Montag, 21. Dezember 2020

Libmeldy von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 17. Dezember 2020 die Gentherapie Libmeldy (Orchard Therapeutics)zur Anwendung bei Kindern mit der späten infantilen oder der frühen juvenilen Form der metachromatischen Leukodystrophie (MLD) zugelassen. Diese Kinder sind Träger des defekten Gens, haben allerdings noch keine Symptome entwickelt. Zudem ist Libmeldy auch bei Kindern angezeigt, bei denen die frühkindliche Form diagnostiziert wurde und die zwar bereits Symptome zeigen, aber noch selbständig gehen können und keine kognitiven Defekte erkennen lassen. 
Die metachromatische Leukodystrophie (MLD) ist eine seltene neurodegenerative Erbkrankheit, bei der es zur Anhäufung von sulfatierten Glykosphingolipiden, besonders Sulfogalaktosyl-Ceramiden oder Sulfogalakto-Cerebrosiden im Nervensystem und in den Nieren kommt. Die MLD wird autosomal-rezessiv vererbt. Ursache ist ein Defekt im Stoffwechsel von Cerebrosidsulfat. Meist besteht ein Defekt der Arylsulfatase A (ARSA). 

Bei der spät-infantilen Form der MLD ist die Aktivität der Arylsulfatase A sehr niedrig oder fehlt ganz. Auch bei der juvenilen Form bestehen Enzymmangel und Sulfatidurie, aber weniger stark ausgeprägt als bei der infantilen Form. Bei der adulten Form wird eine größere Restaktivität des Enzyms gefunden.

Die durch die Anhäufung der sulfatierten Glykosphingolipide verursachten Schädigungen führen zum fortschreitenden Verlust der motorischen und kognitiven Fähigkeiten und letztlich zum Tod. Gegenwärtig gibt es keine Heilung für eine MLD. 

Libmeldy ist als einmalige Gentherapie konzipiert, die in Zusammenarbeit von Orchard Therapeutics mit dem San Raffaele-Telethon Institut für Gentherapie (SR-Tiget) in Mailand, Italien, entwickelt worden ist. 

Aus Knochenmark oder Blut gewonnene CD34-positive hämatopoetische Stammzellen (HSC) und Progenitorzellen des Patienten werden modifiziert, in dem mit Hilfe eines lentiviralen Vektors Kopien des ARSA-Gens in das Genom der HSC eingefügt werden. Diese modifizierten Zellen werden dem Patienten wieder einmalig infundiert und sie können dann Arylsulfatase A produzieren. 

Klinische Studien zeigten, dass Libmeldy bei Patienten, bei denen noch keine Symptome aufgetreten waren, am wirksamsten war. Nach Gabe der Gentherapie blieben ihre kognitiven und motorischen Funktionen erhalten und waren mit der von gesunden Personen während des Beobachtungszeitraums vergleichbar. Bei Patienten mit der frühen jugendlichen Form der MLD, die bereits bei der ersten Gabe von Libmeldy Symptome zeigten, waren die Wirkungen weniger ausgeprägt.

Quelle:

Info der EMA


Keine Kommentare: