Mittwoch, 14. Mai 2025

Linvoseltamab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 23. April 2025 Linvoseltamab (Lynozyfic, Regeneron) zur parenteralen Monotherapie erwachsener Patienten mit rezidiviertem und refraktärem multiplem Myelom zugelassen, die zuvor bereits mindestens 3 Therapien erhalten haben, darunter ein Proteasom-Inhibitor, einen  Immunmodulator und einen monoklonalen Anti-CD38-Antikörper, und die während der letzten Therapie eine Krankheitsprogression gezeigt haben. 

Linvoseltamab ist ein humaner, IgG4-basierter, bispezifischer Antikörper, der an CD3, ein mit dem T-Zell-Rezeptor-Komplex assoziiertes T-Zell-Antigen, und an das BZell-Reifungsantigen (BCMA) bindet, das auf der Oberfläche von Zellen der B-Linie des malignen multiplen Myeloms sowie von B-Zellen und  Plasmazellen im Spätstadium exprimiert wird. Die gleichzeitige Bindung beider Arme von Linvoseltamab führt zur Bildung einer Synapse zwischen der T-Zelle und der BCMA-exprimierenden Zelle, was eine T-Zell-Aktivierung und Erzeugung einer polyklonalen zytotoxischen T-Zell-Antwort auslöst, die wiederum eine umgeleitete Lyse der Zielzellen verursacht, einschließlich der malignen Zellen der B-Linie des multiplen Myeloms. Dieser Effekt tritt unabhängig von der Spezifität der T-Zell-Rezeptoren oder der Abhängigkeit von Molekülen des Haupthistokompatibilitätskomplexes (major histocompatibility complex, MHC) der Klasse 1 auf der Oberfläche der Antigen-präsentierenden Zellen auf. 

Die Wirksamkeit von Linvoseltamab wurde bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem multiplem Myelom in der offenen, multizentrischen Multikohortenstudie LINKER‐MM1 der Phase I/II untersucht. 

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Info der EMA

Beremagen Geperpavec von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 23. April 2025 Beremagen Geperpavec (Vyjuvek, Krystal Biotech) zugelassen als Orphan Drug zur Wundbehandlung bei Patienten ab der Geburt mit dystropher Epidermolysis bullosa (DEB) mit Mutation(en) im Gen für die Alpha-1-Kette von Kollagen Typ VII (COL7A1).

Beremagen Geperpavec ist ein replikationsdefekter Herpes-Simplex-Typ-1 (HSV-1)-basierter Gentherapievektor, der genetisch modifiziert wurde, um das humane Typ-VII-Kollagen-Protein (COL7) unter der Kontrolle des humanen Cytomegalovirus (hCMV)-Promotors zu exprimieren.

Bei kutaner Applikation auf die Wunden kann Beremagen Geperpavec sowohl Keratinozyten als auch Fibroblasten transduzieren. Nachdem Beremagen Geperpavec in die Zellen gelangt ist, wird das Vektorgenom in den Zellkern transportiert, wo es sich nicht in die Wirtszell-DNA integriert oder auf andere Weise damit interagiert. Sobald es sich im Zellkern befindet, wird die Transkription des codierten humanen COL7A1 initiiert. Die resultierenden Transkripte ermöglichen die Produktion und Sezernierung von COL7 durch die Zelle in seiner reifen Form. Diese COL7-Moleküle ordnen sich zu langen, dünnen Bündeln an, die Verankerungsfibrillen bilden. Die Verankerungsfibrillen halten die Epidermis und die Dermis zusammen und sind für die Erhaltung der Hautintegrität von wesentlicher Bedeutung. 

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Info der EMA


Dienstag, 22. April 2025

Lecanemab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 15. April 2025 Lecanemab (Leqembi, Eisai) zur Behandlung erwachsener Patienten mit klinisch diagnostizierter leichter kognitiver Störung (mild cognitive impairment, MCI) und leichter Demenz aufgrund der Alzheimer-Krankheit (zusammengenommen frühe Alzheimer-Krankheit)  zugelassen, bei denen eine Amyloid-Pathologie bestätigt ist und die Apolipoprotein E ε4 (ApoE ε4)-Nichtträger oder heterozygote ApoE ε4-Träger sind. Damit eignet sich Lecanemab nur für einen kleinen Teil der Patienten mit Alzheimer-Erkrankung. Lecanemab unterliegt einer zusätzlichen Überwachung.

