Freitag, 29. September 2023

Epcoritamab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 22. September 2023 Epcoritamab (Tepkinly, Abbvie) als Orphan Drug in Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit einem rezidivierten oder refraktären diffusen großzelligen B‐Zell-Lymphom (diffuse large B-cell lymphoma, DLBCL) nach mindestens 2  Linien einer systemischen Therapie zugelassen.

Epcoritamab ist ein humanisierter bispezifischer Immunglobulin-G1(IgG1)-Antikörper gegen CD3- und CD20-Antigene, der mit rekombinanter DNA-Technologie in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters (CHO-Zellen) hergestellt wird.

Die Wirkung von Epcoritamab beruht auf der gleichzeitigen Einbindung von CD20-exprimierenden  Krebszellen und CD3-exprimierenden endogenen T-Zellen, wodurch eine spezifische T-Zell-Aktivierung und eine T-Zell-vermittelte Abtötung von CD20-exprimierenden Zellen induziert werden.

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EPAR der EMA


Samstag, 23. September 2023

Elacestrant von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 15. September 2023 Elacestrant (Orserdu, Stemline Therapeutics) für die orale Monotherapie postmenopausaler Frauen sowie von Männern mit Estrogenrezeptor (ER)-positivem, HER2-negativem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs mit einer aktivierenden ESR1-Mutation zugelassen, deren Erkrankung nach mindestens einer endokrinen Therapielinie, einschließlich eines CDK 4/6-Inhibitors, fortgeschritten ist. 


Elacestrant ist ein potenter, selektiver und oral wirksamer Estrogenrezeptor-alpha (ERα)-Antagonist oder selektiver ER-Degradierer (SERD), der den Abbau des ER bewirkt. Er hemmt das Estradiol-abhängige und unabhängige Wachstum von ERα-positiven Brustkrebszellen, einschließlich Modellen mit Mutationen im Estrogenrezeptor-1-Gen (ESR1). 
Wirksamkeit und Sicherheit von Elacestrant wurde bei Patienten mit fortgeschrittenem ER+/HER2-
Brustkrebs nach vorangegangenen endokrinen Therapien in Kombination mit einem CDK4/6-Inhibitor
in der randomisierten, offenen, aktiv kontrollierten, multizentrischen Studie RAD1901-308 untersucht.

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Ritlecitinib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 15. September 2023 Ritlecitinib (Litfulo, Pfizer) für die orale Behandlung von schwerer Alopecia areata bei Erwachsenen und Jugendlichen ab einem Alter von 12 Jahren zugelassen.



Ritlecitinib hemmt irreversibel und selektiv die Januskinase (JAK) 3 und die Tyrosinkinase, die auch in der Familie der hepatozellulären Karzinome (TEC) exprimiert wird, indem es die Adenosintriphosphat (ATP)-Bindungsstelle blockiert. Sowohl die JAK3- als auch die über die TEC-Familie vermittelten Signalwege sind an der Pathogenese der Alopecia areata beteiligt, wenn auch die vollständige Pathophysiologie noch nicht verstanden ist.

Wirksamkeit und Sicherheit von Ritlecitinib wurden in einer randomisierten, doppelblinden,  placebokontrollierten Studie (Studie AA-I) bei Patienten mit Alopecia areata ab einem Alter von 12 Jahren mit ≥ 50 % Kopfhaarverlust, einschließlich Alopecia totalis und Alopecia universalis, untersucht.

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Info der EMA






Tislelizumab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 15. September 2023 Tislelizumab (Tevimbra, Novartis) als Monotherapie zur Behandlung des nicht resezierbaren, lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Plattenepithelkarzinoms  des Ösophagus nach vorheriger platinbasierter Chemotherapie bei erwachsenen Patienten zugelassen.

Tislelizumab ist ein im Fc-Teil modifizierter, humanisierter monoklonaler Immunglobulin-G4(IgG4)-Antikörper gegen PD-1, der in rekombinanten Ovarialzellen des chinesischen Hamsters hergestellt wird. Er blockiert kompetitiv die Bindung von PD-L1 und PD-L2, hemmt die PD-1-vermittelte negative  Signalübertragung und steigert die funktionelle Aktivität von T-Zellen in zellbasierten In-vitro-Tests. 

Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden in der randomisierten, kontrollierten, offenen, globale Phase-III-Studie BGB-A317-302 im Vergleich zu Chemotherapie bei Patienten mit nicht resezierbarem, rezidiviertem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem OSCC untersucht, bei denen die Krankheit während oder nach einer vorherigen systemischen Behandlung fortgeschritten war. 

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EPAR der EMA




Cabotegravir: EU-Kommission erweitert Indikation

Die EU-Kommission hat am 15. September 2023 die Indikation von Cabotegravir erweitert, es kann nun als Apretude (ViiV) in Kombination mit Safer-Sex-Praktiken für die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) angewendet werden, um das Risiko einer sexuell erworbenen HIV-1-Infektion bei Erwachsenen und Jugendlichen mit hohem Risiko und einem Körpergewicht von mindestens 35 kg zu verringern.

