Dienstag, 29. Dezember 2020

Brexucabtagen autoleucel von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 14. Dezember 2020 Brexucabtagen autoleucel (Tecartus, Kite Pharma) bedingt für die Therapie von Erwachsenen mit Mantelzell-Lymphom (MCL) zugelassen, wenn sich ein Rezidiv ankündigt oder wenn die Patienten nach zwei oder mehr systemischen Therapien kein Ansprechen zeigen.

Brexucabtagen autoleucel (Tecartus) ist das nach Tisagenlecleucel (Kymriah) und Axicabtagen ciloleucel (Yescarta) das dritte CAR-T-Zell-Medikament, das in der EU zugelassen werden soll. Es enthält autologe anti-CD19-transduzierte CD3+-Zellen. Es stammt ebenso wie Yescarta von Kite Pharma, einer Gilead-Tochter. 

Zur Herstellung wird dem Patienten Blut entnommen, aus dem die T-Zellen angereichert werden. Diese werden dann gentechnisch so verändert, dass sie einen chimären Antigenrezeptor (CAR-T) enthalten, mit dessen Hilfe die T-Zellen die Lymphomzellen erkennen und eliminieren können. Diese modifizierten Immunzellen werden dann dem Patienten wieder infundiert.

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Brexucabtagen autoleucel wurde in einer multizentrischen klinischen Studie (ZUMA-2) an erwachsenen Patienten mit refraktärem oder rezidiviertem MCL untersucht. 74 Patienten erhielten Brexucabtagen autoleucel mit einer zwölfmonatigen Nachbeobachtung; sie zeigten eine objektive Ansprechrate (ORR) von 84% und ein vollständiges Ansprechen von 59%.

Die häufigsten Nebenwirkungen waren ein Zytokin-Release-Syndrom (CRS) mit hohem Fieber und grippeähnlichen Symptome, Infektionen und Enzephalopathien. Die Folgen eines CRS können lebensbedrohlich sein. 

Quelle:

Dienstag, 22. Dezember 2020

Fenfluramin von der EU-Kommission für die Behandlung von Krampfanfällen zugelassen

Die EU-Kommission hat am 18. Dezember 2020 Fenfluramin (Fintepla® Zogenix ROI Ltd.) als Lösung zum Einnehmen bei Patienten ab einem Alter von 2 Jahren zur Behandlung von Krampfanfällen im Zusammenhang mit dem Dravet-Syndrom als Zusatztherapie zu anderen Antiepileptika zugelassen.

Der Appetitzügler Fenfluramin war 1997 wegen kardiovaskulärer Nebenwirkungen aus dem Handel gezogen worden. Fenfluramin wirkt als Serotonin-Releaser.  Fenfluramin kann Krampfanfälle reduzieren, indem es als Agonist an bestimmten Serotoninrezeptoren im Gehirn, einschließlich der Rezeptoren 5-HT1D, 5-HT2A, und 5-HT2C, sowie am Sigma-1-Rezeptor wirkt. Der genaue Wirkmechanismus von Fenfluramin beim Dravet-Syndrom ist nicht bekannt. 

Das Dravet-Syndrom ist eine seltene angeborene epileptische Enzephalopathie mit häufigen Krampfanfällen ab der frühen Kindheit, die mit schweren neurologischen und kognitiven Störungen einhergeht. 

In einer doppelblinden, placebokontrollierten randomisierten, multizentrischen Phase-3-Studie erwies sich Fenfluramin in der Reduktion der monatlichen Anfallsrate bei DRAVET-Patienten im Vergleich zu Placebo als signifikant besser. 

Quelle

EPAR der EMA


Montag, 21. Dezember 2020

Comirnaty von der EMA zur Zulassung empfohlen und von der EU-Kommision zugelassen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom 21. Dezember empfohlen, die COVID-19-mRNA-Vakzine Comirnaty bedingt für die Prävention von COVID-19 bei Personen ab 16 Jahren zuzulassen. Die EU-Kommission hat den Impfstoff am 21. Dezember 2020 zugelassen.

Cabotegravir von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 17. Dezember 2020 den Integrasehemmer Cabotegravir (Vocabria®) zusammen mit dem NNRTI Rilpivirin (Rekambys®) jeweils in parenteraler Form zur Behandlung der Infektion mit dem humanen Immundefizienzvirus Typ 1 (HIV-1) bei Erwachsenen zugelassen, wenn diese erfolgreich mit einem stabilen antiretroviralen Regime (HIV-1-RNA <50 Kopien/ml) behandelt worden sind. 

Beide Medikamente werden monatlich oder alle zwei Monate intramuskulär injiziert. Zusammen bilden sie eine neue langwirksame antiretrovirale Therapie.  

Rilpivirin stammt ursprünglich von der Firma Janssen und ist nun auch als langwirksame Formulierung verfügbar. Der neue Integrasehemmer Cabotegravir kommt von ViiV Healthcare. 

Die häufigsten Nebenwirkungen waren Reaktionen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen, Pyrexie, Übelkeit, Müdigkeit, Asthenie, Myalgie und Schwindel.

Alle zwei Monate injiziertes Cabotegravir wird derzeit auch zur HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) untersucht.

Quelle:

Info der EMA

Brexucabtagen autoleucel von der EMA zur Zulassung empfohlen

 Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Oktober 2020 empfohlen, Brexucabtagen autoleucel (Tecartus) bedingt für die Therapie von Erwachsenen mit Mantelzell-Lymphom (MCL) zuzulassen werden, wenn sich ein Rezidiv ankündigt oder wenn die Patienten nach zwei oder mehr systemischen Therapien kein Ansprechen zeigen.

Brexucabtagen autoleucel (Tecartus) ist das nach Tisagenlecleucel (Kymriah) und Axicabtagen ciloleucel (Yescarta) das dritte CAR-T-Zell-Medikament, das in der EU zugelassen werden soll. Es enthält autologe anti-CD19-transduzierte CD3+-Zellen. Es stammt ebenso wie Yescarta von Kite Pharma, einer Gilead-Tochter. 

Zur Herstellung wird dem Patienten Blut entnommen, aus dem die T-Zellen angereichert werden. Diese werden dann gentechnisch so verändert, dass sie einen chimären Antigenrezeptor (CAR-T) enthalten, mit dessen Hilfe die T-Zellen die Lymphomzellen erkennen und eliminieren können. Diese modifizierten Immunzellen werden dann dem Patienten wieder infundiert.

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Brexucabtagen autoleucel wurde in einer multizentrischen klinischen Studie an erwachsenen Patienten mit refraktärem oder rezidiviertem MCL untersucht. 74 Patienten erhielten Brexucabtagen autoleucel mit einer zwölfmonatigen Nachbeobachtung; sie zeigten eine objektive Ansprechrate (ORR) von 84% und ein vollständiges Ansprechen von 59%.

Die häufigsten Nebenwirkungen waren ein Zytokin-Release-Syndrom (CRS) mit hohem Fieber und grippeähnlichen Symptome, Infektionen und Enzephalopathien. Die Folgen eines CRS können lebensbedrohlich sein. 

Quelle:

Mitteilung der EMA vom 16. Oktober 2020

Palforzia von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 17.Dezember 2020 entfettetes Pulver von Arachis hypogaea L - Palforzia (aimunne Therapeutics, Irland) zur oralen Behandlung von Patienten im Alter von 4 bis 17 Jahren mit bestätigter Diagnose einer Erdnussallergie zugelassen . Die Anwendung kann bei Patienten, die 18 Jahre und älter sind, fortgeführt werden. Die Anwendung hat in Verbindung mit einer erdnussfreien Ernährung zu erfolgen 

Damit wurde erstmals in der EU ein Allergen-Immuntherapeutikums zugelassen, das erfolgreich das zentrale europäische Zulassungsverfahren durchlaufen hat. 

Der genaue Mechanismus der Desensibilisierung durch entfettetes Pulver von Arachis hypogaea L., Samen (Erdnüsse) Samen ist nicht vollständig bekannt. 

Die orale Immuntherapie hat zum Ziel, die überreaktive Immunitätslage des Immunsystems der Patientinnen und Patienten zu modifizieren. Durch eine schrittweise Steigerung der Allergenaufnahme verträgt das Immunsystem nach und nach mehr Erdnussallergen. Somit sinkt die Wahrscheinlichkeit, bei unbeabsichtigter Aufnahme von Erdnuss mit schweren Symptomen zu reagieren.

Wirksamkeit und Verträglichkeit des Erdnusspulvers wurden u.a. in den Phase-3-Studien PALISADE und ARTEMIS nachgewiesen. 

Häufigste unerwünschte Wirkungen waren Bauchschmerzen, Kehlkopfkratzen, Juckreiz, Übelkeit, Erbrechen, Urtikaria und oraler Pruritus.

Quelle

Info der EMA


Libmeldy von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 17. Dezember 2020 die Gentherapie Libmeldy (Orchard Therapeutics)zur Anwendung bei Kindern mit der späten infantilen oder der frühen juvenilen Form der metachromatischen Leukodystrophie (MLD) zugelassen. Diese Kinder sind Träger des defekten Gens, haben allerdings noch keine Symptome entwickelt. Zudem ist Libmeldy auch bei Kindern angezeigt, bei denen die frühkindliche Form diagnostiziert wurde und die zwar bereits Symptome zeigen, aber noch selbständig gehen können und keine kognitiven Defekte erkennen lassen. 
Die metachromatische Leukodystrophie (MLD) ist eine seltene neurodegenerative Erbkrankheit, bei der es zur Anhäufung von sulfatierten Glykosphingolipiden, besonders Sulfogalaktosyl-Ceramiden oder Sulfogalakto-Cerebrosiden im Nervensystem und in den Nieren kommt. Die MLD wird autosomal-rezessiv vererbt. Ursache ist ein Defekt im Stoffwechsel von Cerebrosidsulfat. Meist besteht ein Defekt der Arylsulfatase A (ARSA). 

Bei der spät-infantilen Form der MLD ist die Aktivität der Arylsulfatase A sehr niedrig oder fehlt ganz. Auch bei der juvenilen Form bestehen Enzymmangel und Sulfatidurie, aber weniger stark ausgeprägt als bei der infantilen Form. Bei der adulten Form wird eine größere Restaktivität des Enzyms gefunden.

Die durch die Anhäufung der sulfatierten Glykosphingolipide verursachten Schädigungen führen zum fortschreitenden Verlust der motorischen und kognitiven Fähigkeiten und letztlich zum Tod. Gegenwärtig gibt es keine Heilung für eine MLD. 

Libmeldy ist als einmalige Gentherapie konzipiert, die in Zusammenarbeit von Orchard Therapeutics mit dem San Raffaele-Telethon Institut für Gentherapie (SR-Tiget) in Mailand, Italien, entwickelt worden ist. 

Aus Knochenmark oder Blut gewonnene CD34-positive hämatopoetische Stammzellen (HSC) und Progenitorzellen des Patienten werden modifiziert, in dem mit Hilfe eines lentiviralen Vektors Kopien des ARSA-Gens in das Genom der HSC eingefügt werden. Diese modifizierten Zellen werden dem Patienten wieder einmalig infundiert und sie können dann Arylsulfatase A produzieren. 

