Donnerstag, 31. Mai 2012

PML-Risiko unter Natalizumab

Das Risiko einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML) bei Behandlung mit Natalizumab (Tysabri) ist im Allgemeinen gering (Inzidenz: 2,Fälle/1000 Patienten). Es steigt jedoch deutlich bei Patienten mit positivem JC-Antikörpernachweis, vorheriger immunsuppressiver Therapie und bei einer länger als zwei Jahre dauernden Natalizumabtherapie.

Tab. 1. Risiko (Rate/1.000 Patienten) einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie bei JC-Antikörper-positiven MS-Patienten in Abhängigkeit von der Natalizumab-Behandlungsdauer und dem vorangegangenen Einsatz von Immunsuppressiva [nach 2].

Dauer der Natalizumabbehandlung
Keine Vorbehandlung mit Immunsuppressiva
Vorbehandlung mit Immunsuppressiva
1 bis 24 Monate
< 1
2
25 bis 48 Monate
5
11

Dies ergab eine Analyse von Daten aus Postmarketinguntersuchungen, klinischen Studien und einem schwedischen Register durch den Hersteller Biogen Idec. 

Quellen:
1. Bloomgren G, et al. Risk of Natalizumab-associated progressive multifocal leukencephalopathy. N Engl J Med 2012:366:1870-80.
2. Ropper A. Predicting risk of progressive multifocal leukoencephalopathy from Natalizumab. N Engl J Med 2012;366:1938-1939.

Azithromycin erhöht kardiovaskuläres Risiko

Eine fünf Tage dauernde Therapie mit Azithromycin erhöht das Risiko für einen kardiovaskulären Tod. Im Vergleich zu Amoxicillin wurden 47 zusätzliche kardiovaskuläre bedingte Todesfälle pro 1 Mio. Therapiezyklen mit Azithromycin beobachtet. Bei hohem kardialem Risiko steigt die Zahl jedoch auf 245 zusätzliche Todesfälle pro 1 Mio. Therapiezyklen. Dies ergab eine retrospektive Kohortenstudie mit den Daten von Patienten aus dem Tennessee Medicaid Programm.
Die FDA kündigte in einer ersten Stellungnahme an, die Risikobeurteilung von Azithromycin aufgrund dieser Ergebnisse zu überprüfen.

Quelle:
Ray WA et al. Azithromycin and the risk of cardiovascular death. N Engl J Med 2012;366:1881-90

Mittwoch, 30. Mai 2012

Epinephrin bei Herzstillstand: Effekt fraglich

Epinephrin ist bislang Standard bei der Wiederbelebung von ambulanten Patienten mit Herzstillstand. Eine japanische Studie ergab nun, dass zwar signifikant mehr mit Epinephrin behandelte Patienten hatten vor der Ankunft im Krankenhaus wieder eine spontane Herzaktion als Patienten ohne Epinephrin-Behandlung hatten (p < 0,001). Allerdings war das Überleben nach einem Monat insgesamt sowie mit leichten Behinderungen mit Epinephrin in allen Analysenmodellen signifikant schlechter. Die Anwendung von Epinephrin im Rahmen von Wiederbelebungsmaßnahmen muss nun in einer entsprechenden klinischen Studie überprüft werden, die nicht mehr länger als unethisch angesehen werden kann.

Quelle
Hagihara A, et al. Prehospital epinephrine use and survival among patients with out-of-hospital cardiac. JAMA 2012;307:1161-1168

Freitag, 25. Mai 2012

Etoricoxib: Zur Kurzzeitbehandlung nach Zahnoperation zugelassen

Der COX-2-Hemmer Etoricoxib (Arcoxia, MSD) ist seit April 2012 zur Kurzzeitbehandlung mäßig starker Schmerzen nach Zahnoperationen zugelassen.

Etoricoxib (Arcoxia, MSD) kann bisher zur Behandlung von Symptomen bei Reizzuständen degenerativer und entzündlicher Gelenkerkrankungen (Arthrose und rheumatoide Arthritis), Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew) sowie von Schmerzen und Entzündungszeichen bei akuter Gichtarthritis angewendet werden.

