Samstag, 23. Dezember 2023

Rezafungin von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 22. Dezember 2023 Rezafungin (Rezzayo, Mundipharma) als Orphan Drug zur parenteralen Behandlung der invasiven Candidiasis bei Erwachsenen zugelassen. Es muss einmal wöchentlich gegeben werden.

Das Echinocandin-Antimykotikum Rezafungin hemmt selektiv die 1,3-β-D-Glucansynthase des Pilzes. Daraus resultiert eine Hemmung der Bildung von 1,3-β-D-Glucan, einem essenziellen Bestandteil der Zellwand von Pilzen, der in Säugetierzellen nicht vorhanden ist. Die Hemmung der Synthese von 1,3-β-D-Glucan führt zu einer schnellen und konzentrationsabhängigen fungiziden Aktivität in Candida-Arten.

Die Wirksamkeit von Rezafungin bei der Behandlung von Patienten mit Candidämie und/oder invasiver Candidainfektion (C/IC) wurde in einer einzelnen Phase-III-Studie untersucht (ReSTORE).

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Info der EMA

Donnerstag, 21. Dezember 2023

Pegzilarginase von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 14. Dezember 2023 Pegzilarginase (Loargys, Immedica Pharma AB) als Orphan Drug zur parenteralen  Behandlung von Arginase-1-Mangel (ARG1-D), auch bekannt als Hyperargininämie, bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern im Alter ab 2 Jahren zugelassen.

Es wird in Verbindung mit einer individualisierten Behandlung der Erkrankung, wie z. B. der  Proteinrestriktion in der Ernährung, Aminosäure-haltigen Ergänzungsmitteln und pharmakologischer Behandlung, einschließlich Stickstofffängern eingesetzt.

Es besteht aus einem kobaltsubstituierten, rekombinanten humanen Arginase-1-Enzym, das in  Escherichia-coli-Zellen produziert wird und kovalent an Methoxypolyethylenglycol (mPEG) konjugiert ist.

Der mPEG-Träger reduziert die Clearance von Pegzilarginase, was zu einer verlängerten Halbwertszeit führt, während die Funktionen des Enzyms aufrechterhalten werden. Pegzilarginase soll die mangelhafte menschliche Arginase-1-Enzymaktivität bei Patienten mit ARG1-D ausgleichen. Es wurde nachgewiesen, dass Pegzilarginase das Arginin im Plasma rasch und nachhaltig reduziert und es in Harnstoff und Ornithin umwandelt. 

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Info der EMA 

Vamorolon von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 14. Dezember 2023 Vamorolon (Agamree, Santhera) als Orphan Drug als Suspension zur oralen Behandlung von Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) bei Patienten ab 4 Jahren zugelassen.

Vamorolon ist ein dissoziatives Corticosteroid, das selektiv an den Glucocorticoid-Rezeptor bindet, was durch Hemmung NF-kB vermittelter Gentranskription entzündungshemmend wirkt, aber zu einer verminderten transkriptiven Aktivierung anderer Gene führt. Darüber hinaus hemmt Vamorolon die Aktivierung des Mineralocorticoidrezeptors durch Aldosteron. Aufgrund seiner spezifischen Struktur ist Vamorolon wahrscheinlich kein Substrat für 11ß-Hydroxysteroid-Dehydrogenasen und unterliegt daher nicht der lokalen Verstärkung im Gewebe. Nach welchem Mechanismus Vamorolon seine therapeutischen Wirkungen bei DMD-Patienten genau entfaltet, ist nicht bekannt. 

Vamorolon führte in den klinischen Studien zu einem dosisabhängigen Rückgang der morgendlichen Cortisolspiegel. In klinischen Studien mit Vamorolon wurde eine dosisabhängige Zunahme des Hämoglobinspiegels, der Hämatokritwerte, der Erythrozyten, der Leukozyten und der Lymphozyten beobachtet. Es wurden keine relevanten Veränderungen der mittleren Neutrophilenzahlen oder der unreifen Granulozyten beobachtet. Die Werte für High-Density-Lipoprotein (HDL)-Cholesterin und Triglyceride stiegen dosisabhängig an. Bis zu einer Behandlungsdauer von 30 Monaten wurden keine relevanten Auswirkungen auf den Glukosestoffwechsel beobachtet. 

Im Gegensatz zu Kortikosteroiden führte Vamorolon in den klinischen Studien nach 48 Wochen weder zu einer Verringerung des Knochenstoffwechsels, gemessen durch Biomarker des Knochenumbaus, noch zu einer signifikanten Verringerung der Knochenmineralisierung in der Wirbelsäule, gemessen durch Dual-Energy X-Ray Absorptiometry (DXA). Das Risiko von Knochenbrüchen bei DMD-Patienten, die mit Vamorolon behandelt wurden, ist nicht erwiesen. 

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Info der EMA



Mittwoch, 13. Dezember 2023

Fezolinetant von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 7. Dezember 2023 Fezolinetant (Veoza, Astellas) zur oralen Behandlung von moderaten bis schweren vasomotorischen Symptomen (VMS) zugelassen, die mit der Menopause assoziiert sind.




Fezolinetant ist ein selektiver Neurokinin 3(NK3)-Rezeptor-Antagonist. Er blockiert die Bindung von  Neurokinin B (NKB) am Kisspeptin/Neurokinin B/Dynorphin(KNDy)-Neuron; es wird davon  ausgegangen, dass dadurch das Gleichgewicht der neuronalen KNDy-Aktivität im thermoregulatorischen Zentrum des Hypothalamus wiederhergestellt wird.  

Bei postmenopausalen Frauen wurde unter der Behandlung mit Fezolinetant eine vorübergehende Abnahme des Spiegels des Luteinisierenden Hormons (LH) beobachtet.

Die Wirkungen von Fezolinetant wurden bei postmenopausalen Frauen mit moderaten bis schweren VMS in zwei 12-wöchigen, randomisierten, placebokontrollierten, doppelblinden Phase-III-Studien mit identischem Designs untersucht, gefolgt von einem um 40 Wochen verlängerten Behandlungszeitraum (SKYLIGHT 1 – 2693-CL-0301 und SKYLIGHT 2 – 2693-CL-0302). 

