Mittwoch, 31. Dezember 2008

Azacytidin für MDS zugelassen

Azacytidin (Vidaza) wurde Ende Dezember 2008 als Orphan Drug zur Behandlung myelodysplastischer Syndrome (MDS) zugelassen, und zwar für Patienten mit höherem Risiko der Kategorien Int-2 und High-Risk nach dem internationalen Prognostic Score System. Weitere Subgruppen sind die CMML mit 10 bis 29 % Blasten im Knochenmark ohne myeloproliferatie Störung sowie die AML mit 20 bis 30 % Blasten im Knochenmark und gleichzeitiger Mehrlinien-Dysplasie.
Die Zulassung beruht auf den Daten der AZA-001-Studie, in der 358 Patienten mit Hochrisiko-MDS Azacytidin oder ein konventionelles Therapieschema erhielten. Azacytidin verlängerte das Gesamtüberleben im Vergleich zur Kontrollgruppe von 15 auf 24,4 Monate und verdoppelte nahezu den Anteil der Patienten, die zwei Jahre überlebten.

Quelle:
Presseinformation Celgene vom 23.12.2008

Lenalidomid und Thalidomid auf Sonderrezept

Ab 8. Februar 2009 können Lenalidomid (Revlimid) und Thalidomid nur noch mit einem zweiteiligen Sonderrezept ähnlich wie Betäubungsmittel verordnet werden. Damit wird das für beide Substanzen bereits bestehende Sicherheitsprogramm nochmals erweitert. Lenalidomid und Thalidomid werden zur Therapie des multiplen Myeloms eingesetzt.

Quelle:
Pressemitteilung Celgene vom 8. Dezember 2008

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Malaria: neuer Imfpstoff senkt Erkrankungsrate bei Kindern

Der Impfstoff RTS,S AS01E richtet sich gegen das Sporozoiten-Stadium der Malariaerreger, also die Erregerform, die von der Mücke übertragen wird. Auf diese Weise kann er die Infektion in einem frühen Stadium bekämpfen.
RTS,S bezeichnet das Antigen, AS01E das Adjuvanssystem.
RTS,S AS01E wurde nun bei 894 Kindern im Alter von 5 bis 17 Monaten getestet. Während der 8 monatigen Nachbeobachtung reduzierte die Impfung das Auftreten von Malaria um 56 %. Das neue Adjuvanssystem AS01E war dem in vorherigen Studien eingesetzten Adjuvanssystem AS02D überlegen.
Diese Studie dient der Vorbereitung einer großen multizentrische Feldstudie, die voraussichtlich im Frühjahr 2009 in verschiedenen afrikanischen Ländern starten wird.
Der Impfstoff wurde von GlaxoSmithKline Biologicals entwickelt. Das klinische Studienprogramm erfolgt in Zusammenarbeit mit der Malaria Vaccine Initiative (MVI) und mit Unterstützung der Bill & Melinda Gates Foundation.

Quellen:
Bejon P, et al. Efficacy of RTS,S/ASO1E Vaccine against Malaria in children 5 to 17 months of age. N Engl J Med 2008;359:2521-32.
Mitteilung GSK vom 10. Dezember 2008

Montag, 1. Dezember 2008

EXTREME-Studie: Cetuximab bei Kopf-Hals-Tumoren

In der multizentrischen, randomisierten Phase-III-Studie EXTREME (Erbitux in 1st-line treatment of recurrent or metastatic head and neck cancer;) wurden zwischen Dezember 2004 und Dezember 2005 in 17 europäischen Ländern 442 Patienten mit unbehandeltem rezidiviertem oder metastasiertem Plattenepithelkarzinom im Kopf-Hals-Bereich mit Platin-haltiger Chemotherapie allein (n = 220) oder plus Cetuximab (n = 222) behandelt. Bei Patienten mit stabiler Erkrankung nach sechs Zyklen wurde die Cetuximab-Therapie bis zur Progression oder bis zum Auftreten von inakzeptablen Nebenwirkungen fortgeführt. Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben, definiert als Zeit von der Randomisierung bis zum Tod. Das Gesamtüberleben war in der Cetuximab-Gruppe mit 10,1 Monaten signifikant länger als mit 7,4 Monaten in der Gruppe, die nur mit Chemotherapie behandelt wurde. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug in der Cetuximab-Gruppe 19,1 Monate, in der Chemotherapie-Gruppe 18,2 Monate. Auch in den sekundären Endpunkten erwies sich die Kombination mit Cetuximab als signifikant besser außer in der Dauer des Ansprechens. Im Nebenwirkungsspektrum zeigten sich keine außergewöhnlichen Reaktionen. Jedoch kam es in der Cetuximab-Gruppe bei neun Patienten zu einer Sepsis im Vergleich zu einem Sepsis-Fall in der Gruppe ohne Cetuximab (p = 0,02). Darüber hinaus wurden in der Cetuximab-Gruppe signifikant häufiger Hypomagnesiämien und Hautreaktionen beobachtet.
Nach den Ergebnissen dieser Studie steht mit Cetuximab erstmals seit langer Zeit eine neue Therapieoption für Patienten mit fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinom im Kopf-Hals-Bereich zur Verfügung.

Quelle:
Vermorken JB, et al. Platinum-based chemotherapy plus cetuximab in head and neck cancer. N Engl J Med 2008;359:1116-1127.

EMEA lässt Cetuximab zur Erstlinien-Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren

Cetuximab ist jetzt in Europa in Kombination mit Platin-basierter Chemotherapie für die Erstlinientherapie bei Patienten mit rezidivierenden und/oder metastasierten Plattenepithelkarzinomen des Kopfes und Halses zugelassen. Die Zulassung basiert auf den Ergebnissen der EXTREME-Studie, die in diesem Therapieumfeld erstmals seit 30 Jahren einen signifikanten Vorteil beim Gesamtüberleben zeigte. Cetuximab ist bereits in Kombination mit Strahlentherapie für lokal fortgeschrittene Kopf-Hals-Tumoren zugelassen.

Quelle:
Pressemitteilung MerckSerono

Freitag, 28. November 2008

Anglizismen-Unsinn 2: Finalisierte Fassung

Referenten und Marketingexperten, die besonders fortschrittlich und aktuell sein möchten, reden bei Texten oft von einer "finalisierten" Fassung - ein unüberlegte Übernahme des englischen Wortes finalised. Das erinnert irgendwie an den finalen Rettungsschuss. Dabei ist es so einfach: die "endgültige" Fassung ist doch mindestens so eindeutig. .

Anglizismen-Unsinn: Rezente Publikation

Referenten und Marketingexperten, die besonders fortschrittlich und aktuell sein möchten, beziehen sich auf "rezente" Publikationen oder "rezente" Daten - ein unüberlegte Übernahme des englischen Wortes recent. Rezent hat bei uns eine ganz andere Bedeutung - im Sinne eines rezenten Geschmacks. Warum kann man nicht einfach sagen "neue" Daten, oder "gerade publizierte" Daten und "vor kurzem" veröffentliche Daten, oder, oder....?

Mittwoch, 26. November 2008

Depressive haben höheres Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko

Eine Depression erhöht das Risiko für Krankheiten wie Herzinfarkt und Schlaganfall.
Mehr als 1 000 Patienten mit koronarer Herzerkrankung wurden durchschnittlich fünf Jahre lang beobachtet. Patienten, die initial depressiv waren, wiesen nach fünf Jahren ein um 50 % erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und eine höhere Sterblichkeit auf. Dies war vor allem auf die geringere körperliche Aktivität der depressiven Patienten zurückzuführen. Daher könnten Interventionen, die die körperliche Aktivität depressiver Herzpatienten verbessern, geeignet sein, dem erhöhten kardiovaskulären Risiko und der höheren Sterblichkeit entgegenzuwirken.

Quelle:
Whooley MA, et al. Depressive Symptoms, Health Behaviors, and Risk of Cardiovascular Events in Patients With Coronary Heart Disease JAMA. 2008;300[20]:2379-2388

Neubewertung der Empfehlung für die HPV-Impfung gefordert

Die Wirksamkeit der stark beworbenen Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV-Impfung) ist nach Aussagen von dreizehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener deutscher Forschungseinrichtungen nicht angemessen geprüft worden. In einer gemeinsamen Stellungnahme fordern sie eine Neubewertung der HPV-Impfung durch die Ständige Impfkommission der Bundesrepublik Deutschland (STIKO) und das sofortige Ende der irreführenden Informationen. Mit der HPV-Impfung soll die Zahl an Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen gesenkt werden. Im März 2007 hatte die STIKO die HPV-Impfung empfohlen, seit Juli 2007 müssen die Krankenkassen sie erstatten. Seit dieser Zeit haben sich eine Vielzahl von Mädchen und jungen Frauen impfen lassen.
Die Prüfung durch die STIKO erfolgte zu einem Zeitpunkt als die Daten aus den entscheidenden Studien noch gar nicht vorlagen. Besonders relevante Daten sind bis heute nicht veröffentlicht worden. In eigenen Recherchen fanden die unterzeichnenden Wissenschaftler Hinweise darauf, dass die Wirksamkeit deutlich niedriger liegen kann als bisher angenommen. Einige der Zahlen, welche die STIKO ihrer Entscheidung zu Grunde gelegt hatte, seien zudem überhaupt nicht nachvollziehbar. Die Wissenschaftler fordern eine Überprüfung der Empfehlung der STIKO unter Berücksichtigung der aktuellen Daten. Der neuen Bewertung sollte explizit zu entnehmen sein, auf Grundlage welcher Daten die STIKO die Wirksamkeit der Impfung beurteilt.

Die Wissenschaftler wenden sich entschieden dagegen, dass bei Mädchen und Frauen mit falschen Informationen zum Risiko des Gebärmutterhalskrebs Angst und Schuldgefühle erzeugt werden. Ebenso wenig sei es hinzunehmen, dass mit unrealistischen Hochrechnungen falsche Erwartungen an den Impfstoff geweckt werden.
Die Stellungnahme wurde von den folgenden Wissenschaftlern unterzeichnet:
  • Prof. Martina Dören, Prof. Wolf-Dieter Ludwig (Charité, Berlin)
  • Prof. Rolf Rosenbrock (WZB, Berlin)
  • Dr. Ansgar Gerhardus, Prof. Claudia Hornberg, Prof. Oliver Razum (Universität Bielefeld)
  • Prof. Petra Kolip, Corinna Schach, Prof. Norbert Schmacke (Universität Bremen)
  • Prof. Jürgen Windeler (MDS, Essen)
  • Prof. Ferdinand M. Gerlach (Universität Frankfurt)
  • Prof. Michael M. Kochen (Universität Göttingen)
  • Prof. Ingrid Mühlhauser (Universität Hamburg)
Der vollständige Text kann unter
http://www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag3/downloads.html heruntergeladen werden.

Quelle:
http://idw-online.de/pages/de/news290934

Dienstag, 25. November 2008

Telcagepant: Phase-III-Studie zeigt Wirksamkeit und Verträglichkeit

Der CGRP-Antagonist Telcagepant (300 mg) ist zur Behandlung der akuten Migräne vergleichbar gut wirksam wie 5 mg Zolmitriptan, hat jedoch weniger Nebenwirkungen. Dies ergab eine randomisierte, kontrollierte Phase-III-Studie mit 1.380 Patienten in den USA und Europa. Die Patienten litten alle an mittelschwerer bis schwerer Migräne und wurden mit Telcagepant 150 mg (n = 333), 300 mg (n = 354), Zolmitriptan (n = 354) oder Plazebo (n = 348) behandelt.
Telcagepant 300 mg war wirksamer als Plazebo und vergleichbar wirksam wie Zolmitriptan.
Telcagepant wirkt im Gegensatz zu den Triptanen nicht vasokonstriktorisch. Der genaue Mechanismus seiner Wirkung ist jedoch noch nicht bekannt.


