Freitag, 25. August 2023

Talquetamab von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 21. August 2023 Talquetamab (Talvey, Janssen-Cilag) als Orphan Drug für die parenterale Monotherapie erwachsener Patienten mit rezidiviertem und refraktärem multiplem  Myelom zugelassen, die zuvor bereits mindestens 3 Therapien erhalten haben, darunter einen immunmodulatorischen Wirkstoff, einen Proteasom-Inhibitor und einen Anti-CD38-Antikörper, und die während der letzten Therapie eine Krankheitsprogression gezeigt haben.

Talquetamab ist ein bispezifischer Antikörper, der auf GPRC5D, ein neues Target beim multiplen Myelom, und auf CD3, den T-Zell-Rezeptor abzielt. CD3 ist an der Aktivierung von T-Zellen beteiligt und GPRC5D ist auf Zellen von multiplem Myelom stark exprimiert.

Talquetamab fördert die verstärkte T-Zell-vermittelte Zytotoxizität durch Rekrutierung von CD3-exprimierenden T-Zellen zu GPRC5D-exprimierenden Zellen. Dies führt zur Aktivierung von T-Zellen und zur anschließenden Lyse von GPRC5D-exprimierenden Zellen durch sezerniertes Perforin und verschiedene Granzyme, die in den sekretorischen Vesikeln der zytotoxischen T-Zellen gespeichert sind. Basierend auf der Expression von GPRC5D auf Plasmazellen mit minimaler bis gar keiner Expression auf B-Zellen und B-Zell-Vorläufern, zielt Talquetamab besonders auf Zellen des multiplen Myeloms ab.

Die Wirksamkeit der Monotherapie mit Talquetamab wurde bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem multiplem Myelom in der einarmigen, offenen, multizentrischen MonumenTAL-1-Studie untersucht.

Quelle

EPAR der EMA



Atogepant von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 11. August 2023 Atogepant (Aquipta, Abbvie) zur oralen Prophylaxe von Migräne bei Erwachsenen mit mindestens 4 Migränetagen pro Monat zugelassen.

Atogepant ist ein Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP)-Antagonist. Atogepant zeigt Affinität zu mehreren Rezeptoren der Calcitonin/CGRP-Rezeptorfamilie. Im Hinblick auf die klinisch relevante freie Plasmakonzentration von Atogepant (Cmax > 20 nM bei einer 60 mg Dosis) und der Tatsache, dass CGRP und Amylin-1-Rezeptoren als in die Pathophysiologie der Migräne involviert angesehen werden, könnten hemmende Wirkungen von Atogepant an diesen Rezeptoren (Ki-Wert 26 pM bzw. 2,4 nM) klinisch relevant sein. Der genaue Wirkmechanismus von Atogepant bei der Prophylaxe von Migräne ist noch nicht bekannt.

Atogepant wurde in zwei großen Studien zur Prophylaxe von Migräne bewertet, sowohl bei chronischer als auch bei episodischer Migräne. In die Studie zur episodischen Migräne (ADVANCE) wurden Patienten aufgenommen, die die Kriterien der Internationalen Klassifikation von  Kopfschmerzerkrankungen (International Classification of Headache Disorders, ICHD) für die Diagnose einer Migräne mit oder ohne Aura erfüllten. In die Studie zur chronischen Migräne (PROGRESS) wurden Patienten aufgenommen, die auch die ICHD-Kriterien für chronische Migräne erfüllten. In beiden Studien waren Patienten ausgeschlossen, die innerhalb der 6 Monate vor dem Screening einen Myokardinfarkt, Schlaganfall oder eine transitorische ischämische Attacke erlitten hatten.

Quelle

Dienstag, 1. August 2023

Ganaxolon von der EU-Kommission zugelassen

Die EU-Kommission hat am 26. Juli 2023 Ganaxolon (Ztalmy,  Marinus Pharmaceuticals Emerald Limited) als Orphan Drug zur oralen Zusatzbehandlung von epileptischen Anfällen im Zusammenhang mit einer Cyclin-abhängigen Kinase-ähnlichen 5(CDKL5)-Mangelerkrankung (CDD) bei Patienten im Alter von 2 bis 17 Jahren zugelassen. Es kann bei Patienten ab 18 Jahren weiter angewendet werden. 


Das Antiepileptikum Ganaxolon ist ein Methylanalogon des endogenen Neurosteroids Allopregnanolon. Ganaxolon ist ein neuroaktives Steroid, das Gamma-Aminobuttersäure Typ A (GABAA)-Rezeptoren im  ZNS positiv und allosterisch moduliert, indem es mit einer Erkennungsstelle interagiert, die sich von  anderen allosterischen GABAA-Rezeptormodulatoren unterscheidet.

Der genaue Mechanismus, durch den Ganaxolon seine therapeutischen Wirkungen bei der Behandlung von Krampfanfällen im Zusammenhang mit CDD ausübt, ist nicht bekannt; es wird jedoch davon ausgegangen, dass seine antikonvulsiven Wirkungen aus dieser Modulation der Funktion des GABAA-Rezeptors resultieren, was eine konstante oder tonische Modulation der GABA-vermittelten hemmenden Neurotransmission bewirkt

Die Wirksamkeit zur Behandlung von Anfällen im Zusammenhang mit CDD bei Patienten ab 2 Jahren wurde in einer doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Studie an Patienten im Alter von 2  bis 19 Jahren nachgewiesen (Studie 1042-CDD-3001). 

Quelle

Info der EMA