In einer klinischen Studie zur Untersuchung postoperativer Zahnschmerzen wurde Etoricoxib 90 mg einmal täglich über bis zu drei Tage angewendet. In der Subgruppe von Patienten mit mäßig starkem Schmerz bei Studienbeginn zeigte Etoricoxib einen ähnlichen analgetischen Effekt wie Ibuprofen 600 mg (16,11 vs. 16,39; P = 0,722), und einen höheren als Paracetamol/Codein 600 mg/60 mg (11,00; P <0,001) und  Plazebo (6,84; P <0,001), gemessen an der gesamten Schmerzlinderung über die ersten 6 Stunden (TOPAR6). Der Anteil der Patienten, die den Gebrauch zusätzlicher Schmerzmedikation während der ersten
24 Stunden meldeten, betrug 40,8 % für Etoricoxib 90 mg, 25,5% für Ibuprofen 600 mg alle 6 Stunden, und 46,7 % für Paracetamol/Codein 600 mg/60 mg alle 6 Stunden, verglichen mit 76,2 % für Plazebo.

Fachinformation Arcoxia (Stand: März 2012)

Nimenrix: Meningokokkenimpfstoff zugelassen

Die EU-Kommission hat am 20. April 2012 den konjugierten Meningokokkenimpfstoff Nimenrix (GSK) zugelassen.

Der konjugierte Meningokokkenimpfstoff Nimenrix (GSK) ist indiziert zur aktiven Immunisierung von Personen ab dem Alter von 12 Monaten gegen invasive Meningokokkenerkrankungen, verursacht durch Neisseria meningitidis der Gruppen A, C, W-135 und Y.
Die antikapsulären Meningokokken-Antikörper schützen vor Meningokokkenerkrankungen durch Komplement-vermittelte bakterizide Aktivität. Nimenrix induziert die Produktion von bakteriziden Antikörpern gegen Kapsel-Polysaccharide der Gruppen A, C, W-135 und Y, gemessen mit Testsystemen, bei denen entweder Kaninchen-Komplement (rSBA) oder humanes Komplement (hSBA) verwendet wird.
Das klinische Entwicklungsprogramm von Nimenrix umfasste 17 klinische Studien, die in 17 Ländern weltweit durchgeführt wurden.

EMA Epar zu Nimenrix

Zonisamid: EMA empfiehlt Zulassung auf Monotherapie zu erweitern

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom 21. bis 24. Mai 2012 empfohlen, die Zulassung von Zonisamid (Zonegran, Eisai) auf die Monotherapie bei Patienten mit Epilepsie zu erweitern.

Zonisamid (Zonegran, Eisai) soll künftig als Monotherapie bei neu diagnostizierten Erwachsenen  mit partiellen Anfällen ohne oder mit sekundärer Generalisierung eingesetzt werden können. Bislang war Zonisamid als Add-on-Therapie zugelassen.

EMA Summary of opinion vom 24. Mai 2012 

Pazopanib: EMA empfiehlt Zulassungsweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom 21. bis 24. Mai 2012 empfohlen, die Zulassung von Pazopanib (Votrient, GSK) auf die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Weichgewebesarkom zu erweitern.

Pazopanib (Votrient, GSK) soll künftig zur Behandlung von Patienten mit speziellen Subtypen von fortgeschrittenen Weichgewebesarkomen eingesetzt werden, die eine Chemotherapie wegen metastasierter Erkrankung erhalten haben oder die innerhalb von 12 Monaten nach (neo)adjuvanter Therapie progredient waren.
Bislang ist Pazopanib für die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom zugelassen, und zwar als Erstlinientherapie oder bei Patienten, die wegen fortgeschrittener Erkrankung Zytokine erhalten haben.