Quellen:
Ho T, Ferrari M, Dodick DW, Galet V, et al. Efficacy and tolerability of MK-0974 (telcagepant), a new oral antagonist of calcitonin gene-related peptide receptor, compared with zolmitriptan for acute migraine: a randomised, placebo-controlled, parallel-treatment trial. Lancet Published Online November 25, 2008, DOI:10.1016/S0140-6736(08)61626-8.
Edvinsson L. CGRP-receptor antagonism in migraine treatment. Lancet. Published Online
November 25, 2008 DOI:10.1016/S0140-6736(08)61710-9

Montag, 24. November 2008

Tapentadol von FDA zugelassen

Die amerikanische Zulassungsbehörde hat Tapentadol (Johnson und Johnson) zur Behandlung von mittelschweren bis schweren akuten Schmerzen zugelassen.


Es ist ein Agonist am µ-Opioid-Rezeptor und ein Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, der in der analgetischen Wirkung Oxycodon oder Morphin vergleichbar sein soll, jedoch weniger gastrointestinale Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Obstipation auslösen soll. Als Nebenwirkungen angegeben werden Übelkeit, Benommenheit, Erbrechen, Schlafstörungen und Kopfschmerzen. Ausserdem wird auf das Risiko einer Atemdepression und das Missbrauchspotential hingewiesen.

Quelle:
http://www.fda.gov/bbs/topics/NEWS/2008/NEW01916.html

Zunehmende Bedrohung durch Acinetobacter baumannii

Acinetobacter gehört zur Familie der Moraxellaceae und ist ein aerobes, gramnegatives Bakterium. Erkrankungen beim Menschen werden hauptsächliche durch Acinetobacter baumannii ausgelöst. Dieser Erreger taucht immer häufiger als Auslöser von Krankheiten auf. Da er häufig multiresistent auf Antibiotika ist, wird er zunehmend zu einer Bedrohung. Strikte Hygienemaßnahmen und sorgfältige Antibiotikaauswahl sind zur Vermeidung von Ausbrüchen unabdingbar.
A. baumannii kann in der Umgebung gefunden werden, im Erdboden, in Nahrungsmitteln und in Fisch. Er kann auch die Haut von Gesunden kolonisieren. Die Infektionen treten in der Regel bei hospitalisierten Patienten auf, er kann aber auch ambulante Infektionen auslösen. Häufig sind A.-baumannii-Infektionen bei Katastrophen- und Kriegsopfern, also immer dann, wenn eine hohe Zahl von Verletzten anfällt und bei deren Versorgung Hygienemaßnahmen vernachlässigt werden.

Quelle:
Karageorgopoulos DE, Falagas ME. Current control and treatment of multidrug-resistant Acinetobacter baumannii infections. Lancet Infect Dis 2008; 8: 751–62.

Samstag, 22. November 2008

Fentanyl-Pflaster: EMEA empfiehlt Ruhen der Zulassung

Bei der Überprüfung einer Charge des iontophoretischen transdermalen Systems im September 2008 waren im Schaltkreis Korrosionen beobachtet worden, die zu einer Selbst-Aktivierung von Ionsys hätten führen können. Da diese Komplikation für andere Chargen nicht ausgeschlossen werden konnte, rief der Hersteller Ende September über 13.000 Systeme aus Kliniken und Apotheken zurück. Seither stand Ionsys nicht mehr zur Verfügung.
Da die Ursache für den Defekt bisher nicht gefunden wurde, empfiehlt die EMEA jetzt, die Zulassung ruhen zu lassen. Bis zum September 2008 waren dem Hersteller 13 Fälle von Überdosierungen oder Atemwegsdepressionen gemeldet worden, die alle ohne große Folgen verliefen.

Quelle:
http://www.emea.europa.eu/humandocs/PDFs/EPAR/ionsys/61385208en.pdf

Kardiovaskuläre Erkrankungen: Kein Nutzen von Vitamin C und Vitamin E

Erneut ergab sich für die Zugabe von Vitamin C und E kein Nutzen für kardiovaskuläre Erkrankungen. Dies ergab nun eine randomisierte, kontrollierte Studie mit 14641 männlichen Ärzten im mittleren Alter von 64 Jahren, die täglich 400 I.E. und/oder 500 mg Vitamin C oder keines der beiden Vitamine einnahmen. Die Probanden hatten ein relativ niedriges kardiovaskuläres Risiko. Während einer Nachbeobachtungszeit von 8 Jahren wurden 1.245 kardiovaskuläre Ereignisse beobachtet. Die Häufigkeit zwischen den drei Gruppen unterschied sich nicht. In der Vitamin-E-Gruppe kam es allerdings zur einer Verdopplung des Risiko für einen hämorrhagischen Schlaganfall, die absoluten Zahlen waren allerdings mit 39 vs. 23 Fälle gering.

Quelle:

Sesso HD, et al. Vitamins E and C in the prevention of cardiovascular disease in men: The Physicians’ Health Study II randomized controlled trial. JAMA 2008 300:2123-2133.

Freitag, 21. November 2008

Neue Zulassungsempfehlungen der EMEA - November 2008

Das Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) der EMEA hat in seinem Treffen im November 2008 u. a. für folgende Substanzen eine Zulassung empfohlen:
  • Romiplostim (Nplate) von Amgen zur Behandlung der chronischen idiopathischen thrombozytopenischen Purpura (ITP) bei Erwachsenen als Orphan Drug.
  • Aliskiren/Hydrochlorothiazid (Rasilez HCT) von Novartis zur Behandlung der Hypertonie bei Erwachsenen.
  • Tocilizumab (RoActemra), Interleukin-6-Hemmer von Roche, in Kombination mit Methotrexat zur Behandlung von Erwachsenen mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis, die auf eine vorhergehende Therapie mit mindestens einem DMARD oder TNF-Hemmer unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben. Tocilizumab kann bei Patienten, die Methotrexat nicht vertragen oder bei denen eine weitere Behandlung nicht sinnvoll ist, auch als Monotherapie gegeben werden.
  • Ustekinumab (Stelara)von Janssen-Cilag zur Behandlung der schweren Plaque-Psoriasis, die auf andere systemische Therapien nicht angesprochen hat.
  • Agomelatin (Valdoxan/Thymanax) von Servier zur Behandlung der Major Depression bei Erwachsenenen.
  • Ceftobiprolmedocaril (Zevtera), Breitspektrum-Cephalosporin von Janssen-Cilag zur Behandlung von komplizierten Haut- und Weichgewebeinfektionen.

Nicht empfohlen wurde:
  • Ixabepilon (Ixempra), Epothilon von Bristol-Myers Squibb, das zur Behandlung von metastasiertem oder lokal fortgeschrittenem Mammakarzinom vorgesehen war.

Quelle:
http://list.emea.europa.eu/mailman/listinfo/press


Gefitinib bei NSCLC vergleichbar wirksam wie Docetaxel

Der oral applizierbare Tyrosinkinasehemmer Gefitinib ist als Zweitlinientherapie bei Patienten mit NSCLC vergleichbar wirksam wie Docetaxel. Dies ergab die INTEREST-Studie, eine randomisierte Phase-III-Studie, in der 1466 Patienten in 24 Ländern in 149 Zentren aufgenommen wurden, die bereits vorher eine Platin-basierte Therapie erhalten hatten. 733 Patienten wurden mit Gefitinib 250 mg/Tag, 733 mit Docetaxel (75 mg/qm alle 3 Wochen) behandelt. Das Gesamtüberleben war in beiden Gruppen ähnlich: Gefitinib 7,6 Monate, Docetaxel 8,0 Monate. In der Gefitinib-Gruppe kam es häufiger zu Hautausschlag, Akne und Durchfall, in der Docetaxel-Gruppe zu Neutropenie, Asthenie und Alopezie.

Quelle:
Kim ES, Hirsh V, Mok T, Sodniski MA, et al. Gefitinib versus docetaxel in previously treated non-small-cell lung cancer (INTEREST): a randomised phase III trial. Lancet 2008;372:1809-18.

Dienstag, 18. November 2008

Thromboembolien durch Bevacizumab

Eine Analyse 15 randomisierter Studien mit 7956 Patienten mit unterschiedlichen Tumoren ergab, dass die Therapie mit dem Angiogenesehemmer Bevacizumab (Avastin) mit einem erhöhten Thromboembolierisiko einhergeht. Bei Patienten, die Bevacizumab erhielten, betrug die Inzidenz aller Thromboembolien 11,9 Prozent, von schweren Thromboembolien 6,3 Prozent. Das Risiko für eine Thromboembolie war mit Bevacizumab 33 Prozent höher als in der Kontrollgruppe.
Das Risiko war bei Patienten mit Kolorektalkarzinom mit 19,1 Prozent am höchsten, bei Patienten mit Nierenkarzinom mit 3,0 Prozent am niedrigsten.
Quelle:
Wu, S, et al. JAMA. 2008;300[19]:2277-2285.

Montag, 17. November 2008

DART: Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie

Das Bundeskabinett hat Mitte November 2008 der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) zugestimmt. Es handelt sich um eine gemeinsame Strategie des Bundesministeriums für Gesundheit, des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft
und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Zentrales Ziel der Strategie ist, Resistenzen gegen Antibiotika zu reduzieren.
Insbesondere der nicht sachgerechte Einsatz von Antibiotika und die inkonsequente Anwendung von Empfehlungen zur Prävention von Infektionen sind für die zunehmende Resistenzentwicklungverantwortlich. DART definiert im Gesundheitssektor 10 Ziele und 42 Aktionen. Die Maßnahmen zur Eindämmung von Antibiotika-Resistenzen sollen zukünftig auf eine verbesserte wissenschaftliche Grundlage gestellt werden.

http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2008/11/2008-11-12-antibiotika-resistenzen-eindaemmen.html

Antibiotika-Resistenzstrategie zum Runterladen

Freitag, 14. November 2008

Dronedaron senkt Dauer des Krankenhausaufenthalts

Eine neue Post-hoc-Analyse der Daten der ATHENA-Studie zeigt, dass Dronedaron (Mutaq) zusätzlich zur Standardtherapie gegeben bei Patienten mit Vorhofflimmern oder -flattern die Zahl der Krankenhaustage um signifikant 28 % im Vergleich zu Plazebo verringert.

Quelle:
Pressemitteilung sanofi-aventis

Donnerstag, 13. November 2008

EPIC: Körpergewicht, Taillenumfang und Sterblichkeitsrisiko in Europa

Starkes Übergewicht, ein großer Taillenumfang aber auch ein Körpergewicht am unteren Ende des Normalbereichs sind bei Menschen um die Fünfzig mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko verbunden. Das geringste Risiko haben Frauen mit einem Body-Mass-Index* (BMI) von 24,3 und Männer mit einem BMI von 25,3. Dies ergab die European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC), eine der größten europäischen Langzeitstudien weltweit. Die Daten belegen, dass neben dem Körpergewicht auch die Fettverteilung für das Sterblichkeitsrisiko von Bedeutung ist.
Das Bauchfett ist nicht nur ein Energiespeicher, es produziert auch Botenstoffe, die die Entwicklung chronischer Erkrankungen fördern. Dies erklärt zum Teil, warum auch schlanke Menschen mit einem niedrigen BMI, aber großem Taillenumfang ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko haben. In der EPIC-Studie hatten Schlanke mit viel Körperfett im Bauchraum ein ebenso großes Risiko wie stark Übergewichtige. Als Ursache für den beobachteten Zusammenhang zwischen niedrigerem BMI und erhöhtem Sterblichkeitsrisiko kommt auch ein durch Alterungsprozesse oder unerkannte Krankheiten bedingter Verlust der Muskelmasse in Frage, die im Vergleich zum Fettgewebe schwerer ist. Menschen, die Gewicht verlieren, bauen oft mehr Muskeln ab als Fett.
Grundlage der Untersuchung bilden die Daten von 359.387 Teilnehmern der prospektiven EPIC-Studie aus 9 europäischen Ländern. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer zum Zeitpunkt der ersten Datenerhebung lag bei 51,5 Jahren. 65,4 Prozent der Teilnehmer waren Frauen. Während der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 9,7 Jahren starben 14.723 Studienteilnehmer. Teilnehmer mit einem hohen BMI starben im Vergleich zu Teilnehmern mit mittlerem BMI häufiger an Krebs- oder Herz-Kreislauf- Erkrankungen. Studienteilnehmer mit einem niedrigen BMI starben hingegen häufiger an Erkrankungen der Atmungsorgane.