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EPAR der EMA

Elranatamab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 7. Dezember 2023 Elranatamab (Elrexfio, Pfizer)  bedingt als subkutane Monotherapie zur Behandlung  erwachsener Patienten mit rezidiviertem und refraktärem multiplen Myelom zugelassen, die zuvor bereits mindestens 3 Therapien erhalten haben, darunter einen immunmodulatorischen Wirkstoff, einen  Proteasom-Inhibitor und einen AntiCD38-Antikörper, und die während der letzten Therapie eine Krankheitsprogression gezeigt haben.

Elranatamab ist ein bispezifischer IgG2-Kappa-Antikörper aus zwei monoklonalen Antikörpern (mAK). Elranatamab wird mithilfe von zwei rekombinanten Zelllinien von Ovarialzellen des chinesischen Hamsters hergestellt.
Elranatamab ist ein gegen B-Zell-Reifungsantigen (BCMA)-CD3-gerichteter, bispezifischer Antikörper, der sich an BCMA auf den Myelomzellen und an CD3 auf den T-Zellen bindet, wodurch die T-Zellen  aktiviert werden, die Myelomzellen abzutöten.
Die Zulassung basiert vorwiegend auf den Ergebnissen der Phase-II-Studie MagnetisMM-3

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Info der EMA

Montag, 4. Dezember 2023

Zilucoplan von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 1. Dezember 2023 Zilucoplan (Zilbrysq, UCB-Pharma) als parenterale Zusatztherapie zur Standardbehandlung der generalisierten Myasthenia gravis (gMG) bei erwachsenen Patienten zugelassen, die Anti-Acetylcholinrezeptor(AChR)-Antikörper-positiv sind.

Zilucoplan ist ein Komplementinhibitor. Das synthetisches makrozyklische Peptid mit 15 Aminosäuren, hemmt die Wirkung des Komplementproteins C5 durch einen dualen Wirkmechanismus. Es bindet spezifisch an C5 und hemmt dadurch dessen Spaltung durch die C5-Konvertase zu C5a und C5b, was zu einer Herunterregulierung der Assemblierung und zytolytischen Aktivität des Membranangriffskomplexes (MAC) führt. Darüber hinaus hindert Zilucoplan durch die Bindung an das C5b-Fragment von C5 sterisch die Bindung von C5b an C6, was die nachfolgende Assemblierung und Aktivität des MAC verhindert, sollte C5b gebildet werden.

Sicherheit und Wirksamkeit von Zilucoplan wurden in der zwölfwöchigen multizentrischen,  randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie MG0010 (RAISE) und der offenen Verlängerungsstudie MG0011 (RAISE-XT) beurteilt. 

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EPAR der EMA

Montag, 27. November 2023

Palopegteriparatid von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 17. November 2023 Palopegteriparatid (Yorvipath, Ascendis) als Orphan Drug zur parenteralen Parathormon(PTH)-Substitutionstherapie bei Erwachsenen mit chronischem  Hypoparathyreoidismus zugelassen.

Palopegteriparatid besteht aus PTH(1-34), das über einen Linker vorübergehend mit einem Methoxypolyethylenglykol(mPEG)-Träger konjugiert ist. Unter physiologischen Bedingungen wird PTH kontrolliert von Palopegteriparatid abgespalten, um eine kontinuierliche systemische Exposition von aktivem PTH zu gewährleisten. 

Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden in der Phase-III-Studie PaTHway untersucht.

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EPAR der EMA


Lebrikizumab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 16. November 2023 Lebrikizumab (Ebglyss, Almirall) zur parenteralen Behandlung einer mittelschweren bis schweren atopischen Dermatitis bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit einem Körpergewicht von mindestens 40 kg zugelassen, die für eine systemische Therapie in Betracht kommen.

Lebrikizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der mit hoher Affinität an Interleukin(IL)‐13 bindet und  die IL‐13-Signalübertragung über den heterodimeren Rezeptorkomplex IL‐4-Rezeptor-alpha(IL‐4Rα)/IL-13-Rezeptor-alpha-1(IL‐13Rα1) selektiv hemmt, wodurch die nachgelagerten Wirkungen von IL‐13 gehemmt werden.

Wirksamkeit und Sicherheit von Lebrikizumab als Monotherapie (ADvocate-1, ADvocate-2) und mit topischen Glucocorticoiden (ADhere) wurden in drei randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studien bei 1062 Erwachsenen und Jugendlichen (im Alter von 12 bis 17 Jahren und mit einem Gewicht von ≥ 40 kg) mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis, definiert als Eczema Area and Severity Index (EASI) ≥ 16, Investigator's Global Assessment (IGA) ≥ 3 und betroffener Körperoberfläche (BSA) ≥ 10 %, untersucht. Patienten, die in die drei Studien aufgenommen wurden, hatten zuvor ein unzureichendes Ansprechen auf topische Arzneimittel oder topische Behandlungen oder kamen aus medizinischen Gründen nicht in Frage. 

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Zulassung von Dabrafenib auf Gliom bei Kindern erweitert

Die EU-Kommission hat am 15. November 2023 die Zulassung von Dabrafenib erweitert, als (Finlee, Novartis) kann es nun in Kombination mit Trametinib für die Behandlung von pädiatrischen Patienten ab einem Alter von 1 Jahr mit einem niedrig gradig malignen Gliom (low-grade glioma, LGG) mit einer BRAF-V600E-Mutation eingesetzt werden, die eine systemische Therapie benötigen.

In höherer Dosierung wird Dabrafenib bislang als Tafinlar in Kombination mit Trametinib zur Behandlung von Melanom und Lungenkarzinom mit BRAF-V600-E-Mutation eingesetzt.

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Freitag, 10. November 2023

Quizartinib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 6. November 2023 Quizartinib (Vanflyta, Daiichi Sankyo) in Kombination mit Cytarabin- und Anthracyclin-Induktion und Cytarabin-Konsolidierungs-Chemotherapie gefolgt von Erhaltungstherapie mit Quizartinib für Patienten mit neu diagnostizierter akuter myeloischer Leukämie (AML) zugelassen, die FLT3-ITD-positiv ist.

Quizartinib hemmt die Rezeptor-Tyrosinkinase FLT3. Quizartinib und sein Hauptmetabolit AC886 binden kompetitiv mit hoher Affinität an die Adenosintriphosphat (ATP)-Bindungstasche von FLT3. Sie hemmen die FLT3-Kinaseaktivität und verhindern die Autophosphorylierung des Rezeptors und damit die weitere nachgeschaltete FLT3-Rezeptor-Signalkaskade und blockieren so die FLT3-ITD-abhängige  Zellproliferation.´

Die Wirksamkeit und Sicherheit von Quizartinib wurden im Vergleich zu Placebo in der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studie QuANTUM-First untersucht. 