Die Prophylaxe kann entweder mit Cabotegravir-Tabletten in einer oralen Einleitungsphase vor Beginn der Injektion gestartet werden, um die Verträglichkeit zu beurteilen oder direkt mit den Injektionen  beginnen. 

Der lang wirkende Integrasehemmer Cabotegravir war im Dezember 2017 zusammen mit dem NNRTI Rilpivirin jeweils in parenteraler Form zur Behandlung der Infektion mit dem humanen Immundefizienzvirus Typ 1 (HIV-1) bei Erwachsenen zugelassen worden, wenn diese erfolgreich mit einem stabilen antiretroviralen Regime (HIV-1-RNA <50 Kopien/ml) behandelt worden sind. 

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EPAR der EMA


Gefapixant von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 15. September 2023 Gefapixant (Lyfnua, MSD Merck Sharp & Dohme) zur oralen Behandlung von chronisch refraktärem Husten oder nicht geklärtem chronischem Husten bei Erwachsenen zugelassen.


Gefapixant ist ein selektiver Antagonist des P2X3-Rezeptors. Gefapixant besitzt auch eine Aktivität gegenüber dem P2X2/3-Rezeptor-Subtyp. P2X3-Rezeptoren sind ATP-abhängige Ionenkanäle, die sich auf sensorischen C-Fasern des Nervus vagus in den Atemwegen finden. C-Fasern werden als Antwort auf Entzündungen oder chemische Reizstoffe aktiviert. Unter Entzündungsbedingungen kommt es zur Ausschüttung von ATP aus Schleimhautzellen der Atemwege. Die Bindung von extrazellulärem ATP an P2X3-Rezeptoren wird von C-Fasern als Signal für eine Schädigung wahrgenommen. Die Aktivierung von C-Fasern, die vom Patienten als Hustenreiz wahrgenommen wird, löst einen Hustenreflex aus. Durch die Blockade der Signalwege von ATP über P2X3-Rezeptoren werden eine übermäßige Aktivierung sensorischer Nerven und übermäßiger Husten, ausgelöst durch extrazelluläres ATP, reduziert.

Die Wirksamkeit von Gefapixant zur Behandlung des chronisch refraktären Hustens oder nicht geklärten chronischen Hustens wurde in zwei 52-wöchigen, multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studien mit Erwachsenen untersucht, die entweder an einem  chronisch refraktären Husten oder an nicht geklärtem chronischem Husten litten. 

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EPAR der EMA



Crisantaspase von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 15. September 2023 Crisantaspase (Enrylaze, Jazz Pharm) als Komponente eines Kombinationschemotherapie-Schemas in der Behandlung von akuter lymphoblastischer Leukämie (ALL) und lymphoblastischem Lymphom (LBL) bei erwachsenen und pädiatrischen Patienten (ab 1 Monat) zugelassen, die eine Überempfindlichkeit gegen oder eine stille Inaktivierung von aus E. coli gewonnener Asparaginase entwickelt haben.

LBL, ein aggressives Non-Hodgkin-Lymphom, und ALL sind durch die Produktion großer Mengen unreifer Lymphozyten im Knochenmark gekennzeichnet. ALL- und LBL-Krebszellen können kein Asparagin, weil ihnen das notwendige Enzym fehlt. Sie benötigen daher exogene Asparagin-Quellen für ihr Überleben. 

Immunologische Reaktionen gegen zugelassene Produkte mit in E. coli hergestellter Asparaginase können diese für manche Patienten ungeeignet machen. 

Crisantaspase ist eine rekombinante Form des Enzyms Asparaginase, das die Umwandlung von L-Asparagin in L-Asparaginsäure katalysiert. Es wird in Pseudomonas fluorescens hergestellt und ermöglicht die Behandlung von Patienten, die nicht mit aus E. coli gewonnener Asparaginase behandelt werden können.

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EPAR der EMA

Cedazuridin/Decitabin von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 15. September 2023 Cedazuridin/Decitabin (Inaqovi, Otsuka) zur oralen Behandlung von erwachsenen Patienten mit neu diagnostizierter akuter myeloischer Leukämie (AML) zugelassen, für die eine Standard-Induktionschemotherapie nicht in Frage kommt.

Decitabin ist ein Antimetabolit (Cytidin-Analogon), der in der EU seit 2012 unter dem Namen Dacogen für die parenterale Behandlung erwachsener Patienten mit neu diagnostizierter de novo oder sekundärer akuter myeloischer Leukämie (AML) nach der Klassifikation der WHO zugelassen ist, die für eine Standard-Induktionschemotherapie nicht in Frage kommen. 

Cedazuridin ist ein Cytidindesaminase-Inhibitor, der den First-Pass-Abbau von Decitabin in der Leber verringert. Die orale Gabe von Cedazuridin zusammen mit Decitabin erhöht damit die systemische Exposition gegenüber Decitabin. Dadurch wird eine orale Gabe von Decitabin möglich. 

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EPAR der EMA