Samstag, 24. Februar 2024

Etrasimod von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 16. Februar 2024 Etrasimod (Velsiptiy, Pfizer) für die orale Behandlung von  Patienten ab 16 Jahren mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa (CU) zugelassen, die auf eine konventionelle Therapie oder ein Biologikum unzureichend oder gar nicht angesprochen haben oder diese nicht vertragen.


Etrasimod ist ein Sphingosin-1-Phosphat(S1P)-Rezeptor-Modulator, der an die S1P-Rezeptoren 1, 4 und 5 (S1P1,4,5) bindet. Etrasimod ist ferner ein ausgewogener G-Protein- und Beta-Arrestin-Agonist an S1P1. Etrasimod hat minimale Aktivität an S1P3 und keine Aktivität an S1P2. 
Etrasimod blockiert partiell und reversibel die Austrittsfähigkeit der Lymphozyten aus den lymphatischen Organen und senkt so die Anzahl der Lymphozyten im peripheren Blut und damit die Zahl der aktivierten
Lymphozyten im Gewebe.
Der Mechanismus, durch den Etrasimod therapeutische Wirkungen bei CU erzielt, ist nicht bekannt, könnte aber mit der verringerten Migration von Lymphozyten in Entzündungsherde zusammenhängen. 
Wirksamkeit und Sicherheit von Etrasimod wurden u.a. in zwei randomisierten, doppelblinden,  Placebo-kontrollierten klinischen Studien (ELEVATE UC 52 und ELEVATE UC 12) an Patienten im Alter
von 16 bis 80 Jahren mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa untersucht. 

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Info der EMA



Dienstag, 13. Februar 2024

Omaveloxolon von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 9. Februar 2024 Omaveloxolon (Skyclarys, Reata) als Orphan Drug zur oralen Behandlung der Friedreich-Ataxie bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 16 Jahren zugelassen.

Der genaue Mechanismus, über den Omaveloxolon seine therapeutische Wirkung bei Patienten mit Friedreich-Ataxie entfaltet, ist nicht bekannt. Es wurde gezeigt, dass Omaveloxolon in vitro und in vivo bei Tieren und Menschen den Nrf2(Nuclear factor (erythroid-derived 2)-like 2)-Signalweg aktiviert. Der Nrf2-Signalweg ist an der zellulären Reaktion gegenüber oxidativem Stress beteiligt. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass die Nrf2-Konzentration und -Aktivität in Zellen von Patienten mit Friedreich-Ataxie unterdrückt sind.

Wirksamkeit und Sicherheit von Omaveloxolon zur Behandlung der Friedreich-Ataxie wurden in zwei Teilen einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie (Study 1 [NCT02255435; EudraCT-Nr. 2015-002762-23]) sowie in einer noch laufenden, offenen Verlängerungsstudie von
Studie 1 untersucht.

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Exagamglogene autotemcel von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 9. Februar 2024 Exagamglogene autotemcel (Casgevy, Vertex) die erste auf CRISPR/Cas9-Geneditierung basierende Therapie bedingt zugelassen für
  • die Behandlung von transfusionsabhängiger Beta-Thalassämie (TDT) bei Patienten ab 12 Jahren, die für eine Transplantation von hämatopoetischen Stammzellen (HSZ) geeignet sind und für die kein humaner Leukozyten-Antigen (HLA)-kompatibler, verwandter HSZSpender zur Verfügung steht
  • die Behandlung von schwerer Sichelzellkrankheit (SCD) bei Patienten ab 12 Jahren mit rezidivierenden vasookklusiven Krisen (VOC), die für eine Transplantation von hämatopoetischen Stammzellen (HSZ) geeignet sind und für die kein humaner Leukozyten-Antigen (HLA)-kompatibler, verwandter HSZ-Spender zur Verfügung steht

Exagamglogene autotemcel (Exa-cel) ist eine genetisch modifizierte, autologe, mit CD34+-Zellen angereicherte Population von patienteneigenen hämatopoetischen Stamm- und Vorläuferzellen (HSPC), die ex vivo unter Verwendung  von CRISPR/Cas9 in der Erythroid-spezifischen Enhancer-Region des BCL11AGens editiert wurden.
Die reduzierte BCL11A-Expression führt zu einem Anstieg der γ-Globin-Expression und zur Bildung von fetalem Hämoglobin (HbF) in den erythroiden Zellen, wodurch das fehlende Globin bei der  transfusionsabhängigen Beta-Thalassämie (TDT) und das abweichende Globin bei der Sichelzellkrankheit (SCD), die die zugrundeliegenden Krankheitsursachen sind, ersetzt werden. 
Die Wirksamkeit wurde bei Jugendlichen und Erwachsenen mit transfusionsabhängiger Beta-Thalassämie (TDT) oder Sichelzellkrankheit (SCD) in zwei offenen, einarmigen Studien (Studie 111 und Studie 121) und einer Langzeit-Nachbeobachtungsstudie (Studie 131) untersucht.

