Mittwoch, 27. Februar 2008

ESA erhöhen Sterblichkeit von Krebspatienten

Erythropoese-stimulierende Agenzien (ESA) wie Epoetin und Darbepoetin, die bei Krebspatienten zur Behandlung der Anämie eingesetzt werden, können das Sterbe-Risiko und das Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) erhöhen.
Dies ergab eine Metaanalyse mit den Daten aus 51 randomisierten Phase-III-Studien von rund 14.000 Krebspatienten. Patienten, die Epoetin oder Darbepoetin erhielten, hatten ein um etwa 10 % erhöhter Risiko zu sterben im Vergleich zu den Kontrollpatienten.
Den VTE-Daten liegen 38 Studien mit 8.000 Patienten zugrunde, das Risiko wurde durch ESA signifikant erhöht.
Die Daten werden sicher bei einem FDA-Gutachtermeeting im März zur Sicherheit von ESA diskutiert werden.
Quelle:
Bennett CL et al. Venous Thromboembolism and Mortality Associated With Recombinant Erythropoietin and Darbepoetin Administration for the Treatment of Cancer-Associated Anemia. JAMA 2008;299:914-24.
http://jama.ama-assn.org/cgi/content/short/299/8/914

Dienstag, 26. Februar 2008

Lymphome: Großer Therapiefortschritt durch Rituximab

Der monoklonale Antikörper Rituximab (MabThera®) hat die Therapie der Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) bereichert wie kaum eine andere Substanz.
Rituximab ist ein monoklonaler Antikörper, der gegen die Oberflächenstruktur CD20 gerichtet ist. CD20 ist ein Markermolekül, das für B-Lymphozyten charakteristisch und spezifisch ist. Rituximab bindet an die CD20-Moleküle und mobilisiert so das körpereigene Immunsystem, diese derartig markierten Zellen zu zerstören. Die zerstörten Krebszellen werden – über einen Zeitraum von 9 bis 12 Monaten – wieder durch gesunde B-Zellen ersetzt, der Bestand des Immunsystems an normalen B-Zellen wird wieder aufgefüllt.
Zehn Jahre nach der ersten Zulassung ist es aus der Lymphomtherapie nicht mehr wegzudenken und inzwischen zum Standard bei der Behandlung aggressiver und follikulärer Lymphome geworden. Durch Rituximab, das in Kombination mit Chemotherapie gegeben wird, können fast doppelt so viele Patienten mit aggressivem Lymphom als früher geheilt werden. Bei Patienten mit follikulären Lymphomen wird durch die Rituximab zumindest eine deutliche Verlängerung des Überlebens erreicht. Möglicherweise können die Heilungsraten durch neue Dosisregime, wie eine dosisdichte Verabreichung, noch weiter steigen.

Vor kurzem wurde die Zulassung von Rituximab erweitert. Es kann nun auch zur Erstlinien-Behandlung des follikulären Lymphoms im Stadium III bis IV in Kombination mit jeder Art von Chemotherapie eingesetzt werden. Hierzu liegen vier große randomisierte Phase-III-Studien vor, in denen ein Überlebensvorteil mit Rituximab nachgewiesen werden konnte.

Als potenziell neue Indikation wird Rituximab auch für die Behandlung der chronisch-lymphatischen Leukämie geprüft.
Rituximab ist darüber hinaus in Kombination mit Methotrexat bei erwachsenen Patienten mit schwerer aktiver rheumatoider Arthritis, die ungenügend. auf DMARDs einschließlich einer oder mehrerer anti-TNF-Therapien angesprochen oder diese nicht vertragen haben, angezeigt.

Rituximab könnte aber auch für die Behandlung weiterer Erkrankungen von Interesse sein. So wurden vor kurzem erste Daten zur Wirkung bei multipler Sklerose publiziert (http://medpharmtext.blogspot.com/search/label/Rituximab).