Lecanemab ist ein monoklonaler IgG1-Antikörper, der gegen aggregierte lösliche und unlösliche Formen von Amyloid-Beta gerichtet ist und Amyloid-Beta-Plaques reduzieren kann. 

Die Wirksamkeit von Lecanemab wurde in einer doppelblinden, placebokontrollierten, randomisierten Parallelgruppenstudie (Studie 301) bei Patienten mit früher Alzheimer-Krankheit (Patienten mit bestätigtem Vorliegen einer Amyloid-Pathologie und einer leichten kognitiven Störung [62 % der Patienten] oder Demenz im leichten Erkrankungsstadium [38 % der Patienten]) untersucht. 

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EPAR der EMA

Mittwoch, 9. April 2025

Datopotamab Deruxtecan von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 4. April 2025 Datopotamab Deruxtecan (Datroway, Daiichi Sankyo) zur parenteralen Monotherapie von erwachsenen Patienten mit inoperablem oder metastasiertem Hormonrezeptor(HR)-positivem, HER2-negativem Brustkrebs zugelassen, die bereits eine endokrine Therapie und mindestens eine Chemotherapielinie im fortgeschrittenen Stadium erhalten haben.

Datopotamab Deruxtecan ist ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (AWK), das einen humanisierten monoklonalen Anti-TROP2-IgG1-Antikörper enthält, welcher in Säugetierzellen (Ovarialzellen des chinesischen Hamsters) gebildet wird und über einen Tetrapeptid-basierten, abspaltbaren Linker kovalent an Deruxtecan (DXd), ein Exatecan-Derivat und Topoisomerase-I-Inhibitor, gebunden ist. An jedes Antikörpermolekül sind ungefähr 4 Deruxtecan-Moleküle gebunden.

Der Antikörper bindet an TROP2, das auf der Oberfläche bestimmter Tumorzellen exprimiert wird. Nach  der Bindung wird Datopotamab Deruxtecan in die Tumorzellen internalisiert. Die anschließende  Freisetzung von DXd führt zu DNASchäden und apoptotischem Zelltod durch Hemmung der Topoisomerase I. 

Die Wirksamkeit wurde in TROPION-Breast01 untersucht, einer multizentrischen, offenen,  randomisierten Studie mit 732 Patienten mit inoperablem oder metastasiertem HR-positivem, HER2-negativem (IHC 0, IHC1+ oder IHC2+/ISH-) Brustkrebs.


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Info der EMA

Montag, 7. April 2025

Tisotumab Vedotin von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 28. März 2025 Tisotumab Vedotin (Tivdak, Pfizer) zur Monotherapie von erwachsenen Patientinnen mit rezidiviertem oder metastasiertem Zervixkarzinom und  Krankheitsprogression unter oder nach einer systemischen Therapie zugelassen. 

Tisotumab Vedotin ist ein auf den Gewebefaktor (tissue factor, TF) gerichtetes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (AWK). Das Zell-Oberflächenprotein TF wird im Vergleich zu normalem Gewebe auf einer Reihe von soliden Tumoren in erhöhter Konzentration exprimiert. Das niedermolekulare MMAE wirkt als Mikrotubuli-Disruptor und ist mit dem Antikörper über einen proteolytisch spaltbaren Linker verbunden. Tisotumab vedotin bindet an TF-exprimierende Tumorzellen, der AWK-TF-Komplex wird internalisiert und MMAE durch proteolytische Spaltung lokal freigesetzt. MMAE unterbricht das Mikrotubuli-Netzwerk von sich aktiv teilenden Zellen, was zu einem Zellzyklusstillstand und apoptotischem Zelltod führt.