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Dienstag, 7. November 2023

Pirtobrutinib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 30. Oktober 2023 Pirtobrutininb (Jaypirca, Lilly) bedingt zur oralen Behandlung von erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Mantelzelllymphom (MCL) zugelassen, die  zuvor mit einem Bruton-Tyrosinkinase (BTK)-Inhibitor behandelt worden sind.



Pirtobrutinib ist ein reversibler, nicht-kovalenter Inhibitor der Bruton-Tyrosinkinase (BTK). Sie ist ein  Signalprotein des B-Zell-Antigenrezeptors (BCR) und des Zytokinrezeptor-Weges. In B-Zellen führt die  BTK-Signalgebung zur Aktivierung von Signalwegen, die für die Proliferation, den Transport, die Chemotaxis und die Adhäsion von B-Zellen erforderlich sind. Pirtobrutinib bindet sowohl an die Wildtyp-BTK als auch an die BTK mit C481-Mutationen, was zu einer Hemmung der BTK-Kinase-Aktivität führt.

Die Wirksamkeit wurde bei 164 erwachsenen Patienten mit MCL in einer multizentrischen, unverblindeten, einarmigen klinischen Phase 1/2 Studie untersucht (BRUIN). 

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Freitag, 29. September 2023

Epcoritamab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 22. September 2023 Epcoritamab (Tepkinly, Abbvie) als Orphan Drug in Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit einem rezidivierten oder refraktären diffusen großzelligen B‐Zell-Lymphom (diffuse large B-cell lymphoma, DLBCL) nach mindestens 2  Linien einer systemischen Therapie zugelassen.

Epcoritamab ist ein humanisierter bispezifischer Immunglobulin-G1(IgG1)-Antikörper gegen CD3- und CD20-Antigene, der mit rekombinanter DNA-Technologie in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters (CHO-Zellen) hergestellt wird.

Die Wirkung von Epcoritamab beruht auf der gleichzeitigen Einbindung von CD20-exprimierenden  Krebszellen und CD3-exprimierenden endogenen T-Zellen, wodurch eine spezifische T-Zell-Aktivierung und eine T-Zell-vermittelte Abtötung von CD20-exprimierenden Zellen induziert werden.

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Samstag, 23. September 2023

Elacestrant von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 15. September 2023 Elacestrant (Orserdu, Stemline Therapeutics) für die orale Monotherapie postmenopausaler Frauen sowie von Männern mit Estrogenrezeptor (ER)-positivem, HER2-negativem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs mit einer aktivierenden ESR1-Mutation zugelassen, deren Erkrankung nach mindestens einer endokrinen Therapielinie, einschließlich eines CDK 4/6-Inhibitors, fortgeschritten ist. 


Elacestrant ist ein potenter, selektiver und oral wirksamer Estrogenrezeptor-alpha (ERα)-Antagonist oder selektiver ER-Degradierer (SERD), der den Abbau des ER bewirkt. Er hemmt das Estradiol-abhängige und unabhängige Wachstum von ERα-positiven Brustkrebszellen, einschließlich Modellen mit Mutationen im Estrogenrezeptor-1-Gen (ESR1). 
Wirksamkeit und Sicherheit von Elacestrant wurde bei Patienten mit fortgeschrittenem ER+/HER2-
Brustkrebs nach vorangegangenen endokrinen Therapien in Kombination mit einem CDK4/6-Inhibitor
in der randomisierten, offenen, aktiv kontrollierten, multizentrischen Studie RAD1901-308 untersucht.

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Ritlecitinib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 15. September 2023 Ritlecitinib (Litfulo, Pfizer) für die orale Behandlung von schwerer Alopecia areata bei Erwachsenen und Jugendlichen ab einem Alter von 12 Jahren zugelassen.



Ritlecitinib hemmt irreversibel und selektiv die Januskinase (JAK) 3 und die Tyrosinkinase, die auch in der Familie der hepatozellulären Karzinome (TEC) exprimiert wird, indem es die Adenosintriphosphat (ATP)-Bindungsstelle blockiert. Sowohl die JAK3- als auch die über die TEC-Familie vermittelten Signalwege sind an der Pathogenese der Alopecia areata beteiligt, wenn auch die vollständige Pathophysiologie noch nicht verstanden ist.

Wirksamkeit und Sicherheit von Ritlecitinib wurden in einer randomisierten, doppelblinden,  placebokontrollierten Studie (Studie AA-I) bei Patienten mit Alopecia areata ab einem Alter von 12 Jahren mit ≥ 50 % Kopfhaarverlust, einschließlich Alopecia totalis und Alopecia universalis, untersucht.

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Tislelizumab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 15. September 2023 Tislelizumab (Tevimbra, Novartis) als Monotherapie zur Behandlung des nicht resezierbaren, lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Plattenepithelkarzinoms  des Ösophagus nach vorheriger platinbasierter Chemotherapie bei erwachsenen Patienten zugelassen.

Tislelizumab ist ein im Fc-Teil modifizierter, humanisierter monoklonaler Immunglobulin-G4(IgG4)-Antikörper gegen PD-1, der in rekombinanten Ovarialzellen des chinesischen Hamsters hergestellt wird. Er blockiert kompetitiv die Bindung von PD-L1 und PD-L2, hemmt die PD-1-vermittelte negative  Signalübertragung und steigert die funktionelle Aktivität von T-Zellen in zellbasierten In-vitro-Tests. 

Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden in der randomisierten, kontrollierten, offenen, globale Phase-III-Studie BGB-A317-302 im Vergleich zu Chemotherapie bei Patienten mit nicht resezierbarem, rezidiviertem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem OSCC untersucht, bei denen die Krankheit während oder nach einer vorherigen systemischen Behandlung fortgeschritten war. 

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Cabotegravir: EU-Kommission erweitert Indikation

Die EU-Kommission hat am 15. September 2023 die Indikation von Cabotegravir erweitert, es kann nun als Apretude (ViiV) in Kombination mit Safer-Sex-Praktiken für die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) angewendet werden, um das Risiko einer sexuell erworbenen HIV-1-Infektion bei Erwachsenen und Jugendlichen mit hohem Risiko und einem Körpergewicht von mindestens 35 kg zu verringern.