Klinische Studien zeigten, dass Libmeldy bei Patienten, bei denen noch keine Symptome aufgetreten waren, am wirksamsten war. Nach Gabe der Gentherapie blieben ihre kognitiven und motorischen Funktionen erhalten und waren mit der von gesunden Personen während des Beobachtungszeitraums vergleichbar. Bei Patienten mit der frühen jugendlichen Form der MLD, die bereits bei der ersten Gabe von Libmeldy Symptome zeigten, waren die Wirkungen weniger ausgeprägt.

Quelle:

Info der EMA


Freitag, 18. Dezember 2020

Inclisiran von der EU-Kommission zugelassen

 Die EU-Kommission hat am 9. Dezember 2020 Inclisiran (Leqvio) zur subkutanen Behandlung von Erwachsenen mit primärer Hypercholesterolämie (heterozygot familiär und nichtfamiliär) oder gemischter Dyslipidämie zusätzlich zu diätetischer Therapie zugelassen, und zwar entweder in Kombination mit einem Statin oder einem Statin mit anderen lipidsenkenden Therapien bei Patienten, die mit der maximal tolerierbaren Statin-Dosis die LDL-Cholesterol-Ziele nicht erreichen, oder allein oder in Kombination mit anderen lipidsenkenden Therapien bei Patienten mit Statinintoleranz oder für welche ein Statin kontraindiziert ist.

Inclisiran ist eine cholesterolsenkende doppelsträngige kleine interferierende Ribonucleinsäure (small interfering ribonucleic acid, siRNA), die am Sense-Strang mit dreiantenningem N-Acetylgalactosamin (GalNAc) konjugiert ist. Diese Kohlenhydrate binden an von der Leber exprimierte Asialoglykoprotein-Rezeptoren, hierdurch wird Inclisiran spezifisch in die Leberzellen aufgenommen. Dort bindet Inclisiran an den RNA-induzierten Silencing Complex (RISC). Hierdurch werden Messenger-RNA-Moleküle, die für PCSK9 (Proprotein Convertase Subtilisin/Kexin Typ 9) kodieren, abgespalten und abgebaut. Somit stehen sie für die Protein-Translation nicht mehr zur Verfügung, der PCSK9-Spiegel sinkt. In der Folge sinkt der LDL-Cholesterol-Spiegel. Inclisiran hat damit einen ähnlichen Angriffspunkt wie die PCSK9-Inhibitoren Evolocumab (Repatha®) und Alirocumab (Praluent®).

Klinisch geprüft wurde und wird Inclisiran im ORION-Programm. 

Quelle

EPAR der EMA


Montag, 30. November 2020

Lumasiran von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 19. November 2020 Lumasiran (Oxlumo®) zur Behandlung der primären Hyperoxalurie Typ 1 (PH1) in allen Altersgruppen zugelassen.

Bei dieser seltenen Erberkrankung kommt es zu extrem hoher Oxalatausscheidung, sodass sich Calciumoxalatkristalle bilden und es zur Steinbildung zum Beispiel in den ableitenden Harnwegen und im Nierengewebe kommt. Auch an anderen Organen sind Schäden möglich. Lumasiran ist die erste bislang verfügbare Therapiemöglichkeit bei Hyperoxalurie Typ 1. Lumasiran ist eine sogenannte small interfering RNA (si­RNA). Es bindet an die mRNA für das Enzym Glykolatoxidase (GO) in der Leber. Dadurch sinken der GO-Spiegel im Körper und nachfolgend auch der Oxalatspiegel. 

Die Wirksamkeit von Lumasiran wurde in einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten klinischen Studie an Patienten ab 6 Jahren mit PH1 (ILLUMINATE-A) und in einer einarmigen klinischen Studie an Patienten unter 6 Jahren mit PH1 (ILLUMINATE-B) untersucht.

In der sechsmonatigen Studie ILLUMINATE-A mit 39 Patienten im Alter von 6 bis 60 Jahren führte die Behandlung mit Lumasiran bei 52% der Patienten zu einer Normalisierung der Oxalatausscheidung und bei 84% der Patienten zu einer annähernden Normalisierung. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Reaktionen an der Injektionsstelle und abdominale Schmerzen.

Quelle

EPAR der EMA


Obiltoxaximab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 18. November 2020 Obiltoxaximab (Obiltoxaximab SFL, SFL Pharmaceutics Deutschland GmbH) in Kombination mit entsprechenden antibakteriellen Arzneimitteln in allen Altersgruppen zur Behandlung von durch Bacillus anthracis verursachtem Lungenmilzbrand sowie für die Postexpositionsprophylaxe von Lungenmilzbrand zugelassen, wenn alternative Therapien nicht angemessen oder nicht verfügbar sind. 

Der monoklonale Antikörper bindet an das protektive Antigen (PA) von  Bacillus-anthracis-Toxin und hemmt die Bindung von PA an die zellulären Rezeptoren. Hierdurch wird verhindert, dass Toxine in die Zelle penetrieren und dort toxische Effekte auslösen können.

Quelle:

EPAR der EMA

Dienstag, 17. November 2020

Crizanlizumab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 28. Oktober 2020 Crizanlizumab (Adakveo, Novartis) bedingt für die parenterale Prävention wiederkehrender venookklusiver Krisen bei Patienten mit Sichelzellenkrankheit zugelassen. Es kann zusätzlich zu Hydroxyharnstoff/Hydroxycarbamid oder als Monotherapie gegeben werden, wenn Hydroxyharnstoff/Hydroxycarbamid nicht eingesetzt werden kann.

Der monoklonale Antikörper Crizanlizumab bindet mit hoher Aktivität an P-Selectin und blockiert dessen Interaktion mit seinen Liganden. P-Selectin ist ein Zelladhäsionsprotein, dass bei vielen Zellinteraktionen eine zentrale Rolle spielt. Die Crizanlizumab-Blockade von P-Selectin auf aktivierten Endothelzellen und Thrombozyten verhindert die Interaktion zwischen den Endothelzellen, Thrombozyten, Erythrozyten und Leukozyten und verhindert so die Vasookklusion.

Die Zulassungsempfehlung basiert u.a. auf den Ergebnissen der SUSTAIN-Studie, einer randomisierten, kontrollierten Phase-II-Studie über 52 Wochen. Sie ergab, dass Crizanlizumab die mediane jährliche Rate von venookklusiven Krisen von 2,98 unter Placebo auf 1,63 senkte (p = 0,01), was eine Reduktion des relativen Risikos um 45% bedeutet.

Dieser Effekt trat unabhängig vom Genotyp der Sichelzellenkrankheit und/oder von der Anwendung von Hydroxyharnstoff auf.

Außerdem senkte der Antikörper die Hospitalisierungstage von 6,87 auf 4 Tage im Median im Vergleich zu Placebo (Risikoreduktion 42%). Unter Crizanlizumab dauerte es 4,1 Monate bis zur ersten VOC, unter Placebo 1,4 Monate.

Quelle

Acalabrutinib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 5. November 2020 Acalabrutinib (Calquence, AstraZeneca) für die orale Behandlung von nicht vorbehandelten Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) allein oder in Kombination mit Obinutuzumab sowie von Patienten mit mit mindestens einer Therapie vorbehandelten CLL in Monotherapie zugelassen.


Acalabrutinib ist wie z.B. Ibrutinib ein Brutontyrosinkinase(BTK)-Hemmer. BTK ist ein Signalmolekül im  Signalweg des B-Zell-Antigen-Rezeptors (BCR) und des Zytokin-Rezeptors. In B-Zellen führt die BTK-Signalübertragung zum Überleben und zur Proliferation von B-Zellen und ist für die Adhäsion, Migration und Chemotaxis der Zellen erforderlich.

Acalabrutinib und sein aktiver Metabolit, ACP-5862, bilden eine kovalente Bindung mit einem Cystein-Rest im aktiven Zentrum der BTK, was zu einer irreversiblen Inaktivierung der BTK mit minimalen OffTarget-Interaktionen führt-

Allein oder in Kombination mit Obinuzutumab verlängerte Acalabrutinib bei CLL-Patienten das PFS. Dies wurde u.a. in der offenen,  randomisierten, kontrollierten Phase-III-Studie ELEVATE-TN nachgewiesen, in der 535 nicht vorbehandelte CLL-Patienten mit Acalabrutinib-Obinuzumuab, Acalabrutinib oder Obinutuzumab - Chlorambucil behandelt worden sind. Das PFS wurde nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 28,3 Monaten unter Acalabrutinib-Obinutuzumab und Acalabrutinib im Vergleich zu Obinutuzumab-Chlorambucil signifikant verlängert.

Quelle

EMA-Info



Dienstag, 20. Oktober 2020

Atezolizumab, Baricitinib, Ceftazidim/Avibactam, Delamanid, Ipilimumab, Ivacaftor, Ivacaftor/Tezacaftor, Niraparib, Nitisinon, Nivolumab, Olaparib, Perampanel, Velphoro: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom September 2020 empfohlen, die Zulassung von Atezolizumab, Baricitinib, Ceftazidim/Avibactam, Delamanid, Ipilimumab, Ivacaftorm, Ivacaftor/Tezacaftor, Niraparib, Nitisinon, Nivolumab, Olaparib, Perampanel und Velphoro zu erweitern.

  • Atezolizumab (Tecentriq, Roche) soll künftig in Kombination mit Bevacizumab für die Erstlinien-Behandlung von Erwachsenen mit fortgeschrittenen oder nicht resezierbarem hepatozellulären Karzinom (HCC) eingesetzt werden können.
  • Baricitinib (Olumiant, Lilly) soll künftig bei Patienten mit mäßig schwerer bis schwerer atopischer Dermatitis eingesetzt werden können, die Kandidaten für eine systemische Therapie sind.
  • Ceftazidim/Avibactam (Zavicefta, Pfizer) soll künftig bei Kindern ab einem Alter von 3 Monaten eingesetzt werden können.
  • Delamanid (Deltyba, Otsuka) soll künftig auch bei Jugendlichen und Kindern ab einem Körpergewicht von 30 kg eingesetzt werden können.
  • Ipilimumab (Yervoy, BMS) soll künftig in Kombination mit Nivolumab und 2 Zyklen platinbasierter Chemotherapie zur Erstlinienbehandlung des metastasierten NSCLC ohne EGFR-Mutation oder ALK-Translokation eingesetzt werden können.   
  • Ivacaftor (Kalydeco, Vertex) soll künftig bei Kindern ab einem Alter von 4 Monaten eingesetzt werden können
  • Ivacaftor/Tezacaftor (Symkevi, Vertex) soll künftig bei Kindern ab 6 Jahren eingesetzt werden können 
  • Niraparib (Zejula, GSK) soll künftig als Erhaltungstherapie bei fortgeschrittenem Ovarialkarzinom bei Patienten eingesetzt werden können, die auf eine platinhaltige Erstlinientherapie partiell oder komplett angesprochen haben. 
  • Nitisinon (Orfadin, Swedish Orphan Biovitrum) soll künftig bei Erwachsenen mit Alkaptonurie eingesetzt werden können 
  • Nivolumab (Opdivo, BMS) soll künftig in Kombination mit Ipilimumab und 2 Zyklen platinbasierter Chemotherapie zur Erstlinienbehandlung des metastasierten NSCLC ohne EGFR-Mutation oder ALK-Translokation eingesetzt werden können.  
  • Olaparib (Lynparza, AstraZeneca) soll künftig in Kombination mit Bevacizumab zur Erhaltungstherapie bei Erwachsenen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom und BRCA-Mutation nach Cisplatin-basierter Chemotherapie plus Bevacizumab eingesetzt werden können. Außerdem soll es künftig als Monotherapie bei Patienten mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom und BRCA-Mutation eingesetzt werden können, deren Tumor unter vorheriger Therapie mit einem neuen Antihormon fortgeschritten ist.
  • Perampanel (Fycompa, Eisai) soll künftig für die zusätzliche Therapie von partiellen Anfällen mit oder ohne sekundär generalisierten Anfällen ab einem Alter von 4 Jahren sowie bei generalisierten tonisch-klonischen Krämpfen bei Patienten ab einem Alter von 7 Jahren mit idiopathischer generalisierter Epilepsie eingesetzt werden können. 
  • Velphoro (Fresenius). Die Mischung aus polynukleärem Eisen-III-hydroxid, Sucrose und Stärke soll künftig zur Kontrolle der Serumphoshatspiegel bei Kindern ab 2 Jahren mit chronischer Nierenerkrankung in den Stadien 4-5 oder auf Dialyse eingesetzt werden können. 