Die Wirksamkeit von Tisotumab Vedotin wurde in einer offenen, multizentrischen, randomisierten Phase-3-Studie (SGNTV-003) bei 502 Patientinnen mit rezidiviertem oder metastasiertem Zervixkarzinom untersucht, die zuvor eine oder zwei systemische Therapien erhalten hatten, darunter eine Doublet-Chemotherapie (Patientinnen ohne vorherige platinhaltige Therapie durften aufgenommen werden) mit oder ohne Bevacizumab und einem PD-1-/PD-L1-Inhibitor, sofern geeignet und verfügbar. 

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Info der EMA

Imeltestat von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 7. März 2025 Imetelstat (Rytelo, Geron) zugelassen zur parenteralen  Monotherapie erwachsener Patienten mit transfusionsabhängiger Anämie aufgrund von myelodysplastischen Syndromen (MDS) mit sehr niedrigem, niedrigem oder mittlerem Risiko ohne isolierte zytogenetische Deletion 5q-Anomalie (nondel 5q), die auf eine Erythropoetin-basierte Therapie nicht zufriedenstellend ansprachen oder für eine solche nicht in Frage kommen.

Imetelstat ist ein Oligonukleotid-Telomerase-Inhibitor, der an die Template-Region der RNAUntereinheit  der humanen Telomerase (hTR) bindet, was die Telomerbindung verhindert. Die Telomerase-Aktivität und die Expression der RNA der humanen Telomerase-ReverseTranskriptase (hTERT) sind bei MDS sowie in malignen Stamm- und Vorläuferzellen nachweislich signifikant erhöht. Die Behandlung mit Imetelstat führt zu einer Verkürzung der Telomerlänge, hemmt die Proliferation maligner Stamm- und Vorläuferzellen und induziert den apoptotischen Zelltod, was zu einer Verringerung maligner Klone führt.

Die Wirksamkeit von Imetelstat wurde in der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten, multizentrischen Phase-III-Studie IMerge (MDS3001) an 178 erwachsenen Patienten mit Niedrigrisiko-MDS nach dem International Prognostic Scoring System (IPSS) untersucht, die auf Transfusionen angewiesen waren.

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Info der EMA



Pneumokokken-Konjugatvakzine (21-valent) von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 24. März 2025 21-valente Pneumokokken-Konjugat-Vakzine (Capvaxive, MSD) bei Erwachsenen ab 18 Jahren für die aktive Immunisierung zur Prävention von invasiven Erkrankungen und Pneumonien, die durch Streptococcus pneumoniae verursacht werden, zugelassen.

Die im Impfstoff enthaltenen Serotypen sind: 3, 6A, 7F, 8, 9N, 10A, 11A, 12F, 15A, deOAc15Ba, 16F, 17F, 19A, 20A, 22F, 23A, 23B, 24F, 31, 33F und 35B. Er ist indiziert für Erwachsene und deckt die Serotypen ab, die im Vergleich zu Serotypen in bisherigen Pneumokokken-Impfstoffen mehr Fälle von invasiven Erkrankungen bei Erwachsenen ≥ 60 Jahren verursachten. Die Zulassung basiert auf Daten zur Sicherheit und Immunogenität aus dem klinischen Phase-3-STRIDE-Studienprogramm.

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Info der EMA

Dienstag, 11. März 2025

Eplontersen von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 6. März 2025 Eplontersen (Wainzua, AstraZeneca) als Orphan Drug für die parenterale Behandlung der hereditären Transthyretin-Amyloidose (ATTRv) bei erwachsenen Patienten mit Polyneuropathie der Stadien 1 oder 2 zugelassen.

Eplontersen ist ein N-Acetylgalactosamin(GalNAc)-konjugiertes 2′-O-2-Methoxyethyl-modifiziertes 
chimäres Gapmer-Antisense-Oligonukleotid (ASO) mit einem Backbone aus Phosphorthioat und  Phosphodiester-Internukleotidbindungen. 
Das GalNAc-Konjugat ermöglicht die gezielte Abgabe des ASO an Hepatozyten. Die selektive Bindung von Eplontersen an die Transthyretin(TTR)-Messenger-RNA (mRNA) in den Hepatozyten führt zum  Abbau sowohl der mutierten als auch der wildtypischen (normalen) TTR-mRNA. Dies verhindert die Synthese von TTR-Protein in der Leber, was zu einer signifikanten Verringerung der von der Leber in den Blutkreislauf ausgeschiedenen Mengen an mutiertem und wildtypischem TTR-Protein führt.

