Donnerstag, 7. Februar 2008

Pharmakogenetisches Screening verringert Abacavir-Nebenwirkungen

Der nucleosidische reverse-Transcriptase-Hemmer Abacavir verursacht bei der Behandlung von HIV-Patienten zwar weniger Lipodystrophien als andere Substanzen, er löst aber relativ häufig, nämlich bei 5 bis 8 % der Patienten, eine Überempfindlichkeitsreaktion aus, die lebensbedrohlich werden kann.
Nun wurde in einer Studie mit 1.956 HIV-infizierten Erwachsenen untersucht, ob diese Nebenwirkung durch eine Screening auf HLA-B*5701 vermieden werden kann. Im Jahr 2002 war nämlich erstmals von zwei Forschungsgruppen berichtet worden, dass zwischen dem Major Histocompatibilitäts-Komplex Klasse-I-Allel HLA-B*5701 und der Überempfindlichkeitsreaktion auf Abacavir ein Zusammenhang besteht.
Die Patienten erhielten randomisiert Abacavir ohne prospektives Screening (Kontrollgruppe) oder Abacavir erst nach einen prospektiven Screening. War das Screening positiv, wurden sie nicht mit dem Transcriptase-Hemmer behandelt. Dies war bei 55 von 980 Patienten (5,6 %) der Fall.
In der Screening-Gruppe trat keine immunologisch bestätigte Überempfindlichkeitsreaktion auf, während in der Kontrollgruppe 2,7 %% der Patienten eine solche Reaktion aufwiesen. Eine klinische Reaktion zeigten 3,4 % der Screening-Gruppe und 7,8 % der Kontrollgruppe.
Damit ist zum ersten Mal in der Therapie der HIV-Infektion der Nutzen eines pharmakogenetischen Screenings gezeigt worden. Dies ist ein weiterer Schritt in Richtung individualisierte Therapie.

Quellen:
Mallal S. et al. HLA-B*5701 Screening for Hypersensitivity to Abacavir. N Engl J Med 2008;358:568-79. http://content.nejm.org/cgi/content/abstract/358/6/568
Ingelman-Sundberg M. Pharmacogenomic Biomarkers for Prediction of Severe Adverse Drug Reactions.
N Eng J Med 2008;358:637-9. http://content.nejm.org/cgi/content/extract/358/6/637

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