Quelle:

Mitteilung der EMA vom 17. September 2020


Obiltoxaximab von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom September 2020 empfohlen, Obiltoxaximab (Obiltoxaximab SFL, SFL Pharmaceutics Deutschland GmbH) für die Infusions-Behandlung oder Postexpositionsprophylaxe von inhalierten Anthrax zuzulassen.

Der monoklonale Antikörper bindet an das protektive Antigen (PA) von  Bacillus-anthracis-Toxin und hemmt die Bindung von PA an die zellulären Rezeptoren. Hierdurch wird verhindert, dass Toxine in die Zelle penetrieren und dort toxische Effekte auslösen können.

Quelle:

Mitteilung der EMA vom 17. September 2020

Montag, 12. Oktober 2020

Avapritinib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat m 24. September 2020  Avapritinib (Ayvakyt, Blueprint Medicines) bedingt als Monotherapie zur Behandlung erwachsener Patienten mit inoperablen oder metastasierten gastrointestinalen Stromatumoren (GIST), die die Thrombozyten-WachstumsfaktorRezeptor-alpha (PDGFRA)-D842V-Mutation aufweisen, zugelassen.


Mit etwa 1.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland gehören GIST zu den seltenen Krebsarten. Im fortgeschrittenen oder metastasierten Stadium werden GIST meist mit dem Tyrosinkinasehemmer Imatinib behandelt, der das Wachstum des Tumors über Jahre auf­halten kann.

Etwa 10 % der Tumoren sprechen nicht auf die Behandlung mit Imatinib an. Ursache dieser primären Resistenz sind meist PDGFRA-Exon-18-Mutationen, am häufigs­ten ist hierbeit die Punktmutation D842V.
Avapritinib ist ein Proteinkinase-Inhibitor, der onkogene KIT und PDGFRA-Mutanten potent und selektiv hemmt.
Avapritinib ist ein Typ-1-Kinase-Inhibitor, der eine biochemische In-vitro-Aktivität auf die PDGFRAD842V- und KIT-D816V-Mutanten gezeigt hat, die mit einer Resistenz gegen Imatinib, Sunitinib und Regorafenib, mit halben maximalen Hemmkonzentrationen (IC50) von 0,24 nM bzw. 0,27 nM und einer größeren Wirksamkeit gegen klinisch relevante KIT-Exon-11- und KIT-Exon-17-Mutanten als
gegen das KIT-Wildtyp-Enzym assoziiert sind. 


Quelle

Filgotinib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 24. September 2020 Filgotinib (Jyseleca, Gilead) für die orale Behandlung der moderaten bis schweren aktiven rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen zugelassen, die auf ein DMARD nicht ausreichend angesprochen haben oder dieses nicht tolerieren. Filgotinib kann allein oder in Kombination mit Methotrexat eingesetzt werden.

Filgotinib ist eine ATP-kompetitiver und reversibler Hemmer von Januskinasen (JAK). Er hemmt selektiv die JAK1.  Nach Tofacitinib (Xeljanz, Pfizer), Baricitinib (Olumiant, Lilly) und Upadacitinib (Rinvoq, Abbvie) wird dies der vierte JAK-Hemmer für die Therapie der rheumatoiden Arthritis sein.

Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden im FINCH-Studienprogramm untersucht.

Quelle:

Mittwoch, 2. September 2020

Imlifidase von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 25. August 2020 Imlifidase (Idefirix, Hansa Biopharma AB) als Infusion für die Desensibilisierung hoch sensibilisierter Patienten bedingt zugelassen, die eine Nierentransplantation benötigen, die jedoch Antikörper besitzen, welche zu einer positiven Kreuzprobe gegen einen verfügbaren verstorbenen Spender führen. Die Anwendung von Imlifidase sollte Patienten vorbehalten bleiben, bei denen eine Transplantation unter den gültigen Organallokationsrichtlinien, einschließlich spezieller Priorisierungsprogramme für hochimmunisierte Patienten, höchst unwahrscheinlich ist.

Imlifidase ist eine Cysteinprotease aus dem Immunglobulin G (IgG)-abbauenden Enzym von Strepotoccocus pyogenes. Sie spaltet die schweren Ketten der humanen IgG-Subklassen (aber keine anderen Immunglobuline) und schaltet Fc-abhängige Effektorfunktionen aus , einschließlich CDC und antikörperabhängige zellvermittelte Zytotoxizität (ADCC). So vermindert Imlifidase die Menge an spenderspezifischen Antikörpern und ermöglicht eine Transplantation.

Imlifidase kann bei hoch sensibilisierten Patienten eine positive Kreuzprobe in eine negative umwandeln und eine Nierentransplantation ermöglichen.

Die häufigsten Nebenwirkungen sind Infektionen und infusionsbedingte Reaktionen.

Quelle:
EMA-Info


Freitag, 28. August 2020

Belantamab mafodotin von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 25. August 2020 Belantamab mafodotin (Blenrep, GSK) zur parenteralen Monotherapie von Erwachsenen mit einem multiplen Myelom bedingt zugelassen, die mindestens vier Therapien erhalten haben, deren Erkrankung refraktär ist auf mindestens einen Proteasomen-Inhibitor, einen Immunmodulator oder einen CD38-Antikörper und deren Erkrankung nach der letzten Behandlung progredient war.

Belantamab mafodotin ist ein ADC, in dem der Antikörper Belantamab an das Zytostatikum Maleimidocaproyl-Monomethylauristatin F (mcMMAF) konjugiert ist. Belantamab bindet an das B-Zell-Reifungsantigen (BCMA) auf der Oberfläche von Myelomzellen. In der Zelle wird die zytotoxisch wirkende Substanz frei gesetzt.

Es ist das erste ADC, das für die Behandlung des multiplen Myeloms eingesetzt wird.

Wirksamkeit und Verträglichkeit werden im DREAMM-Studienprogramm untersucht.

Quelle
Info der EMA

Elexacaftor von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 21. August 2020 Elexacaftor in Kombination mit Tezacaftor und Ivacaftor zur oralen Behandlung der zystischen Fibrose (CF) bei Patienten ab 12 Jahren zugelassen, die eine homozygote F508del-Mutation oder eine heterozygote F508del-Mutation mit Minimalfunktion(MF)-Mutation im Cystic fibrosis transmembrane conductance regulator (CFTR)-Gen aufweisen

Elexacaftor ist wie Tezacaftor in selektiver CFTR-Korrektor, der an die erste membrandurchspannende Domäne (MSD-1, membrane spanning domain) des CFTR-Proteins bindet. Es verbessert die zelluläre Verarbeitung und den Transport von normalem CFTR-Protein sowie diversen mutierten CFTRFormen (einschließlich F508del-CFTR) und erhöht dadurch die Menge von CFTR-Protein an der Zelloberfläche, was zu einem verstärkten Chlorid-Transport in vitro führt.

Ivacaftor ist ein CFTR-Potentiator, der die CFTR-Kanal-Öffnungswahrscheinlichkeit (oder Gating-Aktivität) auf der Zelloberfläche erhöht und somit den Chloridionentransport verstärkt. Damit Ivacaftor seine Wirkung entfalten kann, muss auf der Zelloberfläche CFTR-Protein vorhanden sein. Ivacaftor kann die Funktion des von Elexacaftor und Tezacaftor an die Zelloberfläche beförderten CFTR-Proteins verbessern und somit zu einer weiteren Erhöhung des Chloridionentransports beitragen.

Quelle

Info der EMA


Montag, 10. August 2020

Bulevirtid von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 31. Juli 2020 Bulevirtid (Hepcludex, Myr GmbH) zur parenteralen Behandlung von Erwachsenen mit chronischer Hepatitis-Delta-Virus(HDV)-Infektion und kompensierter Lebererkrankung bedingt zugelassen. 

Bulevirtid ist ein lineares Peptid aus 47 natürlich vorkommenden Aminosäuren. Am N-terminalen Ende trägt es eine Myristoyl-Gruppe, am C-terminalen Ende Carboxamid.

Es ist die erste Substanz, die für die Behandlung der HDV-Infektion zugelassen werden soll und sie wirkt über einen neuen Wirkungsmechanismus.

Bulevirtid ist ein Entry-Inhibitor, der den Eintritt von HBV und HDV in Hepatozyten verhindert, in dem es an den Natrium-Taurocholat-Cotransporters (NTCP) bindet und diesen inaktiviert. Dieser ist vor allem für die Aufnahme von Gallensalzen in die Zellen wichtig, aber auch die Viren benötigen ihn für den Eintritt in die Zelle.

Buleviritid senkt HDV-RNA-Spiegel und verringert die Symptome der Lebenentzündung. Häufigste unerwünschte Wirkungen waren Anstieg der Gallensalze, Reaktionen an der Injektionsstelle und Exazerbation der Hepatitis nach dem Absetzen von Bulevirtid. 

Klinische Wirksamkeit und Verträglichkeit von Bulevirtid wurden in zwei Phase-II-Studien untersucht, der MYR-202-Studie mit 60 Patienten und der MYR-203-Studie mit 15 Patienten. 

Quelle:

Info der EMA




Pretomanid von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 31. Juli 2020  Pretomanid (Pretomanid FGK) in Kombination mit Bedaquilin (Sirturo) und Linezolid (Zyvoxid) für die orale Behandlung der stark resistenten, therapieresistenten oder mehrfach resistenten Lungentuberkulose zugelassen.

