Donnerstag, 23. April 2009

Neue Zulassungsempfehlungen der EMEA - April 2009

Das Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) hat in seiner Sitzung vom 20. bis 23. April 2009 positive Empfehlungen für die Zulassungen folgender Substanzen ausgesprochen:
Fentanylcitrat (Instanyl, Nycomed) als Nasenspray für die Behandlung von Durchbruchschmerzen bei Krebspatienten, die eine Dauertherapie mit Opioiden erhalten.

Gefitinib (Iressa, AstraZeneca) für die Behandlung von Erwachsenen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom mit Mutationen von EGFRTK.

Coffeincitrat (Nymusa, Chiesi) für die Behandlung der primären Apnoe bei Frühgeborenen.

Liraglutid (Victoza, Novo Nordisk) für die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2.
Quelle:
http://www.emea.europa.eu/pdfs/human/press/pr/24966009en.pdf
http://www.emea.europa.eu/htms/human/opinion/opinion.htm

Catumaxomab zugelassen

Die Europäische Kommission hat den trifunktionalen Antikörper Removab® (Catumaxomab) am 23. April 2009 für die Behandlung von malignem Aszites bei Patienten mit EpCAM-positiven Karzinomen erteilt hat.

Catumaxomab ist weltweit

1. das erste zugelassene Medikament gegen malignen Aszites,

2. der einzige zugelassene Antikörper für EpCAM, eine Zielstruktur, die auf fast allen Karzinomen vorkommt

3. der erste zugelassene bispezifische, trifunktionale Antikörper,

4. der erste zugelassene therapeutische Antikörper „made in Germany“.


Traditionelle, monospezifische Antikörper können nur Effektorzellen der angeborenen Immunabwehr (z.B. Monozyten und Makrophagen) aktivieren. Der trifunktionale Antikörper hingegen bindet und aktiviertn zusätzlich die besonders potenten T-Zellen. Aufgrund dieses Wirkungsprinzips sind Catumaxomab-Antikörper mindestens 1.000fach effizienter in der Vernichtung von Krebszellen als konventionelle Antikörper. Während diese in Milligramm- oder Gramm-Dosierungen eingesetzt werden, wirken sie im Mikrogramm-Bereich.

Quelle:
Pressemitteilung TRION Pharma GmbH, 23. April 2009

Mittwoch, 22. April 2009

Rolofyllin bei akut dekompensierter Herzinsuffizienz

Der Adenosin-A1-Rezeptorantagonist Rolofyllin wird derzeit zur Behandlung bei akut dekompensierter Herzinsuffizienz geprüft.


Durch eine Hemmung von Adenosin-A1-Rezeptoren kann bei Patienten mit akut dekompensierter Herzinsuffizienz eine reduzierte Nierendurchblutung verbessert und die Diurese verstärkt werden. Das Xanthin-Derivat Rolofyllin verbesserte in Phase-II-Studien in einer Dosierung von 30 mg/Tag über drei Tage gegeben den renalen Plasmafluss und die glomeruläre Filtrationsrate. In einer Phase-III-Pilot-Studie zeigte sich bei 301 Patienten auch eine Minderung der subjektiven Beschwerden, eine Reduktion der Zahl erneuter Klinikeinweisungen und der Sterberate nach 60 Tagen. In der Phase-III-Studie PROTECT sollen nun Wirkungen und Verträglichkeit von Rolofyllin bei 2000 Patienten mit akuter Herzinsuffizienz und mäßig eingeschränkter Nierenfunktion untersucht werden.

Quelle:

37. MSD-Diskussion, Wiesbaden, 19. April 2009

Sonntag, 12. April 2009

Kolorektalkarzinom: Mehr ist nicht besser!

Die zusätzliche Gabe von Cetuximab zu einer Erstlinientherapie aus Capecitabin, Oxaliplatin und Bevacizumab bei Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom ist nicht zu empfehlen, wie die CAIRO2-Studie ergab.
In der CAIRO2-Studie wurde prospektiv untersucht, wie sich die zusätzliche Gabe von Cetuximab bei Patienten auswirkt, die als Erstlinientherapie mit Capecitabin, Oxaliplatin und Bevacizumab behandelt wurden. In dieser offenen Phase-III-Studie in 79 Zentren in den Niederlanden erhielten 368 auswertbare Patienten alle drei Wochen die Behandlung ohne (CB-Gruppe) und 368 Patienten die Behandlung mit Cetuximab (CBC-Gruppe). Oxaliplatin wurde über maximal sechs Zyklen verabreicht. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 23 Monaten ergab sich im primären Endpunkt das überraschende Ergebnis, dass die zusätzliche Gabe von Cetuximab das progressionsfreie Überleben von 10,7 auf 9,4 Monate signifikant verkürzte (p = 0,01). Das Gesamtüberleben war mit 19,4 Monaten in der CBC-Gruppe im Trend ebenfalls kürzer als in der CB-Gruppe mit 20,3 Monaten. Die Gesamtansprechrate betrug 50,0% in der CB-Gruppe und 52,7% in der CBC-Gruppe.
Eine Subanalyse zeigte, dass die Cetuximab-Behandlung für Patienten mit mutiertem KRAS-Gen besonders schlecht war: sie hatten ein progressionsfreies Überleben von 8,1 Monaten im Vergleich zu 12,5 Monaten bei Patienten mit KRAS-Wildtyp (p = 0,003) und eine Gesamtüberleben von 17,2 vs. 24,9 Monate (p = 0,03). Die Ansprechrate in der Gruppe mit mutiertem KRAS-Gen war mit 45,9% signifikant niedriger als in der Wildtyp-Gruppe mit 61,4% (p = 0,03). Bei Ausschluss der Cetuximab-bedingten Hautreaktionen war die Nebenwirkungsrate in beiden Gruppen vergleichbar. Die Ursache für diese unerwartete Wirkung der Kombinationstherapie ist unklar, vermutet wird eine bislang unbekannte Wechselwirkung zwischen den beiden monoklonalen Antikörpern.

Quellen:
Tol L, et al. Chemotherapy, Bevacizumab, and Cetuximab in metastatic colorectal cancer. N Engl J Med 2009;360:563-72.
Mayer RJ. Targeted therapy for advanced colorectal cancer – more is not always better. N Engl J Med 2009;360:623-625.