Quellen:
Pressekonferenz der Firma Hoffmann LaRoche, Frankfurt, 23. Januar 2008

Pfreundschuh M et al. Dose-Dense Rituximab Improves Outcome of Elderly Patients with Poor-Prognosis Diffuse Large B-Cell Lymphoma (DLBCL): Results of the DENSE-R-CHOP-14 Trial of the German High-Grade Non-Hodgkin Lymphoma Study Group (DSHNHL).
ASH 2007, Abstract 789, http://www.onkodin.de/zms/content/e20556/e20633/e49579/e49698/e49701

Vidal L et al.
Meta Analysis: Rituximab as Maintenance Therapy for Patients with Follicular Lymphoma. ASH 2007. Abstract 3408, http://www.onkodin.de/zms/content/e20556/e20633/e49579/e49596/e49797/index_ger.hml?ZMS_PARAM0=search&ZMS_PARAM1=vidal*

Neue Zulassungsempfehlungen der EMEA

Das Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) der EMEA hat in seinem Treffen vom 18. bis 21. Februar 2008 u. a. für folgende neuen Substanzen eine Zulassungsempfehlung ausgesprochen:

· Präpandemischer inaktivierter, adjuvanter H5N1-Impfstoff: Prepandrix (GSK), ein Impfstoff gegen die Vogelgrippe, die bei einem offiziell deklarierten Ausbruch angewendet werden kann.

· Febuxostat (Adenuric, Ipsen) zur Behandlung der chronischen Hyperurikämie

· Micafungin (Mycamine, Astellas Pharma): Echinocandin zur Behandlung systemischer Pilzinfektionen

· Ambrisentan (Volibris, GSK) zur Behandlung von pulmonalem Hochdruck (Orphan drug)

Quelle:
http://www.emea.europa.eu/pdfs/human/press/pr/8727708en.pdf

Gastroösophageales Karzinom: Capecitabin plus Oxaliplatin

Bei Patienten mit metastasiertem Magen- und Ösophagus-Karzinom kann die belastende Dauerinfusion von Fluorouracil durch eine orale Therapie mit dem Fluoropyrimidin Capecitabin (Xeloda®) und Cisplatin durch das Platinderivat Oxaliplatin (Eloxatin®) ersetzt werden. Dies ergab die REAL-2-Studie (Randomized ECF for Advanced and Locally Advanced Esophagogastric Cancer 2), Phase-III-Studie im 2 x 2-Design, in der 1.002 Patienten in einen der folgenden Behandlungsarme randomisiert wurden

  • Epirubicin, Cisplatin, Fluorouracil (ECF) (n = 263)
  • Epirubicin, Cisplatin, Capecitabin (ECX) (n = 250)
  • Epirubicin, Oxaliplatin, Fluorouracil (EOF) (n = 245)
  • Epirubicin, Oxaliplatin, Capecitabin (EOX) (n = 244)

Primäres Ziel war der Nachweis der Nichtunterlegenheit in der Wirkung auf das Gesamtüberleben von Capecitabin versus Fluorouracil und von Oxaliplatin versus Cisplatin in der Per-Protokoll-Analyse.
Die REAL-2-Studie ergab, dass die Dreifachkombination aus Capecitabin, Oxaliplatin und Epirubicin mindestens vergleichbar gut wirksam und verträglich wie die bisherige Standardtherapie ist. Vorteilhaft ist, dass mit dieser Kombination die Unannehmlichkeiten (Implantation eines Ports, Pumpe) und Komplikationen, die mit der Fluorouracil-Dauerinfusion verbunden sind, vermieden werden. Darüber hinaus werden Krankenhaus- und Praxisaufenthalte verkürzt.


Quelle:
Cunningham D et al. Capecitabine and oxaliplatin for advanced esophagogastric cancer. N Engl J Med. 2008; 358: 36-46.