Pretomanid wie auch die Kombinationstherapie wurden durch die gemeinnützige Organisation TB-Alliance entwickelt.

Das Nitroimidazolpräparat Pretomanid ist ein Prodrug. Es soll unter aeroben Bedingungen die Synthese von Zellwandlipiden und unter anaeroben Bedingungen die Bildung reaktiver Stickstoffspezies hemmen. Die Aktivität von Pretomanid erfordert sowohl unter aeroben als auch anaeroben Bedingungen die reduktive Aktivierung durch eine mykobakterielle, Deazaflavin(F420)-abhängige Nitroreduktase. 

In die der Zulassung zugrunde liegenden Phase-3-Studie NixTB wurden 109 Patienten mit XDR-Tuberkulose oder MDR-Tuberkulose bei fehlendem Therapieansprechen eingeschlossen und mit der Kombination BPaL behandelt. Nach 6 Monaten Gesamttherapiedauer hatten 89% einen Therapieerfolg. Insgesamt ist eine Nachbeobachtungszeit von 24 Monaten geplant, die endgültigen Ergebnisse werden für 2021 erwartet. 

Quelle:
Info der EMA


Montag, 3. August 2020

Entrectinib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat im Juli 2020 Entrectinib (Rozlytrek, Roche) für die orale Behandlung  von Patienten ab zwölf Jahren mit soliden Tumoren mit NTRK-Fusionen zuzgelassen. Zudem kann es für die Behandlung von Erwachsenen mit ROS1-positivem nicht kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) eingesetzt werden.

Entrectinib ist wie Larotrectinib ein Inhibitor der Tropomyosin-Rezeptor-Kinasen (TRK), die unter anderem über verschiedene Signalkaskaden die Differenzierung von Neuronen beeinflussen. Fusioniert das neurotrophe Tyrosin-Rezeptor-Kinase-(NTRK-)Gen mit einem anderen Gen, wird ein sogenanntes TRK-Fusionsprotein gebildet, welches ständig aktiv ist und Signale aussendet, dass die Zelle wachsen und sich teilen sollen. Hierdurch können aus gesunden Zellen Krebszellen entstehen. NTRK-Fusionsproteine wurden beispielsweise bei soliden Tumoren der Brust, des Darms, der Lunge, der Bauchspeicheldrüse, der Schilddrüse, bei Sarkomen und der weiblichen Geschlechtsorgane nachgewiesen.
Beim ROS1-Gen können ebenfalls Genfusionen stattfinden, unter anderem beim NSCLC. Sie sind mit 1 bis 2 Prozent sehr selten und treten vor allem bei jüngeren Patienten auf.

Die Zulassung basiert auf den integrierten Analyseergebnissen der Phase-II-Studie STARTRK-2, der Phase-I-studie STARTRK-1 und der Phase-I-Studie ALKA-372-001 sowie auf Daten der Phase-I/II-studie STARTRK-NG. Die Studien ergaben ein anhaltendes Ansprechen verschiedener solider Tuoren mit NTRK-Genfusion, wie Sarkom, NSCLC, MASC, Mammakarzinom,Schilddrüsenkarzinom, Kolorektalkarzinom neuroendokrinen Tumoren, Pankreaskarzinom, Ovarial- und Endometriumkarzinom, Cholangiokarzinom, gastrointestinalen Karzinomen, Neuroblastom und ROS1-positivem NSCLC.

Quelle:

Freitag, 31. Juli 2020

Lefamulin von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 27. Juli 2020 Lefamulin (Xenleta, Nabriva) für die parenterale und orale Behandlung  von Erwachsenen mit ambulant erworbener Pneumonie zugelassen, wenn eine üblicherweise empfohlene antibakteriell wirksame Substanz nicht eingesetzt werden kann oder nicht wirksam ist.


Das Pleuromutilin Lefamulin hemmt die Proteinsynthese, in dem es an das Peptidyltransferase-Zentrum der 50S-Ribosomen bindet und so die Bindung von Transfer-RNA für den Peptidtransfer verhindert. Es hemmt die bakterielle Proteinsynthese, indem es mit den A- und P-Stellen des Peptidyltransferase-Zentrums (PTC) im zentral gelegenen Teil der Domäne V der 23S-rRNA der ribosomalen 50S-Untereinheit in Wechselwirkung tritt und somit die korrekte Positionierung der tRNA verhindert. Damit wirkt Lefamulin im Prinzip an einem bekannten Target.
Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden in den Phase-III-Studien LEAP 1 und LEAP 2 mit insgesamt knapp 1300 CAP-Patienten untersucht, wobei Lefamulin mit Moxifloxacin mit oder ohne Linezolid verglichen worden ist. In den Studien waren die klinischen Erfolgsraten unter Lefamulin ähnlich denen in der Vergleichsgruppe. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehörten Durchfall, Übelkeit, Reaktionen an der Injektionsstelle, erhöhte Leberenzymwerte und Erbrechen.
Pleuromutiline wurden zwar schon in den 1950er Jahren entwickelt, Lefamulin ist jedoch das erste, das zur systemischen Anwendung zugelassen worden ist.
Von der FDA wurde es im August 2019 zur oralen oder intravenösen Behandlung von Erwachsenen mit ambulant erworbener Pneumonie zugelassen.

Quelle
Info der EMA

Mittwoch, 29. Juli 2020

Burosumab, Catridecacog, Darunavir, Durvalumab, Herpes-zoster-Vakzine, Ibrutinib, humanes Immunglobulin, Ivacaftor, Lurasidon:EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juli 2020 empfohlen, die Zulassung von Burosumab, Catridecacog, Darunavir, Durvalumab, Herpes-zoster-Vakzine, Ibrutinib, humanes Immunglobulin, Ivacaftor und  Lurasidon zu erweitern.

  • Burosumab (Crysvita, Kyowa Kirin) soll künftig zur Behandlung der X-assoziierten Hypophosphatämie bei Kindern und Herwanwachsenen von 1 bis 17 Jahren mit radiologischem Nachweis einer Knochenerkrankgun und bei Erwachsenen eingesetzt werden. 
  • Catridecacog (NovoThirteen, Novo Nordisk) soll künftig auch zur Behandlung von Durchbruchblutungen unter einer regulären Prophylaxe eingesetzt werden können
  • Darunavir (Prezista, Janssen) soll künftig zur Behandlung der HIV-Infektion bei Heranwachsenen ab einem Alter von 12 Jahren und mit einem Körpergewicht von mindestens 40 kg eingesetzt werden können.
  • Durvalumab (Imfinzi, AstraZeneca) soll künftig in Kombination mit Etoposid und Carboplatin oder Cisplatin für die Erstlinienbehandlung von Erwachsenen mit kleinzelligem Lungenkarzinom (extensive Erkrankung) eingesetzt werden können.
  • Herpes-zoster-Vakzine (Shingrix, GSK) soll künftig bei Personen ab einem Alter von 18 Jahren mit erhöhtem Risiko für einen Herpes Zoster eingesetzt werden können.
  • Ibrutinib (Imbruvica, Janssen) soll künftig in der Erstlinientherapie der CLL auch in Kombination mit Rituximab eingesetzt reden können.
  • humanes Immunglobulin (HyQvia, Baxalta): die Indikationen wurden teilweise  umformuliert. Neben primären Immundefizienzsyndromen mit eingeschränkter Antikörperantwort solle das Immunglobulin auch bei sekundären Immundefizienzen eingesetzt werden können bei Patienten, die an schweren oder rezidivierenden Infektionen leiden, bei nicht ausreichend wirksamer antimikrobieller Therapie und bei nachgewiesenem Antikörperversagen oder einem IgG-Spiegel unter 4g/l.
  • Ivacaftor (Kalydeco, Vertex) soll in Kombinatin mit Ivacaftor 75 mg /Tezacaftor 50 mg /Elexacaftor 100 mg für die Behandlung von Erwachsenen und Kindern ab 12 Jahren und älter mit zystischer Fibrose eingesetzt werden können, die homozygot für die F508del Mutation im CFTR-Gen oder heterozygot für die  F508del im CFTR Gen mit MF-Mutation.
  • Lurasidon (Latuda, Aziende) soll künftig bei schizophrenen Patienten ab einem Alter von 13 Jahren eingesetzte werden können.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 23. Juli 2020

Belantamab mafodotin von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juli 2020 empfohlen, Belantamab mafodotin (Blenrep, GSK) zur parenteralen Monotherapie von Erwachsenen mit einem multiplen Myelom bedingt zuzulassen, die mindestens vier Therapien erhalten haben, deren Erkrankung refraktär ist auf mindestens einen Proteasomen-Inhibitor, einen Immunmodulator oder einen CD38-Antikörper und deren Erkrankung nach der letzten Behandlung progredient war.

Belantamab mafodotin ist ein ADC, in dem der Antikörper Belantamab an das Zytostatikum Maleimidocaproyl monomethylauristatin F (mcMMAF) konjugiert ist. Belantamab binden and das B-Zell-Reifungsantigen (BCMA) auf der Oberfläche von Myelomzellen. In der Zelle wird die zytotoxisch wirkende Substanz frei gesetzt.
Es ist das erste ADC, das für die Behandlung des multiplen Myeloms eingesetzt wird.
Wirksamkeit und Verträglichkeit werden im DREAMM-Studienprogramm untersucht.


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 23. Juli 2020
Pressemitteilung der EMA vom 23. Juli 2020

Filgotinib von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juli 2020 empfohlen, Filgotinib (Jyseleca, Gilead) für die orale Behandlung der moderaten bis schweren aktiven rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen zuzulassen, die auf ein DMARD nicht ausreichend angesprochen haben oder dieses nicht tolerieren. Filgotinib kann allein oder in Kombination mit Methotrexat eingesetzt werden.
Filgotinib ist eine ATP-kompetitier und reversibler Hemmer von Januskinasen (JAK). Er hemmt selektiv die JAK1.  Nach Tofacitinib (Xeljanz, Pfizer), Baricitinib (Olumiant, Lilly) und Upadacitinib (Rinvoq, Abbvie) wird dies der vierte JAK-Hemmer für die Therapie der rheumatoiden Arthritis sein.
Wirksamkeit und Verträglichkeit werden im Darwin und im  FINCH-Studienprogramm untersucht.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 23. Juli 2020

Acalabrutinib von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juli 2020 empfohlen, Acalabrutinib (Calquence, AstraZeneca) für die orale Behandlung von nicht vorbehandelten Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) allein oder in Kombination mit Obinutuzumab sowie von Patienten mit mindestens einer Therapie vorbehandelten CLL in Monotherapie zuzulassen.

Acalabrutinib ist wie z.B. Ibrutinib ein Brutontyrosinkinase(BTK)-Hemmer. Die BTK ist wichtig für das Überleben und das Wachstum von B-Zellen. Allein oder in Kombination mit Obinuzutumab verlängerte Acalabrutinib bei CLL-Patienten das PFS.
Dies wurde u.a. in der offenen,  randomisierten, kontrollierten Phase-III-Studie ELEVATE-TN nachgewiesen, in der 535 nicht vorbehandelte CLL-Patienten mit Acalabrutinib-Obinuzumuab, Acalabrutinib oder Obinutuzumab - Chlorambucil behandelt worden sind. Das PFS wurde nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 28,3 Monaten unter Acalabrutinib-Obinutuzumab und Acalabrutinib im Vergleich zu Obinutuzumab-Chlorambucil signifikant verlängert.


