Sonntag, 14. Juni 2020

Canagliflozin, Ixekizumab, Nintedanib, Olaparib, Tedizolidphosphat: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Mai 2020 empfohlen, die Zulassung von Canagliflozin, Ixekizumab, Nintedanib, Olaparib und Tedizolidphosphat zu erweitern.

  • Canagliflozin (Invokana, Janssen): zur Kombination mit anderen Therapien soll künftig auch auf Studienergebnisse zu renalen Effekten hingewiesen werden. 
  • Ixekizumab (Taltz, Lilly) soll künftig bei Kindern ab einem Alter von 6 Jahren mit einem Körpergewicht von mindestens 25 kg bei moderater bis schwerer Plaquepsoriasis eingesetzt werden können, die Kandidaten für eine systemische Therapie sind.
  • Nintedanib (Ofev. Boehringer Ingelheim) soll künftig bei Erwachsenen mit anderen chronischen fibrosierenden interstitiellen Lungenerkrankungen mit progressivem Phänotyp eingesetzt werden können.
  • Olaparib (Lynparza, AstraZeneca) soll künftig allein in der Erhaltungstherapie von Erwachsenen mit BRCA1/2-Mutationen in der Keimbahn und metastasiertem  Adenokarzinom des Pankres eingesetzt werden können, wenn das Karzinom nach einer mindestens 16wöchigen platinhaltigen Erstlinientherapie nicht fortgeschritten ist.
  • Tedizolidphosphat (Sivextro, MSD) soll künftig bei Patienten ab einem Alter von 12 Jahren eingesetzt werden können.


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 28. Mai 2020

Lefamulin von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Mai 2020 empfohlen,  Lefamulin (Xenleta, Nabriva) für die parenterale und orale Behandlung  von Erwachsenen mit ambulant erworbener Pneumonie zuzulassen, wenn eine üblicherweise empfohlene antibakteriell wirksame Substanz nicht eingesetzt werden kann oder nicht wirksam ist.



Das Pleuromutilin Lefamulin hemmt die Proteinsynthese, in dem es an das Peptidyltransferase-Zentrum der 50S-Ribosomen bindet und so die Bindung von Transfer-RNA für den Peptidtransfer verhindert. Damit wirkt Lefamulin im Prinzip an einem bekannten Target.
Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden in den Phase-III-Studien LEAP 1 und LEAP 2 mit insgesamt knapp 1300 CABP-Patienten untersucht, wobei Lefamulin mit Moxifloxazin mit oder ohne Linezolid verglichen worden ist. In den Studien waren die klinischen Erfolgsraten unter Lefamulin ähnlich denen in der Vergleichsgruppe. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehörten Durchfall, Übelkeit, Reaktionen an der Injektionsstelle, erhöhte Leberenzymwerte und Erbrechen.
Pleuromutiline wurden zwar schon in den 1950er Jahren entwickelt, Lefamulin ist jedoch das erste, das zur systemischen Anwendung zugelassen werden soll.
Von der FDA wurde es im August 2019 zur oralen oder intravenösen Behandlung von Erwachsenen mit ambulant erworbener Pneumonie zugelassen.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 28. Mai 2020

Montag, 8. Juni 2020

Entrectinib von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Mai 2020 empfohlen, Entrectinib (Rozlytrek, Roche) für die orale Behandlung  von Patienten ab zwölf Jahren mit soliden Tumoren mit NTRK-Fusionen zuzulassen. Zudem soll es für die Behandlung von Erwachsenen mit ROS1-positivem nicht kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) angewendet werden können.