Ciprofloxacin-resistente N. meningitidis in USA

In den USA sind drei Fälle berichtet worden, in denen Ciprofloxacin-resistente Neisseria meningitidis als Auslöser einer Meningokokken-Meningitis nachgewiesen wurden. Die amerikanischen Centers for Disease Control raten deshalb, dass Ciprofloxacin in solchen Fällen nicht zur Prophalxe bei Kontaktpersonen von Meningitispatienten eingesetzt werden sollen.
Quelle:
http://www.cdc.gov/mmwr/preview/mmwrhtml/mm5707a2.htm

Mehr Blutkrebs nach Cyclophosphamid-Einnahme wegen rheumatoider Arthritis

In einer Kohorte von 23.810 Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) in Quebec (Kanada) zeigte sich eine erhöhte Rate von hämatologischen Neoplasmen, insbesondere Lymphomen bei den Patienten, die Cyclophosphamid einnahmen. Die Patienten waren zwischen 1980 und 2003 mindestens einmal mit sogenannten DMARDs (disease-modifying antirheumatic drugs) wie Methotrexat, Azathioprin oder Cyclophosphamid behandelt worden.
Auch von neueren Antirheumatika, wie TNF-Hemmern, wurde eine erhöhte Lymphom-Rate berichtet. Die Autoren weisen darauf hin, dass bei der Erfassung des Risikos von neuen Substanzen sorgfältig auf frühere und gleichzeitige andere Therapien geachtet werden sollte.

Quelle:
Bernatsky S, Clarke AE, Suissa S. Hematologic malignant neoplasms after drug exposure in rheumatoid arthritis. Arch Intern Med 2008;168:378-81.
http://archinte.ama-assn.org/cgi/content/abstract/168/4/378

Dienstag, 19. Februar 2008

NSCLC-Studie mit Nexavar® gestoppt

Nach einer planmäßigen Zwischenanalyse hat das unabhängige Data Monitoring Committee (DMC) empfohlen, eine Phase-III-Studie zu Sorafenib bei Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) vorzeitig zu beenden, weil die Sterblichkeit bei Patienten mit Plattenepithelkarzinom in der Sorafenib-Gruppe höher war.
In der Studie wurden Sicherheit und Wirksamkeit von Sorafenib in Kombination mit Carboplatin und Paclitaxel im Vergleich zur Chemotherapie allein geprüft. Das DMC hielt es für unwahrscheinlich, dass der primäre Studienendpunkt, eine Verbesserung der Gesamtüberlebensdauer, erreicht würde. Die Ergebnisse zur Sicherheit waren vergleichbar mit den Erkenntnissen aus früheren Studien, wobei für die Untergruppe von Patienten mit Plattenzellkarzinom eine höhere Letalität nach Behandlung mit Sorafenib in Kombination mit Carboplatin und Paclitaxel im Vergleich zu Carboplatin und Paclitaxel alleine beobachtet wurde.

Quelle:
http://www.baynews.bayer.de/baynews/baynews.nsf/ID/0A56B23443F11C6BC12573F30050244E?Open&ccm=001

Montag, 18. Februar 2008

Rote-Hand-Brief zu CellCept®

Bei Patienten unter Mycophenolatmofetil wurden vereinzelte Fälle progressiver multifokaler Leukenzephalopathie beobachtet. Die Fallberichte enthalten begleitende Faktoren, die eine Einordnung der PML erschweren. Eine Beteiligung von Mycophenolatmofetil an dieser Nebenwirkung kann nicht ganz ausgeschlossen werden. Die Fachinformation wurde entsprechend aktualisiert.

Quelle:
http://www.akdae.de/20/40/Archiv/2008/20080218.pdf

Donnerstag, 14. Februar 2008

Hilft B-Zell-Verringerung bei Multipler Sklerose?

B-Zellen könnten zu einem neuen Target in der Behandlung der multiplen Sklerose werden. Eine Phase-II-Studie bei MS-Patienten zeigte, dass mit Rituximab, einem Antikörper der zur Verringerung von CD20-positiven B-Zellen führt, beim MRI signifikante Besserungen bei MS-Patienten erzielt werden konnten.
Diese vielversprechenden Ergebnisse sollen nun in Phase-III-Studien weiter untersucht werden.