Quelle:
Pischon T, H. Boeing H, et al. General and abdominal adiposity and risk of death in europe. N Engl J Med 2008;359:2105-20. "*"

Mittwoch, 12. November 2008

Amgen Foundation startet Forschungsprogramm in Höhe von 2,5 Mio. USD für Studierende in Europa

Die Amgen Foundation und die University of Cambridge gaben am 10. November 2008 bekannt, dass sie in Kooperation mit zwei weiteren renommierten europäischen Universitäten das zweijährige, mit 2,5 Mio. USD dotierte Programm Amgen Scholars Europe starten werden. Dieses Programm wird mehr als 100 sorgfältig ausgewählten Studierenden in ganz Europa die Gelegenheit bieten, ein praxisorientiertes Sommerforschungsprogramm an drei Spitzenuniversitäten und unter der Leitung hochkarätiger Wissenschaftler zu absolvieren.

Neben Cambridge nehmen auch das "Karolinska Institutet" in Schweden sowie die Ludwig-Maximilians-Universität München in Deutschland an dem Programm teil. Für die erste Programmphase, die bis 2010 läuft, werden alle drei Universitätspartner Fördermittel für die Veranstaltung des Sommerforschungsprogramms erhalten. Die Auswahl der Studierenden von
Hochschulen und Universitäten erfolgt in ganz Europa. Cambridge übernimmt zudem die Funktion als Koordinationszentrum für Europa und wird eine wichtige Rolle als Programmkoordinator, technische Aufsicht und Anlaufstelle für Studierende spielen. Darüber hinaus wird diese Universität Gastgeber des ersten Amgen Scholars European Symposiums im September 2009 sein.

Nähere Informationen über Amgen Scholars, u.a. zu den Aufnahmekriterien und dem Bewerbungsverfahren unter
http://www.amgenscholars.eu

Losartan: Indikationserweiterung zur Reduktion des Schlaganfallrisikos

Die Zulassung für den Angiotensin-Rezeptorblocker Losartan wurde erweitert, und zwar ist er nun zugelassen zur Reduktion des Schlaganfallsrisikos bei Patienten mit Hypertonie und im EKG nachgewiesener linksventrikulärer Hypertrophie.

Rote-Hand-Brief zu MabThera® (Rituximab)]

Rituximab ist ein gentechnisch hergestellter monoklonaler Antikörperrper, der spezifisch an das transmembrane Antigen CD20 bindet. Er ist zugelassen für die Therapie von CD20-positiven B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen (B-NHL) sowie in Kombination mit Methotrexat bei der schweren rheumatoiden Arthritis. Die Firma Roche weist in einem Rote-Hand-Brief auf Fälle von progressiver multifokaler Leukenzephalopathie (PML) hin, die im Zusammenhang mit Anwendung von Rituximab bei Autoimmunerkrankungen einschließlich der rheumatoiden Arthritis aufgetreten sind.

http://www.akdae.de/20/40/Archiv/2008/20081106.pdf

Montag, 10. November 2008

SEARCH: Kein Nutzen von Folsäure

Folsäure hat keinen kardiovaskulären Nutzen. Dies ergab die bei der diesjährigen AHA-Tagung in New Orleans von Jane Armitage präsentierte SEARCH-Studie (Study of the Effectiveness of Additional Reductions in Cholesterol and Homocysteine, in die 12.064 Patienten mit Herzinfarkt aufgenommen worden waren.
Randomisiert erhielten sie täglich 2 mg Folsäure und 1 mg Vitamin B12 über 6,7 Jahre. Primärer Endpunkt war die Zahl von schweren kardiovaskulären Ereignissen (nichttödlicher Herzinfarkt, Revaskularisation oder kardiovaskulärer Tod). Es kam zwar zur Senkung des Homocystein-Spiegels um etwa 30 %, eine Wirkung auf kardiovaskuläre Ereignisse konnte jedoch nicht gesehen werden.
Darüber hinaus wurden auch keine erhöhten Raten von Krebs oder anderen Nebenwirkungen gesehen. Dies ist für einige Länder wichtig, in denen Lebensmittel mit Folsäure angereichert werden, um Neuralrohrdefekten vorzubeugen.

Rory Collins präsentierte den anderen Teil der SEARCH-Studie, in dem die Wirkung von 80 mg (n = 6031) versus 20 mg Simvastatin (n = 6033) bei den Patienten untersucht wurde. Durch die höhere Simvastatin-Dosis wurde die LDL-Cholesterol-Konzentration um 14 mg/dl stärker verringert. Hieraus lässt sich im Kontext mit anderen Studiendaten ableiten, dass es zu einer um 6 bis 7 % stärkeren Reduktion des Risikos für schwere kardiovaskuläre Ereignisse kommt.
Unter der höheren Simvastatin-Dosis wurden mehr Myopathie-Fälle beobachtet als unter 20 mg (53 vs. 3).

Rosuvastatin verringert kardiovaskuläre Ereignisse bei normalem LDL

Weitgehend gesunde Patienten mit einem LDL-Cholesterol-Spielgel unter 130 mg/dl, aber einem erhöhten CRP-Wert (hs-CRP ab 2 mg/dl) erhielten täglich 20 mg Rosuvastatin oder Plazebo. Die klinischen Ergebnisse der beiden Gruppen wurden nach 1,9 Jahren verglichen:
Der CSE-Hemmer Rosuvastatin verringerte das relative Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (Herzinfarkt, Schlaganfall, instabile Angina pectoris, Revaskularisation oder kardiovaskulären Tod) signifikant um 44 % /HR 0,56, (0,46-0,69, p < 0,00001). Dies bedeutet eine NNT für Rosuvastatin von 95 Patients über 2 Jahre und 31 Patienten über 4 Jahre, um einen primären Endpunkt zu vermeiden.
Auch die Einzelendpunkte wurden signifikant reduziert:
  • Nichttödlicher Herzinfarkt (0,12 vs. 0,33 Ereignisse pro 100 Patientenjahre, HR 0,35, 95% KI 0,22-0.,8, p <>
  • Nichttödlicher Schlaganfall (0,16 vs. 0,31 Ereignisse pro 100 Patientenjahre, HR 0,52, 95% KI 0,33-0,80, p = 0,003)
  • Revaskularisation (0,38 vs. 0,71 Ereignisse pro 100 Patientenjahre, HR 0,54, 95% KI 0,41-0,72, p <>
  • Gesamtsterblichkeit (1,0 vs. 1,25 Ereignisse pro 100 Patientenjahre, HR 0,80, 95% KI 0,67-0,97, p = 0,02).
Schwere Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen vergleichbar häufig.

Dies ergab die JUPITER-Studie (Justification for the Use of Statins in Prevention: An Intervention Trial Evaluating Rosuvastatin, in der 17802 Patienten randomisiert mit Rosuvastatin (n = 8901) oder Plazebo (n = 8901) behandelt wurden. Etwa 41 % der Patienten litten an einem metabolischen Syndrom.
Die Studie wird als "Meilenstein-Studie" angesehen, die zu einer Änderung von entsprechenden Leitlinien führen könnte.

Quellen:
Ridker PM, Danielson E, Fonseca FA, et al., on behalf of the JUPITER Study Group. Rosuvastatin to prevent vascular events in men and women with elevated C-reactive protein. N Engl J Med 2008;359:2195-207.

Donnerstag, 6. November 2008

Rimonabant: klinische Studien eingestellt

Sanofi-aventis gab am 5. November 2008 bekannt, dass das laufende klinische Studienprogramm mit Rimonabant für alle Indikationen eingestellt wird.
Diese Entscheidung wurde vor dem Hintergrund kürzlicher Aufforderungen verschiedener nationaler Gesundheitsbehörden getroffen. Infolgedessen ist die Durchführbarkeit des globalen, klinischen Studienprogramms gefährdet.

Quelle:
Pressemitteilung Sanofi-aventis vom 5. November 2008

Mittwoch, 5. November 2008

Asthma: Kein Zusatznutzen für feste Kombinationen - sagt das IQWiG

Kombinationspräparate haben bei der Therapie des Asthma bronchiale mit Glucocorticoiden und lang wirkenden Beta-2-Sympathomimetika keinen Vorteil im Vergleich zur Gabe als Einzelsubstanzen. Dieser Bericht des IQWigG bestätigt die Ergebnisse einer bereits 2007 vorgelegten Nutzenbewertung, die nun aktualisiert wurde, in dem jetzt auch die Kombination aus Beclometasondipropionat und Formoterol (Foster, Inuvair) einbezogen wurde.

http://www.iqwig.de/download/A07-01_Abschlussbericht_ICS_LABA_Fixkombinationen_bei_Asthma_bronchiale_Ergaenzungsauftrag.pdf

Efalizumab (Raptiva) und progressive multifokale Leukenzephalopathie

Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzte teilt mit: Der Hersteller von Raptiva® (Efalizumab) informiert in einer Mitteilung über den Fall einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML) bei einem Patienten, der Raptiva® etwa vier Jahre lang als Monotherapie erhalten hat.

http://www.akdae.de/20/55/Archiv/2008/20081105.pdf

Freitag, 31. Oktober 2008

Prix Galien International für Gardasil

Der Prix Galien International 2008 ging an den Impfstoff Gardasil von Sanofi Pasteur MSD. Gardasil richtet sich gegen Papillomviren, die Krebs am Gebärmutterhalskrebs, an Vulva und Vagina sowie Genitalwarzen auslösen können.

Weitere Informationen unter www.prix-galien.de

Dienstag, 28. Oktober 2008

Maraviroc: erhöhte Wirksamkeit bei bislang unbehandelten HIV-Patienten

Eine Re-Analyse der MERIT-Studie zeigte, dass bei 68 % der Patienten, die Maraviroc in Kombination mit Combivir (Zidovudin/Lamivudin) nahmen, die Viruskonzentration unter die Nachweisgrenze gesenkt werden konnte. In der Re-Analyse wurde ein Tropismus-Test mit erhöhter Empfindlichkeit eingesetzt. So konnten etwa weitere 15 % der Patienten mit Non-R5-HIV identifiziert und von der Auswertung ausgeschlossen werden. Die retrospektiven Daten belegen, dass bei genauerer Vortestung der Patienten die Wirksamkeit von Maraviroc verbessert werden kann.

Quelle:
Saag M, et al. Reanalysis of the MERIT Study with the enhanced trofile assay. ICAAC/IDSA 2008, 25.- 28. Oktober 2008, Washington DC, H1232a.