Die Prophylaxe kann entweder mit Cabotegravir-Tabletten in einer oralen Einleitungsphase vor Beginn der Injektion gestartet werden, um die Verträglichkeit zu beurteilen oder direkt mit den Injektionen  beginnen. 

Der lang wirkende Integrasehemmer Cabotegravir war im Dezember 2017 zusammen mit dem NNRTI Rilpivirin jeweils in parenteraler Form zur Behandlung der Infektion mit dem humanen Immundefizienzvirus Typ 1 (HIV-1) bei Erwachsenen zugelassen worden, wenn diese erfolgreich mit einem stabilen antiretroviralen Regime (HIV-1-RNA <50 Kopien/ml) behandelt worden sind. 

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EPAR der EMA


Gefapixant von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 15. September 2023 Gefapixant (Lyfnua, MSD Merck Sharp & Dohme) zur oralen Behandlung von chronisch refraktärem Husten oder nicht geklärtem chronischem Husten bei Erwachsenen zugelassen.


Gefapixant ist ein selektiver Antagonist des P2X3-Rezeptors. Gefapixant besitzt auch eine Aktivität gegenüber dem P2X2/3-Rezeptor-Subtyp. P2X3-Rezeptoren sind ATP-abhängige Ionenkanäle, die sich auf sensorischen C-Fasern des Nervus vagus in den Atemwegen finden. C-Fasern werden als Antwort auf Entzündungen oder chemische Reizstoffe aktiviert. Unter Entzündungsbedingungen kommt es zur Ausschüttung von ATP aus Schleimhautzellen der Atemwege. Die Bindung von extrazellulärem ATP an P2X3-Rezeptoren wird von C-Fasern als Signal für eine Schädigung wahrgenommen. Die Aktivierung von C-Fasern, die vom Patienten als Hustenreiz wahrgenommen wird, löst einen Hustenreflex aus. Durch die Blockade der Signalwege von ATP über P2X3-Rezeptoren werden eine übermäßige Aktivierung sensorischer Nerven und übermäßiger Husten, ausgelöst durch extrazelluläres ATP, reduziert.

Die Wirksamkeit von Gefapixant zur Behandlung des chronisch refraktären Hustens oder nicht geklärten chronischen Hustens wurde in zwei 52-wöchigen, multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studien mit Erwachsenen untersucht, die entweder an einem  chronisch refraktären Husten oder an nicht geklärtem chronischem Husten litten. 

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EPAR der EMA



Crisantaspase von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 15. September 2023 Crisantaspase (Enrylaze, Jazz Pharm) als Komponente eines Kombinationschemotherapie-Schemas in der Behandlung von akuter lymphoblastischer Leukämie (ALL) und lymphoblastischem Lymphom (LBL) bei erwachsenen und pädiatrischen Patienten (ab 1 Monat) zugelassen, die eine Überempfindlichkeit gegen oder eine stille Inaktivierung von aus E. coli gewonnener Asparaginase entwickelt haben.

LBL, ein aggressives Non-Hodgkin-Lymphom, und ALL sind durch die Produktion großer Mengen unreifer Lymphozyten im Knochenmark gekennzeichnet. ALL- und LBL-Krebszellen können kein Asparagin, weil ihnen das notwendige Enzym fehlt. Sie benötigen daher exogene Asparagin-Quellen für ihr Überleben. 

Immunologische Reaktionen gegen zugelassene Produkte mit in E. coli hergestellter Asparaginase können diese für manche Patienten ungeeignet machen. 

Crisantaspase ist eine rekombinante Form des Enzyms Asparaginase, das die Umwandlung von L-Asparagin in L-Asparaginsäure katalysiert. Es wird in Pseudomonas fluorescens hergestellt und ermöglicht die Behandlung von Patienten, die nicht mit aus E. coli gewonnener Asparaginase behandelt werden können.

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EPAR der EMA

Cedazuridin/Decitabin von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 15. September 2023 Cedazuridin/Decitabin (Inaqovi, Otsuka) zur oralen Behandlung von erwachsenen Patienten mit neu diagnostizierter akuter myeloischer Leukämie (AML) zugelassen, für die eine Standard-Induktionschemotherapie nicht in Frage kommt.

Decitabin ist ein Antimetabolit (Cytidin-Analogon), der in der EU seit 2012 unter dem Namen Dacogen für die parenterale Behandlung erwachsener Patienten mit neu diagnostizierter de novo oder sekundärer akuter myeloischer Leukämie (AML) nach der Klassifikation der WHO zugelassen ist, die für eine Standard-Induktionschemotherapie nicht in Frage kommen. 

Cedazuridin ist ein Cytidindesaminase-Inhibitor, der den First-Pass-Abbau von Decitabin in der Leber verringert. Die orale Gabe von Cedazuridin zusammen mit Decitabin erhöht damit die systemische Exposition gegenüber Decitabin. Dadurch wird eine orale Gabe von Decitabin möglich. 

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Freitag, 25. August 2023

Talquetamab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 21. August 2023 Talquetamab (Talvey, Janssen-Cilag) als Orphan Drug für die parenterale Monotherapie erwachsener Patienten mit rezidiviertem und refraktärem multiplem  Myelom zugelassen, die zuvor bereits mindestens 3 Therapien erhalten haben, darunter einen immunmodulatorischen Wirkstoff, einen Proteasom-Inhibitor und einen Anti-CD38-Antikörper, und die während der letzten Therapie eine Krankheitsprogression gezeigt haben.

Talquetamab ist ein bispezifischer Antikörper, der auf GPRC5D, ein neues Target beim multiplen Myelom, und auf CD3, den T-Zell-Rezeptor abzielt. CD3 ist an der Aktivierung von T-Zellen beteiligt und GPRC5D ist auf Zellen von multiplem Myelom stark exprimiert.

Talquetamab fördert die verstärkte T-Zell-vermittelte Zytotoxizität durch Rekrutierung von CD3-exprimierenden T-Zellen zu GPRC5D-exprimierenden Zellen. Dies führt zur Aktivierung von T-Zellen und zur anschließenden Lyse von GPRC5D-exprimierenden Zellen durch sezerniertes Perforin und verschiedene Granzyme, die in den sekretorischen Vesikeln der zytotoxischen T-Zellen gespeichert sind. Basierend auf der Expression von GPRC5D auf Plasmazellen mit minimaler bis gar keiner Expression auf B-Zellen und B-Zell-Vorläufern, zielt Talquetamab besonders auf Zellen des multiplen Myeloms ab.