Quelle:
Hauser SL et al. B-Cell Depletion with Rituximab in Relapsing–Remitting Multiple Sclerosis. N Engl J Med 2008;358:676-88.
http://content.nejm.org/cgi/content/full/358/7/676

ClinicalTrials.gov number, NCT00097188

Glucose-Arm der ACCORD-Studie gestoppt

Das National Heart, Lung and Blood Institut hat einen Arm der ACCORD-Studie (Action to control cardiovascular risk in Diabetes) gestoppt, weil ein erhöhtes Sterberisiko bei den Patienten beobachtet wurde, deren Blutglucose-Spiegel stark gesenkt werden sollte.
5.128 Studienteilnehmer in 77 nordamerikanischen Zentren, deren HbA1c-Wert auf unter 6,0 % gesenkt werden sollte, werden nun auf einen Zielwert von 7 bis 7,9 % behandelt, so wie bisher schon die Teilnehmer in der Kongrollgruppe.
Das Data and Safety Monitoring Board der ACCORD empfahl diese Maßnahme, weil in der Gruppe mit intensiver Glucose-Senkung 257 Patienten gestorben waren, während es in der Standardtherapie-Gruppe nur 203 Todesfälle gab. Dies bedeutete einen Unterschied von 3 pro 1.000 Teilnehmern pro Jahr bei einer durchschnittlichen Dauer von 4 Jahren. Erste Analysen ergaben keinen Zusammenhang zu einer bestimmten Arzneimittel-Therapie. Bislang ist unklar, warum die intensive Senkung des Blutglucose-Spiegels die Sterblichkeit erhöht.

Quelle:
Pressemitteilung: http://public.nhlbi.nih.gov/newsroom/home/GetPressRelease.aspx?id=2551

Probiotika erhöhen Sterblickeit bei Patienten mit schwerer Pankreatitis

Probiotika erhöhen die Sterblichkeit bei Patienten mit schwerer Pankreatitis, sie reduzieren das Risiko infektiöser Komplikationen bei diesen Patienten nicht. Dies ergab eine Studie von Hein Gooszens et al., Utrecht, die online am 14. Februar 2008 im Lancet publiziert wurde.
Infektionen als Komplikationen und eine dadurch bedingte erhöhte Sterblichkeit sind bei Patienten mit akuter Pankreatitis gefürchtet. Diese Komplikation beginnt mit einem Überwachsen von Darmbakterien, weshalb prophylaktisch Probiotika eingesetzt werden, um diesen Vorgang zu verhindern. In einer randomisierten, doppelblinden, Plazebo-kontrollierten Studie mit 296 Patienten wurde nun Wirksamkeit und Verträglichkeit eine Prophylaxe mit Probiotika untersucht. Jeder Patient erhielt innerhalb von 72 Stunden nach Symptombeginn ein Probiotikum (n = 152) oder ein Plazebo (n = 144) zweimal täglich über 28 Tage.In der Studie wurde als Probiotikum das Präparat Ecologic 641, Winclove Bio Industries, Amsterdam, eingesetzt. Es enthält sechs Stämme gefriergetrockneter löslicher Bakterien: Lactobacillus acidophilus, Lactobacillus casei, Lactobacillus salivarius, Lactococcus lactis, Bifidobacterium bifidum und Bifido-bacterium lactis. Die tägliche Dosis betrug 1010 Bakterien.
Infektiöse Komplikationen waren in beiden Gruppen ähnlich häufig: 46 Patienten in der Probiotika-Gruppe und 41 Patienten in der Plazebo-Gruppe. Allerdings starben in der Probiotika-Gruppe 24 Patienten (16 %), während es in der Plazebo-Gruppe nur 9 (6 %) waren. Neun Patienten der Probiotika-Gruppe entwickelten eine Darmischämie, acht davon starben. In der Plazebo-Gruppe trat kein solcher Fall auf.

Offen ist, ob Probiotika anderer Zusammensetzung diese ungünstige Wirkung nicht haben. Dennoch können Probiotika nicht länger als harmlose Adjuvanzien, insbesondere bei schwer kranken Patienten, angesehen werden.
Darauf weist auch ein Beitrag von Panknin und Trautman hin, in dem über teilweise schwer verlaufende Fungämien bei Intensivpatienten berichtet wird, die mit Probiotika behandelt werden, die S. boulardii enthalten.