Montag, 27. Oktober 2008

Neue Antibiotika gegen Infektionen durch MRSA

Methicillin-resistente Staphylococcus aureus waren lange nur ein Problem im Krankenhaus, zunehmend verbreiten sie sich aber auch im ambulanten Bereich. Verschiedene neue Antibiotika befinden sich in der klinischen Prüfung, die gegen MRSA eine gute Wirkung zeigen:
  • Oritavancin
  • Telavancin
  • Iclaprim
  • Ceftarolin
  • Ceftobiprol
  • PTK0796
  • NXL103
Quelle
ICAAC/IDSA 2008, Washington 26. Oktober 2008

Sonntag, 26. Oktober 2008

Erfolgreiche Impfung gegen Rota-Viren

Die meisten gastrointestinalen Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern werden durch Rota-Viren ausgelöst. Schwere Durchfälle, Erbrechen und Fieber sind die häufigsten Symptome, die kleinen Kinder sind vor allem durch eine massive Dehydratation gefährdet. In den USA fanden vor Einführung der Impfung jedes Jahr wegen der Infektion über 400.000 Arztbesuche statt, rund 250.000 Kinder wurden in einer Notfallambulanz behandelt und 55.000 bis 70.000 Kinder mussten hospitalisiert werden. Pro Jahr starben 20 bis 60 Kinder an der Infektion, die direkte und indirekte Kosten von mehr als 1 Milliarde US-Dollar verursachte.
In einer großen nationalen Vergleichsstudie wurden nun die Effekte einer Impfung mit dem oralen Impfstoff Rotateq untersucht Versicherungsdaten von 33.135 geimpften und 27.954 nicht geimpften Kindern in der Rota-Virus-Saison 2007 und 2008 (1. Januar bis 30. Mai) wurden analysiert. Die Ergebnisse waren überzeugend:
• Die Rota-Virus-Impfung verringerte die Inzidenz von Krankenhausaufnahmen und Behandlungen in der Notfallambulanz signifikant um 100 % (0,0 vs. 3,7 Ereignisse pro 1.000 Patientenjahre)
• Die Rota-Virus-Impfung senkte damit die Kosten für die Behandlung im Krankenhaus und in der Notfallambulanz ebenfalls signifikant um 100 % (0,0 vs. 12021 US-Dollar pro 1.000 Patientenjahre)
• Die Rota-Virus-Impfung verringerte Arztbesuche signifikant um 96 % (0,1 vs. 3,4 Arztbesuche pro 1.000 Patientenjahre)
Dies spiegelt sich auch in den Daten eines großen nationalen Referenzlabors aus den Jahren vor und nach der Impfstoffeinführung wider. In der Prävakzine-Periode (2004, 2005 und 2006) wurden pro Jahr 26 % auf Rota-Viren positive Test durchgeführt, in der Postvakzine-Periode 2008 waren es nur noch 7,8 % positive Tests. Dies bedeutet eine signifikante Verringerung um 76,2 % (p < 0,001). Die Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass die Impfung eine Herden-Immunität auslöst, denn die gesamt Reduktion war größer als man aufgrund der Impfungsraten erwarten konnte. Positive Rota-Virus-Tests waren in allen Altersgruppen verringert, also auch bei den Kindern, die für eine Impfung zu alt waren.
Quellen:
Mast C, et al. Post-licensure effectiveness of RotaTeq in preventing gastroenteritis in the US. ICAAC/IDSA 2008, Washington, 25. Oktober 2008, Poster G1-433
Lieberman J, et al. Decline in rotavirus cases in the U.S. after licensure of al live, orale rotavirus vaccine. ICAAC/IDSA 2008, Washington, 25. Oktober 2008, Poster G1-437

Samstag, 25. Oktober 2008

Neue Zulassungsempfehlungen der EMEA - Oktober 2008

Das Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) der EMEA hat in seinem Treffen im Oktober 2008 u. a. für folgende Substanzen eine Zulassung empfohlen:
Erweiterung der Zulassung:
  • Epoetin alfa (Binocrit - Sandoz GmbH, Abseamed -Medice Arzneimittel Pütter GmbH&Co. KG, Epoetin Alfa Hexal -Hexal Biotech Forschungs GmbH) , zur Steigerung der Ausbeute von autologem Blut.
  • Cetuximab (Erbitux, Merck KGaA) zur Behandlung von Patienten mit Plattenepithelkarzinom im Kopf-Hals-Bereich in Kombination mit Platin-basierter Chemotherapie bei rezidivierender oder metastatischer Erkrankung.
  • Darunavir (Prezista, Tibotec) zur Behandlung der HIV-Infektion bei vorbehandelten Patienten.
  • Peginterferon alfa-2a (Pegasys, Roche) in Kombination mit Ribavirin zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit Hepatitis C, die auf eine vorhergende Behandlung mit Interferon alfa plus Ribavirin nicht angesprochen haben.
Zum ersten Mal empfiehlt das CHMP, dass eine zentral zugelassene verschreibungspflichtige Substanz nun nicht mehr der Verschreibungspflicht unterliegt: Orlistat (Alli, GSK).


Quellen:
http://www.emea.europa.eu/htms/human/opinion/opinion.htm
http://www.emea.europa.eu/humandocs/PDFs/EPAR/alli/4937708en.pdf


Donnerstag, 23. Oktober 2008

Rimonabant zurück gezogen

Sanofi aventis folgt der Empfehlung der EMEA und stellt den Vertrieb von Acomplia vorübergehend ein. Nach neuen Daten aus Postmarketing-Erhebungen erhöht Rimonabant im Vergleich zu Plazebo das Risiko psychiatrischer Erkrankungen wie Angst und Depression.
Psychiatrische Störungen waren bereits in den Phase-III-Studien beschrieben worden, wurden jedoch m.E. immer bis zu einem gewissen Grad "bagatellisiert". Aufgrund des Wirkungsmechanismus der Substanz sind diese unerwünschten Wirkungen auch nicht ganz "unerwartet".

Quellen:
http://en.sanofi-aventis.com/binaries/20081023_emea_en_tcm28-22429.pdf
http://www.emea.europa.eu/humandocs/Humans/EPAR/acomplia/acomplia.htm
http://www.emea.europa.eu/humandocs/PDFs/EPAR/acomplia/53777708en.pdf

Donnerstag, 16. Oktober 2008

GERMAP 2008

Mit GERMAP 2008 stehen erstmals für Deutschland Informationen über den Antibiotikaverbrauch und die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen in der Human- und Veterinärmedizin zur Verfügung. Der Bericht ist ein erster Schritt, um die Risiken bestehender und potenzieller Resistenzentwicklungen zu bewerten und Empfehlungen für die Behandlung von Menschen und Tieren mit Antibiotika zu entwickeln. Diese Veröffentlichung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie und der Abteilung für Infektiologie an der Medizinischen Universitätsklinik Freiburg kann auf der Internetseite der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie heruntergeladen werden.

Dienstag, 14. Oktober 2008

Rivaroxaban von der EU zugelassen

Die Europäische Kommission hat die Marktzulassung für Xarelto® (Rivaroxaban) erteilt. Der direkte Faktor-Xa-Hemmer wird einmal täglich als Tablette eingenommen und kann nun zur Prophylaxe von venösen Thromboembolien (VTE) bei erwachsenen Patienten nach elektiven (geplanten) Hüft- oder Kniegelenkersatzoperationen eingesetzt werden.

Quelle:
http://www.viva.vita.bayerhealthcare.de/index.php?id=109&tx_ttnews[tt_news]=12728&cHash=2a48e8df40

Telcagepant: CGRP-Hemmer bei Migräne

Telcagepant ist ein Antagonist am Calcitonin-Gene-Related Peptid (CGRP)-Rezeptor und hat sich in Phase-III-Studien bei Patienten mit Migräne als wirksam erwiesen.
Das Neuropeptid CGRP spielt eine zentrale Rolle in der Pathophysiologie der Migräne. Bei Migräneattacken bindet es an und aktiviert CGRP-Rezeptoren und vermittelt so Schmerzimpulse.
Telcagepant hemmt die Bindung von CGRP an die Rezeptoren und soll so die Auslösung von Schmerzimpulsen verhindern.

Quelle:
http://www.merck.com/newsroom/press_releases/research_and_development/2008_0906.html

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Tamoxifen-Chemoprävention: Frühere Diagnose von Rezeptor-negativem Brustkrebs

Bei Frauen mit hohem Risiko für Brustkrebs, die eine Chemoprävention mit Tamoxifen erhalten, werden Estrogen-Rezeptor-negative Mammakarzinome etwa ein Jahr früher diagnostiziert als ohne Tamoxifen. Dies ergab eine retrospektive Analyse des Breast Cancer Prevention trial, in dem 13.388 Frauen mit hohem Brustkrebsrisiko randomisiert mit Tamoxifen oder Plazebo behandelt wurden. In der Nachbeobachtungszeit war bei 174 Frauen ein ER-positiver und bei 69 Frauen ein ER--Brustkrebs diagnostiziert worden. Die mediane Zeit bis zur Diagnose des ER+-Mammakarzinoms war mit 43 und 51 Monaten in der Placebo- und in der Tamoxifen-Gruppe ähnlich. In der ER--Gruppe unterschied sie sich jedoch signifikant, in der Placebo-Gruppe dauerte es 36 Monate bis zu Diagnose, in der Tamoxifen-Gruppe 24 Monate. Tamoxifen verändert das Risiko für ein Mammakarzinom und dessen Wachstum nicht. Möglicherweise wird durch die Tamoxifen-Einnahme der Tumor leichter nachweisbar.

Quelle
Shen Y, Costantino JP, Qin J. Tamoxifen chemoprevention treatment and time to first diagnosis of estrogen receptor-negative breast cancer. J Natl Cancer Inst 2008;100:1448 – 1453.

Dienstag, 7. Oktober 2008

Taranabant: Entwicklung eingestellt

Die klinischen Untersuchungen mit Taranabant werden nicht fortgeführt, teilte Merck Sharp & Dohme mit. Die bereits verfügbaren Daten einer mittlerweile gestoppten Phase III-Studie hatten gezeigt, dass nicht nur die Wirksamkeit, sondern auch die Häufigkeit der Nebenwirkung mit steigender Dosis von Taranabant zunimmt. Das Gesamtprofil des Wirkstoffs rechtfertige deshalb die weitere Entwicklung nicht.

Quelle:
http://www.merck.com/newsroom/press_releases/research_and_development/2008_1002.html

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Kein erhöhtes ALS-Risiko durch CSE-Hemmer

Die amerikanische FDA hat eine Analyse publiziert, nach der kein Zusammenhang zwischen der Einnahme von CSE-Hemmern und dem Auftreten von amyotropher Lateralsklerose besteht. Die Analyse basiert auf den Daten von 41 kontrollierten Langzeit-Studien. Die Analyse ist in "Pharmacoepidemiology and drug safety" veröffentlicht.

http://www.fda.gov/bbs/topics/NEWS/2008/NEW01892.html
http://www3.interscience.wiley.com/journal/121395851/abstract?CRETRY=1&SRETRY=0

Montag, 29. September 2008

Rote-Hand-Brief zu Ionsys (Fentanyl)

Janssen-Cilag hat einen Rote-Hand-Brief zu Ionsys verschickt. Darin informiert der Hersteller über den Rückruf aller Chargen von Ionsys® 40 Mikrogramm pro Dosis iontophoretisches transdermales System in den folgenden Ländern: Österreich, Belgien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Luxemburg, Niederlanden, Slowenien, Schweden, Großbritannien, Irland, Singapur, Dänemark, Norwegen. Die Chargen werden als Vorsichtsmaßnahme freiwillig zurückgerufen, weil bei einigen Systemen einer einzelnen Charge Defekte entdeckt worden sind.

http://www.akdae.de/20/40/20080928.pdf

Donnerstag, 25. September 2008

Neue Zulassungsempfehlungen der EMEA - September 2008

Das Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) der EMEA hat in seinem Treffen im September 2008 u. a. für folgende Substanzen eine Zulassung empfohlen:
  • Brinzolamid/Timolol (Azarga, Alcon Laboratories) zur Senkung des intraokulären Druckues bei Erwachsenen mit Glaukom oder okulärer Hypertension, bei denen mit einer Monotherapie der intraokuläre Druck unzureichend gesenkt werden kann.
  • Sapropterin-Dihydrochlorid (Kuvan, Merck KGaA) zur Behandlung der Hyperphenylalaninämie bei Erwachsenen und Kindern ab 4 Jahren und mit Phenylketonurie (PKU). Sapropterin-Dihydrochlorid ist auch indiziert für die Behandlung der Hyperphenylalaninämia (HPA) bei Erwachsenen und Kindern mit Tetrahydrobiopterin (BH4)-Mangel
Für folgende Arzneimittel wird eine Erweiterung der Indikation empfohlen
  • Caspofungin (Cancidas, MSD Merck Sharp & Dohme) für Kinder ab 12 Monaten
Quellen:
http://www.emea.europa.eu/htms/human/opinion/opinion.htm
http://www.emea.europa.eu/humandocs/Humans/EPAR/cancidas/50283008en.pdf

Dienstag, 23. September 2008

Epileptologie im Elfenbeinturm?