Die Wirksamkeit der Monotherapie mit Talquetamab wurde bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem multiplem Myelom in der einarmigen, offenen, multizentrischen MonumenTAL-1-Studie untersucht.

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EPAR der EMA



Atogepant von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 11. August 2023 Atogepant (Aquipta, Abbvie) zur oralen Prophylaxe von Migräne bei Erwachsenen mit mindestens 4 Migränetagen pro Monat zugelassen.

Atogepant ist ein Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP)-Antagonist. Atogepant zeigt Affinität zu mehreren Rezeptoren der Calcitonin/CGRP-Rezeptorfamilie. Im Hinblick auf die klinisch relevante freie Plasmakonzentration von Atogepant (Cmax > 20 nM bei einer 60 mg Dosis) und der Tatsache, dass CGRP und Amylin-1-Rezeptoren als in die Pathophysiologie der Migräne involviert angesehen werden, könnten hemmende Wirkungen von Atogepant an diesen Rezeptoren (Ki-Wert 26 pM bzw. 2,4 nM) klinisch relevant sein. Der genaue Wirkmechanismus von Atogepant bei der Prophylaxe von Migräne ist noch nicht bekannt.

Atogepant wurde in zwei großen Studien zur Prophylaxe von Migräne bewertet, sowohl bei chronischer als auch bei episodischer Migräne. In die Studie zur episodischen Migräne (ADVANCE) wurden Patienten aufgenommen, die die Kriterien der Internationalen Klassifikation von  Kopfschmerzerkrankungen (International Classification of Headache Disorders, ICHD) für die Diagnose einer Migräne mit oder ohne Aura erfüllten. In die Studie zur chronischen Migräne (PROGRESS) wurden Patienten aufgenommen, die auch die ICHD-Kriterien für chronische Migräne erfüllten. In beiden Studien waren Patienten ausgeschlossen, die innerhalb der 6 Monate vor dem Screening einen Myokardinfarkt, Schlaganfall oder eine transitorische ischämische Attacke erlitten hatten.

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Dienstag, 1. August 2023

Ganaxolon von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 26. Juli 2023 Ganaxolon (Ztalmy,  Marinus Pharmaceuticals Emerald Limited) als Orphan Drug zur oralen Zusatzbehandlung von epileptischen Anfällen im Zusammenhang mit einer Cyclin-abhängigen Kinase-ähnlichen 5(CDKL5)-Mangelerkrankung (CDD) bei Patienten im Alter von 2 bis 17 Jahren zugelassen. Es kann bei Patienten ab 18 Jahren weiter angewendet werden. 


Das Antiepileptikum Ganaxolon ist ein Methylanalogon des endogenen Neurosteroids Allopregnanolon. Ganaxolon ist ein neuroaktives Steroid, das Gamma-Aminobuttersäure Typ A (GABAA)-Rezeptoren im  ZNS positiv und allosterisch moduliert, indem es mit einer Erkennungsstelle interagiert, die sich von  anderen allosterischen GABAA-Rezeptormodulatoren unterscheidet.

Der genaue Mechanismus, durch den Ganaxolon seine therapeutischen Wirkungen bei der Behandlung von Krampfanfällen im Zusammenhang mit CDD ausübt, ist nicht bekannt; es wird jedoch davon ausgegangen, dass seine antikonvulsiven Wirkungen aus dieser Modulation der Funktion des GABAA-Rezeptors resultieren, was eine konstante oder tonische Modulation der GABA-vermittelten hemmenden Neurotransmission bewirkt

Die Wirksamkeit zur Behandlung von Anfällen im Zusammenhang mit CDD bei Patienten ab 2 Jahren wurde in einer doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Studie an Patienten im Alter von 2  bis 19 Jahren nachgewiesen (Studie 1042-CDD-3001). 

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Info der EMA

Mittwoch, 12. Juli 2023

Glofitamab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 7. Juli 2023 Glofitamab (Columvi, Roche) als Orphan Drug in Monotherapie für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffusem großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL) nach zwei oder mehr systemischen Behandlungslinien zugelassen.

Glofitamab ist ein T-Zell-aktivierender, bispezifischer anti-CD20/anti-CD3-Antikörper mit einer 2:1-Bindungsstruktur (2x CD20 : 1x CD3), der erste seiner Art zur Therapie des r/r DLBCL.

Durch die gleichzeitige Bindung an CD20 auf der B-Zelle und CD3 auf der T-Zelle führt Glofitamab zur Bildung einer immunologischen Synapse mit nachfolgender T-Zell-Aktivierung und -Proliferation, Sekretion von Zytokinen und Freisetzung von zytolytischen Proteinen, was zur Lyse von CD20-exprimierenden B-Zellen führt.

Die Zulassung basiert auf der offenen, multizentrischen Phase-I/II-Studie NP30179. In die Studie waren 155 Patienten mit stark vorbehandeltem, hoch refraktärem DLBCL eingeschlossen. 

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 21,2 Monaten sprachen unter der zeitlich begrenzten Monotherapie mit Glofitamab 40% der Patienten komplett an. Die Gesamtansprechrate betrug 52 % (95 %-KI  43,5-59,7). 

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EPAR der EMA

Montag, 10. Juli 2023

Futibatinib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 4. Juli 2023 Futibatinib (Lytgobi, Taiho Pharma) für die orale Monotherapie von erwachsenen Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Cholangiokarzinom mit einer FGFR2)Fusion oder einem FGFR2-Rearrangement zugelassen, das nach mindestens einer Vortherapie fortgeschritten ist. 


Futibatinib ist ein Tyrosinkinasehemmer, der FGFR 1, 2, 3 und 4 durch kovalente Bindung irreversibel hemmt. 
Futibatinib erhöht den Serumphosphatspiegel als Folge der FGFR-Hemmung. Zur Behandlung der Hyperphosphatämie werden eine phosphatsenkende Therapie und Dosisanpassungen empfohlen.
Wirksamkeit und Verträglichkeit des Tyrosinkinase-Inhibitors wurden in der multizentrischen, offenen, einarmigen Studie TAS120-101  bei vorbehandelten Patienten mit inoperablem lokal fortgeschrittenem
oder metastasiertem intrahepatischem Cholangiokarzinom untersucht. Dabei wurde ein Ansprechrate von 42% erreicht. Das Ansprechen hielt im Median 9,7 Monate an.