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Montag, 29. Januar 2024

Momelotinib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 25. Januar 2024 Momelotinib (Omjjara, GSK) als Orphan Drug zur oralen Behandlung von krankheitsbedingter Splenomegalie oder Symptomen bei erwachsenen Patienten mit  moderater bis schwerer Anämie zugelassen, die an primärer Myelofibrose, Post-Polycythaemia-Vera-Myelofibrose oder Post-Essentieller Thrombozythämie-Myelofibrose erkrankt sind, und die nicht mit einem Januskinase (JAK)-Inhibitor vorbehandelt sind oder die mit Ruxolitinib behandelt wurden.

Momelotinib und sein beim Menschen wichtigster zirkulierender Metabolit (M21) sind Inhibitoren der Wildtyp-Januskinase 1 und 2 (JAK1/JAK2) und der JAK2V617F-Mutante, die an der Signaltransduktion einer Reihe von Zytokinen und Wachstumsfaktoren beteiligt sind, welche für die Hämatopoese und die  Immunfunktion wichtig sind.
Momelotinib hemmt die Zytokin-induzierte STAT3-Phosphorylierung im Vollblut von Patienten mit Myelofibrose und hemmt Hepcidin. 
Die Wirksamkeit von Momelotinib bei der Behandlung von Patienten mit Myelofibrose wurde in 2 randomisierten Phase-3-Studien untersucht: MOMENTUM und SIMPLIFY-1.

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Freitag, 12. Januar 2024

Trametinib mit weiterer Indikation

Die EU-Kommission hat am 5. Januar 2024 Trametinib (Spexotras, Novartis) in einer weiteren Indikation zugelassen. Es kann nun in Kombination mit Dabrafenib bei Kindern ab 1 Jahr für die Behandlung von Low-Grade-Gliom mit BRAF-V-600-Mutation eingesetzt werden, die eine systemische Therapie benötigen. Außerdem kann es bei Kindern ab 1 Jahr mit High-Grade-Gliom und BRAF-V-600 Mutation in Kombination mit Dabrafenib dann angewendet werden, wenn diese mindestens eine Strahlentherapie oder Chemotherapie erhalten haben.

Trametinib wurde erstmals im Juli 2014 für die Behandlung des Melanoms zugelassen.  Es ist ein oral applizierbarer, selektiver Hemmer von MEK1 und MEK2.

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Info der EMA

Donnerstag, 11. Januar 2024

Adagrasib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 5. Januar 2024 Adagrasib (Krazati, Mirati) bedingt zur  oralen Monotherapie von Erwachsenen mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC) mit KRAS-G12C-Mutation und Fortschreiten der Erkrankung nach mindestens einer systemischen Therapie zugelassen.

Adagrasib ist ein selektiver Inhibitor von KRAS (Kirsten rat sarcoma viral oncogene homolog) G12C, der kovalent und irreversibel an das mutierte Cystein von KRAS G12C bindet und dadurch das mutierte KRAS-Protein in seiner inaktiven, GDP-gebundenen Konformation festhält, was die nachgelagerte KRAS-abhängige Signalübertragung blockiert.

Die Wirksamkeit von Adagrasib wurde in der multizentrischen, einarmigen, unverblindeten Mehrfach-Expansions-Kohortenstudie KRYSTAL-1 (Studie 849-001) untersucht. 

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Info der EMA


Rozanolixizumab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 5. Januar 2024 Rozanolixizumab (Rystiggo, UCB) als Orphan Drug als Zusatzbehandlung zur Standardtherapie von generalisierter Myasthenia gravis (gMG) bei erwachsenen Patienten zugelassen die Antikörper-positiv bezüglich Anti-AChR(AcetylcholinRezeptor)- oder Anti-MuSK (muskelspezifischer Tyrosinkinase) sind.

Rozanolixizumab ist ein humanisierter monoklonaler IgG4-Antikörper, der die Serum-IgGKonzentration  senkt, indem er die Bindung von IgG an FcRn hemmt. FcRn ist ein Rezeptor, der unter physiologischen Bedingungen IgG vor intrazellulärem Abbau schützt und IgG zurück an die Zelloberfläche recycelt. 

Durch den selben Mechanismus der Hemmung senkt Rozanolixizumab die Konzentration pathogener IgG-Autoantikörper, die mit gMG assoziiert sind. Klinische Daten zu Rozanolixizumab ergaben keine klinisch relevanten Auswirkungen auf die Spiegel von Albumin, welches an einer anderen Stelle an FcRn bindet.

Sicherheit und Wirksamkeit von Rozanolixizumab wurden bei Patienten mit gMG in der Phase-III-Studie MG0003 untersucht. Die langfristige Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit von Rozanolixizumab wurden in 2 offenen Verlängerungsstudien (OLE [open-label extension]) der Phase III beurteilt.