Quellen:
Mitteilung der EMA vom 23. Juli 2020
Sharman, JP, et al. Acalabrutinib with or without obinutuzumab versus chlorambucil and obinutuzumab for treatment-naive chronic lymphocytic leukaemia (ELEVATE-TN): a randomised, controlled, phase 3 trial. Lancet 2020;395:1278-1291.

Avapritinib von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juli 2020 empfohlen, Avapritinib (Ayvakyt, Blueprint Medicines) bedingt für die orale Behandlung von erwachsenen Patienten mit nicht resezierbaren oder metastasierten gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) mit PDGFRA-D842V-Mutation zuzulassen.


Mit etwa 1.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland gehören GIST zu den seltenen Krebsarten. Im fortgeschrittenen oder metastasierten Stadium werden GIST meist mit dem Tyrosinkinasehemmer Imatinib behandelt, der das Wachstum des Tumors über Jahre auf­halten kann.
Etwa 10 % der Tumoren sprechen nicht auf die Behandlung mit Imatinib an. Ursache dieser primären Resistenz sind meist PDGFRA-Exon-18-Mutationen, am häufigs­ten ist hierbeit die Punktmutation D842V.
Avapritinib ist ein Proteinkinase-Inhibitor, der onkogene KIT und PDGFRA-Mutanten potent und selektiv hemmt.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 23. Juli 2020

Crizanlizumab von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juli 2020 empfohlen, Crizanlizumab (Adakveo, Novartis) bedingt für die parenterale Prävention wiederkehrender venookklusiver Krisen bei Patienten mit Sichelzellenkrankheit zuzulassen. Es kann zusätzlich zu Hydroxyharnstoff/Hydroxycarbamid oder als Monotherapie gegeben werden, wenn Hydroxyharnstoff/Hydroxycarbamid nicht eingesetzt werden kann.

Der monoklonale Antikörper Crizanlizumab bindet mit hoher Aktivität an P-Selectin und blockiert dessen Interaktion mit seinen Liganden. P-Selectin ist ein Zelladhäsionsprotein, dass bei vielen Zellinteraktionen eine zentrale Rolle spielt. Die Crizanlizumab-Blockade von P-Selectin auf aktivierten Endothelzellen und Thrombozyten verhindert die Interaktion zwischen den Endothelzellen, Thrombozyten, Erythrozyten und Leukozyten und verhindert so die Vasookklusion.
Die Zulassungsempfehlung basiert u.a. auf den Ergebnissen der SUSTAIN-Studie, einer randomisierten, kontrollierten Phase-II-Studie über 52 Wochen. Sie ergab, dass Crizanlizumab die mediane jährliche Rate von venookklusiven Krisen von 2,98 unter Placebo auf 1,63 senkte (p = 0,01), was eine Reduktion des relativen Risikos um 45% bedeutet.
Dieser Effekt trat unabhängig vom Genotyp der Sichelzellenkrankheit und/oder von der Anwendung von Hydroxyharnstoff auf.
Außerdem senkte der Antikörper die Hospitalisierungstage von 6,87 auf 4 Tage im Median im Vergleich zu Placebo (Risikoreduktion 42%). Unter Crizanlizumab dauerte es 4,1 Monate bis zur ersten VOC, unter Placebo 1,4 Monate.


Quellen:
Mitteilung der EMA vom 23. Juli 2020
Ataga KI, Kutlar A, Kanter J et al. Crizanlizumab for the prevention of pain crises in sickle cell disease. N Engl J Med. 2017;376(5):429-439

Alpelisib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 27. Juli 2020 Alpelisib (Piqray, Novartis) in Kombination mit Fulvestrant zur oralen Behandlung von postmenopausalen Frauen und Männern mit einem HR-positiven, HER2-negativen, lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Mammakarzinom mit einer PIK3CA-Mutation nach Progression nach einer endokrinen Monotherapie zugelassen.

Alpelisib ist ein  α-spezifischer Hemmer der Klasse-I-Phosphatidylinositol-3-kinase (PI3Kα). Die PIK3CA-Mutationführt zu einer Überaktivierung des PI3K-Stoffwechselwegs, wodurch das Krebswachstum stimuliert wird.  Die Phosphoinositid-3-Kinase (PI3K) besteht aus einer regulatorischen und einer katalytischen Untereinheit, wobei es von Letzterer vier Isoformen gibt:  alpha, beta, gamma und delta. PIK3CA codiert für die Alpha-Isoform. Alpelisib hemmt spezifisch PI3Kα.
In Kombination mit Fulvestrant verlängerte Alpelisib das progressionsfreie Überleben signifikant im Vergleich zu alleiniger Fulvestrantgabe.

Quelle
Info der EMA

Donnerstag, 9. Juli 2020

Ebolaimpfstoff von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 1. Juli 2020 2020 einen weiteren Impfstoff gegen Ebola (Ebola Zaire Virus) (Zabdeno und Mvabea, Janssen-Cilag) für die aktive Immunisierung zur Prävention der durch den Virusstamm „Zaire“ ausgelöste Ebola-Viruskrankheit bei Personen ab dem ersten Lebensjahr zugelassen. Das Impfregime besteht aus zwei Einzeldosen (Zabdeno [Ad26] und Mvabea [MVA]).

Die neue Ebola-Vakzine besteht aus zwei Komponenten, Zabdeno (AD26.ZEBOV) und Mvabea (MVA-BN-Filo). Zabdeno wird zuerst gegeben, Mvabea wird etwa 8 Wochen später als Booster verabreicht. Dieser Impfstoff ist daher nur zur Prophylaxe geeignet und nicht für einen Ausbruch, bei dem eine sofortiger Schutz erforderlich ist.
Die aktive Substanz von Myabea basiert auf einem multivalenten, rekombinanten, nicht replizierenden modifizierten Virusstamm von Ankara-Bavarian-Nordic (MVA-BN)-Virus, der kodiert für das Zaire Ebolavirus Mayinga variant glycoprotein (GP), Sudan Ebolavirus Gulu Variante GP,
Taï Forest Ebolavirus Nucleoprotein, Marburg Marburgvirus Musoke Variant GP.
Die aktive Substanz von Zabdeno besteht aus einer monovalenten, rekombinanten, nicht replizierbaren Ad26-Vektor-Vakzine, die für das GP von Zaire-Ebolavirus kodiert.

Die Impfung wurde bei über 3.300 Personen geprüft, die in in 5 klinischen Studien eingeschlossen waren.
Das Regime soll vor allem in den Ländern zum Einsatz kommen, in denen ein besonders hohes Risiko für einen Ebola-Ausbruch besteht. Darüber hinaus sollen durch die Impfung Risikogruppen wie medizinisches Fachpersonal, Mitarbeiter in Hochsicherheitslaboratorien, Militärmitarbeiter anderer Länder, Flughafenangestellte sowie Besucher von Hochrisikoländern geschützt werden.

Samstag, 4. Juli 2020

Ceftazidim/Abivactam, Infliximab, Omalizumab, Secukinumab,Sofosbuvir/Velpatasvir EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juni 2020 empfohlen, die Zulassung von Ceftazidim/Abivactam,Omalizumab, Secukinumab und Sofosbuvir/Velpatasvir zu erweitern.


  • Ceftazidim/Abivactam (Zavicefta, Pfizer) soll künftig zur Behandlung von Bakteriämien eingesetzt werden können, die in Assoziation mit einer komplizierten intraabdominalen Infektion, einer komplizierten Harnwegsinfektion einschließlich Pyelonephritis oder Krankenhaus-erworbenen Pneumonie, inklusive Beatmungs-assoziierten Pneumonie auftreten.
  • Omalizumab (Xolair, Novartis) soll künftig für die Behandlung der schweren chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolyen zusätzlich zu intranasalen Glucocorticoiden eingesetzt werden können, wenn diese allein keine ausreichende Wirkung haben.
  • Secukinumab (Cosentyx, Novartis) soll künftig zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Plaquepsoriasis bei Hindern und Heranwachsenden ab einem Alter von 6 Jahren eingesetzt werden können, die Kandidaten für eine systemische Therapie sind.
  • Sofosbuvir/Velpatasvir (Epclusa, Gilead) soll künftig für Patienten ab einem Alter von 6 Jahren und einem Körpergewicht von mindestens 17 kg zur Behandlung der chronischen Hepatitis-C-Infektion eingesetzt werden können.


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 26. Juni 2020

Elexacaftor/Tezacaftor/Ivacaftor von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juni 2020 empfohlen, Elexacaftor/Tezacaftor/Ivacaftor (Kaftrio, Vertex) zur oralen Behandlung der zystischen Fibrose (CF) bei Patienten ab 12 Jahren zuzulassen, die eine homozygote F508del-Mutation oder eine heterozygote F508del-Mutation mit Minimalfunktion(MF)-Mutation im Cystic fibrosis transmembrane conductance regulator (CFTR)-Gen aufweisen.

Elexacaftor ist wie Tezacaftor in selektiver CFTR-Korrektor, der an die erste membrandurchspannende Domäne (MSD-1, membrane spanning domain) des CFTR-Proteins bindet. Es verbessert die zelluläre Verarbeitung und den Transport von normalem CFTR-Protein sowie diversen mutierten CFTRFormen (einschließlich F508del-CFTR) und erhöht dadurch die Menge von CFTR-Protein an der Zelloberfläche, was zu einem verstärkten Chlorid-Transport in vitro führt.
Ivacaftor ist ein CFTR-Potentiator, der die CFTR-Kanal-Öffnungswahrscheinlichkeit (oder Gating-Aktivität) auf der Zelloberfläche erhöht und somit den Chloridionentransport verstärkt. Damit Ivacaftor seine Wirkung entfalten kann, muss auf der Zelloberfläche CFTR-Protein vorhanden sein. Ivacaftor kann die Funktion des von Elexacaftor und Tezacaftor an die Zelloberfläche beförderten CFTR-Proteins verbessern und somit zu einer weiteren Erhöhung des Chloridionentransports beitragen.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 25. Juni 2020

Imlifidase von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Juni 2020 empfohlen, Imlifidase (Idefirix, Hansa Biopharma AB) als Infusion für die Desensibilisierung hoch sensibilisierter Patienten, die eine Nierentransplantation benötigen, aber voraussichtlich kein kompatibles Transplantat erhalten können, bedingt zuzulassen.

Imlifidase ist eine Cysteinprotease aus dem Immunglobulin G (IgG)-abbauenden Enzym von Strepotoccocus pyogenes. Sie spaltet die schweren Ketten der humanen IgG-Subklassen (aber keine anderen Immunglobuline) und schaltet Fc-abhängige Effektorfunktionen aus , einschließlich CDC und antikörperabhängige zellvermittelte Zytotoxizität (ADCC). So vermindert Imlifidase die Menge an spenderspezifischen Antikörpern und ermöglicht eine Transplantation.