Entrectinib ist wie Larotrectinib ein Inhibitor der Tropomyosin-Rezeptor-Kinasen (TRK), die unter anderem über verschiedene Signalkaskaden die Differenzierung von Neuronen beeinflussen. Fusioniert das neurotrophe Tyrosin-Rezeptor-Kinase-(NTRK-)Gen mit einem anderen Gen, wird ein sogenanntes TRK-Fusionsprotein gebildet, welches ständig aktiv ist und Signale aussendet, dass die Zelle wachsen und sich teilen sollen. Hierdurch können aus gesunden Zellen Krebszellen entstehen. NTRK-Fusionsproteine wurden beispielsweise bei soliden Tumoren der Brust, des Darms, der Lunge, der Bauchspeicheldrüse, der Schilddrüse, bei Sarkomen und der weiblichen Geschlechtsorgane nachgewiesen.
Beim ROS1-Gen können ebenfalls Genfusionen stattfinden, unter anderem beim NSCLC. Sie sind mit 1 bis 2 Prozent sehr selten und treten vor allem bei jüngeren Patienten auf.


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 28. Mai 2020

Alpelisib von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Mai 2020 empfohlen, Alpelisib (Piqray, Novartis) in Kombination mit Fulvestrant zur oralen Behandlung von postmenopausalen Frauen und Männern zuzulassen mit einem HR-positiven, HER2-negativen, lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Mammakarzinom mit einer PIK3CA-Mutation nach Progression nach einer endokrinen Monotherapie.


Alpelisib ist ein  α-spezifischer Hemmer der Klasse-I-Phosphatidylinositol-3-kinase (PI3Kα).
Die PIK3CA-Mutationführt zu einer Überaktivierung des PI3K-Stoffwechselwegs, wodurch das Krebswachstum stimuliert wird.  Die Phosphoinositid-3-Kinase (PI3K) besteht aus einer regulatorischen und einer katalytischen Untereinheit, wobei es von Letzterer vier Isoformen gibt: alpha, beta, gamma und delta. PIK3CA codiert für die Alpha-Isoform. Alpelisib hemmt spezifisch PI3Kα.
In Kombination mit Fulvestrant verlängerte Alpelisib das progressionsfreie Überleben.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 28. Mai 2020

Ebolaimpfstoff von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Mai 2020 empfohlen, einen weiteren Impfstoff gegen Ebola (Ebola Zaire Virus) (Zabdeno und Mvabea, Janssen-Cilag) bei Personen ab dem Alter von 1 Jahr zuzulassen.

Die neue Ebola-Vakzine besteht aus zwei Komponenten, Zabdeno (AD26.ZEBOV) und Mvabea (MVA-BN-Filo). Zabdeno wird zuerst gegeben, Mvabea wird etwa 8 Wochen später als Booster verabreicht. Dieser Impfstoff ist daher nur zur Prophylaxe geeignet und nicht für einen Ausbruch, bei dem eine sofortiger Schutz erforderlich ist.
Die aktive Substanz von Myabea basiert auf einem multivalenten, rekombinanten, nicht replizierenden modifizierten Virusstamm von Ankara-Bavarian-Nordic (MVA-BN)-Virus, der kodiert für das Zaire Ebolavirus Mayinga variant glycoprotein (GP), Sudan Ebolavirus Gulu Variante GP,
Taï Forest Ebolavirus Nucleoprotein, Marburg Marburgvirus Musoke Variant GP.
Die aktive Substanz von Zabdeno besteht aus einer monovalenten, rekombinanten, nicht replizierbaren Ad26-Vektor-Vakzine, die für das GP von Zaire-Ebolavirus kodiert.

Die Impfung wurde bei über 3.300 Personen geprüft, die in in 5 klinischen Studien eingeschlossen waren.

Quellen
Mitteilung der EMA vom 28.5.2020 zu Myabena
Mitteilung der EMA vom 28.5.2020 zu Zabdeno
Pressemitteilung der EMA vom 29.5.2020