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Info der EMA

Samstag, 23. Dezember 2023

Rezafungin von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 22. Dezember 2023 Rezafungin (Rezzayo, Mundipharma) als Orphan Drug zur parenteralen Behandlung der invasiven Candidiasis bei Erwachsenen zugelassen. Es muss einmal wöchentlich gegeben werden.

Das Echinocandin-Antimykotikum Rezafungin hemmt selektiv die 1,3-β-D-Glucansynthase des Pilzes. Daraus resultiert eine Hemmung der Bildung von 1,3-β-D-Glucan, einem essenziellen Bestandteil der Zellwand von Pilzen, der in Säugetierzellen nicht vorhanden ist. Die Hemmung der Synthese von 1,3-β-D-Glucan führt zu einer schnellen und konzentrationsabhängigen fungiziden Aktivität in Candida-Arten.

Die Wirksamkeit von Rezafungin bei der Behandlung von Patienten mit Candidämie und/oder invasiver Candidainfektion (C/IC) wurde in einer einzelnen Phase-III-Studie untersucht (ReSTORE).

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Info der EMA

Donnerstag, 21. Dezember 2023

Pegzilarginase von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 14. Dezember 2023 Pegzilarginase (Loargys, Immedica Pharma AB) als Orphan Drug zur parenteralen  Behandlung von Arginase-1-Mangel (ARG1-D), auch bekannt als Hyperargininämie, bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern im Alter ab 2 Jahren zugelassen.

Es wird in Verbindung mit einer individualisierten Behandlung der Erkrankung, wie z. B. der  Proteinrestriktion in der Ernährung, Aminosäure-haltigen Ergänzungsmitteln und pharmakologischer Behandlung, einschließlich Stickstofffängern eingesetzt.

Es besteht aus einem kobaltsubstituierten, rekombinanten humanen Arginase-1-Enzym, das in  Escherichia-coli-Zellen produziert wird und kovalent an Methoxypolyethylenglycol (mPEG) konjugiert ist.

Der mPEG-Träger reduziert die Clearance von Pegzilarginase, was zu einer verlängerten Halbwertszeit führt, während die Funktionen des Enzyms aufrechterhalten werden. Pegzilarginase soll die mangelhafte menschliche Arginase-1-Enzymaktivität bei Patienten mit ARG1-D ausgleichen. Es wurde nachgewiesen, dass Pegzilarginase das Arginin im Plasma rasch und nachhaltig reduziert und es in Harnstoff und Ornithin umwandelt. 

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Info der EMA 

Vamorolon von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 14. Dezember 2023 Vamorolon (Agamree, Santhera) als Orphan Drug als Suspension zur oralen Behandlung von Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) bei Patienten ab 4 Jahren zugelassen.

Vamorolon ist ein dissoziatives Corticosteroid, das selektiv an den Glucocorticoid-Rezeptor bindet, was durch Hemmung NF-kB vermittelter Gentranskription entzündungshemmend wirkt, aber zu einer verminderten transkriptiven Aktivierung anderer Gene führt. Darüber hinaus hemmt Vamorolon die Aktivierung des Mineralocorticoidrezeptors durch Aldosteron. Aufgrund seiner spezifischen Struktur ist Vamorolon wahrscheinlich kein Substrat für 11ß-Hydroxysteroid-Dehydrogenasen und unterliegt daher nicht der lokalen Verstärkung im Gewebe. Nach welchem Mechanismus Vamorolon seine therapeutischen Wirkungen bei DMD-Patienten genau entfaltet, ist nicht bekannt. 

Vamorolon führte in den klinischen Studien zu einem dosisabhängigen Rückgang der morgendlichen Cortisolspiegel. In klinischen Studien mit Vamorolon wurde eine dosisabhängige Zunahme des Hämoglobinspiegels, der Hämatokritwerte, der Erythrozyten, der Leukozyten und der Lymphozyten beobachtet. Es wurden keine relevanten Veränderungen der mittleren Neutrophilenzahlen oder der unreifen Granulozyten beobachtet. Die Werte für High-Density-Lipoprotein (HDL)-Cholesterin und Triglyceride stiegen dosisabhängig an. Bis zu einer Behandlungsdauer von 30 Monaten wurden keine relevanten Auswirkungen auf den Glukosestoffwechsel beobachtet. 

Im Gegensatz zu Kortikosteroiden führte Vamorolon in den klinischen Studien nach 48 Wochen weder zu einer Verringerung des Knochenstoffwechsels, gemessen durch Biomarker des Knochenumbaus, noch zu einer signifikanten Verringerung der Knochenmineralisierung in der Wirbelsäule, gemessen durch Dual-Energy X-Ray Absorptiometry (DXA). Das Risiko von Knochenbrüchen bei DMD-Patienten, die mit Vamorolon behandelt wurden, ist nicht erwiesen. 

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Info der EMA