EMA Summary of opinion vom 24. Mai 2012

Strontiumranelat: EMA empfiehlt Zulassungserweiterung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom 21. bis 24. Mai 2012 empfohlen, die Zulassung von Strontiumranelat (Osseor, Protelos, Servier) auf die Behandlung von Männern mit erhöhtem Frakturrisiko zu erweitern.

Strontiumranelat (Osseor, Protelos, Servier) ist bislang zur Behandlung von postmenopausalen Frauen zur Reduktion des Risikos von Wirbel- und Oberschenkelhalsbrüchen zugelassen.

EMA Summary of opinion vom 24. Mai 2012

Catridecacog: EMA empfiehlt Zulassung für Bluter

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom 21. bis 24. Mai 2012 empfohlen, Catridecacog (Novothirteen, Novo) für die Langzeitbehandlung von Blutern zuzulassen.

Catridecacog (Novothirteen, Novo) ist eine Untereinheit von Koagulationsfaktor XIII A, die gentechnisch in Hefezellen produziert wird. Sie ist strukturell identisch mit menschlicher F-XIII-A-Unterheinheit [A2], die an die FXIII B-Subunit [A2B2] bindet. Nach Aktivierung verursacht FXIII cross-links von Fibrin und anderen Proteinen, was zu einer verstärkten Resistenz des Gerinnsels gegebenüber der Fibrinolyse führt. Bei Patienten mit erblich bedingtem Mangel an FXIIIA-Untereinheit kann die Substitution mitCatridecacog das Risiko von Blutungen verringern.Es soll für die Langzeitprophylaxe von Blutungen bei Patienten im Alter ab sechs Jahren mit erblich bedingtem Mangen an FXIIIA-Untereinheit zugelassen werden.

EMA Summary of opinion vom 24. Mai 2012


Ivacaftor: EMA empfiehlt Zulassung für Patienten mit zystischer Fibrose

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom 21. bis 24. Mai 2012 empfohlen,  Ivacaftor (Kalydeco, Vertex) für die Behandlung einer speziellen Form der zystischen Fibrose zugelassen.


Ivacaftor (Kalydeco, Vertex) soll für die Behandlung von Patienten ab 6 Jahren mit zystischer Fibrose zugelassen werden, die eine spezifische G551D-Mutation im Cystic Fibrosis Transmembrane Regulator (CFTR)-Gen aufweisen. Die FDA hat Ivacaftor hierfür Ende Januar 2012 zugelassen.
Ivacaftor soll die CFTR-Kanäle auf der Zelloberfläche länger offen halten, um den Transport der Chloridionen durch die Zellmembran bei Menschen mit Durchlassmutationen zu verbessern. Eine Mukoviszidose wird durch fehlerhafte oder fehlende CFTR-Proteine (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator) aufgrund von Mutationen des CFTR-Gens hervorgerufen. Fehlen CFTR-Proteine kommt es zu einem gestörten Salz- und Wassertransport durch Zellmembranen u. a. in der Lunge. Dies führt zur Ansammlung von unnormal zähem, klebrigem Schleim, der chronische Lungeninfektionen und eine fortschreitende Lungenschädigung hervorrufen kann. Bei Mukoviszidosepatienten mit einer Durchlassfunktionsstörung sind zwar CFTR-Proteine an der Zelloberfläche vorhanden, diese funktionieren jedoch nicht richtig. Die häufigste Form dieser Durchlassfunktionsstörung wird durch die G551D-Mutation verursacht. Etwa vier Prozent aller Mukoviszidosepatienten, d. h. rund 1.000 Menschen in Europa, sind vermutlich von dieser Mutation betroffen.

EMA Summary of opinion vom 24. Mai 2012

Pressemitteilung der EMA vom 25. Mai 2012

Axitinib: EMA empfiehlt Zulassung für Patienten mit Nierenzellkarzinom

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom 21. bis 24. Mai 2012 empfohlen, Axitinib (Inlyta, Pfizer) für die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom zuzulassen.