Bulevirtid von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Mai 2020 empfohlen, Bulevirtid (Hepcludex, Myr GmbH) zur parenteralen Behandlung von Erwachsenen mit chronischer Hepatitis-Delta-Virus(HDV)-Infektion und kompensierter Lebererkrankung bedingt zuzulassen. 
Bulevirtid ist ein lineares Peptid aus 47 natürlich vorkommenden Aminosäuren. Am N-terminalen Ende trägt es eine Myristoyl-Gruppe, am C-terminalen Ende Carboxamid.
Es ist die erste Substanz, die für die Behandlung der HDV-Infektion zugelassen werden soll und sie wirkt über einen neuen Wirkungsmechanismus.
Bulevirtid ist ein Entry-Inhibitor, der den Eintritt von HBV und HDV in Hepatozyten verhindert, in dem es an den Natrium-Taurocholat-Cotransporters (NTCP) bindet und diesen inaktiviert. Dieser ist vor allem für die Aufnahme von Gallensalzen in die Zellen wichtig, aber auch die Viren benötigen ihn für den Eintritt in die Zelle.
Buleviritid senkt HDV-RNA-Spiegel und verringert die Symptome der Lebenentzündung. Häufigste unerwünschte Wirkungen waren Anstieg der Gallensalze, Reaktionen an der Injektionsstelle und Exazerbation der Hepatitis nach dem Absetzen von Bulevirtid. 


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 28. Mai 2020

Ozanimod von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 20. Mai 2020 Ozanimod soll für die orale Behandlung von Patienten mit schubförmig remittierender MS (RRMS) mit aktiver Erkrankung, definiert durch klinischen Befund oder Bildgebung, zugelassen.



Ozanimod ist wie Fingolimod oder Siponimod ein Sphingosin-1-phosphat(SIP)-Rezeptormodulator, es bindet selektiv an zwei der fünf S1P-Rezeptoren, nämlich S1P1 und S1P5.

Es wirkt als funktioneller Antagonist an S1P1-Rezeptoren auf Lymphozyten und verhindert so deren Auswanderung aus den Lymphknoten. Dadurch wird die Rezirkulation von T-Zellen in das zentrale Nervensystem verringert und die zentrale Entzündung begrenzt.

Ozanimod ist 10-mal selektiver für S1P1 als für S1P5 und hat nur eine geringe Wirkung auf andere
S1P-Rezeptoren (S1P2, S1P3 und S1P4). Ozanimod unterliegt beim Menschen einer umfangreichen
Metabolisierung und wird zu einer Reihe von zirkulierenden aktiven Metaboliten abgebaut.


Quelle
EPAR der EMA

Solriamfetol von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 16. Januar 2020 Solriamfetol (Sunosi, Jazz Pharm) für die orale Behandlung von Erwachsenen mit Narkolepsie (mit oder ohne Kataplexie) zugelassen, um die Wachheit zu verbessern und die exzessive Tagesschläfrigkeit zu verringern.
Außerdem kann es zur Verbesserung der Wachheit und zur Reduktion übermäßiger Schläfrigkeit
während des Tages bei erwachsenen Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA), deren übermäßige Tagesschläfrigkeit (EDS – Excessive Daytime Sleepiness) durch eine primäre OSA-Therapie,wie z. B. eine CPAP-Beatmung (CPAP, continuous positive airway pressure), nicht zufriedenstellend behandelt werden konnte.

Die Mechanismen von Solriamfetol zur Verbesserung der Wachheit bei Patienten mit übermäßiger Tagesschläfrigkeit in Zusammenhang mit Narkolepsie oder obstruktiver Schlafapnoe sind noch nicht vollständig geklärt. Seine Wirksamkeit könnte jedoch durch seine Aktivität als Dopamin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (DNRI, dopamine and norepinephrine reuptake inhibitor)
vermittelt werden.

Quelle:
EPAR der EMA

Sonntag, 7. Juni 2020

Isatuximab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 2. Juni 2020 Isatuximab (Sarclisa, Sanofi Aventis) in Kombination mit Pomalidomid und Dexamethason für die parenterale Behandlung von Erwachsenen mit rezidiviertem und refraktärem multiplem Myelom zugelassen, wenn sie mindestens zwei Vortherapien erhalten haben, die Lenalidomid und einen Proteasominhibitor enthalten haben und bei denen die Erkrankung nach der letzten Therapie fortgeschritten ist.

Isatuximab ist ein monoklonaler Antikörper, der an den CD38-Rezeptor bindet. CD38 ist ein transmembranäres Glykoprotein, das von MM-Zellen stark exprimiert wird.

Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden in der Phase-III-Studie ICARIA-MM untersucht.