowie das Überleben motorischer Neuronen ist. Für SMN sind das SMN1-Gen und das SMN2-Gen zuständig. Den meisten Patienten fehlt das SMN1-Gen, während sie über das SMN2-Gen verfügen. Nusinersen ist ein Antisense-Oligonukleotid und hilft dem SMN2-Gen auch ohne das SMN1-Gen ausreichende Mengen an funktionsfähigem SMN-Protein herzustellen. Dadurch verbessert sich das Überleben der Motoneuronen.

Quelle
EPAR der EMA

Cerliponase alfa von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat Anfang Juni 2017 Cerliponase alfa (Brineura, BioMarin) als Orphan Drug zur intrazerebroventrikulären Infusion als Enzymersatztherapie bei neuronaler Ceroid-Lipofuszinose Typ 2 zugelassen.

Bei dieser sehr seltenen Erkrankung kommt es durch einen Mangel an Tripeptidylpeptidase 1 zu Proteinablagerungen in Körper- und Nervenzellen, die letztlich zur Degeneration von Gehirn und Retina führen. Die meisten Kinder mit CLN2 verlieren bis zum 6. Lebensjahr die Fähigkeit, zu laufen und zu sprechen. Die Lebenserwartung der Patienten liegt bei 8 bis 12 Jahren.
Bisher gibt es keine zugelassene medikamentöse Therapie. Cerliponase alfa ist eine rekombinante Form der Tripeptidylpeptidase 1, die das fehlende Enzym ersetzen und so die Symptome der Erkrankung lindern soll.

Quelle:
EPAR der EMA

Catumaxomab: Zulassung widerrufen

Auf Antrag des Herstellers hat die EU-Kommission die Zulassung des Antikörper Catumaxomab (Removab) widerrufen.  Der trifunktionale Antikörper war am 23. April 2009 für die Behandlung von malignem Aszites bei Patienten mit EpCAM-positiven Karzinomen zugelassen worden.

Quelle
EU-Kommission

Selexipag: Rote-Hand-Brief wegen neuen Kontraindikationen

Die gleichzeitige Anwendung von Selexipag (Uptravi, Actelion) mit starken SYP2C8-Hemmern ist jetzt kontraindiziert. Pharmakokinetische Untersuchungen bei gesunden männlichen Probanden zeigten bei gleichzeitiger Gabe von Selexipag und Gemfibrozil, einem starken CYP2C8-Inhibitor, eine annähernde Verdoppelung der Selexipag-Exposition und einen Anstieg der Exposition mit dem aktiven Metaboliten etwa auf das 11-Fache.
In einem Rote-Hand-Brief weist der Hersteller auf folgende Informationen hin:

  • Die gleichzeitige Anwendung von Selexipag mit starken Inhibitoren von CYP2C8 (z. B. Gemfibrozil) ist nun kontraindiziert. Sie führt bei gleichzeitiger Anwendung von Selexipag und Gemfibrozil zu einer 11-fach höheren Exposition mit dem aktiven Metaboliten, wodurch das Risiko für Nebenwirkungen steigt, die zu einem Therapieabbruch führen können.
  • Bei der gleichzeitigen Anwendung oder dem Absetzen von moderaten CYP2C8-Inhibitoren (z. B. Clopidogrel, Deferasirox, Teriflunomid) sollte eine Dosisanpassung von Selexipag erwogen werden.

Die Produktinformation wird aktualisiert.

Quelle:
AkDÄ Drug Safety Mail vom 12. Juni 2017