Beim 8. European Congress on Epileptology sind die Wissenschaftler nicht an Journalisten interessiert, deshalb bekämen sie auch nicht den sonst weltweit üblichen kostenfreien Zugang zu den Kongressveranstaltungen. An den Berichten sei ja nur die Industrie interessiert, die müssten dann dafür bezahlen. So die Auskunft einer Mitarbeiterin der Kongressorganisation.
Vielleicht passt zu dieser Elfenbeinturmpolitik (oder Arroganz?) der Hinweis von Richard von Weizsäcker in einem Symposium der Stiftung Michael bei diesem Kongress, dass diese schreckliche Krankheit möglicherweise nicht genügend öffentliche Aufmerksamkeit erfahre.
Vielleicht wären die finanziellen Zuflüsse an die Gesellschaft weit höher, wenn offener über die Krankheit gesprochen würde, wenn mehr darüber geschrieben würde... Schon viele Gesellschaften haben den hohen Wert einer guten Zusammenarbeit mit Fachjournalisten erkannt - irgendwann wird vielleicht auch die International League against Epilesy (ILEA) aufwachen?
Nicht zu verstehen ist, dass Wissenschaftler nicht möchten, dass über ihre Ergebnisse geschrieben wird. Häufig leben sie vom Geld der Allgemeinheit, also von Steuergeldern. Dann hat die Allgemeinheit auch ein Recht darauf zu erfahren, welche Ergebnisse diese Forschungen haben.

Freitag, 19. September 2008

MS-Atlas veröffentlicht

Beim Weltkongress für Multiple Sklerose wurde am 18. September 2008 der Atlas der MS vorgestellt, die bislang größe Übersicht weltweit mit Daten zur Multiplen Sklerose. Er umfasst 112 WHO-Mitgliedsländer und repräsentiert 88 Prozent der Weltbevölkerung. Unter anderem ergab die Datensammlung, dass es kein MS-freies Land gibt, und dass in keinem Land die Versorgung der Patienten als zufriedenstellend angesehen wird. Der Atlas und die Daten sind verfügbar unter
www.atlasofms.org.

Quelle:
Thomson AJ et al. World Congress on Treatment and Research in Multiple Sclerosis, September 17–20, 2008, Montréal, Canada, P423

Samstag, 13. September 2008

Epothilone wirken bei Taxanresistenz

Epothilone sind eine neue Klasse von Chemotherapeutika, die sich durch eine hohe Aktivität auch gegen mehrfach resistente Tumoren auszeichnen. Die Abbildung zeigt die Struktur von Epothilon B:




In klinischer Entwicklung befinden sich zum Beispiel
  • Ixabepilon (Bristol Myers Squibb): Halbsynthetisches Epothilon-B-Derivat, das sich in Phase III bei Mammakarzinom befindet
  • Patupilon (Novartis): Epothilon B, in Phase III bei Ovarialkarzinom und anderen soliden Tumoren
  • Sagopilon (BayerSchering): Synthetisches Epothilon-D-Derivat, in Phase II bei Brustkrebs und anderen soliden Tumoren
  • KOS-1584 (Kosan Biosciences): Synthetisches Epothilon-D-Derivat, in Phase II bei soliden Tumoren
Quelle:
Satellitensymposium BMS beim ESMO, Stockholm, 12.9.2008

Montag, 8. September 2008

Progressive multifokale Leukenzephalopathie nach Rituximab

Der AkdÄ wurde der Fall einer 1941 geborenen Frau gemeldet, bei der im Mai 2000 ein follikuläres NHL diagnostiziert wurde. Die Patientin wurde zunächst nach dem CHOP-Schema behandelt und erhielt später wegen zwei Rezidiven weitere Chemotherapien (Fludarabin/Cyclophophamid, Bendamustin) kombiniert mit Rituximab. Im März 2007 wurde bei der Patientin eine progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) diagnostiziert.
Die PML ist eine seltene, demyelinisierende ZNS-Erkrankung, die meist tödlich verläuft oder zu schweren Behinderungen führt. Eine Therapie der PML existiert bislang nicht.
In der letzten Zeit haben Fälle von PML nach Therapie mit Natalizumab (Tysabri®) oder Rituximab Aufsehen erregt. Wie in dem beschriebenen Fall wurden Patienten, die nach Therapie mit Rituximab eine PML entwickelten, in der Regel auch mit anderen immunsuppressiven Zytostatika behandelt. Daher kann der Kausalzusammenhang mit Rituximab im Einzelfall nicht als gesichert eingestuft werden. Während bei Natalizumab vermutet wird, dass die Hemmung der Migration von Lymphozyten in das ZNS zur Entwicklung einer PML beiträgt, ist der Mechanismus, über den Rituximab zur Reaktivierung von JC-Viren führen könnte, bislang unklar.

Quelle:
http://www.akdae.de/20/20/Archiv/2008/20080905.html

Fünf Todesfälle durch Botulinumtoxin?

Das Bundesministerium für Arzneimittel und Medizinprodukte zu Botulinumtoxin:
"Dem BfArM liegen seit der erstmaligen Zulassung von Botulinumtoxin etwa 210 Berichte über Verdachtsfälle unerwünschter Wirkungen jeglicher Art und aller Schweregrade vor. Unter den Berichten über schwerwiegende Wirkungen sind auch fünf Berichte, in denen ein tödlicher Verlauf beschrieben wird. Die Patienten erhielten Botulinumtoxin wegen Bewegungsstörungen aufgrund schwerer Erkrankungen, z.B. ZNS-bedingte Muskelkrämpfe oder Bewegungsstörungen. In keinem dieser Fälle ist ein ursächlicher Zusammenhang mit der Anwendung von Botulinumtoxin sicher erwiesen. Berichte über schwerwiegende oder gar tödlich verlaufene Nebenwirkungen nach Anwendung von Botulinumtoxin zu kosmetischen Zwecken liegen dem BfArM nicht vor. "

Quelle:
http://www.bfarm.de/cln_029/nn_424276/DE/Pharmakovigilanz/risikoinfo/botulinumtoxin.html__nnn=true

FDA: Arzneimittel unter Beobachtung

Die amerikanische FDA hat eine Liste mit 20 Arzneimitteln veröffentlicht, bei denen im ersten Quartal 2008 neue Berichte zu ernst zu nehmenden Nebenwirkungen bekannt wurden. Die Listung bedeutet nicht, dass die FDA in dem Arzneimittel ein spezielles Risiko sieht oder dass gar ein Zusammenhang mit der genannten Nebenwirkung besteht. Es besteht möglicherweise ein Sicherheitsrisiko, das aber erst geklärt werden muss.

Zur Liste

Quelle:
Pressemitteilung der FDA

Freitag, 5. September 2008

Lacosamid zugelassen

Die EMEA hat am 3. September 2008 Lacosamid (Vimpat) als Zusatztherapie bei Krampfanfällen mit oder oder sekundäre Generalisierung bei Patienten mit Epilepsie im Alter ab 16 Jahren (mehr zu Lacosamid in diesem Blog).

Lacosamid steht als orale und intravenöse Darreichungsform zur Verfügung.

Mittwoch, 3. September 2008

Krebs, Ernährung und körperliche Aktivität

Der World Cancer Research Fund (WCRF) hat einen aktualisierten Bericht zum Einfluss von Ernährung und Bewegung auf die Krebsprävention vorgelegt, dessen Ergebnisse und Empfehlungen bei einem Symposium im Rahmen des Weltkrebskongresses der UICC am 28. August in Genf vorgestellt wurden.
Im Zentrum des Berichts steht eine wissenschaftliche systematische Bewertung der veröffentlichten Literatur, die von Expertengruppen nach vordefinierten Kriterien beurteilt wurde. Hieraus wurden entsprechende Empfehlungen abgeleitet.
Die Empfehlungen entsprechen weitgehend denen zur Prävention von Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bieten also dem „Nutzer“ vielfältige Vorteile. Deshalb fasste Dr. Hillary Powell, Sheffield (UK), sie wie folgt zusammen: „ Eat, drink, be happy and healthy – but follow these recommendations”.
Der 517 Seiten umfassende Bericht ist online verfügbar unter
www.dietandcancerreport.org oder kann unter dieser Adresse als Druckverson bestellt werden.

Kenntnisse über Krebs

Die International Union Against Cancer (UICC) analysierte mit einer Umfrage in 29 Ländern, welche Kenntnisse und Meinungen die Bevölkerung zur Prophylaxe und Therapie von Krebserkrankungen hat. So sind Menschen in reichen Ländern zu 83 % der Meinung, dass es gute Möglichkeiten zur Heilung von Krebserkrankungen gibt, während dies in Ländern mit mittlerem und geringem Einkommen nur 61 bzw. 52 % glauben. Je höher das Einkommen in einem Land, umso mehr Alkohol wird getrunken. Interessanterweise glaubten die Personen, die mehr Alkohol tranken, eher weniger an einen Zusammenhang von Alkohol mit Krebserkrankungen.
Risikofaktoren für Krebs werden häufig falsch eingeschätzt. So glauben die meisten Menschen, dass die Umweltverschmutzung das Krebsrisiko erhöht, tatsächlich spielt sie aber nur eine untergeordnete Rolle. Übergewicht sehen relativ wenig Befragte als Risikofaktor an, obwohl es nachgewiesen ein wichtiger Risikofaktor für Krebs ist. Dies spiegelt eine häufiges Verhaltensphänomen wider: der Mensch akzeptiert eher solche Risikofaktoren, die er nicht direkt kontrollieren kann – wie Umweltverschmutzung – als solche, an denen er selbst beteiligt ist wie Adipositas.
Quellen:
www.uicc.org/
www.cancervic.org.au/uicc

Montag, 1. September 2008

Etravirin zugelassen

Das nicht-nukleotidische reverse-Transcriptase-Hemmer (NNRTI) Etravirin ist von der EMEA am 28. August 2008 zugelassen worden. Etravirin wird in Deutschland als Intelence® von Tibotec, einer Firma von Janssen-Cilag, vertrieben. Etravirin ist für therapieerfahrene erwachsene Patienten in Kombination mit einem geboosterten Proteaseinhibitor und anderen antiretroviralen Medikamenten zur Behandlung von HIV-1 zugelassen.



Mehr zu Etravirin in diesem Blog.


Quelle:
Pressemitteilung der Firma Janssen-Cilag GmbH vom 1. 9. 08

Tabak tötet

mehr als die Hälfte der Konsumenten durch Krebs-, Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen. Darüber hinaus kostet es den Raucher und die Allgemeinheit viel Geld.
Sir Richard Peto formulierte beim Weltkrebskongress in Genf am 28. August 2008 drei Kernbotschaften zum Tabakkonsum:
  • Das Risiko ist hoch, mehr als die Hälfte der Konsumenten stirbt an den Folgen
  • 25 Prozent sterben im mittleren Alter zwischen 35 und 69 Jahren und verlieren damit wertvolle Lebenszeit
  • Aufgabe des Rauchens wirkt
Quelle der Abbildung: G. Dubois (Amiens, Frankreich)

Keine andere Intervention hatte bislang derart nützliche Folgen auf die Prävention verschiedener Erkrankungen, wie die Kontrolle des Tabakkonsums.