Quellen:
Besselink MGH, et al.
Probiotic prophylaxis in predicted severe acute pancreatitis: a randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet Published Online February 14, 2008 DOI:10.1016/S0140-6736(08)60207-X.
http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS014067360860207X/abstract?isEOP=true

Panknin HT, Trautmann M. Fungämierisiko durch Gabe von S. boulardii bei Intensivpatienten? Arzneimitteltherapie 2008;26:68-70.

Mittwoch, 13. Februar 2008

Was kosten Rücken- und Nackenschmerzen?

Die Kosten zur Behandlung von Rücken- und Nackenschmerzen sind hoch und steigen kontinuierlich, ohne dass ein entsprechender Nutzen zu registrieren ist. Dies zeigte eine amerikanische Erhebung. Im Jahr 2005 litten rund 25 % der erwachsenen US-Amerikaner an Schmerzen im Lendenwirbelbereich und 14 % an Nackenschmerzen. Die Erhebung ergab, dass die Kosten für die Behandlung von Wirbelsäulenproblemen pro Patient von 4.695 US-Dollar im Jahr 1997 auf 6.096 US-Dollar im Jahr 2005 gestiegen sind. Bereinigt um die Inflationsrate stiegen die Kosten von 1997 bis 2005 um 65 % und damit stärker als alle anderen Gesundheitsausgaben.
Die Autoren schätzen, dass pro Jahr in den USA etwa 86 Milliarden Dollar für die Behandlung von Patienten mit Wirbelsäulenproblemen aufgewendet werden müssen, dies sind 9 % der gesamten Gesundheitskosten. Krebserkrankungen verursachen Kosten von 89 Milliarden und Diabetes mellitus von 98 Milliarden US-Dollar. Der starke Anstieg bei den Arzneimittelausgaben ist durch den vermehrten Gebrauch von Gabapentin, Fentanyl und retardiertem Oxycodon mit verursacht (Abb. aus der Originalarbeit), ohne dass dies jedoch einen sichtbaren Nutzen hat.


Quelle:
Martin IB, Deyo RA,
Mirza SK, Turner JA, et al. Expenditures and health status among adults with back and neck problems. JAMA 2008;299 :656-64.
http://jama.ama-assn.org/cgi/content/abstract/299/6/656?lookupType=volpage&vol=299&fp=656&view=short

Dienstag, 12. Februar 2008

Rote-Hand-Brief zu Moxifloxacin

Die Bayer Vital GmbH informiert in einem Rote-Hand-Brief vom 11. Februar 2008 über schwerwiegende Nebenwirkungen des Fluorchinolons Moxifloxacin. So besteht bei der Behandlung mit Moxifloxacin das Risiko, dass sich eine fulminante Hepatitis entwickelt, die potentiell zu einem lebensbedrohlichen Leberversagen führen kann. Außerdem können lebensbedrohliche bullöse Hautreaktionen auftreten.
Es ist bekannt, dass Moxifloxacin Nebenwirkungen an der Leber auslösen kann. Auch bullöse Hautreaktionen sind vereinzelt schon bisher beobachtet worden.
Einzelheiten unter:
http://www.akdae.de/20/40/Archiv/2008/20080211.pdf

Montag, 11. Februar 2008

Europäische Zulassungbehörde empfiehlt Zulassung von Dabigatran

Das CHMP der Europäischen Zulassungsbehörde hat die Zulassung des direkten oralen Thrombin-Hemmers Dabigatran (Pradaxa®) für die Prävention von venösen Thromboembolien bei Patienten, die sich einer Hüftgelenkstransplantation oder einem entsprechendem Eingriff am Kniegelenk unterziehen, empfohlen.



Dabigatran wird von Boehringer Ingelheim in allen 27 Ländern der EU als Pradaxa® eingeführt werden.

