Samstag, 2. Februar 2008

Lacosamid - neues Antiepileptikum in klinischer Entwicklung

Lacosamid (früher Harkoseride oder SPM-927) ist ein neues Antiepileptikum, das sich in Phase III der klinischen Entwicklung befindet und das voraussichtlich noch in diesem Jahr in Europa und in den USA als Vimpat in den Handel kommen wird.
Lacosamid ist eine so genannte funktionalisierte Aminosäure. Das Glycin-Molekül ist strukturell verändert, und zwar durch Acetylierung am N-Atom, durch eine Ether-Funktion an C-2 (Methoxymethyl-Rest) und die N-Benzyl-amid-Struktur.
Lacosamid wirkt zum einen als Natriumkanal-Modulator: In elektrophysiologischen Studien verstärkte Lacosamid selektiv die langsame Inaktivierung spannungsabhängiger Natriumkanäle, ohne dabei die schnelle Inaktivierung zu beeinflussen. Es vermindert selektiv überschießende Nervenreaktionen, ohne die normale Kommunikation der Nervenzellen zu beeinflussen. Damit sollen pathologische Aktionen gehemmt und gleichzeitig physiologische Aktionen aufrecht erhalten werden.
Der zweite Mechanismus ist eineWechselwirkung mit dem Collapsin Response Mediator Protein-2 (CRMP-2), einem neuronalen Protein,das beim Auswachsen von Nervenfortsätzen - bedingt durch epileptische Anfälle oder Schmerzen - und der Exzitotoxizität eine wichtige Rolle spielt. Diese Interaktion könnte den Verlauf der Krankheit beeinflussen.
Lacosamid steht als intravenöse und orale Darreichungsform zur Verfügung. Es hat eine hohe Bioverfügbarkeit von fast 100 %. Nach oraler Gabe sind maximale Plasmaspiegel nach 1 bis 2 h erreicht. Die Halbwertszeit liegt bei 13 h, was eine zweimal tägliche Applikation ermöglicht. 95 % einer Dosis werden im Urin ausgeschieden, und zwar 40 % unverändert und 30 % als inaktiver Metabolit. Wechselwirkungen mit anderen Antiepileptika wurden nicht gesehen.
Bislang wurden über 3.500 Patienten untersucht, davon über 1.200 in randomisierten kontrollierten Studien. Eine Wirksamkeit konnte auch bei den Patienten nachgewiesen werden, die auf neuere Antiepileptika nicht mehr ansprachen.

Quellen:
Gregory Krauss, Satelittensymposium "Epilepsie und Morbus Parkinson- parenterale Therapieoptionen im OP und auf der Intensivstation", veranstaltet von UCB im Rahmen der 25. Arbeitstagung für Neurologische Intensiv- und Notfallmedizin, Wiesbaden, 1. Februar 2008.
Prof. Dr. G. Dannhardt, Mainz: Persönliche Mitteilung vom 6.2.2008

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