Idefirix kann bei hoch sensibilisierten Patienten eine positive Kreuzprobe in eine negative umwandeln und eine Nierentransplantation ermöglichen.
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Infektionen und infusionsbedingte Reaktionen.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 25. Juni 2020

Glasdegib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 26. Juni 2020 Glasdegib (Daurismo, Pfizer) in Kombination mit niedrig dosiertem Cytarabin zur oralen Behandlung von Patienten mit neu diagnostizierter oder sekundärer akuter AML zuzulassen, die für eine Standard-Induktionschemotherapie nicht in Frage kommen.


Glasdegib ist ein oral bioverfügbarer Inhibitor des Hedgehog-Signalwegs. Es bindet an den Smoothened-Rezeptor (SMO), ein G-Protein-gekoppeltes Rezeptor-artiges Molekül, das diesen Signalweg positiv reguliert und letztlich Faktoren aktiviert und freisetzt, die die Transkription von Hedgehog-Targetgenen induzieren.
Die Zulassungsempfehlung basiert vor allem auf den Ergebnissen der randomisierten, offenen Phase-II-Studie BRIGHT 1003, in die erwachsene Patienten mit zuvor unbehandelter (de novo oder sekundärer) AML, die nicht für eine intensive Chemotherapie in Frage kamen („unfitte“ Patienten) aufgenommen worden waren. Sie wurden randomisiert mit niedrig dosiertem Cytarabin mit (n = 88) und ohne Glasdegib (n = 44) behandelt. Der primäre Endpunkt, das Gesamtüberleben lag mit Glasdegib bei 8,8 Monaten und ohne Glasdegib bei 4,9 Monaten im Median. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Übelkeit, Erbrechen, verminderter Appetit, Müdigkeit, Muskelkrämpfe, Durchfall, Geschmacksstörungen, Verstopfung, Bauchschmerzen und Hautausschlag.
Nach Vismodegib und Sonidegib hat der Ausschuss für Humanarzneimittel nun den dritten Hedgehog-Signalweg-Inhibitor zur Zulassung empfohlen, allerdings in einer anderen Indikation. Vismodegib (Erivedge®) und Sonidegib (Odomzo®) können beim Basalzellkarzinom eingesetzt werden.

Quelle
EPAR der EMA

Luspatercept von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 25. Juni 2020 Luspatercept (Reblozyl, Celgene) zur parenteralen Behandlung von Erwachsenen mit Transfusions-abhängigerAnämie aufgrund eines myelodysplastischen Syndroms mit sehr niedrigem, niedrigem oder intermediärem Risiko zugelassen, die nicht ausreichend auf eine Erythropoetin-basierte Behandlung ansprechen oder dafür nicht geeignet sind. Außerdem wurde Luspatercept für die Behandlung von Erwachsenen mit Transfusion-abhängiger Anämie im Zusammenhang mit einer Beta-Thalassämie zugelassen.

Luspatercept ist ein Erythrozyten-Reife-Aktivator. Es handelt es sich um ein Fusionsprotein aus einer modifizierten extrazellulären Domäne des Activin-Rezeptor Typ IIB, der zur TGF-β-Rezeptorfamilie gehört, und dem Fc-Fragment des humanen IgG1.
Luspatercept wirkt als Ligand für mehrere Zytokine der TGFβ-Familie, nämlich GDF-8, GDF-11 und Activin A. Diese Zytokine hemmen über den SMAD2/3-Signalweg die späte Phase der Erythropoese und damit die Ausreifung der roten Blutkörperchen. Luspatercept wirkt sozusagen als Liganden-Falle und fördert die Erythropoese.
Wirksamkeit und Sicherheit von Luspatercept bei MDS wurden in der multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studie MEDALIST (ACE-536-MDS-001) untersucht. Wirksamkeit und Verträglichkeit bei ß-Thalassmäie wurden in der multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studie BELIEVE überpüft.

Quelle
EPAR der EMA

Freitag, 3. Juli 2020

Remdesivir von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 3. Juli 2020 Remdesivir (Veklury, Gilead) zur parenteralen Behandlung der Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) bei Erwachsenen und Jugendlichen (im Alter von mindestens 12 Jahren und mit einem Körpergewicht von mindestens 40 kg) mit einer Pneumonie, die eine zusätzliche Sauerstoffzufuhr erfordert, bedingt und beschleunigt zugelassen. Remdesivir darf nur in klinischen Einrichtungen angewendet werden, in denen die Patienten engmaschig überwacht werden können.


Remdesivir ist ein Adenosin-Nucleotid-Prodrug, das in Wirtszellen metabolisiert wird, um den pharmakologisch aktiven Nucleosid-Triphosphat-Metaboliten zu bilden. Remdesivir-Triphosphat wirkt als ein Analogon von Adenosin-Triphosphat (ATP) und konkurriert mit dem natürlichen ATP-Substrat um die Integration in entstehende RNA-Ketten durch die SARS-CoV-2-RNA-abhängige RNA-Polymerase, was zu einer verzögerten Kettenterminierung während der Replikation der viralen
RNA führt.

Die Zulassung basiert vor allem auf den Daten der NIAID-ACTT-1-Studie, von der erste Ergebnisse am 22. Mai 2020 im NEJM publiziert worden sind. In der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten klinischen Studie erhielten1.063 hospitalisierte Patienten Remdesivir 200 mg einmal täglich für 1 Tag, gefolgt von Remdesivir 100 mg einmal täglich für bis zu 9 Tage (für eine intravenös angewendete Therapie von insgesamt bis zu 10 Tagen).
Die Remdesevir-Patienten erholten sich schneller nach etwa 11 Tagen im Median als die Placebo-Patienten nach etwa 15 Tagen im Median.

Quellen:
Mitteilung der EMA vom 25.6.2020
EPAR der EMA

Sonntag, 14. Juni 2020

Canagliflozin, Ixekizumab, Nintedanib, Olaparib, Tedizolidphosphat: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Mai 2020 empfohlen, die Zulassung von Canagliflozin, Ixekizumab, Nintedanib, Olaparib und Tedizolidphosphat zu erweitern.

  • Canagliflozin (Invokana, Janssen): zur Kombination mit anderen Therapien soll künftig auch auf Studienergebnisse zu renalen Effekten hingewiesen werden. 
  • Ixekizumab (Taltz, Lilly) soll künftig bei Kindern ab einem Alter von 6 Jahren mit einem Körpergewicht von mindestens 25 kg bei moderater bis schwerer Plaquepsoriasis eingesetzt werden können, die Kandidaten für eine systemische Therapie sind.
  • Nintedanib (Ofev. Boehringer Ingelheim) soll künftig bei Erwachsenen mit anderen chronischen fibrosierenden interstitiellen Lungenerkrankungen mit progressivem Phänotyp eingesetzt werden können.
  • Olaparib (Lynparza, AstraZeneca) soll künftig allein in der Erhaltungstherapie von Erwachsenen mit BRCA1/2-Mutationen in der Keimbahn und metastasiertem  Adenokarzinom des Pankres eingesetzt werden können, wenn das Karzinom nach einer mindestens 16wöchigen platinhaltigen Erstlinientherapie nicht fortgeschritten ist.
  • Tedizolidphosphat (Sivextro, MSD) soll künftig bei Patienten ab einem Alter von 12 Jahren eingesetzt werden können.


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 28. Mai 2020

Lefamulin von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Mai 2020 empfohlen,  Lefamulin (Xenleta, Nabriva) für die parenterale und orale Behandlung  von Erwachsenen mit ambulant erworbener Pneumonie zuzulassen, wenn eine üblicherweise empfohlene antibakteriell wirksame Substanz nicht eingesetzt werden kann oder nicht wirksam ist.



Das Pleuromutilin Lefamulin hemmt die Proteinsynthese, in dem es an das Peptidyltransferase-Zentrum der 50S-Ribosomen bindet und so die Bindung von Transfer-RNA für den Peptidtransfer verhindert. Damit wirkt Lefamulin im Prinzip an einem bekannten Target.
Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden in den Phase-III-Studien LEAP 1 und LEAP 2 mit insgesamt knapp 1300 CABP-Patienten untersucht, wobei Lefamulin mit Moxifloxazin mit oder ohne Linezolid verglichen worden ist. In den Studien waren die klinischen Erfolgsraten unter Lefamulin ähnlich denen in der Vergleichsgruppe. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehörten Durchfall, Übelkeit, Reaktionen an der Injektionsstelle, erhöhte Leberenzymwerte und Erbrechen.
Pleuromutiline wurden zwar schon in den 1950er Jahren entwickelt, Lefamulin ist jedoch das erste, das zur systemischen Anwendung zugelassen werden soll.
Von der FDA wurde es im August 2019 zur oralen oder intravenösen Behandlung von Erwachsenen mit ambulant erworbener Pneumonie zugelassen.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 28. Mai 2020

Montag, 8. Juni 2020

Entrectinib von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Mai 2020 empfohlen, Entrectinib (Rozlytrek, Roche) für die orale Behandlung  von Patienten ab zwölf Jahren mit soliden Tumoren mit NTRK-Fusionen zuzulassen. Zudem soll es für die Behandlung von Erwachsenen mit ROS1-positivem nicht kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) angewendet werden können.

Entrectinib ist wie Larotrectinib ein Inhibitor der Tropomyosin-Rezeptor-Kinasen (TRK), die unter anderem über verschiedene Signalkaskaden die Differenzierung von Neuronen beeinflussen. Fusioniert das neurotrophe Tyrosin-Rezeptor-Kinase-(NTRK-)Gen mit einem anderen Gen, wird ein sogenanntes TRK-Fusionsprotein gebildet, welches ständig aktiv ist und Signale aussendet, dass die Zelle wachsen und sich teilen sollen. Hierdurch können aus gesunden Zellen Krebszellen entstehen. NTRK-Fusionsproteine wurden beispielsweise bei soliden Tumoren der Brust, des Darms, der Lunge, der Bauchspeicheldrüse, der Schilddrüse, bei Sarkomen und der weiblichen Geschlechtsorgane nachgewiesen.
Beim ROS1-Gen können ebenfalls Genfusionen stattfinden, unter anderem beim NSCLC. Sie sind mit 1 bis 2 Prozent sehr selten und treten vor allem bei jüngeren Patienten auf.


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 28. Mai 2020

Alpelisib von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Mai 2020 empfohlen, Alpelisib (Piqray, Novartis) in Kombination mit Fulvestrant zur oralen Behandlung von postmenopausalen Frauen und Männern zuzulassen mit einem HR-positiven, HER2-negativen, lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Mammakarzinom mit einer PIK3CA-Mutation nach Progression nach einer endokrinen Monotherapie.