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Donnerstag, 29. Juni 2023

Mavacamten von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 26. Juni 2023 Mavacamten (Camzyos, BMS) für die orale Behandlung von erwachsenen Patienten mit symptomatischer (New York Heart Association Klassifizierung, NYHA, Klasse II–III) hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie (HOCM) zugelassen.

Mavacamten ist ein selektiver, allosterischer und reversibler kardialer Myosin-Inhibitor. Mavacamten moduliert die Anzahl der Myosinköpfchen, die einen energiebereitstellenden Zustand erreichen können. So wird die Wahrscheinlichkeit für die Bildung von kraftentwickelnden Querbrückenverbindungen während der Systole und der Enddiastole reduziert (bzw. bei HCM normalisiert). Mavacamten bewirkt ferner eine Verschiebung des Gesamtmyosins hin zu einem energiesparenden, aber rekrutierbaren, superrelaxierten Zustand.

Die Wirksamkeit von Mavacamten wurde in einer doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten, multizentrischen, internationalen Parallelgruppenstudie der Phase III (EXPLORER-HCM) mit 251 Patienten untersucht.

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EPAR der EMA


Freitag, 9. Juni 2023

RSV-Vakzine von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 6. Juni 2023 eine rekombinante, adjuvantierte RSV-Vakzine (Arevyx, GSK) zur aktiven Immunisierung von Erwachsenen im Alter von 60 Jahren und älter zur Prävention von durch das Respiratorische Synzytial-Virus verursachten Erkrankungen der unteren Atemwege (Untere Atemwegserkrankung, LRTD) zugelassen.

Arexvy wurde durch die Kombination des RSV-spezifischen Antigens (F-Protein in Präfusionskonfirmation) mit einem Adjuvanssystem (AS01E) entwickelt, um die antigenspezifische zelluläre Immunantwort und die neutralisierende Antikörperantwort bei Personen mit bereits bestehender Immunität gegen RSV zu verstärken. Das Adjuvans AS01E erleichtert die Rekrutierung und Aktivierung von Antigen-präsentierenden Zellen, welche aus dem Impfstoff stammende Antigene in die drainierenden Lymphknoten transportieren, was wiederum zur Bildung von RSVPreF3-
spezifischen CD4-positiven T-Zellen führt.

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Ublituximab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 31.5.2023 Ublituximab (Briumvi, Propharma) zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose (RMS) mit aktiver Erkrankung, definiert durch klinischen Befund oder Bildgebung, zugelassen.

Ublituximab ist ein chimärer monoklonaler Antikörper, der mit Hilfe rekombinanter DNA-Technologie in einem Klon der Ratten-Myelom-Zelllinie YB2/0 hergestellt wird. Er ist selektiv gegen CD20-exprimierende Zellen gerichtet.

Die Behandlung mit Ublituximab führt bereits ab dem ersten Tag nach Behandlungsbeginn zu der erwarteten pharmakologischen Wirkung einer raschen Depletion von CD19+-Zellen im Blut. Die Depletion hielt während der gesamten Behandlungsphase an. Die B-Zellzahl wird anhand von CD19 ermittelt, da im Assay die Erkennung von CD20 in Gegenwart von Ublituximab beeinträchtigt wird.

Wirksamkeit und Sicherheit von Ublituximab wurden u.a. in zwei randomisierten, doppelblinden, mit aktivem Vergleich kontrollierten klinischen Studien mit Double-Dummy-Verfahren (ULTIMATE I und ULTIMATE II) und identischem Design beurteilt. 

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EPAR der EMA

Mirikizumab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 26.5.2023 Mirikizumab (Omvoh, Lilly) für die parenterale Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa zugelassen, die auf eine konventionelle Therapie oder eine Biologika-Behandlung unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder eine Unverträglichkeit zeigen.

Mirikizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper gegen Interleukin-23 (IL-23), der selektiv an die p19-Untereinheit des humanen IL-23-Zytokins bindet und dessen Wechselwirkung mit dem IL-23-Rezeptor hemmt.

In Phase-3-Studien zu Colitis ulcerosa wurden entzündliche Biomarker gemessen. Mirikizumab, das während der Induktionsphase alle 4 Wochen intravenös verabreicht wurde, reduzierte die Spiegel von fäkalem Calprotectin und C-reaktivem Protein von Studienbeginn bis Woche 12 signifikant. In der Erhaltungsphase, während der Mirikizumab alle 4 Wochen subkutan appliziert wurde, blieben über 40 Wochen die Spiegel von fäkalem Calprotectin und C-reaktivem Protein gleichermaßen signifikant reduziert.

Wirksamkeit und Sicherheit von Mirikizumab wurden bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa u.a. in zwei randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten, multizentrischen Studien untersucht.

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Info der EMA


Donnerstag, 11. Mai 2023

Pegunigalsidase alfa von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 4. Mai 2023 Pegunigalsidase alfa (Elfabrio, Chiesi) für eine langfristige Enzymersatztherapie bei erwachsenen Patienten mit bestätigter Morbus Fabry Diagnose (Mangel an α-Galaktosidase) zugelassen.

Pegunigalsidase alfa ist ein kovalentes Konjugat von prh-alpha-GAL-A mit Macrogol (Polyethylenglycol - PEG). Pegunigalsidase alfa wird in Tabakzellen (Nicotiana tabacum BY-2-Zellen) mit rekombinanter DNA-Technologie hergestellt. 

Pegunigalsidase alfa ist eine pegylierte rekombinante Form der menschlichen α-Galaktosidase A. Die Aminosäurensequenz der rekombinanten Form ähnelt der des natürlich vorkommenden menschlichen Enzyms.

Pegunigalsidase alfa ergänzt oder ersetzt α-Galaktosidase A, das Enzym, das die Hydrolyse der endständigen α-Galaktosylgruppen von Oligosacchariden und Polysacchariden im Lysosom katalysiert, wodurch die Anreicherung von Globotriaosylceramid (Gb3) und Globotriaosylsphingosin (Lyso-Gb3) verringert wird.

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Info der EMA

Ivosidenib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 4. Mai 2023 Ivosidenib als Orphan Drug in Kombination mit Azacitidin für die orale Behandlung erwachsener Patienten mit neu diagnostizierter akuter myeloischer Leukämie (AML) mit einer Isocitratdehydrogenase-1(IDH1)-R132-Mutation zugelassen, die für eine Standard-Induktionschemotherapie nicht in Frage kommen. In Monotherapie wird es angewendet zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Cholangiokarzinom mit einer IDH1-R132-Mutation, die zuvor bereits mit mindestens einer systemischen Therapie behandelt worden sind. 