Wirksamkeit und Sicherheit von Eplontersen wurden in einer randomisierten, multizentrischen,  offenen Studie (NEURO-TTRansform) mit 168 erwachsenen Patienten mit ATTRv-PN untersucht.

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Seladelpar von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 20. Februar 2025 Seladelpar (Seladelpar-Gilead) als Orphan Drug für die Behandlung der primär biliären Cholangitis (PBC) in Kombination mit Ursodeoxycholsäure (UDCA) zugelassen bei  Erwachsenen, die nicht ausreichend auf UDCA alleine ansprechen, oder als Monotherapie bei Patienten, die UDCA nicht vertragen, 


Seladelpar ist ein Agonist des Peroxisom-Proliferator-aktivierten Rezeptors delta (PPARδ) oder Delpar. PPARδ ist ein Kernrezeptor, der in der Leber und in anderen Geweben exprimiert wird. Die Aktivierung von PPARδ verringert die Gallensäuresynthese in der Leber durch die Fibroblasten-Wachstumsfaktor- 21(Fibroblast Growth Factor 21, FGF21)-abhängige Herunterregulierung von CYP7A1, dem wichtigsten Enzym für die Gallensäuresynthese aus Cholesterin, und durch die Verringerung der Cholesterinsynthese und -resorption. Diese Wirkungen führen zu einer niedrigeren Exposition gegenüber Gallensäure in der  Leber und zu verminderten Konzentrationen der zirkulierenden Gallensäure.

In klinischen Studien wurde innerhalb von einer Woche eine Reduktion der ALP-Spiegel (Spiegel der 
alkalischen Phosphatase) beobachtet, wobei die Spiegel bis Monat 3 weiter abnahmen und bis Monat 24 aufrechterhalten wurden.
In der RESPONSE-Studie führte die Behandlung mit Seladelpar bei Patienten mit mittelschwerem bis
schwerem Pruritus nach 6 bzw. 12 Monaten zu einer Verringerung von Interleukin-31 (IL-31).

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Freitag, 21. Februar 2025

Belzutifan von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 12. Februar 2025 Belzutifan (Welireg, MSD) zur oralen Monotherapie des fortgeschrittenen klarzelligen Nierenzellkarzinoms bei Erwachsenen zugelassen, deren Erkrankung nach zwei oder mehreren Therapien, darunter ein PD-(L)1-Inhibitor und mindestens zwei zielgerichtete VEGF-Therapien, fortgeschritten ist. Außerdem ist es als Monotherapie zur Behandlung des von Hippel-Lindau-Syndroms bei Erwachsenen zugelassen, die eine Therapie für assoziierte lokale Nierenzellkarzinome (RCC), Hämangioblastome des Zentralnervensystems (ZNS) oder neuroendokrine Pankreastumoren (pNET) benötigen und für die lokale Therapien ungeeignet sind.


Belzutifan ist ein Inhibitor des Hypoxie-induzierbaren Transkriptionsfaktors 2 alpha (HIF-2α). Bei normaler Sauerstoffsättigung wird HIF-2α zielgerichtet vom VHL-Protein abgebaut. Eine Beeinträchtigung der VHL-Proteinfunktion führt zu einer Akkumulation von HIF-2α. Folglich wandert HIF-2α in den Zellkern und reguliert die Expression von Genen, die mit zellulärer Proliferation, Angiogenese und Tumorwachstum in Zusammenhang stehen. 
Belzutifan bindet an HIF2α und blockiert bei Hypoxie oder Beeinträchtigung der VHL-Proteinfunktion die HIF-2α-HIF-1βInteraktion, was zu einer verringerten Transkription und Expression von HIF-2α-Zielgenen führt.
Bei 746 erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom (RCC) wurde die Wirksamkeit von Belzutifan wurde in LITESPARK-005, einer offenen, randomisierten klinischen Phase-3-Studie im Vergleich zu Everolimus untersucht. 
Bei 61 Patienten mit VHL-Syndrom assoziierten Tumoren wurde Belzutifan in der der offenen Phase-2-Studie LITESPARK-004 untersucht. 

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