Alpelisib ist ein  α-spezifischer Hemmer der Klasse-I-Phosphatidylinositol-3-kinase (PI3Kα).
Die PIK3CA-Mutationführt zu einer Überaktivierung des PI3K-Stoffwechselwegs, wodurch das Krebswachstum stimuliert wird.  Die Phosphoinositid-3-Kinase (PI3K) besteht aus einer regulatorischen und einer katalytischen Untereinheit, wobei es von Letzterer vier Isoformen gibt: alpha, beta, gamma und delta. PIK3CA codiert für die Alpha-Isoform. Alpelisib hemmt spezifisch PI3Kα.
In Kombination mit Fulvestrant verlängerte Alpelisib das progressionsfreie Überleben.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 28. Mai 2020

Ebolaimpfstoff von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Mai 2020 empfohlen, einen weiteren Impfstoff gegen Ebola (Ebola Zaire Virus) (Zabdeno und Mvabea, Janssen-Cilag) bei Personen ab dem Alter von 1 Jahr zuzulassen.

Die neue Ebola-Vakzine besteht aus zwei Komponenten, Zabdeno (AD26.ZEBOV) und Mvabea (MVA-BN-Filo). Zabdeno wird zuerst gegeben, Mvabea wird etwa 8 Wochen später als Booster verabreicht. Dieser Impfstoff ist daher nur zur Prophylaxe geeignet und nicht für einen Ausbruch, bei dem eine sofortiger Schutz erforderlich ist.
Die aktive Substanz von Myabea basiert auf einem multivalenten, rekombinanten, nicht replizierenden modifizierten Virusstamm von Ankara-Bavarian-Nordic (MVA-BN)-Virus, der kodiert für das Zaire Ebolavirus Mayinga variant glycoprotein (GP), Sudan Ebolavirus Gulu Variante GP,
Taï Forest Ebolavirus Nucleoprotein, Marburg Marburgvirus Musoke Variant GP.
Die aktive Substanz von Zabdeno besteht aus einer monovalenten, rekombinanten, nicht replizierbaren Ad26-Vektor-Vakzine, die für das GP von Zaire-Ebolavirus kodiert.

Die Impfung wurde bei über 3.300 Personen geprüft, die in in 5 klinischen Studien eingeschlossen waren.

Quellen
Mitteilung der EMA vom 28.5.2020 zu Myabena
Mitteilung der EMA vom 28.5.2020 zu Zabdeno
Pressemitteilung der EMA vom 29.5.2020

Bulevirtid von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom Mai 2020 empfohlen, Bulevirtid (Hepcludex, Myr GmbH) zur parenteralen Behandlung von Erwachsenen mit chronischer Hepatitis-Delta-Virus(HDV)-Infektion und kompensierter Lebererkrankung bedingt zuzulassen. 
Bulevirtid ist ein lineares Peptid aus 47 natürlich vorkommenden Aminosäuren. Am N-terminalen Ende trägt es eine Myristoyl-Gruppe, am C-terminalen Ende Carboxamid.
Es ist die erste Substanz, die für die Behandlung der HDV-Infektion zugelassen werden soll und sie wirkt über einen neuen Wirkungsmechanismus.
Bulevirtid ist ein Entry-Inhibitor, der den Eintritt von HBV und HDV in Hepatozyten verhindert, in dem es an den Natrium-Taurocholat-Cotransporters (NTCP) bindet und diesen inaktiviert. Dieser ist vor allem für die Aufnahme von Gallensalzen in die Zellen wichtig, aber auch die Viren benötigen ihn für den Eintritt in die Zelle.
Buleviritid senkt HDV-RNA-Spiegel und verringert die Symptome der Lebenentzündung. Häufigste unerwünschte Wirkungen waren Anstieg der Gallensalze, Reaktionen an der Injektionsstelle und Exazerbation der Hepatitis nach dem Absetzen von Bulevirtid. 


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 28. Mai 2020

Ozanimod von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 20. Mai 2020 Ozanimod soll für die orale Behandlung von Patienten mit schubförmig remittierender MS (RRMS) mit aktiver Erkrankung, definiert durch klinischen Befund oder Bildgebung, zugelassen.



Ozanimod ist wie Fingolimod oder Siponimod ein Sphingosin-1-phosphat(SIP)-Rezeptormodulator, es bindet selektiv an zwei der fünf S1P-Rezeptoren, nämlich S1P1 und S1P5.

Es wirkt als funktioneller Antagonist an S1P1-Rezeptoren auf Lymphozyten und verhindert so deren Auswanderung aus den Lymphknoten. Dadurch wird die Rezirkulation von T-Zellen in das zentrale Nervensystem verringert und die zentrale Entzündung begrenzt.

Ozanimod ist 10-mal selektiver für S1P1 als für S1P5 und hat nur eine geringe Wirkung auf andere
S1P-Rezeptoren (S1P2, S1P3 und S1P4). Ozanimod unterliegt beim Menschen einer umfangreichen
Metabolisierung und wird zu einer Reihe von zirkulierenden aktiven Metaboliten abgebaut.


Quelle
EPAR der EMA

Solriamfetol von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 16. Januar 2020 Solriamfetol (Sunosi, Jazz Pharm) für die orale Behandlung von Erwachsenen mit Narkolepsie (mit oder ohne Kataplexie) zugelassen, um die Wachheit zu verbessern und die exzessive Tagesschläfrigkeit zu verringern.
Außerdem kann es zur Verbesserung der Wachheit und zur Reduktion übermäßiger Schläfrigkeit
während des Tages bei erwachsenen Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA), deren übermäßige Tagesschläfrigkeit (EDS – Excessive Daytime Sleepiness) durch eine primäre OSA-Therapie,wie z. B. eine CPAP-Beatmung (CPAP, continuous positive airway pressure), nicht zufriedenstellend behandelt werden konnte.

Die Mechanismen von Solriamfetol zur Verbesserung der Wachheit bei Patienten mit übermäßiger Tagesschläfrigkeit in Zusammenhang mit Narkolepsie oder obstruktiver Schlafapnoe sind noch nicht vollständig geklärt. Seine Wirksamkeit könnte jedoch durch seine Aktivität als Dopamin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (DNRI, dopamine and norepinephrine reuptake inhibitor)
vermittelt werden.

Quelle:
EPAR der EMA

Sonntag, 7. Juni 2020

Isatuximab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 2. Juni 2020 Isatuximab (Sarclisa, Sanofi Aventis) in Kombination mit Pomalidomid und Dexamethason für die parenterale Behandlung von Erwachsenen mit rezidiviertem und refraktärem multiplem Myelom zugelassen, wenn sie mindestens zwei Vortherapien erhalten haben, die Lenalidomid und einen Proteasominhibitor enthalten haben und bei denen die Erkrankung nach der letzten Therapie fortgeschritten ist.

Isatuximab ist ein monoklonaler Antikörper, der an den CD38-Rezeptor bindet. CD38 ist ein transmembranäres Glykoprotein, das von MM-Zellen stark exprimiert wird.

Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden in der Phase-III-Studie ICARIA-MM untersucht.

Dienstag, 19. Mai 2020

Onasemnogen abeparvovec von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 18. Mai 2022 Onasemnogen abeparvovec (Zolgensma, Novartis) als Orphan Drug zugelassen für die Behandlung von Patienten mit 5q-assoziierter spinaler Muskelatrophie (SMA) und biallelischer Mutatation im SMN1-Gen, die
  • eine klinisch diagnostizierten Typ-1-SMA aufweisen oder 
  • bis zu 3 Kopien des SMN2-Gen aufweisen.

Die EU-Kommission hat am 18. Mai 2020 Onasemnogen abeparvovec (Zolgensma, AveXis, Novartis) beschleunigt und bedingt für die Behandlung von Kindern im Alter unter 2 Jahren mit 5q-assoziierter spinaler Muskelatrophie (SMA) zugelassen, die

  • eine biallelische Mutation im SMN1-Gen und eine klinisch diagnostizierten Typ-1-SMA aufweisen oder 
  • eine biallelischen Mutation im SMN1-Gen und bis zu 3 Kopien des SMN2-Gen aufweisen.

Onasemnogen-Abeparvovec ist eine Gentherapie, die darauf abzielt, eine funktionsfähige Kopie des
Survival-Motoneuron-Gens (SMN1) in die transduzierten Zellen einzubringen, um die  monogenetische Grundursache der Erkrankung zu behandeln.

Onasemnogen-Abeparvovec ist ein nicht replizierender rekombinanter AAV-Vektor, der ein
AAV9-Kapsid verwendet, um ein stabiles, voll funktionsfähiges menschliches SMN-Transgen bereitzustellen. Die Fähigkeit des AAV9-Kapsids, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und Motoneuronen zu transduzieren, ist erwiesen. Das in Onasemnogen-Abeparvovec vorhandene SMN1-Gen ist so konzipiert, dass es als episomale DNA im Kern der transduzierten Zellen liegt und in postmitotischen Zellen voraussichtlich über einen längeren Zeitraum stabil exprimiert wird. Es ist nicht bekannt, dass das AAV9-Virus beim Menschen Krankheiten verursacht. Das Transgen wird als selbst-komplementäres doppelsträngiges Molekül in die Zielzellen eingebracht. Die Expression des
Transgens wird durch einen konstitutiven Promotor (Hybrid aus Cytomegalievirus-Enhancer und Hühner-β-Aktin Promotor) ermöglicht, der zu einer kontinuierlichen, anhaltenden SMN-Proteinexpression führt.

Bereits die einmalige intravenöse Gabe der Gentherapie führt zur Expression des SMN-Protein der kindlichen Motoneuronen und verbessert damit Muskelbewegung und -Funktion sowie das Überleben des Kindes mit SMA. Die Dosierung basiert auf dem Körpergewicht.

Die Wirkung von Onasemnogen abeparvovec wurde in Phase-1-Studi­en (START) und in einer Phase-3-Studie (STR1VE-US) untersucht. Eine weitere Phase-3-Studie (STR1VE-EU) läuft derzeit in Europa. Die Zulassung beruht im We­sent­lichen auf den Ergebnissen der US-Studie, deren Ergebnisse noch nicht publiziert sind.

An der offenen Studie hatten 22 Patienten teilgenommen, von denen 20 Patienten im Alter von 14 Monaten ohne dauerhafte Beatmungsunterstützung am Leben waren, was beim natürlichen Verlauf der Erkrankung nur bei 1/4 der Patienten der Fall ist.

Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen war ein Anstieg der Leberenzyme und Erbrechen. Um die Gefahr von Leberschäden zu minimieren, werden die Patienten vor und nach der Behandlung vorübergehend systemisch mit Steroiden behandelt. Nach der Infusion wird die Leberfunktion über mindestens 3 Monate überwacht.

Der Preis der bisher teuersten Behandlung soll etwa 1,9 Millionen Euro für eine einzige Infusion betragen, die die Erkrankung angeblich  lebenslang stoppen soll. Der Beweis hierfür steht allerdings noch aus.

Die GWQ Service Plus hat Mitte April 2020 bekannt gegeben, dass sie mit der AveXis Inc. einen Vertrag mit einem erfolgsorientierten Erstattungsmodell abgeschlossen hat. Bei diesem Vertragsmodell werden mehrere patientenrelevante Outcome-Parameter berücksichtigt, wobei AveXis das Risiko übernimmt, im Vertragsfall gestaffelt bis zu 100% der Arzneimittelkosten zurückzuzahlen. Auch der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) hat in seinem Vertrag eine erfolgsorientierte Erstattungsvereinbarung vorgesehen, die angesichts der Besonderheiten einer Gentherapie zur einmaligen Applikation geboten sei.