Ivosidenib hemmt das mutierte Enzym IDH1, das alpha-Ketoglutarat (α-KG) in 2-Hydroxyglutarat (2-HG) umwandelt. Hierdurch wird die zelluläre Differenzierung blockiert und die Tumorentstehung gefördert. Der Wirkungsmechanismus von Ivosidenib ist nicht vollständig geklärt, abgesehen von seiner Fähigkeit, 2-HG zu reduzieren und die zelluläre Differenzierung wiederherzustellen.

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EPAR der EMA

Dienstag, 25. April 2023

Vadadustat von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 24. April 2023 Vadadustat (Vafseo, Akebia) für die orale Behandlung von symptomatischer Anämie infolge chronischer Nierenerkrankung bei Erwachsenen, die eine chronische Erhaltungsdialyse erhalten, zugelassen.

Vadadustat ist ein Inhibitor der Hypoxie-induzierbaren-Faktor (HIF)-Prolylhydroxylase. Er führt zu einem Anstieg der zellulären Spiegel von Hypoxie-induzierbarem Faktor und regt dadurch die endogene Erythropoetin(EPO)-Bildung an. Hierdurch wird die Eisenmobilisation verstärkt und die Produktion von Erythrozyten erhöht, was in einem allmählichen Anstieg des Hb-Werts resultiert.

Wirksamkeit und Sicherheit von Vadadustat wurden bei einmal täglicher Anwendung in der Behandlung einer Anämie bei erwachsenen Dialyse-Patienten mit CKD im Vergleich zu Darbepoetin alfa in zwei globalen multizentrischen, randomisierten, aktiv kontrollierten, offenen klinischen Studien (INNO2VATE 1 und INNO2VATE 2) untersucht. 

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EPAR der EMA


Niraparib/Abirateronacetat-Kombination von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 19. April 2023 die Kombination aus Niraparib und Abirateronacetat als Akeega (Janssen-Cilag) zusätzlich zu Prednison oder Prednisolon für die Behandlung von Männern mit Kastrations-resistentem Prostatakarzinom und BRCA-1/2-Mutationen zugelassen, bei denen eine Chemotherapie nicht indiziert ist.


Topisches Ruxolitinib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 19. April 2023 Ruxolitinib als Creme (Opzelura, Incyte) zur topischen Behandlung von nichtsegmentaler Vitiligo mit Beteiligung des Gesichts bei Erwachsenen und  Jugendlichen im Alter ab 12 Jahren zugelassen.

Der JAK1/2-Hemmer Ruxolitinib ist seit 2012 zur oralen Behandlung von Patienten mit Myelofibrose, Polycythaemia vera und Graft-versus-Host-Erkrankung zugelassen. Nun steht es auch zur topischen Anwendung in Form einer Creme zur Verfügung. 
Klinische Wirksamkeit und Sicherheit wurden in 2 Studien mit insgesamt 674 Patienten geprüft.

Quelle:

Info der EMA

Samstag, 1. April 2023

Deucravacitinib von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 24. März 2023 Deucravacitinib (Sotyktu, BMS) für die orale Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis, die für eine systemische Therapie infrage kommen, zugelassen.


Deucravacitinib hemmt selektiv das Enzym TYK2 aus der JAK-Familie. Es bindet an die regulatorische Domäne von TYK2 und bewirkt die Stabilisierung einer hemmenden Wechselwirkung zwischen der regulatorischen und der katalytischen Domäne des Enzyms. Dies führt zu einer allosterischen Hemmung der rezeptorvermittelten Aktivierung von TYK2 und der Zellfunktionen, die dieser nachgelagert sind. TYK2 vermittelt die Signaltransduktion von Interleukin-23 (IL-23), Interleukin-12 (IL-12) und Typ-I-Interferonen (IFN). Bei diesen handelt es sich um natürlich vorkommende Zytokine, die an Entzündungs- und Immunreaktionen beteiligt sind.
Deucravacitinib hemmt dadurch die Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen und Chemokinen.

Wirksamkeit und Sicherheit von Deucravacitinib wurden in zwei multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, Placebo- und Apremilast-kontrollierten klinischen Studien (POETYK PSO-1 und POETYK PSO-2) bei Patienten untersucht, die mindestens 18 Jahre alt waren, an mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis litten und für eine systemische Therapie oder Phototherapie infrage kamen. 

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Montag, 27. März 2023

Cipaglucosidase alfa von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 20. März 2023 Cipaglucosidase alfa (Pombiliti, Amicus Therapeutics) zur langfristigen Enzymersatztherapie in Kombination mit dem Enzymstabilisator Miglustat zur Behandlung von Erwachsenen mit Morbus Pompe (Mangel an saurer α-Glucosidase [GAA]) der späten Verlaufsform (late-onset Pompe disease, LOPD). zugelassen.

Cipaglucosidase alfa ist eine humane saure α-Glucosidase mit bis-phosphorylierten N-Glykanen (bis-M6P), die in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters mits rekombinanter DNA-Technologie  hergestellt wird.

Morbus Pompe wird durch einen Mangel an saurer alpha-Glucosidase (GAA) verursacht, die Glykogen im Lysosom zu Glukose abbaut. Cipaglucosidase alfa soll das fehlende oder beeinträchtigte körpereigene Enzym ersetzen.

Cipaglucosidase alfa wird durch Miglustat stabilisiert, wodurch der Verlust an Enzymaktivität im Blut während der Infusion dieses hydrolytischen glykogenspezifischen Enzyms minimiert wird, das mit bis-M6P-N-Glykanen für eine hochaffine kationenunabhängige Mannose-6-PhosphatRezeptorbindung (CI-MPR) angereichert ist. Nach der Bindung wird es in das Lysosom internalisiert, wo es proteolytische gespalten und einem N-Glykan-Trimming unterzogen wird. Beide Vorgänge sind erforderlich, um die reifste und aktivste Form des GAA-Enzyms zu erhalten.

Cipaglucosidase alfa übt dann enzymatische Aktivität bei der Spaltung von Glykogen aus, reduziert intramuskuläres Glykogen und vermindert Gewebeschäden.

