Mittwoch, 11. August 2010

Die PRISCUS-Liste

Bestimmte Arzneimittel gelten als potenziell inadäquate Medikation (PIM) bei älteren Patienten infolge eines erhöhten Risikos für unerwünschte Arzneimittelereignisse. Internationale PIM-Listen sind aufgrund von Unterschieden in Marktgegebenheiten und Verschreibungsverhalten nur begrenzt auf Deutschland übertragbar.
Ziel war die Erstellung einer deutschen Liste mit Arzneistoffen, die bei älteren Menschen vermieden werden sollten. Nach Literaturrecherche und qualitativer Analyse internationaler PIM-Listen erfolgte die Zusammenstellung einer vorläufigen, an den deutschen Arzneimittelmarkt angepassten PIM-Liste. Die deutsche PIM-Liste wurde nach einer zwei Runden umfassenden, strukturierten Expertenbefragung (Delphi-Methode) erstellt.
83 Arzneistoffe aus 18 Arzneistoffklassen wurden als potenziell inadäquat für ältere Patienten bewertet. Für 46 Arzneistoffe konnte auch nach der zweiten Befragungsrunde kein eindeutiges Ergebnis erzielt werden. Falls eine potenziell ungeeignete Medikation nicht vermieden werden kann, beinhaltet die nun vorliegende PRISCUS-Liste Empfehlungen für die klinische Praxis, beispielsweise Überwachungs-Parameter oder Dosisanpassungen. Ferner werden Therapiealternativen genannt.
Potenziell inadäquate Medikation im Alter gilt als Risikofaktor für unerwünschte Ereignisse. Grenze des Experten-basierten Verfahrens ist in erster Linie die mangelnde Evidenz für die Bewertung, Angaben von Alternativen und Überwachungshinweisen. Für die PRISCUS-Liste gilt wie für internationale Listen, dass Ihre Validität und Praktikabilität belegt werden muss. Sie sollte daher in ein geriatrisches Pharmakotherapiekonzept unter Vermeidung von Polypharmakotherapie, Interaktionen sowie regelmäßiger Dosisüberprüfung eingebunden werden.

Quellen:
Holt S, Schmiedl S, Thürmann PA. Potenziell inadäquate Medikation für ältere Menschen: Die PRISCUS-List. Dt Ärztebl 2010;107:543-51.
Priscus
Priscus-Liste

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