Axitinib (Inlyta, Pfizer) ist ein VEGF-Hemmer, der die VEGF vermittelte Proliferation von Endothelzellen und deren Überleben inhibiert. Axitinib soll für die Behandlung von Erwachsenen mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom zugelassen werden, die zuvor mit Sunitinib oder einem Zytokin behandelt worden sind oder nicht auf diese Therapie angesprochen haben.
Häufigste Nebenwirkungen waren Diarrhö, Hypertonie, Fatigue, Dysphonie, Nausea, verminderter Appetit, und Hand-Fuß-Syndrom.

EMA Summary of opinion vom 24. Mai 2012

Perampanel von der EMA für die Add-on-Behandlung bei Epilepsie empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom 21. bis 24. Mai 2012 empfohlen, Perampanel (Fycompa, Eisai) für die Add-on-Therapie von Patienten mit partieller epileptischen Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung zuzulassen.


Perampanel (Fycompa, Eisa) ist ein nicht kompetitiver Antagonist am ionotropen α-Amino-3-hydroxy-5-methyl-4-isoxazolproprionsäure (AMPA)-Glutamat-Rezeptor auf post-synaptischen Neuronen. Der genaue Mechanismus, über den Perampanel seine antiepileptischen Wirkungen vermittelt, ist noch nicht bekannt.
Die Wirksamkeit wurde unter anderem in drei Plazebo-kontrollierten Studien mit Patienten ab 12 Jahren nachgewiesen. Häufigste unerwünschte Wirkungen waren Benommenheit und Somnolenz.

EMA Summary of opinion vom 24. Mai 2012

Aclidiniumbromid von der EMA für die Behandlung von COPD empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom 21. bis 24. Mai 2012 empfohlen, Aclidiniumbromid (Bretaris Genuair, Eklira Genuair) für die Behandlung von Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung zuzulassen.

Aclidiniumbromid (Bretaris Genuair, Eklira Genuair, Almirall) ist ein lang wirksamer Anticholinergikum zur Inhalation, das die Acetylcholin-induzierte Bronchokonstriktion hemmt. Es soll als Bronchodilatator zur Erhaltungstherapie bei Patienten mit COPD zugelassen werden.

Quelle:
Informationen der EMA vom 24. Mai 2012

Dabigatran: EMA empfiehlt klarere Hinweise zur Anwendung

Das Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) der Europäische Zulassungsbehörde (EMA) hat in der Sitzung vom 21. bis 24. Mai 2012 eine Änderung der Fachinformation von Dabigatran (Pradaxa) empfohlen.

Im Abschnitt zu den Kontraindikationen von Dabigatran (Pradaxa, Boehringer Ingelheim) werden die Faktoren und Bedingungen, die das Risiko für eine Blutung erhöhen, detailliert beschrieben. Zudem wird genauer angegeben, bei welchen gleichzeitig applizierten Medikamenten mit einer Wirkung auf die Hämostase Dabigatran kontraindiziert ist.

Siehe auch: EMA "Summary of Opionion" zu Pradaxa vom 24. Mai 2012


Dienstag, 22. Mai 2012

Febuxostat: Rote-Hand-Brief zu schweren Hypersensitivitätsreaktionen

Der Hersteller informiert in einem Rote-Hand-Brief über schwere Hypersensitivitätsreaktionen unter Febuxostat, darunter auch Stevens-Johnson-Syndrom und akute anaphylaktische Reaktion bzw. Schock. Diese Reaktionen sind meist während des ersten Monats der Therapie aufgetreten.

Patienten, die mit Febuxostat behandelt werden, sollten über die Anzeichen und Symptome von schweren Hypersensitivitätsreaktionen aufgeklärt werden; bei deren Auftreten sollte die Therapie sofort beendet werden. Wenn unter Febuxostat Hypersensitivitätsreaktionen aufgetreten sind, darf eine Behandlung mit diesem Wirkstoff zu keinem Zeitpunkt wieder aufgenommen werden.
Febuxostat ist zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit chronischer Hyperurikämie bei Erkrankungen, die bereits zu Uratablagerungen geführt haben.