Quelle:
EPAR der EMA

Freitag, 8. Mai 2020

Cefiderocol von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 23. April 2020 Cefiderocol (Fetcroja®, Shionogi) zur parenteralen Behandlung von Erwachsenen mit einer Infektion durch gramnegative aerobe Erreger zugelassen, für die nur begrenzte Therapiemöglichkeiten verfügbar sind.



Cefiderocol ist ein Siderophor-Cephalosporin. Es gelangt über das Eisentransportsystem der Bakterienzelle ins Zellinnere. Kleinmolekulare Siderophore werden von nahezu allen Bakterien produziert und freigesetzt und helfen der Bakterienzelle bei der aktiven Aufnahme von Eisen. 
Das Beta-Lactam-Antibiotikum enthält eine chlorierte Catechol-Seitenkette als Siderophor. Vom Ceftazidim hat es die 7-Acylamino-Seitenkette, die der Substanz Beta-Lactamase-Stabilität verleiht. Die quarternäre Ammoniumseitenkette (Pyrrolidinum-Gruppe) ist auch im Cefepim enthalten. Sie verbessert die antibakterielle Aktivität und stabilisiert gegenüber Beta-Lactamasen.
Cefiderocol bildet mit Eisen einen Chelatkomplex, der dann durch Eisentransportkanälse durch die äußere Membran der Bakterienzelle in den periplasmatischen Raum transportiert. 
Das Cephalosporin besitzt eine breite Aktivität gegen gramnegative aerobe Bakterien.


Quellen

Donnerstag, 7. Mai 2020

Anidulafungin, Caplacizumab, Carmustin, Encorafenib, Ivacaftor, Ixekizumab, Ledispavir/Sofosbuvir, Ravulizumab: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom April 2020 empfohlen, die Zulassung von Anidulafungin, Caplacizumab, Carmustin, Encorafenib, Ivacaftor, Ixekizumab, Ledispavir/Sofosbuvir und Ravulizumab zu erweitern.

  • Anidulafungin (Ecalta, Pfizer) soll künftig bei Patienten ab einem Alter von 1 Monat eingesetzt werden können.
  • Caplacizumab (Cablivi, Ablynx) soll künftig schon ab einem Alter von 12 Jahren bei Patienten, die mindestens 40 kg Körpergewicht eingesetzt werden können.
  • Carmustin (Carmustine Obvius) soll als Konditionierungstherapie vor einer autologen Stammzelltransplantation bei malignen hämatologischen Erkrankungen eingesetzt werden können.
  • Encorafenib (Braftovi, Pierre Fabre) soll künftig in Kombination mit Cetuximab für die Behandlung von Erwachsenen mit metastasiertem Kolorektalkarzinom und BRAF-V600-Mutation nach systemischer Vorbehandlung eingesetzt werden können.
  • Ivacaftor (Kalydeco, Vertex) soll künftig auch bei Patienten mit R117H-CFTR-Mutation eingesetzt werden können
  • Ixekizumab (Taltz, Lilly) soll künftig bei Patienten mit radiologisch nachgewiesener und nicht radiologisch nachgewiesener axialer Spondylarthritis eingesetzt werden können, wenn sie nicht ausreichend auf konventionelle Therapien ansprechen.
  • Ledispavir/Sofosbuvir (Harvoni, Gilead) soll künftig bei Kindern ab einem Alter von 3 Jahren eingesetzt werden können.
  • Ravulizumab (Ultomiris, Alexion) soll künftig bei Patienten ab  einem Körpergewicht von 10 kg eingesetzt werden können, die an atypischem hämolytischem urämischem Syndrom (aHUS) leiden und die bislang keinen Komplementinhibitor erhalten haben oder die über mindestens 3 Monate mit Eculizumab behandelt worden sind und darauf angesprochen haben. 


Quelle:
Mitteilung der EMA vom 27. April 2020

Luspatercept von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom April 2020 empfohlen, Luspatercept zur parenteralen Behandlung von Erwachsenen mit Transfusions-abhängigerAnämie aufgrund eines myelodysplastischen Syndroms mit sehr niedrigem, niedrigem oder intermediärem Risiko zuzulassen, die nicht ausreichend auf eine Erythropoetin-basierte Behandlung ansprechen oder dafür nicht geeignet sind. Außerdem soll Luspatercept für die Behandlung von Erwachsenen mit Transfusion-abhängiger Anämie im Zusammenhang mit einer Beta-Thalassämie zugelassen werden.

Luspatercept ist ein Erythrozyten-Reife-Aktivator. Es handelt es sich um ein Fusionsprotein aus einer modifizierten extrazellulären Domäne des Activin-Rezeptor Typ IIB, der zur TGF-β-Rezeptorfamilie gehört, und dem Fc-Fragment des humanen IgG1.
Luspatercept wirkt als Ligand für mehrere Zytokine der TGFβ-Familie, nämlich GDF-8, GDF-11 und Activin A. Diese Zytokine hemmen über den SMAD2/3-Signalweg die späte Phase der Erythropoese und damit die Ausreifung der roten Blutkörperchen. Luspatercept wirkt sozusagen als Liganden-Falle und fördert die Erythropoese.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 27. April 2020

Glasdegibvon der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom April 2020 empfohlen, Glasdegib (Daurismo, Pfizer) in Kombination mit niedrig dosiertem Cytarabin zur oralen Behandlung von Patienten mit neu diagnostizierter oder sekundärer aktuer AML zuzulassen, die für eine Standard-Induktionschemotherapie nicht in Frage kommen.



Glasdegib ist ein oral bioverfügbarer Inhibitor des Hedgehog-Signalwegs. Es bindet an den Smoothened-Rezeptor (SMO), ein G-Protein-gekoppeltes Rezeptor-artiges Molekül, das diesen Signalweg positiv reguliert und letztlich Faktoren aktiviert und freisetzt, die die Transkription von Hedgehog-Targetgenen induzieren.
Die Zulassungsempfehlung basiert vor allem auf den Ergebnissen der randomisierten, offenen Phase-II-Studie BRIGHT 1003, in die erwachsene Patienten mit zuvor unbehandelter (de novo oder sekundärer) AML, die nicht für eine intensive Chemotherapie in Frage kamen („unfitte“ Patienten) aufgenommen worden waren. Sie wurden randomisiert mit niedrig dosiertem Cytarabin mit (n = 88) und ohne Glasdegib (n = 44) behandelt. Der primäre Endpunkt, das Gesamtüberleben lag mit Glasdegib bei 8,8 Monaten und ohne Glasdegib bei 4,9 Monaten im Median. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Übelkeit, Erbrechen, verminderter Appetit, Müdigkeit, Muskelkrämpfe, Durchfall, Geschmacksstörungen, Verstopfung, Bauchschmerzen und Hautausschlag.
Nach Vismodegib und Sonidegib hat der Ausschuss für Humanarzneimittel nun den dritten Hedgehog-Signalweg-Inhibitor zur Zulassung empfohlen, allerdings in einer anderen Indikation. Vismodegib (Erivedge®) und Sonidegib (Odomzo®) können beim Basalzellkarzinom eingesetzt werden.

Quelle:
Mitteilung der EMA vom 27. April 2020

Dienstag, 14. April 2020

Anakinra, Brentuximab vedotin, Budesonid, Conestat alfa, Etravirin, Secukinumab: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom März 2020 empfohlen, die Zulassung von Anakinra,  Brentuximab vedotin, Budesonid, Conestat alfa, Etravirin, Secukinumab zu erweitern.


  • Anakinra (Kineret, Swedish Orpahn Biovitrum) soll künftig in Kombination mit Colchicin  bei familiärem Mittelmeerfieber eingesetzt werden können.
  • Brentuximab vedotin (Adcetris, Takeda) soll künftig in Kombination mit Cyclophosphamid, Doxorubicin und Prednison bei Erwachsenen mit nicht vorbehandeltem anaplastischem großzelligem Lymphom (sALCL) eingesetzt werden können.
  • Budesonid (Jorveza, Falk) soll künftig in als im Mund auflösbare Tablette mit 0,5 mg Budesonid zur Erhaltungstherapie bei eosinophiler Ösophagitis eingesetzt werden können
  • Conestat alfa (Ruconest, Pharming) soll künftig bei Kindern ab einem Alter von 2 Jahren eingesetzt werden können.
  • Etravirin (Intelence, Janssen-Cilag) soll künftig bei Kindern ab 2 Jahren mit HIV-Infektion eingesetzt werden können.
  • Secukinumab (Cosentyx, Novartis) soll künftig bei nicht radiologisch nachgewiesener axialer Spondylarthritis (nr-axSpA) eingesetzt werden können. 


Quelle
Mitteilung der EMA vom 23.3.2020

Onasemnogen abeparvovec von der EMA zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom März 2020 empfohlen, Onasemnogen abeparvovec (Zolgensma, AveXis, Novartis) beschleunigt und bedingt für die Behandlung von Kindern im Alter unter 2 Jahren mit spinaler Muskelatrophie zugelassen, die Mutationen im SMN1-Gen und im SMN2-Gen  aufweisen.

Die Gentherapie basiert auf Adeno-assoziierten Viren als Vektor. Der Vektor liefert eine voll funktionale Kopie des humanen SMN-Gens in die Zielzellen. Die einmalige intravenöse Gabe der Gentherapieführt zur Expression des SMN-Protein der kindlichen Motoneuronen und verbessert damit Muskelbewegung und -Funktion sowie das Überleben des Kindes mit SMA. Die Dosierung basiert auf dem Körpergewicht.
Die Wirkung von Onasemnogee abeparvovec wurde in Phase-1-Studi­en (START) und in einer Phase-3-Studie (STR1VE-US) untersucht. Eine weitere Phase-3-Studie (STR1VE-EU) läuft derzeit in Europa. Die Zulassungsempfehlung der EMA beruht im we­sent­lichen auf den Ergebnissen der US-Studie, deren Ergebnisse noch nicht publiziert sind.
An der offenen Studie hatten 22 Patienten teilgenommen, von denen 20 Patienten im Alter von 14 Monaten ohne dauerhafte Beatmungsunterstützung am Leben waren, was beim natürlichen Verlauf der Erkrankung nur bei 1/4 der Patienten der Fall ist.
Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen war ein Anstieg der Leberenzyme und Erbrechen. Um die Gefahr von Leberschäden zu minimieren, werden die Patienten vor und nach der Behandlung vorübergehend systemisch mit Steroiden behandelt. Nach der Infusion wird die Leberfunktion über mindestens 3 Monate überwacht.
Der Preis der bisher teuersten Behandlung soll etwa 1,9 Millionen Euro für eine einzige Infusion betragen, die die Erkrankung angeblich  lebenslang stoppen soll. Der Beweis hierfür steht allerdings noch aus.

Quelle
Mitteilung der EMA vom 26. 3. 2020