Mittwoch, 20. August 2008

Zoledronsäure verhindert Knochenverlust durch endokrine Behandlung

Das Bisphosphonat Zoledronsäure verhindert bei Frauen mit Brustkrebs, die eine adjuvante endokrine Therapie erhalten, einen Knochenverlust und verbessert die Knochendichte. Dies ergab eine Substudie der ABCSG-12-Studie (http://medpharmtext.blogspot.com/2008/06/zoledronsure-hat-antitumor-wirkung.html).
404 Frauen dieser Studie wurden prospektiv in eine Substudie eingeschlossen, in der die Knochenmineraldichte nach 6, 12, 36 und 60 Monaten gemessen wurden. Primärer Endpunkt der Substudie war die Knochenmineraldichte nach 12 Monaten. Bei den 199 Frauen, die die endokrine Therapie allein erhielten war die Knochendichte im Vergleich zum Ausgangswert signifikant niedriger, als bei den 205 Frauen, die zusätzlich Zoledronsäure erhielten. Nach 5 Jahren Therapie waren die Knochenmineralwerte in der Zoledronsäure-Gruppe sogar höher als die Ausgangswerte.

Quelle:
Gnant M, et al.
Adjuvant endocrine therapy plus zoledronic acid in premenopausal women with early-stage breast cancer: 5-year follow-up of the ABCSG-12 bone-mineral density substudy. Lancet Oncology, Early Online Publication 20. 8. 2008
http://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470204508702043/abstract?isEOP=true

Sonntag, 17. August 2008

Partielle Mondfinsternis

Etwas anderes Thema, war aber interessant:


So sah die partielle Mo-Fi am16. August um etwa 23 Uhr in Reutlingen aus.

Mittwoch, 6. August 2008

Carbapenem Doripenem zugelassen

Das parenteral applizierbare Carbapenem Doripenem (Doribax®) wurde am 25. Juli 2008 von der europäischen Arzneimittelbehörde für die Behandlung von nosokomialen Pneumonien, komplizierten intraabdominalen Infektionen und komplizierten Harnwegsinfektionen zugelassen. Das zur Gruppe der Beta-Lactam-Antibiotika gehörende Doripenem ist ein synthetisch hergestelltes 1-ß-Methylcarbapenem. In Position 2 des fünfgliedrigen Rings ist Doripenem im Unterschied zu Meropenem mit einer Sulfamoylaminomethyl-Gruppierung substituiert, die dem Molekül eine hohe Aktivität sowohl gegen gramnegative als auch gegen grampositive Erreger verleiht.



Es wirkt in vitro gegen gramnegative Erreger vergleichbar gut wie Meropenem und gegen grampositive Bakterien vergleichbar gut wie Imipenem. Die Aktivität gegen den Problemkeim Pseudomonas aeruginosa ist besser, das Risiko für eine Resistenzentwicklung geringer als bei den bisher verfügbaren Carbapenemen. Eine hohe Aktivität zeigt Doripenem gegen Acinetobacter baumannii und gegen Erreger, die Beta-Lactamasen mit erweitertem Spektrum (ESBL) produzieren.

Quelle:
Pressekonferenz Janssen-Cilag in Düsseldorf, 6. August 2008.

Dienstag, 29. Juli 2008

EMEA: Einschränkungen für Moxifloxacin und Norfloxacin

Die EMEA schränkt den Einsatz der Chinolone Moxifloxacin (oral) und Norfloxacin ein. Grund sind Bedenken zur Leberverträglichkeit von Moxifloxacin und der fehlende Wirkungsnachweis für Norfloxacin.
In oraler Form wird Moxifloxacin zur Behandlung von akuter bakterieller Sinusitis, akutrn Exazerbation einer chronischen Bronchitis sowie bei ambulant erworbener Lungenentzündung (ausgenommen schwere Formen) eingesetzt.
Bei Sinusitis und Bronchitis stuft die EMEA orales Moxifloxacin zum Reservemittel zurück. Es sollte nur noch verordnet werden, wenn andere Antibiotika nicht eingesetzt werden können oder nicht wirken. Bei der ambulant erworbenen Pneumonie kann Moxifloxacin dann eingesetzt werden, wenn andere Antibiotika nicht eingesetzt werden dürfen.
Norfloxacin ist eines der am längsten eingesetzten Fluorchinolone, das bereits Mitte der 80er-Jahre als Barazan in den Handel eingeführt wurde. Die belgische Behörde bat die CHMP um eine Nutzen-Risiko-Bewertung, für die mangels neuerer Studien überwiegend ältere Untersuchungen aus den 80er-Jahren herangezogen werden mussten – mit dem Ergebnis, dass es für die Indikation komplizierte Pyelonephritis kaum Wirkungsnachweise gibt. Pharmakokinetische Daten deuten auf eine kürzere Wirkung hin als bei vergleichbaren neueren Fluorchinolonen. Das CHMP sieht deshalb ein negatives Nutzen-Schadenverhältnis und rät vom Einsatz des Medikamentes bei der komplizierten Pyelonephritis ab.

Quellen:
http://www.emea.europa.eu/pdfs/human/press/pr/38292708en.pdf
http://www.emea.europa.eu/pdfs/human/press/pr/38026008en.pdf

Neue Impfempfehlungen veröffentlicht

Die STIKO, die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut, hat im Epidemiologischen Bulletin 30/2008 ihre aktuellen Impfempfehlungen veröffentlicht. Die aktuellen Empfehlungen hat die STIKO diesmal nur geringfügig modifiziert: So wurden die Gebiete, für die eine FSME-Impfempfehlung gilt, an die neue im April veröffentlichte FSME-Risikokarte des Robert Koch-Instituts angepasst. Außerdem wird für die Durchführung einer so genannten Riegelungsimpfung gegen die Kinderlähmung (Poliomyelitis) zukünftig ein anderer Impfstoff-Typ empfohlen. Eine Riegelungsimpfung würde notwendig, wenn das Poliovirus in Deutschland eingeschleppt und hier auf eine zweite Person übertragen würde. Dann soll zukünftig eine Inaktivierte Poliomyelitits-Vakzine verwendet werden. Ein solcher IPV-Impfstoff enthält abgetötete Viren. Im Gegensatz dazu sind im OPV-Impfstoff (Orale Poliomyelitis-Vakzine) abgeschwächte Polioviren enthalten. Der OPV-Impfstoff wurde in Deutschland früher für die Schluckimpfung gegen die Kinderlähmung verwendet.

Quelle:
Pressemitteilung des Robert-Koch-Instituts vom 28. Juli 2008
www.rki.de > Infektionsschutz > Impfen

Obst und Gemüse verhindern Diabetes mellitus Typ 2

Höhere Plasmaspiegel von Vitamin C und ein höherer Konsum von Obst und Gemüsen verringern das Risiko, an einem Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken. Dies ergab eine epidemiologische prospektive Kohortenstudie, in der zwischen 1993 und 1997 bei Personen im Alter zwischen 40 und 75 Jahren Plasma-Vitamin-C-Spiegel bestimmt und Ernährungsgewohnheiten abgefragt wurden. In der zwölfjährigen Nachbeobachtungszeit wurden 735 Fälle von Diabetes mellitus bei den 12.831 Probanden registriert. Das Odds-Ratio für einen Diabetes in der Gruppe mit der höchsten Vitamin-C-Konzentration lag bei 0,38, in der Gruppe mit dem höchsten Obst- und Gemüsekonsum bei 0,78.
Damit wird wieder einmal die alte Erfahrung - nunmehr mit der Messung des Vitamin-C-Spiegels im Plasma - bestätigt, dass Obst und Gemüse gesund sind.

Quelle:
Harding AH, et al. Plasma Vitamin C Level, Fruit and Vegetable Consumption, and the Risk of New-Onset Type 2 Diabetes Mellitus. The European Prospective Investigation of Cancer–Norfolk Prospective Study. Arch Intern Med 2008;168:1493-99.
http://archinte.ama-assn.org/cgi/content/abstract/168/14/1493?etoc

Freitag, 25. Juli 2008

Neue Zulassungsempfehlungen der EMEA - Juli 2008

Das Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) der EMEA hat in seinem Treffen im Juli 2008 u. a. für folgende Substanzen eine Zulassung empfohlen:
  • Rivaroxaban (Xarelto) von Bayer zur Prophylaxe venöser Thromboembolien bei Erwachsenen, die sich einer elektiven Knie- oder Hüftgelenkersatzoperation unterziehen. (siehe auch http://medpharmtext.blogspot.com/search?q=Rivaroxaban)
  • Humanes Fibrinogen/Thrombin (Evicel) von Omrix als Fibrinkleber in der Chirurgie.
Für folgende Substanzen wurde eine Erweiterung der Zulassung empfohlen
  • Zoledronsäure (Aclasta) von Novartis zur Behandlung von Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und Männern mit erhöhtem Frakturrisiko, einschließlich von Patienten mit frischem Oberschenkelhalsbruch ohne schweres Trauma. Bisher ist Aclasta für die Behandlung von postmenopausalen Frauen mit erhöhtem Frakturrisiko und zur Behandlung der Paget-Krankheit zugelassen.
  • Bortezomib (Velcade) von Ortho-Biotech (Janssen-Cilag) in Kombination mit Melphalan und Prednison zur Behandlung von Patienten mit noch nicht behandeltem multiplem Myelom, bei denen keine Hochdosis-Chemotherapie mit Knochenmarktransplantation möglich ist. Bisher ist Bortezomib in Monotherapie für die Behandlung des progressiven multiplen Myeloms bei Patienten zugelassen, die schon mindestens eine Vortherapie und eine Knochenmarktransplantation erhalten haben oder bei denen keine Knochenmarktransplantation möglich ist.
  • Adalimumab (Humira) von Abbott zur Behandlung der juvenilen idiopathischen Arthritis bei Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren, die auf ein oder mehrere DMARDs unzureichend ansprechen. Adalimum ist bisher für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis, der Psoriasis-Arthritis, des Morbus Bechterew und des Morbus Crohn zugelassen.
Quelle:
http://www.emea.europa.eu/htms/human/opinion/opinion.htm
http://www.emea.europa.eu/pdfs/human/press/pr/38806408en.pdf





Freitag, 18. Juli 2008

COMET: Etanercept verbessert Remissionsrate bei RA

Etanercept plus Methotrexat verzögern bei Patienten mit früher rheumatoider Arthritis (RA) die radiologisch nachweisbare Progression und führen bei 50 % der Patienten nach einem Jahr zu einer klinischen Remission. Dies ergab die COMET-Studie (Combination of methotrexate and etanercept in active early rheumatoid arthritis).

In der COMET-Studie wurden Wirkungen und Verträglichkeit der Kombination aus Etanercept (Enbrel®) und Methotrexat im Vergleich zu einer Monotherapie mit Methotrexat bei 542 Patienten im Frühstadium der RA untersucht. Über 12 Monate wurden sie mit Etanercept (50 mg/Woche) plus Methotrexat (7,5 bis 50 mg pro Woche) (n = 274) oder Methotrexat allein (n = 268) behandelt.
In Woche 52 erreichten signifikant mehr Patienten der Etanercept-plus-Methotrexat-Gruppe eine Remission (DAS 28 < 2,6) als mit Methotrexat allein. Die Wirkung von Etanercept setzte rasch ein. Auch im ACR-Ansprechen, konnten mit der Kombination signifikant (p < 0,001) bessere Ergebnisse erzielt werden. Die radiologische Progression hatte sich in der Kombinationsgruppe ebenfalls signifikant verlangsamt.

Quelle:
Emery P, et al. Comparison of methotrexate monotherapy with a combination of methotrexate and etanercept in active, early, moderate to severe rheumatoid arthritis (COMET): a randomised, double-blind, parallel treatment trial. Lancet 2008;
http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140673608610004/abstract?isEOP=true

Rote-Hand-Brief zu Humira®

Die Firma Abbott GmbH & Co berichtet in einem Rote-Hand-Brief über drei Fälle von hepatosplenalem T-Zell-Lymphom (HSTCL), die bei Behandlung mit Adalimumab (Humira®) aufgetreten sind. Das HSTCL ist eine seltene und aggressive Form des Non-Hodgkin-Lymphoms mit schlechter Prognose.