Quelle:
AkdÄ Drug Safety Mail vom 22. Mai 2012

Isotretinoin und chronisch-entzündliche Darmerkrankung

Aufgrund von Einzelfallberichten sowie einer Auswertung der Spontanmeldungen in der FDA-Datenbank wird seit Jahren diskutiert, ob ein Zusammenhang zwischen der oralen Einnahme von Isotretinoin und dem Auftreten einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED: Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) bestehen könnte.

Zwei Fallkontrollstudien zu dieser Frage kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Eine Untersuchung von Patientendaten aus der kanadischen Provinz Manitoba fand bei 1960 CED-Fällen und mehr als 19.000 Kontrollen keinen Zusammenhang zwischen der Anwendung von Isotretinoin und dem Auftreten einer CED. Hingegen zeigte eine andere Studie anhand von Krankendaten von 55 Mio. US-Amerikanern ein deutlich erhöhtes Risiko für Colitis ulcerosa nach Einnahme von Isotretinoin (Odds Ratio 4,36; 95%-KI 1,97–9,66), jedoch nicht für Morbus Crohn (OR 0,68; 95%-KI 0,28–1,68). Dabei war das Risiko einer Colitis ulcerosa mit der Dosis von Isotretinoin und der Therapiedauer positiv korreliert, was den Verdacht auf einen kausalen Zusammenhang unterstützt. Darüber hinaus bestätigte sich das Ergebnis bei zusätzlichen statistischen Analysen, mit denen Verzerrungen, wie z. B. durch falsche Diagnose einer CED oder der Hauterkrankung, vermindert werden sollten. Ebenfalls ausgeschlossen wurde ein von einer Isotretinoin-Gabe unabhängiger Zusammenhang zwischen Akne und CED.

Es gibt Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Colitis ulcerosa durch orale Behandlung mit Isotretinoin, obwohl die Daten aus zwei Fallkontrollstudien uneinheitlich sind. Ob tatsächlich eine kausale Assoziation besteht, muss durch weitere Untersuchungen bestätigt werden. Der zugrundeliegende Pathomechanismus ist unklar. In der Fachinformation von Isotretinoin werden Kolitis, Ileitis, gastrointestinale Blutungen, hämorrhagische Diarrhö und entzündliche Darmerkrankung als sehr seltene Nebenwirkungen aufgeführt. Patienten beziehungsweise deren Angehörige sollten vor Beginn einer Behandlung mit Isotretinoin über diese mögliche Assoziation informiert und die Symptomatik einer Colitis ulcerosa aufgeklärt werden.
Obwohl das relative Risiko, im Zusammenhang mit Isotretinoin eine Colitis ulcerosa zu entwickeln, in dieser Studie hoch ist, muss bedacht werden, dass das absolute Risiko gering ist: Bei einer Inzidenz von zehn Colitis-ulcerosa-Fällen pro 100.000 Patientenjahren lässt sich anhand der Ergebnisse eine Number needed to harm (NNH) von 2977 berechnen (5). Dies bedeutet, bei Behandlung von 2977 Patienten mit oralem Isotretinoin müsste mit einem zusätzlichen Fall von Colitis ulcerosa gerechnet werden.


Quelle:

UAW-Datenbank der AKdÄ vom 18. Mai 2012

Freitag, 18. Mai 2012

Azithromycin: FDA prüft kardiovaskuläres Risiko

Aufgrund einer Studie im NEJM vom 17. Mai 2012 zum kardiovaskulären Risiko von Antibiotika prüft die FDA die Ergebnisse.