Quelle:
http://www.boehringer-ingelheim.com/corporate/asp/news/ndetail.asp?ID=5234

Donnerstag, 7. Februar 2008

Diabetes mellitus: Intensive multifaktorielle Therapie senkt Risiko

Eine intensive multifaktorielle Therapie senkt bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und Mikroalbuminurie die Sterblichkeit.
Dies ergab die Verlängerung der Steno-2-Studie, in der 160 erwachsene Dänen randomisiert eine konventionelle oder eine intensivierte Behandlung über 7,8 Jahre erhielten. Die intensivierte Therapie umfasste z. B. CSE-Hemmer, ACE-Hemmer, Acetylsalicylsäure und Allgemeinmaßnahmen, um einen HbA1c-Wert unter 6,5 % und einen Gesamtcholesterol-Spiegel unter 175 mg/dl zu erreichen. Nach 7,8 Jahren wurde allen Patienten der Steno-2-Studie die intensivierte Therapie angeboten und über weitere 5,5 Jahre fortgeführt. Primärer Endpunkt nach 13,3 Jahren war die Zeit bis zum Tod.
In der Intensiv-Gruppe starben 24 Patienten, in der konventionellen Gruppe 40 Patienten. Das Sterberisiko war damit in der Intensiv-Gruppe signifikant geringer, vor allem kardiovaskuläre Todesfälle wurden verringert.

Quelle:
Gæde, P et al. Effect of a multifactorial intervention on mortality in type 2 diabetes. N Engl J Med 2008;358:580-91.
http://content.nejm.org/cgi/content/abstract/358/6/580

Pharmakogenetisches Screening verringert Abacavir-Nebenwirkungen

Der nucleosidische reverse-Transcriptase-Hemmer Abacavir verursacht bei der Behandlung von HIV-Patienten zwar weniger Lipodystrophien als andere Substanzen, er löst aber relativ häufig, nämlich bei 5 bis 8 % der Patienten, eine Überempfindlichkeitsreaktion aus, die lebensbedrohlich werden kann.
Nun wurde in einer Studie mit 1.956 HIV-infizierten Erwachsenen untersucht, ob diese Nebenwirkung durch eine Screening auf HLA-B*5701 vermieden werden kann. Im Jahr 2002 war nämlich erstmals von zwei Forschungsgruppen berichtet worden, dass zwischen dem Major Histocompatibilitäts-Komplex Klasse-I-Allel HLA-B*5701 und der Überempfindlichkeitsreaktion auf Abacavir ein Zusammenhang besteht.
Die Patienten erhielten randomisiert Abacavir ohne prospektives Screening (Kontrollgruppe) oder Abacavir erst nach einen prospektiven Screening. War das Screening positiv, wurden sie nicht mit dem Transcriptase-Hemmer behandelt. Dies war bei 55 von 980 Patienten (5,6 %) der Fall.
In der Screening-Gruppe trat keine immunologisch bestätigte Überempfindlichkeitsreaktion auf, während in der Kontrollgruppe 2,7 %% der Patienten eine solche Reaktion aufwiesen. Eine klinische Reaktion zeigten 3,4 % der Screening-Gruppe und 7,8 % der Kontrollgruppe.
Damit ist zum ersten Mal in der Therapie der HIV-Infektion der Nutzen eines pharmakogenetischen Screenings gezeigt worden. Dies ist ein weiterer Schritt in Richtung individualisierte Therapie.

Quellen:
Mallal S. et al. HLA-B*5701 Screening for Hypersensitivity to Abacavir. N Engl J Med 2008;358:568-79. http://content.nejm.org/cgi/content/abstract/358/6/568
Ingelman-Sundberg M. Pharmacogenomic Biomarkers for Prediction of Severe Adverse Drug Reactions.
N Eng J Med 2008;358:637-9. http://content.nejm.org/cgi/content/extract/358/6/637