Quelle:
http://www.akdae.de/20/40/Archiv/2008/20080716.pdf


Dienstag, 15. Juli 2008

Rote-Hand-Brief zu Avastin

Roche Pharma hat in einem Rote-Hand-Brief über neue, sicherheitsrelevante Erkenntnisse zu der bisher nicht zugelassenen Kombination aus Bevacizumab und Sunitinibmaleat berichtet. In einer Dosisfindungsstudie der Phase I traten bei einigen Patienten unter dieser Kombination Laborwertveränderungen auf, die auf eine mikroangiopathische hämolytische Anämie (MAHA) schließen ließen.
Quelle:
http://www.akdae.de/20/40/Archiv/2008/20080711.pdf

Rote-Hand-Brief zu Exjade

Novartis Pharma informiert in einem Rote-Hand-Brief über Fälle von Leberfunktionsstörungen, gastrointestinalen Blutungen und Ulzera sowie renalen Tubulopathien, die im Zusammenhang mit der Gabe von Deferasirox berichtet wurden.
Deferasirox, ein oral wirksamer Chelatbildner mit hoher Selektivität für dreiwertiges Eisen, ist zugelassen zur Behandlung der chronischen Eisenüberladung auf Grund häufiger Transfusionen oder wenn die Gabe von Deferoxamin kontraindiziert oder unangemessen ist.

Quelle:
http://www.akdae.de/20/40/Archiv/2008/20080710.pdf

Sonntag, 13. Juli 2008

Tocilizumab bei RA: Neue Daten vom EULAR

Neue Daten zum Interleukin-6-Hemmer Tocilizumab wurden auf dem EULAR-Kongress Mitte Juni in Paris vorgestellt.

RADIATE-Studie (Rheumatoid arthritis study in anti-TNF failures): In der doppelblinden Studie wurden 498 Patienten mit mäßig schwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis, die auf einen oder mehrere TNF-Hemmer nicht ausreichend angesprochen hatten, randomisiert 24 Wochen lang zusätzlich zu Methotrexat mit Tocilizumab 4 mg/kg KG (n = 163), 8 mg/kg KG (n = 175) oder Plazebo (n = 160) behandelt. Das ACR-Ansprechen in Woche 24 in beiden Tocilizumab-Gruppen signifikant besser als in der Kontrollgruppe. Es war unabhängig von der Vortherapie. Eine Remission mit einem DAS28 < 2,6 erreichten etwa 30 % der Patienten. Bei den Nebenwirkungen traten im Vergleich zu früheren Studien keine neuen Aspekte auf. Bei den mit Tocilizumab behandelten Patienten wurden etwas mehr Infektionen gesehen.
AMBITION-Studie (Actemra versus methotrexate double blind investigate trial in monotherapy): In der AMBITION-Studie wurde Tocilizumab im Vergleich zu Methotrexat bei Patienten, die noch kein Methotrexat erhalten hatten, untersucht. Patienten mit mäßig schwerer oder schwerer rheumatoider Arthritis, die schon mindestens drei Monate dauerte, wurden über 24 Wochen randomisiert mit Methotrexat 7,5 - 20 mg/Woche (n = 284) oder Tocilizumab 8 mg/kg KG alle vier Wochen (n = 288) behandelt. Beim ACR-20-Ansprechen war Tocilizumab in Monotherapie signifikant besser wirksam als Methotrexat. 33,6 % der Patienten in der Tocilizumab-Gruppe erreichten in Woche 24 eine Remission, in der Methotrexat-Gruppe waren es 12,1 %. Während es mit Methotrexat zwei bis drei Monate dauerte, bis die Patienten optimal ansprachen, zeigte sich mit Tocilizumab schon nach zwei Wochen Therapie eine deutliche Wirkung.
Tocilizumab ist in Japan bereits zugelassen. In Europa soll es 2009 als Roactemra in den Handel kommen.

Quelle:
Pressekonferenz: „Tocilizumab – Innovative Zytokin-Hemmung bei rheumatoider Arthritis. Aktuelle Informationen vom EULAR-Kongress 2008“, veranstaltet von Roche Pharma AG/Chugai Pharma Marketing Ltd., Köln, 1. Juli 2008

Donnerstag, 10. Juli 2008

Plaque-Psoriasis: Neue Dosierung von Etanercept zugelassen

Die europäische Arzneimittelbehörde EMEA hat am 08. Juli 2008 Etanercept (Enbrel®) in einer Dosierung von einmal 50 mg pro Woche zur Behandlung der Plaque-Psoriasis zugelassen. Basis der Entscheidung sind positive Daten einer Studie von de Kerkhof et al., die belegen, dass 71 % der behandelten Patienten mit Plaque-Psoriasis unter Etanercept 50 mg einmal wöchentlich innerhalb von sechs Monaten PASI 75 erreichten.

Quellen:
http://www.wyeth.de/News_Presse/Aktuelle_Pressemitteilungen.aspx

Mittwoch, 9. Juli 2008

FDA: schärfere Warnhinweise bei Fluorchinolonen wegen Sehnenrupturen

Die amerikanische FDA verlangt, dass Beipackzettel zu Fluorchinolonen künftig einen Hinweis auf mögliche Sehnenschäden enthalten. Schon lange ist bekannt, dass es bei Therapie mit Fluorochinolonen zu Tendinitis und Sehnenrupturen kommen kann. Auch in den Fachinformationen wird darauf hingewiesen.
Die FDA fordert Patienten auf, auf Schmerzen und Schwellungen im Bereich der großen Sehnen (insbesondere der Achillessehne) zu achten und bei Verdacht auf eine Sehnenentzündung die Behandlung sofort zu beenden und mit dem Arzt Kontakt aufzunehmen.
Das Risiko für eine Tendinitis ist erhöht bei Patienten über 60 Jahren, bei Behandlung mit Glucocorticoiden sowie nach Organtransplantationen.
Quellen:
http://www.fda.gov/bbs/topics/NEWS/2008/NEW01858.html
http://www.fda.gov/cder/drug/infopage/fluoroquinolones/default.htm

Freitag, 4. Juli 2008

Rote-Hand-Brief zu Lenalidomid (Revlimid®)

Die Fachinformation von Revlimid wurde aktualisiert, weil präklinische Studien ergeben haben, dass Lenalidomid bei Tieren teratogen wirkt und daher auch beim Menschen eine teratogene Wirkung zu erwarten ist.

Quelle:
http://www.akdae.de/20/40/Archiv/2008/20080626.pdf


Freitag, 27. Juni 2008

EMEA: Neue Warnhinweise bei Etoricoxib

Bei Etoricoxib sollen neue Warnhinweise und Kontraindikationen aufgenommen werden. Es soll kontraindiziert sein bei Patienten, deren Bluthochdruck konstant über 140/90 mm Hg liegt und nicht kontrolliert werden kann. Außerdem muss der Blutdruck vor Therapiebeginn und regelmäßig während der Behandlung überprüft werden.

Quelle:
http://www.emea.europa.eu/pdfs/human/press/pr/32917708en.pdf

EMEA: Neue Warnungen und Kontraindikationen für Mutterkornalkaloid-haltige Dopaminagonisten

Die EMEA empfiehlt neue Warnhinweise und Kontraindikationen für Ergot-haltige Dopaminagonisten, die vorwiegend zur Behandlung der Parkinson-Krankheit eingesetzt werden:
Bromocriptin, Cabergolin, Dihydroergocryptin, Lisurid und Pergolid.
Die schon lange bekannte Nebenwirkung, die Entwicklung einer Fibrose, wird nun vom Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) nach neuen Daten anders bewertet: bei Dauertherapie können sich Fibrosen lange vor dem Auftreten von entsprechenden Symptomen entwickeln. Darauf sollte in der Produktinformation hingewiesen werden. Die Auflagen für die verschiedenen Substanzen sind unterschiedlich.
Cabergolin und Pergolid: sie sind auch bisher schon kontraindiziert bei Patienten mit Herzklappenproblemen und für die Zweilinientherapie von Parkinsonpatienten vorgesehen. Hier muss aufgenommen werden, dass der Patient vor und während der Therapie auf Zeichen einer Fibrose untersucht werden muss. Außerdem wird unter Nebenwirkungen aufgenommen, dass die die kardiale Fibrose häufig auftritt. Die maximal empfohlene Dosis wird auf 3 mg/Tag reduziert.
Bromocriptin und Dihydroergocryptin: Aufnahme der Kontraindikation: Patienten mit Klappenproblemen
Bromocriptin: Die maximal empfohlene Dosis wird auf 30 mg/Tag reduziert.
Bromocriptin, Lisurid und Dihydroergocryptin: Aufnahme einer Warnung vor dem Risiko einer Fibrose bei Patienten, die hohe Dosen über lange Zeit nehmen

Quelle:
http://www.emea.europa.eu/pdfs/general/direct/pr/31905408en

Donnerstag, 26. Juni 2008

EMEA empfiehlt Einschränkungen von Epoetin bei Krebspatienten

Die EMEA empfiehlt, Epoetin nicht mehr zur Anämiebehandlung bei Krebspatienten vorzusehen. Bluttransfusionen sollten für diese Indikation bevorzugt werden. Das Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) hat neue Daten bewertet, nach denen bei Krebspatienten unter Epoetin-Behandlung ein erhöhtes Risiko für Progression des Tumors, venöse Thromboembolien und kürzeres Gesamtüberleben besteht.

Quelle:
http://www.emea.europa.eu/pdfs/human/press/pr/33396208en.pdf

Neue Zulassungsempfehlungen der EMEA - Juni 2008

Das Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) der EMEA hat in seinem Treffen im Juni 2008 u. a. für folgende Substanzen eine Zulassung empfohlen:
  • Etravirin (Intelence) von Janssen-Cilag in Kombination mit einem geboosteten Proteaseinhibitor and anderen antiretroviral wirkenden Substanzen für die Behandlung der HIV-Infektion bei vorbehandelten Erwachsenen (mehr zu Etravirin in diesem Blog)
  • Lacosamid (Vimpat) von UCB Pharma, als Zusatztherapie bei Krampfanfällen mit oder oder sekundäre Generalisierung bei Patienten mit Epilepsie im Alter ab 16 Jahren (mehr zu Lacosamid in diesem Blog)
Für folgende Substanzen wurde eine Erweiterung der Zulassung empfohlen
  • Duloxetin (Cymbalta) von Lilly und Boehringer Ingelheim GmbH zur Behandlung von generalisierten Angsterkrankungen. Bisher ist Duloxetin für die Behandlung von schweren Depressionen und diabetischre Neuropathie zugelassen.
  • Bosentan (Tracleer) von Actelion zur Behandlung von Patienten mit pulmonaler arterieller Hypertonie Klasse II. Bisher ist Bosentan für Patienten mit PAH Klasse III zugelassen.