Eine im NEJM publizierte Studie zeigte eine signifikante Erhöhung kardiovaskulärer Todesfälle bei Patienten, die über fünf Tage Azithromycin (Zithromax) einnahmen im Vergleich zu Patienten, die keine Antibiotika erhielten (Hazard-Ratio 2,88; 95%-KI 1,79 - 4,63; p < 0,001) sowie eine Erhöhung aller Todesfälle (HR 1,85; 95%-KI 1,25 - 2,75; p = 0,002). Bei Patienten, die Amoxicillin nahmen, war das Risiko nicht erhöht. Auch im Vergleich zu Amoxicillin erhöhte Azithromycin das Risiko für kardiovaskulären Tod (HR 2,49; 95%-KI 1,38 - 4,50; p = 0,002) und alle Todesfälle (HR 2,02; 95%-KI 1,24 - 3,30; p = 0,005). Das Risiko eines kardiovaskulären Todes war signifikant höher als bei Einnahme von Ciprofloxacin, aber es unterschied sich nicht signifikant, wenn die Patienten Levofloxacin nahmen.

Quellen
FDA Safety Alert vom 17. Mai 2012
Ray WA et al. NEJM 2012;366:1881-1890

Carboplatin-haltige Arzneimittel: Unlösliche Partikel in Konzentraten

Das BfArM informiert über unlösliche Partikel in Carboplatin-Konzentraten zur Herstellung von Infusionslösungen.

Die AkdÄ hatte in der Drug Safety Mail vom 19.04.2012 über Rote-Hand-Briefe von zwei Herstellern informiert, die auf die mögliche Bildung von unlöslichen, kristallinen Partikeln in Carboplatin-haltigen Infusionslösungen hinweisen. Untersuchungen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) haben ergeben, dass es sich bei den Partikeln um Auskristallisationen des Wirkstoffs handelt. Der Wirkstoffgehalt liegt trotz der Ausfällungen innerhalb der Produktspezifikationen, jedoch können zumindest mittel- und langfristige Risiken nicht ausgeschlossen werden. Deshalb hat das BfArM alle Hersteller Carboplatin-haltiger Arzneimittel aufgefordert, anhand von Rückstellmustern umfassend auf sichtbare Partikel- bzw. Kristallbildung zu prüfen: Chargen mit sichtbaren Partikeln oder reflektierenden Kristallen wurden sofort zurückgerufen.
Das BfArM empfiehlt, die bisher schon überwiegend eingesetzten Filterungen sowohl bei der Herstellung der anwendungsfertigen Infusionslösung als auch bei der Verabreichung durchzuführen und gibt Hinweise zum Verhalten bei möglicherweise auftretenden Versorgungsengpässen.

Risikoinformation des BfArM vom 16. Mai 2012

Quelle:
AkdÄ Drug Safety Mail vom 18. Mai 2012

Dienstag, 8. Mai 2012

Lenalidomid: FDA weist auf erhöhtes Risiko von Sekundärmalignomen hin

Die Food and Drug Administration (FDA) weist auf ein erhöhtes Risiko von Sekundärmalignonen hin, wenn Patienten mit neu diagnostiziertem multiplem Myelom mit Lenalidomid (Revlimid) behandelt werden.

Lenalidomid (Revlimid) kann, so das Ergebnis klinischer Studien, bei der Behandlung von Patienten mit neu diagnostiziertem multiplem Myelom das Risiko für Sekundärkarzinome erhöhen. Die FDA hat deshalb eine entsprechende Ergänzung der Fachinformation angeordnet.

Quelle:
Drug Information Update der FDA vom 7. Mai 2012

Freitag, 4. Mai 2012

Taliglucerase alfa von der FDA bei Gaucher-Krankheit zugelassen

Die Food and Drug Administration (FDA) hat Taliglucerase alfa (Elelyso, Pfizer) als Orphan Drug zur Behandlungvon Patienten mit Gaucher-Krankheit.

Taliglucerase alfa (Elelyso, Pfizer) wird zur Langzeitsubstitution des bei Gaucher-Krankheit fehlenden Enzyms Glucocerebrosidase injiziert. Es ist für die Behandlung von Patienten mit Gaucher-Krankheit vom Typ 1 (nicht neuropathisch) zugelassen.


Quelle
Pressemitteilung der FDA vom 1. Mai 2012