Montag, 4. Februar 2008

Capecitabin zur Behandlung von metastasiertem Kolorektalkarzinom zugelassen

Die Europäische Zulassungsbehörde hat orales Capecitabin (Xeloda) für die Behandlung von Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom in Kombination mit jeder anderen Chemotherapie in allen Behandlungsstadien mit oder ohne Bevacizumab (Avastin) zugelassen.
Die Zulassung basiert auf der NO16966- und der NO16967-Studie.
In der NO16966-Studie, einer internationalen Phase-III-Studie, wurden 2.034 Patienten eingeschlossen. Sie ergab, dass die Kombination aus Capecitabin und Oxaliplatin (XELOX) vergleichbar wirksam wie FOLFOX (Folinsäure, Fluorouracil, Oxaliplatin) ist und dass die zusätzliche Gabe von Bevacizumab das progressionsfreie Überleben der Patienten verlängert.
In der NO16967-Stude, einer internationalen Phase-III-Studie mit 627 Patienten, die mit Irinotecan vorbehandelt waren und die unter einem Rezidiv oder einer progredienten Erkrankung litten, zeigte sich ebenfalls, dass XELOX vergleichbar gut auf das progressioinsfreie Überleben wirkte wie FOLFOX.

Quelle:
http://www.roche.com/home/media/med_div/med_div_pharma/med_pha_2008/med-div-2008-02-04.htm

Samstag, 2. Februar 2008

Lacosamid - neues Antiepileptikum in klinischer Entwicklung

Lacosamid (früher Harkoseride oder SPM-927) ist ein neues Antiepileptikum, das sich in Phase III der klinischen Entwicklung befindet und das voraussichtlich noch in diesem Jahr in Europa und in den USA als Vimpat in den Handel kommen wird.
Lacosamid ist eine so genannte funktionalisierte Aminosäure. Das Glycin-Molekül ist strukturell verändert, und zwar durch Acetylierung am N-Atom, durch eine Ether-Funktion an C-2 (Methoxymethyl-Rest) und die N-Benzyl-amid-Struktur.
Lacosamid wirkt zum einen als Natriumkanal-Modulator: In elektrophysiologischen Studien verstärkte Lacosamid selektiv die langsame Inaktivierung spannungsabhängiger Natriumkanäle, ohne dabei die schnelle Inaktivierung zu beeinflussen. Es vermindert selektiv überschießende Nervenreaktionen, ohne die normale Kommunikation der Nervenzellen zu beeinflussen. Damit sollen pathologische Aktionen gehemmt und gleichzeitig physiologische Aktionen aufrecht erhalten werden.
Der zweite Mechanismus ist eineWechselwirkung mit dem Collapsin Response Mediator Protein-2 (CRMP-2), einem neuronalen Protein,das beim Auswachsen von Nervenfortsätzen - bedingt durch epileptische Anfälle oder Schmerzen - und der Exzitotoxizität eine wichtige Rolle spielt. Diese Interaktion könnte den Verlauf der Krankheit beeinflussen.
Lacosamid steht als intravenöse und orale Darreichungsform zur Verfügung. Es hat eine hohe Bioverfügbarkeit von fast 100 %. Nach oraler Gabe sind maximale Plasmaspiegel nach 1 bis 2 h erreicht. Die Halbwertszeit liegt bei 13 h, was eine zweimal tägliche Applikation ermöglicht. 95 % einer Dosis werden im Urin ausgeschieden, und zwar 40 % unverändert und 30 % als inaktiver Metabolit. Wechselwirkungen mit anderen Antiepileptika wurden nicht gesehen.
Bislang wurden über 3.500 Patienten untersucht, davon über 1.200 in randomisierten kontrollierten Studien. Eine Wirksamkeit konnte auch bei den Patienten nachgewiesen werden, die auf neuere Antiepileptika nicht mehr ansprachen.

Quellen:
Gregory Krauss, Satelittensymposium "Epilepsie und Morbus Parkinson- parenterale Therapieoptionen im OP und auf der Intensivstation", veranstaltet von UCB im Rahmen der 25. Arbeitstagung für Neurologische Intensiv- und Notfallmedizin, Wiesbaden, 1. Februar 2008.
Prof. Dr. G. Dannhardt, Mainz: Persönliche Mitteilung vom 6.2.2008