Quellen:
http://www.emea.europa.eu/htms/human/opinion/opinion.htm
http://www.emea.europa.eu/pdfs/human/press/pr/32726508en.pdf

Mittwoch, 25. Juni 2008

USA: neue Leitlinien zur antithrombotischen Therapie

Das American College of Chest Physicians hat die 8. Auflage der Empfehlungen zur antithrombotischen und fibrinolytischen Therapie publiziert. Sie sind als ein Supplement-Heft zur Zeitschrift Chest erschienen. Ein Teil der Leitlinien ist im Internet frei einsehbar, für weitere Teile ist ein Abonnement erforderlich. Die sehr umfangreichen Leitlinien enthalten zahlreiche A-Empfehlungen. Beispielsweise:
  • Jedes Allgemeinkrankhaus sollte Maßnahmen zur Prävention von venösen Thromboembolien entwickeln
  • Chirurgische Patienten mit niedrigem Risiko sollten möglichst rasch und häufig gehen, dies ist besser als eine medikamentöse Prophylaxe
  • Alle Patienten mit schwerer Verletzung sollten eine Routine-Prophylaxe erhalten

Quelle:
Antithrombotic and Thrombolytic Therapy, 8th Ed: ACCP Guidelines. Chest 2008;133:Number 6 Suppl, Juni: http://www.chestjournal.org/content/vol133/6_suppl/

Pharmazeutische Betreuung hilft Hypertonikern

In einer großen randomisierten Studie wurden drei Betreuungsverfahren für Hypertoniker untersucht:

  • Normale Betreuung
  • Blutdruckmessung zu Hause plus Web-basiertes Training
  • Pharmazeutische Betreuung plus Web-basiertes Training

Die Apotheker betreuten die Patienten telefonisch oder über das Web und erstellten Medikationspläne.

730 vorwiegende weiße Patienten im mittleren Alter von 59 Jahren wurden über 12 Monate so behandelt.

In den Gruppen mit normaler Betreuung und Blutdruckmessung zu Hause erreichten nur etwa 30 bis 35 % den Zielblutdruck. In der durch Apotheker betreuten Gruppe waren es immerhin 56 %, eine signifikante Besserung.


Quelle

Green BB et al. Effectiveness of home blood pressure monitoring, web communication, and pharmacist care on hypertension control. A randomized controlled trial. JAMA 2008; 299:2857-2867

http://jama.ama-assn.org/cgi/content/abstract/299/24/2857?etoc

Record2-Studie: Rivaroxaban verhindert Thromboembolien nach Hüftgelenksersatz

Eine Behandlung mit oralem Rivaroxaban über 31 bis 39 Tage verhindert thromboembolische Ereignisse nach Hüftgelenksersatz signifikant besser als eine subkutane Gabe von Enoxaparin über 10 bis 14 Tage. Dies ergab die randomisierte, multizentrische Record2-Studie (Regulation of coagulation in orthopedic surgery to prevent deep-vein thrombosis and pulmonary embolism) mit 2.509 Patienten.

Rivaroxaban (vorgesehener Handelsname Xarelto®, http://www.medpharm-text.de/service.html) ist ein oral applizierbarer Faktor-Xa-Inhibitor, Enoxaparin ein niedermolekulares Heparin.


2509 Patienten nach Hüftgelenksersatz wurden randomisiert mit 10 mg Rivaroxaban täglich oral über 31 bis 39 Tage (n = 1.252) oder mit 40 mg Enoxaparin täglich subkutan über 10 bis 14 Tage (n = 1.257) behandelt. Endpunkt war eine Kombination aus tiefer Venenthrombose, nicht tödlicher Lungenembolie und Gesamtsterblichkeit bis zu den Tagen 30 bis 42.

In die Analyse wurden die Daten von 864 Patienten der Rivaroxaban-Gruppe und von 869 Patienten der Enoxaparin-Gruppe einbezogen. Der primäre Endpunkt trat unter Rivaroxaban bei 17 Patienten (2,0 %), in der Enoxaparin-Gruppe bei 81 Patienten (9,3 %) auf, was einer absoluten Risikoreduktion um 7,3 Prozentpunkte entspricht.

Blutungen traten in beiden Gruppen vergleichbar häufig auf.

Quelle

Kakkar AK, Brenner B, Dahl OE, et al. Extended duration rivaroxaban versus short-term enoxaparin for the prevention of venous thromboembolism after total hip arthroplasty: a double-blind, randomised controlled trial. Lancet 2008; Published OnlineJune 25, 2008 DOI:10.1016/S0140-6736(08)60880-6

Samstag, 21. Juni 2008

Laquinimod bei multipler Sklerose

Laquinimod ist eine neue immunmodulatorisch wirkende Substanz, die zur Behandlung der multiplen Sklerose von der schwedischen Firma Active Biotech entwickelt und an Teva auslizenziert wurde. Vorteil der Substanz ist, dass sie oral genommen werden kann.


In einer randomisierten Phase-II-Studie in 51 Zentren aus neun Ländern wurden 720 Patienten mit schubförmiger remittierender multipler Sklerose (RRMS) über 24 Wochen entweder mit 0,3 mg oder 0,6 mg Laquinimod oder Plazebo behandelt. Die kumulative Zahl der Gadolinium-markierten Läsionen wurde in der Kernspintomografie von 4,2 (im Placebo-Arm) auf 2,6 gesenkt, was einer Reduktion um 40 % entspricht. Das weist auf eine Wirkung hin, belegt sie aber nicht.

Bei einem Patienten kam es unter der Therapie zu einem Budd-Chiari Syndrom. Der Patient hatte allerdings eine genetische Prädisposition (Heterozygotie auf Faktor V Leiden).
Eine bessere Bewertung dürfte frühestens nach Vorliegen der Phase-III-Studie möglich sein, die im Oktober 2007 begonnen wurde.


Quelle:

Comi G, et al. Effect of laquinimod on MRI-monitored disease activity in patients with relapsing-remitting multiple sclerosis:a multicentre, randomised, double-blind, placebo-controlled phase IIb study. Lancet 2008; 371:2085-2092.

http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140673608609186/abstract

Siehe auch http://www.medpharm-text.de/service.html

Mittwoch, 18. Juni 2008

FDA: Warnhinweise zu Antipsychotika bei Demenzkranken

Die FDA verlangt, dass in den Fachinformationen der konventionellen Antipsychotika vor einem erhöhten Sterberisiko bei der Off-label-Anwendung bei älteren Menschen mit Demenz gewarnt wird.

2005 hatte eine Meta-Analyse von 17 randomisierten klinischen Studien ergeben, dass atypische Neuroleptika das Sterberisiko im Vergleich zu Plazebo um 60 bis 70 % erhöhen. Deshalb wurde eine entsprechende Warnung in die Fachinfo der Atypika aufgenommen. In vielen Fällen wurden deshalb vermehrt ältere konventionelle Antipsychotika eingesetzt.
Gill et al. (Annals of Internal Medicine 2007; 146: 775-786) hatten in einer retrospektiven Kohortenstudie gezeigt , dass der Einsatz von atypischen Antipsychotika im Vergleich zu keiner Therapie das Sterberisiko erhöht – und zwar bereits ab dem 30. Tag nach Beginn der Therapie. In einer weiteren retrospektiven Kohortenstudie hatten Schneeweiss et al. (CMAJ 2007; 176: 627-632) konventionelle und atypische Neuroleptika direkt verglichen. Sie konnten zeigten, dass das Sterberisiko unter den konventionellen Antipsychotika mindestens so hoch ist wie bei den atypischen Antipsychotika. Jedoch kann aus diesen Daten nicht der Schluss gezogen werden, dass konventionelle Antipsychotika gefährlicher sind als Atypika.
Beide Substanzgruppen haben für diese Behandlung keine Zulassung. Allerdings gibt es zur Behandlung von Psychosen bei Demenzpatienten derzeit keine von der FDA zugelassenen Medikamente.

Quellen
http://www.fda.gov/cder/drug/InfoSheets/HCP/antipsychotics_conventional.htm
http://www.fda.gov/bbs/topics/NEWS/2008/NEW01851.html
http://www.annals.org/cgi/reprint/146/11/775.pdf
http://www.cmaj.ca/cgi/reprint/176/5/627.pdf

Montag, 16. Juni 2008

Ab 50 nur systolischen Blutdruck messen

Bei Patienten über 50 Jahre sollte in erster Linie auf den systolischen Blutdruck geachtet werden. Bryan Williams, University of Leicester and Leicester Royal Infirmary, UK, Lars H. Lindholm, Umeå University Hospital, Sweden, und Peter Sever, International Centre for Circulatory Health, Imperial College London, UK, sprechen sich in einem Beitrag im Lancet vom 17. Juni 2008 dafür aus. Der systoliche Blutdruck steigt mit zunehmendem Alter, während der diastolische Blutdruck nur bis zu einem Alter von etwa 50 Jahren steigt und danach eher wieder abnimt. Bei Patienten ab 50 Jahren steigt die Prävalenz der systolischen Hypertonie, während eine diastolische Hypertonie kaum noch vorkommt.
Um die Therapie und Überwachung der Patienten zu vereinfachen, schlagen die Experten deshalb vor, bei diesen Patienten nur noch den systolischen Blutdruck zu messen.

Paracetamol wird ab April 2009 teilweise rezeptpflichtig

Ab April 2009 werden Arzneimittel mit Paracetamol verschreibungspflichtig, wenn in einer Packung mehr als 10 g Paracetamol enthalten sind. Dieser neuen Regelung hat der Bundesrat am 13. Juni 2008 zugestimmt.
Leberschäden sind möglich, wenn ein gesunder Erwachsener einmalig mehr als 10 bis 12 g oder über einen längeren Zeitraum mehr als 7,5 g Paracetamol täglich einnimmt. Diese Grenzwerte sind bei Kindern geringer. Zudem ist Paracetamol in einigen Kombinationspräparaten enthalten, es kann dadurch zu unbeabsichtigten Überdosierungen kommen. Grundsätzlich sollten Schmerzmittel ohne ärztliche Verordnung nicht länger als drei Tage hintereinander und nicht häufiger als an zehn Tagen pro Monat eingenommen werden. Alle Schmerzmittel unterliegen aus Gründen des Verbraucherschutzes der Apotheken- oder Verschreibungspflicht.
Quelle:
www.abda.de

Samstag, 14. Juni 2008

Bexaroten: keine Wirkung bei NSCLC

Bexaroten ist ein synthetischer Modulator des Retinoid-X-Rezeptors, der bereits zur Behandlung des kutanen T-Zell-Lymphoms eingesetzt wird.

In der randomisierten Phase-III-Studie SPIRIT II (Studies providing investigational research in Targretin) wurde offen untersucht, ob Bexaroten zusätzlich zu einer Standardtherapie aus Carboplatin und Paclitaxel bei nicht chemotherapeutisch vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC das Gesamtüberleben verlängert.
In der multizentrischen Studie wurden in jeder Gruppe 306 Patienten randomisiert mit mindestens vier Zyklen Paclitaxel/Carboplatin ohne oder mit Bexaroten (400 mg/m² KOF täglich) behandelt. Wegen der Nebenwirkungen auf den Fettstoffwechsel erhielten die Patienten der Bexaroten-Gruppe zusätzlich Lipidsenker.
Im primären Endpunkt, dem Gesamtüberleben, zeigte sich zwischen den beiden Gruppen kein statistisch signifikanter Unterschied. Im Median überlebten die Patienten 8,5 Monate im Bexaroten-Arm und 9,2 Monate im Kontrollarm mit einer geschätzten Zwei-Jahres-Überlebensrate von 12,4% im Bexaroten- und von 16,3% im Kontrollarm.
Interessanterweise war das Gesamtüberleben bei Patienten mit starker Hypertriglyzeridämie signifikant länger als bei den Patienten mit wenig erhöhten Triglyzeridspiegeln (12,4 versus 6,6 Monate, p = 0,0001)und den Patienten im Kontrollarm (12,4 versus 9,2 Monate, p = 0,014).
Patienten mit ausgeprägter Hypertriglyzeridämie litten auch häufiger unter Hautausschlägen und Hypothyreoidismus als Patienten mit mäßiger Hypertriglyzeridämie.
Ob die Triglyzeridspiegel im Serum als Biomarker dienen können, um Patienten mit besonders gutem Ansprechen auf den Retinoidrezeptor-Modulator zu identifizieren, muss noch geklärt werden.

Quelle
Blumenschein GR, et al. Phase-III-trial comparing carboplatin, paclitaxel, and bexarotene with carboplatin and paclitaxel in chemotherapy-naive patients with advanced or metastatic non-small-cell lung cancer: SPIRIT II. J Clin Oncol 2008;26:1879-1885.