Die empfohlene Dosis Cipaglucosidase alfa beträgt 20 mg/kg Körpergewicht jede zweite Woche. Die Infusion beginnt 1 Stunde nach der Einnahme der Miglustat-Kapseln. Kommt es bei der Infusion zu einer Verzögerung, darf der Beginn der Infusion nicht mehr als 3 Stunden nach der Einnahme von Miglustat liegen.

Quelle

EPAR der EMA



Freitag, 24. Februar 2023

Tremelimumab von der EU-Kommission zugelassen

 Die EU-Kommission hat am 20. Februar 2023 Tremelimumab (Imjudo und Tremelimumab AstraZeneca) zugelassen, und zwar als Imjudo  in Kombination mit Durvalumab zur Erstlinienbehandlung des fortgeschrittenen oder nicht resezierbaren hepatozellulären Karzinoms (HCC) bei Erwachsenen und als Tremelimumab AstraZeneca in Kombination mit Durvalumab und einer platinbasierten Chemotherapie zur Erstlinienbehandlung des metastasierten nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms (non-small cell lung cancer, NSCLC) ohne sensibilisierende EGFRMutationen oder ALK-positive Mutationen bei Erwachsenen.

Der CTLA4-Inhibitor Tremelimumab blockiert die Interaktion von CTLA-4 mit CD80 und CD86 und verstärkt somit die Aktivierung und Proliferation der T-Zellen, was zu vermehrter Diversität der T-Zellen und verstärkter Anti-Tumoraktivität führt.

Die Kombination von Tremelimumab und Durvalumab, einem PD-L1-Inhibitor, resultiert in einer verbesserten Anti-Tumor-Antwort bei metastasiertem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs.

Die Wirksamkeit von IMJUDO 300 mg als Einzeldosis in Kombination mit Durvalumab wurde in der HIMALAYA-Studie untersucht, einer randomisierten, offenen, multizentrischen Studie mit Patienten mit bestätigtem, nicht resezierbarem HCC (unresectable HCC, uHCC), die keine vorherige systemische Behandlung gegen das HCC erhalten haben.

In der POSEIDON-Studie wurde die Wirksamkeit von Durvalumab mit oder ohne Tremelimumab AstraZeneca in Kombination mit platinbasierter Chemotherapie untersucht. POSEIDON war eine  randomisierte, offene, multizentrische Studie mit 1013 Patienten mit metastasiertem NSCLC ohne sensibilisierende epidermale Wachstumsfaktorrezeptor (EGFR)-Mutation oder genomische Tumoraberration vom Typ anaplastische Lymphomkinase (ALK). 

Quellen

EPAR der EMA zu Imjudo

EPAR der EMA zu Tremelimumab AstraZeneca


Etranacogen dezaparvovec von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 20. Februar 2023 Etranacogen dezaparvovec als Orphan-Drug zur Behandlung von schwerer und mittelschwerer Hämophilie B (angeborenem Faktor-IX-Mangel) bei erwachsenen Patienten ohne Faktor-IX-Inhibitoren in der Vorgeschichte zugelassen.

Etranacogen dezaparvovec ist ein Gentherapeutikum, das den menschlichen Gerinnungsfaktor IX exprimiert. Es handelt sich um einen nicht-replizierenden, rekombinanten Vektor auf der Basis des Adeno-assoziierten Virus Serotyp 5 (AAV5), der eine kodon-optimierte cDNA der menschlichen Gerinnungsfaktor IX-Variante R338L (FIX-Padua) unter der Kontrolle eines leberspezifischen Promotors (LP1) enthält. Etranacogen dezaparvovec wird mit rekombinanter DNA-Technik in Insektenzellen hergestellt.

Mit Etranacogen dezaparvovec wird eine Kopie der kodierenden DNA-Sequenz des menschlichen Faktors IX in Hepatozyten eingebracht, um die Ursache der Hämophilie B zu beheben.
Nach einmaliger intravenöser Infusion zielt Etranacogen dezaparvovec bevorzugt auf Leberzellen ab, in denen die Vektor-DNA fast ausschließlich in episomaler Form vorliegt. Nach der Transduktion steuert  Etranacogen dezaparvovec die langfristige leberspezifische Expression des Faktor-IX-Padua-Proteins. Infolgedessen verbessert Etranacogen dezaparvovec den Mangel an zirkulierender prokoagulatorischer Faktor-IX-Aktivität bei Patienten mit Hämophilie B teilweise oder vollständig. 

Sicherheit und Wirksamkeit von Etranacogen dezaparvovec als Einzeldosis wurden in zwei prospektiven, offenen, einarmigen Studien, einer in den USA durchgeführten Phase-IIb-Studie und einer in den USA, Großbritannien und der EU durchgeführten multinationalen Phase- III-Studie untersucht.

Quelle

EPAR der EMA



Montag, 9. Januar 2023

Loncastuximab tesirin von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 20. Dezember 2022 Loncastuximab tesirin (Zynlonta, ADC Therapeutics) als Monotherapie zur Behandlung von Erwachsenen mit rezidiviertem oder refraktärem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL) und mit hochmalignem B-Zell-Lymphoms (HGBL) nach mindesten 2 systemischen Behandlungslinien zugelassen.

 Loncastuximab tesirin ist ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat aus einem auf CD19 abzielenden Antikörper und einem alkylierenden Wirkstoff. Der Antikörper ist ein humanisierter monoklonaler IgG1-Kappa-Antikörper, der durch rekombinante DNA-Technologie in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters produziert wird. Das Konjugat ist SG3199, ein Pyrrolobenzodiazepin-(PBD-)Dimer, das als zytotoxisches Alkylans wirkt. Dieses ist über einen proteolytisch spaltbaren Valin-Alanin-Linker an den Antikörper gebunden. SG3199 wird in seiner Bindung an den Linker SG3249 bzw. Tesirin genannt.

Nach Bindung an CD19 wird Loncastuximab tesirin in die Zelle aufgenommen, wo es nach proteolytischer Spaltung SG3199 freisetzt. Das freigesetzte SG3199 bindet an die kleine Furche der DNA und bildet stark zytotoxische Crosslinks zwischen DNA-Strängen, was in der Folge den Zelltod induziert.  

Die Wirksamkeit von Zynlonta wurde in der unverblindeten einarmigen Studie ADCT-402-201 (LOTIS-2) untersucht, an der 145 Erwachsene mit rezidiviertem oder refraktärem diffusem großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL) teilnahmen, die zuvor mindestens 2 systemische Behandlungsregime erhalten hatten. 


Quelle